Der Briefzusteller, ein unzuverlässiger Kantonist in den Zeiten der globalisierten Wirtschaft?




Eine Kurzmeldung in den Frühnachrichten bei MDR Info machte mich heute nachdenklich.Hier wurde von einem Brief - und Postzusteller berichtet, der die ihm zugeteilten Sendungen nicht an die Adressaten zugestellt, sondern in einem Waldstück entsorgt haben soll. Kein Einzelfall, von dem wie folgt berichtet wird:

Post im Wald entsorgt - Täter ist ermittelt

Bereits drei mal wurden in den letzten Wochen große Mengen Post im Wald entsorgt. Tausende Briefe, Pakete und Kataloge wurden unter Anderem am Sarchinger Weiher und bei Mittelsneukirchen bei Cham illegal im Wald abgeladen. Die Empfänger warteten vergeblich auf ihre Briefe. Jetzt scheint der Täter gefunden.

Ein 19-jähriger Mann, der mit der Briefzustellung für die Ortschaften Thalmassing, Köfering und Wolkering (Landkreis Regensburg) betraut war, hatte sich bei der Polizei gemeldet. Scheinbar ist der Druck auf ihn zu groß geworden, nachdem mehrere verschiedene Regionalmedien über die Fälle berichtet hatten (TVA-Beitrag)

Er sei mit der Zustellung überfordert gewesen, gab der Mann in der Vernehmung an. Die Abladeplätze hatte der junge Mann mehr oder weniger willkürlich gewählt.

Ungeklärt ist noch, was mit mehreren verschwundenen Wertgegenständen aus der entsorgten Post geschehen ist. Der geständige Postbote bestreitet die Gegenstände an sich genommen zu haben. Weil die Post an den Abladeplätzen für jeden zugängig war ist aber auch nicht auszuschließen, dass sich andere Passanten an der Post „bedient“ haben.

Angezeigt wird der Mann nun unter anderem wegen Verletzung des Post- und Fernmeldegeheimnisses.

Die liegengebliebene Post wird übrigens von der Post nachträglich zugestellt, soweit dies noch möglich ist.

Der Hintergrund für jene "Freveltaten" wird hier nicht klar, obwohl er längst bekannt ist. Die Post, aber auch ihre Konkurrenten zahlen "Dumpinglöhne" und lassen Arbeitsbedingungen zu, die an längst vergangene Zeiten erinnern. In einer Fernsehreportage heisst es u.a. hierzu:



Vierzig Stunden die Woche ordentlich arbeiten, doch das Geld langt hinten und vorne nicht. Wir haben Menschen getroffen, die genau in dieser Lage sind. Briefträger.

Das war einmal ein schöner Beruf, viel Bewegung, Kontakt mit Menschen und ein sicherer Arbeitsplatz bei der Post. Das aber war gestern, heute drängen immer mehr so genannte Briefdienstleister in das Geschäft, was nicht schlimm wäre. Warum soll sich nicht auch ein Großunternehmen wie die Post dem Wettbewerb stellen?


Aber viele neue Wettbewerber zahlen lediglich Hungerlöhne.


Tja, was war das vor vielen, vielen Jahren noch für ein krisensicherer Job. Einst, als die Deutsche Bundespost nocht nicht privat-wirtschaftlich, also Profit orientiert, ausgerichtet war, gehörte dieses Staatsunternehmen, zusammen mit der Deutschen Bundesbahn, zu den größten Arbeitgebern in der BRD. Der Aufbau war streng hierachisch, die Mehrzahl der dort Tätigen verbeamtet und die Besoldung eher gering. dafür gab es eine Arbeitsplatzsicherungsgarantie auf Lebenszeit. Der verbeamtete Postbedienstete war ein kleiner König hinter seinem Schalter, der Postbeamt im höheren Dienst, ein kleiner Kaiser, der Zustellbeamter aber immer noch ein Duodezfürst.
So kam er regelmässig auf seinen Touren durch mein Geburtsort, einem kleinen Nest im Weserbergland zwischen hannover und Bielefeld, mit seinem Dienstfahrrad die steile Feldstraße hoch gekeucht. Er hatte ein schwarze Ledertasche umgehangen. darin waren die Postsendungen fein säuberlich eingeordnet.

