Balisto: Die süßeste Versuchung, seit dem es Zucker gibt!





Als vor 35 Jahren der US - amerikanische Lebensmittel - Hersteller Mars Inc. begann, den europäischen Markt mit einem weiteren Schokoriegel mit dem Fantasienamen " Balisto " aufzumischen, liefen die Umsätze in der ersten Zeit nur sehr schleppend. Das lag zum einen Teil daran, dass mit " Mars ", " Milky Way " oder " Snickers ". Dazu kamen auch noch " Raider ", aus dem dann " Twix " wurde, " Banjo " und " Bounty ", aber auch " Celebrations ", " M&M´s ", " Malteser ", " Dove " und schließlich " Amicelli " - allesamt Kalorien - Bomben und extrem Zuckerhaltiges, dass heute längst in jedem Pause den Schulkindern kredenzt werden kann, weil deren Erziehungsberechtigte statt einem gesunden Brot und Obst, lieber Euro - Münzen in die Tasche stecken.

Während Mars Inc. in den USA sich die Milliarden einheimst, leidet mehr als jeder dritte, junge Deutsche unter Übergewicht und Fettleibigkeit. Tendenz - natürlich jährlich steigend.

Ab 1981 versuchte also Mars Inc. mit dem neuen Dickmacher " Balisto ", den die Werbung zunächst wegen der Beigabe von Ballaststoffen, auch in Form Ceralien - Anteilen, als gesund und wertvoll anpries, auf dem Milliardenmarkt zu platzieren.

Das gelang jedoch erst viele Jahre später. Zunächst stockte der Umsatz oder lief nur schleppend an. Erst mit der Zunahme weiterer, dann flächendeckender Filialen der damals noch größeren Zahl an Supermarktketten, gelang es, den Schokoriegel mit schmackhaften Zutaten und sehr viel Zucker, besser zu verkaufen.

Als ich Ende der 1980er Jahre in meiner Wohnung in der Waterloostraße in Bremen, plötzlich und auch noch unerwartet, 5 braune Pappkartons vorfand, war mir zunächst nicht klar, woher diese stammten. Erst nachdem ich einen der Kartons geöffnet hatte und mir Dutzende, ja Hunderte jener verscheiden farbigen " Balisto " - Riegel entgegen kamen, war deren Herkunft geklärt.

Eine ehemalige Mandantin, deren Verlobten ich einige Male in diversen Strafrechtssachen vertreten hatte, stellte diese Pakete mit süßem Inhalt vor meine Eingangstür, weil ich irgendwann zuvor während eines Gesprächs in meinem Büro danach gefragt hatte. Die Dame verdiente ihr Brot, also ihr Geld - damals noch in harter Deutsche Mark - als Propagandistin bei der westdeutschen Niederlassung der Mars Inc. in Viersen / bei Mönchengladbach. Die Tätigkeit, für die ein hochtrabender Begriff verwendet wird, ist simpel. Es wird ein mobiler Stand in irgendeinem Supermarkt oder sonstigen Konsumtempel aufgebaut, von dem aus dann eine Aushilfskraft nach einem zuvor eingebläuten Schema einen oder mehrere Waren gratis an Kunden verteilt.
Standardfloskel ist hierbei: " Möchten Sie auch einmal probieren? "

Nun, meinen Mandantin verdiente ihre Moneten jedoch nicht nach Zeit, sondern nach der Anzahl der unter die Kunden verteilten Gratis - " Balisto " - Riegel. Als glühender Schokoladen - und Süßwaren - Fan bekam ich natürlich lange Ohren und fragte nach Gratis - Riegeln. Die bekam ich alsbald auch. Zuvor aber musste die Propagandistin noch meine Rechnung bezahlen und die ihres kriminellen Freundes. Dieses geschah eben bei Mars Inc. durch den " Balisto " - Werbe - Spuk. Der war nämlich für sie bald vorbei. Sie hatte keine Lust mehr und brachte die restlichen Pakete mit den verschiedenen Riegelsorten zu mir nach Hause.

Da standen sie nun vor der Wohnungstür. Ich wuchtete die Pakete in die Vorratskammer, wo sie sich zu den Apfel - und Orangensaftflaschen und den Konserven gesellten. Es dauerte nicht lange und ich begann den ersten Karton " Balisto " anzubrechen. Riegel für Riegel reduzierte sich die gigantische Menge an Kalorien - und Zuckerträger. Ich aß jetzt statt Kuchen vom Bäcker nebenan, nur noch " Balisto ". Am Morgen in der Straßenbahn, zu Mittag im Büro und am Abend beim Fußball glotzen. " Balisto " mutierte zu meiner Leib - und Magenspeise. " Balisto " überall!
Ich aß und aß und aß. So wie einst der VW Käfer - ohne Betrugsaggregate - lief und lief und lief.

Doch die Unmenge " Balisto " nahm kein Ende. Ja, mir kam es so vor, als würden sich die Riegel ständig vermehren. Der 10 cm lange, 3 cm breite und 2 cm hohe Riegel wurde zu meinem Albtraum auf Zeit. Ich bin mir nach so vielen Jahren nicht mehr ganz sicher, aber, ich vermutet es befanden sich in dem 50 cm x 30 cm x 30 cm großen braunen Karton 750 Riegel.

Nach vielen Monaten beendete ich den " Balisto " - Vernichtungsfeldzug, verschenkte eine Vielzahl der Schoko - Riegel und warf den Rest in die Mülltonne. Nie wieder " Balisto "! Diesen Treue - Schwur konnte ich über Jahrzehnte einhalten.

Da stand ich doch vor einigen Tagen an den Regalen mit den Süßwaren in der " Netto " - Filiale und sah mir - eher etwas unschlüssig - die restlichen Weihnachtsartikel an. Das Sortiment war schon arg dezimiert. Es verblieben überwiegend teure Packungen mit zwar edlen Inhalt, aber wenig Gegenwert. Da kam es mir gerade zupass, dass Mars mit seinem " Balisto " eine Sonderaktion eingeleitet hatte. 9 Riegel in der mir bekannten Verpackung zu einem günstigen Preis. Der ansonsten gehasste Riegel war mein Retter. Ich war sämtliche Skrupel über Bord und eine " Balisto " - Verpackung in der geläufigen orangenen Farbe in den Einkaufswagen.

 https://de.wikipedia.org/wiki/Balisto

Nach einigen Tagen waren 8 Riegel verzehrt. Der letzte Mohikaner bleibt jedoch noch. Bis die Enkel an Weihnachten erscheinen. Dann werde ich ihnen die " Balisto " - Geschichte erzählen.

Gut´s Nächtle mit den " Archies " und " Sugar, Sugar ". Aus dem Jahr 1969. Da gab es noch keinen " Balisto " - Schokoriegel; dafür aber bessere Musik:




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Widerspruch zwecklos!