Schneeflöckchen,Weißröckchen,jetzt bist du wieder hier- Warum sich die Jahreswechsel 1978 / 1978 und 2008/2009 vergleichen lassen.



Wir schreiben den 28. Dezember 1978. Nur noch wenige Tage bis zum Jahreswechsel, da zieht eine arktische Kaltfront von Skandinavien ausgehend über den nord-östlichen Teil Europas hinweg und verursacht eine katastrophale Situation in diesem Bereich.Was zunächst als eine Wetterkapriole aussah, entpuppte sich rund 3 Tage später als eines der größten Schneekatastrophen, die den Norden der BRD je heimgesucht hatten. In Schleswig-Holstein, den nord -östlichen Teilen der DDR bis in weite Teile Niedersachsens schneite es ununterbrochen. Hinzu kam ein bis Stärke 10 ansteigender Wind, der meterhohe Schneeverwehungen produzierte. Viele Straßen wurden unpassierbar, Bahnstrecken konnten nicht mehr befahren werden, ganze Orte, Dörfer oder Höfe wurden von der Außenwelt abgeschnitten. Die Bundeswehr oder die Nationale Volksarmee musste mit Panzern, schwerem Gerät und hunderten von Soldaten Straßen und Wege freiräumen.
Es gab Unglücksfälle, Verletzte, ja sogar Tote. In unzähligen Orten brach die Stromversorgung völlig zusammen. Die Landwirte bangten um ihre Existenz, weil die Futterversorgung und die elektrischen Melkanlagen nicht in Betrieb genommen werden konnten.
Ein Katastrophen-Winter, wie er sich in dieser Form nicht wiederholen sollte, weil die Verantwortlichen und die einst Betroffenen davon gelernt haben.
Es war eine bittere Erfahrung, die uns "Frau Holle" oder Jack Frost machen ließen.

Dabei begann es eher harmlos. Nach den Weihnachtstagen wollte ich mit meiner damaligen Freundin von Wilhelmshaven aus zu einem Kurzbesuch bei meinen Eltern aufbrechen. Bereits am Mittag des 28.12.1978 hörten wir über das Autoradio, dass eine Kaltfront, aus Skandinavien kommend, über Norddeutschland ziehend, einen Wetterumschwung bringen würde. Zuvor hatte es geregnet und es herrschten Temperaturen um 10 Grad.

Nachdem ich am späten Nachmittag im Weserbergland eintraf, begann es schon leicht zu schneien. Es wurde merklich kälter. Der nächste Tag war dann eher unspektakulär. Der Schnee blieb zunächst nicht liegen. Als wir uns dann am Abend des 29.12. dazu entschlossen, am folgenden Morgen wieder nach Wilhelmshaven zurück zu fahren, konnten wir noch nicht ahnen, dass dieser Plan bereits über Nacht über den Haufen geweht werden sollte. Der folgende Morgen des 30.12.1978 erbrachte dann die Katastrophenmeldungen über die Rundfunksender NDR II und WDR II, die wir ständig hörten. In den nördlichen Teilen des Bundesgebietes waren die Mehrzahl der Verkehrswege unpassierbar geworden, weil der Schneesturm meterhohe Verwehungen verursacht hatte.

Wir blieben also - nach heftigen Diskussionen - in Bad Eilsen und verbrachten den Jahreswechsel dort. Es wurde bitterkalt, der Schnee knirschte unter den Füßen, auf den Straßen bewegte sich rein gar nichts. Eine seltsame Szenerie zeigte sich uns, als wir um Mitternacht das Haus verließen, um das eher spärliche Silvester-Feuerwerk zu betrachten. Es waren kaum Nachbarn auf der Straße - Norddeutschland fror.