Mit hoch wichtiger Miene klingelte er an der Tür, wenn ein besonderer Brief oder eine Zahlungen, wie einst die Rente es war, übergeben werden musste. Ein wichtiger Beruf, denn er schaffte Vertrauen und Respekt, er war auch eine Art Seelenklempner, der oft ein offenes Ohr für die kleinen und großen menschlichen Probleme hatte.

Das nahe belegene Bad Eilsen hatte sogar eine eigene Postdienststelle. Dort waren in den 50ern bis 7oern über 15 Menschen beschäftigt. Dann wurde die Post zunächst noch umgebaut, aber in den 80ern geschlossen. Mit dem rapiden Rückgang der Kuren, der Patienten und der lokalen Wirtschaft hatte sie ihre Existenzberechtigung verloren. Es gab seit dem nur einen kleinen Filialbetrieb innerhalb eines Supermarktes.

Ende der 80er wurde auch die erste Postreform in Kraft gesetzt. Der einstige " Gelbe Riese " musste damit viele seiner Zuständigkeitsfelder aufgeben. Das Rundfunk - und Fernmeldewesen wurde ausgegliedert, die Sonderdienst, wie Geldtransfers wurden abgeschafft und ausgegliedert. Die Post wurde entschlackt.

Nach weiteren Reformen in den 90ern und darauf folgend, war nichts mehr so, wie es einst, nämlich bei Gründung der BRD vor etwa 60 Jahren eingeführt worden war.
Vorallem für das Personal bedeuteten die ungezählten Umstrukturierungen einen enormen Wandlungsprozess. Nicht nur das die Arbeistintensität zunahm, auch die Löhne und Gehälter veränderten sich ständig.
Wer heute bei der Deutsche Post AG eine Stelle im Zustelldienst hat, der darf sich nicht mehr sicher sein, dass ihm diese auch noch im nächsten Jahr bleibt.

Selbst eine Mitrarbeiter, der die Ausbildung in einem der vielen Schulungszentren durch laufen hat, kann von sich nicht sagen, dass er eine Stelle bei der Deutsche Post AG bis zum Rentneintritt behält.
So fühlt sich den so mancher Mitarbeiter überlastet und wirft die ihm anvertrauten Zustellsendungen weg, trägt sie erst gar nicht aus oder versucht einige Breifsendungen sogar zu manipulieren, in dem er / sie den Inhalt ( Geld, Eintrittskarten etc. ) entnimmt und die Sendung ohne Inhalt einwirft.

So wie überall auf der Welt, gibt es auch bei der DBP AG eine Reihe schwarzer Schafe.

Lustig ist es deshalb, wenn ein ehemaliger Postmitarbeiter seinen Ex-Arbeitgeber auf die berühmte Schippe nimmt. So, wie es unten der Fall ist:


Das kleine ABC des " Gelben Riesen " wird denn zunächst so aussehen:
A

Absender

Hörfunk- oder Fernsehstationen, die ihre Programme im flachen Winkel nach unten abstrahlen, damit sie auch in Souterrian- und Erdgeschoßwohnungen empfangen werden können.

Adresse

Leitcode, der die Brief- und Paketzusteller zu den Adressaten führen soll. Sehr zum Leidwesen der Zusteller ist die Adresse aber nicht immer eindeutig, manchmal ist sie nur sehr schwer, häufig gar nicht zu entziffern

Ansichtskarte

Luxusausführung der Postkarte, die neben der Standorteintragung jeder Niederlassung, Postfiliale und Postagentur auch eine Abbildung derselben zeigt, bei Eckgebäuden sogar die Fassaden-Ansichten in beiden Straßen. Die Ansichtskarte ist sowohl in schwarz wie auch in Farbe erhältlich.