Am 02. Januar 1979 entschlossen wir uns dann zur Rückfahrt nach Wilhelmshaven.
Die Strecke kannte ich bereits durch unzählige Fahrten in Richtung Bremen und Wilhelmshaven.
Über Bückeburg, nach Scheie, Warber, Rusbend,den Schaumburger
Wald,Lade,Petershagen,Barenburg,Sulingen,Bassum,Bremen,Delmenhorst,
Ganderkesee,Hude,Oldenburg,Zetel, führte uns auch dieses Mal der Weg. Bereits die Strecke von Petershagen wies hohe Schneeberge am Straßenrand auf. Als wir dann auf die eher flache, teilweise unbebaute Teilstrecke von Petershagen nach Barenburg fuhren, zeigte sich das ganze Ausmaß des Schneesturms. Enorm hohe Verwehungen begleiteten uns. In dem kleinen R 4 kam ich mir vor, wie in einem Spielzeugauto, dass durch einen Tunnel aus Schnee fährt. Die Straßen waren zwar frei geräumt, jedoch erkannten wir an den Nebenstrecken, wie schwierig es noch immer war, an einzelne Höfe oder Bauten heran zu kommen.

Nach einer etwas länger dauernden Fahrt kamen wir dann endlich am frühen Nachmittag in Wilhelmshaven an. Das Schneechaos 1978 / 1979 hatte mich auch in einer anderen Weise auf eine harte Probe gestellt. Meine einstige Freundin war zunächst dermaßen uneinsichtig und verbohrt in ihrem Willen, bereits Tage zuvor zurück zu fahren, dass ich ihr anbot, sie zum Bahnhof nach Bückeburg zu fahren, damit sie dort mit dem Zug zurückfahren konnte.
Sie lehnte diesen Vorschlag schließlich ab - zu Recht, wie sich aus den späteren Nachrichten ergeben sollte.

Als ab dem 5. Januar 2009 die Nachrichten und der obligatorische Wetterbericht von einer heranziehenden Kaltfront sprachen, die Temperaturen von - 20 ° und weniger ergeben würden, kamen mir gleich jene Erinnerung an den Katastrophenwinter 1978/1979. Auch wenn die Medien in ihren Archivn herum suchten, um aus jener Zeit die Berichte zu senden, Kommentare zu veröffentlichen und Fotos wieder zu drucken, jenes Ereignis prägt sich bei den Betroffenen für viele Jahre oder sogar ein lebenlang ein. Der plötzliche Kälteeinbruch, die Rückkehr des Winters scheinen vielleicht auch erhebliche Zweifel der der Theorie der globalen Klimaerwärmung aufkommen zu lassen. Wenn diese auch wissenschaftlich fundiert nachgewiesen werden kann, so sind ihre eventuellen Auswirkungen auf die hiesige Region, auch die BRD, auf Europa weder von heute auf morgen, von einem Jahr auf das Kommende, von einem Jahrzehnt auf das Folgende sichtbar.
Wer glaubt, wir würden in der BRD nun eine Wüste erhalten, wir könnten mit Temeperaturen von durchschnittlich 25 - 30 ° jährlich rechnen oder bei uns wären zwei Ernten jährlich möglich, der irrt gewaltig.

Auch wenn der jetzige Winter zu keiner Schneekatastrophe geführt hat, so zeigt er doch, dass es ihn noch gibt. Überall dort, wo Fahrzeuge mit Dieselkrafstoff betankt, alsbald liegen blieben, nicht ansprangen und mehr als 20 % Kraftstoff zusätzlich verbrauchten, wo Wasserleitungen barsten, Rohre platzten, Hähne einfroren, wo Heizungsanlagen ausfielen, Fenster vereisten und Türen klemmten, dort konnten wir ratlose, schimpfende und genervte Menschen sehen. Die Medien waren präsent und zeigten uns jene kleinen, kleineren und größeren Malöre quasi hautnah. Der Aufmacher waren alsbald Schnee, Eis und Frost - so wie vor 30 Jahren!

Seitdem ist viel Wasser die Weser, die Elbe und den Rhein herunter geflossen. Die Zeiten haben sich gewandelt. Wäre der heutige Winter unter den Bedingungen von einst eingekehrt, so hätte er wohl genau jene Schäden verursacht, wie 1978/1979 - nur der Sturm fehlte.
Geschichte wiederholt sich eben doch!

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