B

Beamte

Weibliche und männliche Arbeitnehmer, auch bei der Post, die infolge ihres öffentlich-rechtlichen Dienst- und Treueverhältnisses lebenslang gegen Armut gesichert sind - aber leider auch gegen Reichtum. Die Öffentlichkeit hat etwas gegen Beamte. Das ist völlig unverständlich - Beamte tun doch nichts! Da die Post, seit sie Aktiengesellscheft ist, ihren Mitarbeitern nicht mehr zum Status des Beamten verhelfen kann, müssen die verbliebenen Beamten als Auslaufmodell angesehen werden.

Beutel

Transportbehälter, der aus dem gleichen Material hergestellt wird wie ein Sack, aussieht wie ein Sack, riecht wie ein Sack und dem gleichen Zweck dient wie ein Sack. Deshalb versteht kein Mensch, warum die Post ihre Säcke Beutel nennt.

Brief

Gemeinschaftsprodukt der Papierindustrie und der menschlichen Phantasie. Die eine liefert die Hardware, die andere die Software. Die meisten Menschen bekommen gerne Briefe - die meisten Menschen schreiben nicht gerne Briefe. Ein Problem, das der Quadratur des Kreises ähnelt.

Briefgeheimnis

Das bislang erfolgreich gebliebene Bemühen der Post, sich nicht hinter die Kulissen und in die Karten gucken zu lassen, damit niemand erfährt, wie sie es schafft, daß der größte Teil der täglich über 50 Millionen Briefe schon am nächsten Tag im Hausbriefkasten des Empfängers ist.

Briefkasten

Gelbes Gehäuse, je nach Bauart breitmäulig oder schlitzohrig, das allein zum Zwecke der Verschönerung des Straßenbildes aufgestellt oder an Hauswänden aufgehängt wird. Weil manche Leute aus lauter Übermutund ohne über die Folgen nachzudenken Briefe und Postkarten hineinwerfen, muß der Briefkasten ab und zu geleert und der Inhalt entsorgt werden.

Briefmarke

Einzelelement aus dem von der Post angebotenen umfangreichen Sortiment bunter Papierschnipsel unterschiedlicher Größe, Gestaltung und Preisklasse. Die Briefmarke wird von 10 Pf bis zu 7 DM angeboten, ohne daß auf den ersten Blick ein Qualitätsunterschied zu erkennen ist. Deshalb der gute Rat: Erst Prüfen und vergleichen, dann kaufen. Bis heute ist es der Post nicht gelungen, den angestrebten höchsten Qualitätsstandard zu erreichen: Marken mit glattem Rand herzustellen. Als Nachteil wird außerdem bemängelt, daß man den Preis nicht abmachen kann, wenn man beispielweise eine besonders schöne Briefmarke verschenken will.

Briefmarkenautomat

Mechanisches Gerät, das als Spielgerät in Vergnügungszentren oder zum Zwecke des Warenverkaufes aufgestellt und statt mit Münzen mit Postwertzeichen bedient wird. Das ist sehr praktisch, weil es bei Briefmarken mehr unterschiedliche Wertstufen gibt als bei Münzen.

Briefträger

Jeder Briefträger weiß, daß er existiert. Tut er aber nicht, sagt die Post. Sie beschäftigt statt dessen Zusteller von denen es zwei Arten gibt - der eine bringt die Briefe unde der andere die Pakete (beide gibt es in männlicher und weiblicher Ausführung).

Briefzentrum

Kann mit einfachsten Hilfsmitteln - nämlich mit Lineal und Bleistift oder Kugelschreiber - durch die Ermittlung des Kreuzungspunktes der beiden Diagonalen ermittelt werden. Nachdem die Post angekündigt hat, sie wolle 83 Briefzentren bis zum Jahr 1999 einrichten, hat der Deutsche Mathematische Vereinigung den Vorstand der Post auf die einfache geometrische Regel hingewiesen, daß zwei Geraden nur einen einzigen Schnittpunkt besitzen und ein Brief deshalb nur ein einziges Zentrum haben kann, und um Aufklärung gebeten, wie die Post in einem Rechteck 83 Zentern realisieren will. Die Absender und Empfänger von Briefen interessiert dieses Problem überhaupt nicht. Für sie steht im Zentrum eines jeden Briefes der Inhalt.

C

Christel

Name jeder Postlerin, auch wenn ihr amtlicher Taufname Petre, Elisabeth, Stefanie oder Kerstin ist. Wurde für die Operette "Der Vogelhändler" von Carl Zeller erfunden. Der Name Christel muß in den Peronalausweis oder Reisepaß nicht eingetragen werden, weil jeder weiß, daß jede Postlerin so heißt.

D

Dienstkleidung

Modernes, schickes und farbenfrohes Outfit der Postler, die, wenn sie hinter dem Schalter sitzen oder auf Zustelltour sind, unmittelbaren Kontakt zu den Kunden der Post haben, wobei die Zusteller das zumeist blaue und triste Straßenbild der Städte und Gemeinden ungemein auffrischen und gerngesehene Blickpunkte sind.

E

Einschreiben

Besteht aus nur einem Blatt Papier, von dem nur eine Seite beschrieben sein darf. Das Einschreiben wird ab der nächsten Ausgabe der Allgemeinen Geschäftsbedingungen Monogramm oder Unigramm genannt.

Entgelt

Der fehlgeschlagene Versuch, das bayrische mündliche "Vergelt`s Gott" in schriftliches Hochdeutsch zu übersetzen, mit der Folge, daß aus einer rein verbalen Dankbarkeitsbezeugung die Pflicht wurde, eine Handlung oder Dienstleistung mit Geld zu bezahlen.

E+1

Zauberformel der Post, nach der Briefe bereits am nächsten Tag beim Empfänger ankommen sollen, was nach den Gesetzen der Physik aber so unmöglich ist wie das Perpetuum mobile. Trotzdem sagt die Statistik, daß die Post es zu 87 Prozent schafft. Ein Zaubertrick, den noch niemand durchschaut hat.

Ersatzempfänger

Postkunde, dessen Briefkasten, wenn er keine individuell an ihn gerichteten Brief erhält, statt dessen mit Werbesendungen vollgestopft wird.

F

Fahne

Hängt die Post in den Wind, so wie andere ihr Mäntelchen. Manchmal haben auch Zusteller eine solche.

Flaschenpost

1. Briefe und Pakete an Versager.
2. Verpackungsart, die früher von Seebären, insbesondere nach dem Stranden auf einsamen Inseln, verwendet wurde, nachdem sie in etlichen fehlgeschlagenen Versuchen festgestellt haten, daß Briefumschläge nicht wasserdicht sind. Manchmal kam die Flaschenpost sogar an.

Frachtpostzentrum

Mittelpunkt einer Frachtpostsendung, der sich bei quaderförmigen Paketen dort befindet, wo sich zwei räumliche Diagonalen schneiden, zum Beispiel die von links unten vorne nach rechts oben hinten mit der von rechts oben vorne nach links unten hinten. Bei rollenförmigen Paketen ist die Ermittlung des Frachtzentrums etwas schwieriger.

freimachen

Hat für die Post eine andere Bedeutung als die für den praktischen Arzt oder für den Psychiater. Dabei macht man beim freimachen im Sinne der Post eigentlich gar nichts frei, sondern klebt im Gegenteil eine vorher freie Stelle mit einer Briefmarke zu.

G

Gehalt

Erhalten die Postler monatlich, sofern sie Beamte sind; Angestellte erhalten Vergütung, Arbeiter Lohn. Die Öffentlichkeit meint, die Postler bekommen mehr Gehalt, als sie verdienen, die wiederum glauben, sie verdienten mehr, als sie bekommen.

gelb

Unternehmensfarbe der Post. Gelb war im früheren China den Kaisern vorbehalten. Ist deshalb durchaus standesgemäß für die Post in Deutschland. Wurde hier aber erst 1949 zugelassen. Ein früherer deutscher Wirtschaftsminister hat einmal gesagt: "Ich habe schon viele Postminister kommen und gehen sehen - ob rot, ob schwarz. Nach einem halben Jahr waren sie alle gelb." Die Öffentlichkeit sieht bei Gelb aber meist rot, wenn ein Brief mal wieder zu lange unterwegs war oder eine weitere Postfiliale geschlossen wird.

Großbrief

Schreiben von Großmüttern und Großvätern und Großtanten und Großonkeln an ihre Großenkel und Großnichten und Großneffen und umgekehrt.

H

Hausbriefkasten

Geplanter kundenfreundlicher Service zur Steigerung der Qualität und der Imageverbesserung der Post, was sie dadurch erreichen will, daß sie einen gelben Briefkasten an jedem Gebäude anbringen bzw. vor jedem Haus aufstellen wird und die Kunden dann nicht mehr so weit laufen müssen wie heute.

Hundebisse

Häufige Verletzungsart bei Zustellern. Obwohl der Hund der beste Freund des Menschen ist, ist er der ärgste Feind des Zustellers. Womit ausreichend bewiesen sein dürfte, daß Zusteller gar keine richtigen Menschen sind. Wesentlich seltener als von Hunden werden Zusteller von Katzen, Papageien oder Meerschweinchen gebissen, von Goldfischen dagegen nie. Daß Zusteller in Bayern auch von Wolpertingern attaktiert werden, ist nach Meinung der ungläubigen Nordlichter aber nur ein Gerücht.

I

Infobrief

Schreiben, mit dem die Post einerseits ihre Mitarbeiter und andererseits seine Kunden regelmäßig über alle Neuerungen informiert, damit jeder jederzeit weiß, was er von seinem Arbeitgeber bzw. von seinem Dienstleistungsunternehmen erwarten und von ihm fordern kann.

Infopost

Die neue, moderne Post, die sich mit regelmäßigen Informationen über alle Neuigkeiten plötzlich als offenes Unternehmen, sozusagen als "gläserne Post" präsentiert.

Irrläufer

Brief- oder Paketzusteller, die wegen Hieroglyphen oder wegen fehlerhafter Anschriften oder falscher Postleitzahlen auf Briefen und Paketen auf der Suche nach den richtigen Empfängern durch die Straßen irren.

J

Jugendmarken

Briefmarken, die noch zu jung sind, als daß sie bereits zum Verkauf freigegeben werden können.

K

Kastenleerung

Tätigkeit, mit der regelmäßig so unnütze Gegenstände wie Breife und Postkarten aus den Briefkästen herausgeholt werden. Die letzte Kastenleerung findet grundsätzlich fünf Minuten vor dem Zeitpunkt statt, zu dem der Kunde abends seine Briefe einwerfen will.

Kunde

Der größte Störfaktor im Postbetrieb. Gäbe es nicht so viele Kunden, könnten die Postler ungestörter und damit wesentlich konzentrierter und viel effektiver arbeiten. Der Kunde tritt zumeist anonym auf, indem er seine Briefe heimlich in den Briefkasten wirft; viele sind aber so dreist, den Postlern in den Postfilialen ungeniert gegenüberzutreten.

L

Landzusteller

Wenn man begriffen hat, daß Briefzusteller Briefe zustellen, Paketzusteller Pakete und Eilzusteller Eilsendungen, fragt man sich, wie groß das Stück Land sein kann, das der Landzusteller dem Landmann ins Haus bringt.

Leerungszeit

Die Zeit, die ein durstiger Zusteller benötigt, um aus einer vollen Flasche Bier eine leere Flasche Bier zu machen. In Bayern gilt "eine Maß" als Maßstab. Die enthält zwar mehr Bier als eine Flasche; trotzdem sind die Leerungszeiten in Bayern nicht länger als nördlich des Mains.

Logo

Auch die Post hat ein solches Firmenemblem. Es ist das Horn, weil früher die Postillione in selbiges gestoßen oder geblasen haben. Ist doch logo, oder?

Luftpost

Wird stets als eine der großen Erfindungen der Post angesehen. Tatsächlich aber ist die Luftpost schon in der Bibel belegt: Sacharja 5,2: Ich sehe eine fliegende Schriftrolle, die ist zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit.

M

Maxibrief

Bezeichnung der Posthistoriker für das erste Schreiben, das Kaiser Maximilian I. (Kosename Maxi) 1490 auf dem historischen Postkurs von Innsbruck nach Mechelen im heutigen Belgien befördern ließ. Das Original des Maximilian befindet sich in den Postmuseen von Innsbruck, Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg und Mechelen.

Maximilian I.

Ex-Kaiser. Gilt als Gründungsvater der modernen Post in Europa. Er hatte die Idee; die Arbeit mußten - wie das bei Kaisern so üblich war - andere machen

Mitteilungsblatt

Informationsmedium für die Mitarbeiter der Post in einem sehr ungünstigen Format, weshalb es mit einer Perforation versehen ist, mit deren Hilfe es mit einem Griff in der Mitte geteilt werden kann.

N

Nachnahme

Darf der Zusteller nur rausrücken, wenn der Empfänger ihm an der Haustüre die Moneten bar auf die Hand blättert. Kann auch Mayer, Müller, Schulze sein, aber nur, wenn man das zweite "h" streicht.

nachsenden

Machen die Fernsehsender nach Spielfilmen und Talkshows. Heißt im TV-Jargon Nachspann.

Niederlassung

Repräsentanz der Post, die sie, um ihren Mitarbeitern ein möglichst harmonisches Arbeitsumfeld bieten zu können, dort eingerichtet hat, wo die Bürger, also die Kunden der Post, besonders nett und freundlich sind. Die Auswahl dieserStandorte erfolgte gemäß dem Spruch "Wo man singt, da laß dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder" in den 169 Städten, in denen es die meisten Gesangsvereine gibt. Die Abkürzung NL vermittelt übrigens durchreisenden Urlaubern aus den Niederlanden das Gefühl, hier ein Stück Heimat vorzufinden.

O

O-Beine

Typisches körperliches Merkmal langgedienter Zusteller zu Fuß, weshalb sie mit 60 Jahren wesentlich kleiner sind, als sie mit 18 waren.

Open service

Kundenfreundliche Maßnahme durch eine Hilfskraft, die in den Postfilialen den Kunden die Tür öffnet, wenn sie so viele Briefe oder Pakete heranschleppen, daß sie keine Hand freihaben, um es selbst tun zu können.

P

Päckchen

Verniedlichungsform von Paket, bedeutet also Pöpel. Wird auch von der Post transportiert, obwohl sie behauptet, den Personentransport schon vor langer Zeit eingestellt zu haben.

Papier

Der Stoff aus dem Die Briefe sind. Man sagt: Papier ist geduldig. Aber Cicero hat geschrieben: Papier errötet nicht. Es erröten jedoch oft die Empfänger von Briefen. Das liegt dann an dem Stoff, aus dem die Gedanken sind, die drinstehen.

Philatelie

Allgemein als Briefmarkenkrankheit bekannt. Die Philatelie befällt die Betroffenen im Normalfall zum ersten mal in frühen Jugendjahren, ohne bei den meisten Langzeitfolgen zu hinterlassen; sie werden resistent. Bei vielen bricht die Philatelie jedoch später noch einmal aus, dann aber mit sehr intensiven Symptomen, z.B. der Philatelonomie, die bei fast allen bis ins hohe Alter anhält. Jungen werden von der Philatelie häufiger befallen als Mädchen, Männer häufiger als Frauen.

Plattfuß

1. Typisches körperliches Merkmal bei Zustellern, die zu Fuß gehen.
2. Typische Ursache für Verspätungen bei Zustellern, die mit dem Fahrrad zustellen.

Postfach

Sparte der Wissensvermittlung im Ausbildungssystem der Post, das in das Post-Hauptfach und diverse Post-Nebenfächer aufgegliedert ist.

Postgeheimnis

Das Mysterium, das sich seit jeher um die Post rankt. Hier könnte es nun endlich gelüftet werden. Wird es aber nicht, weil es sonst keine Postgeheimnisse mehr gäbe.

Postkarte

Deutschlandkarte, in der lediglich all die Gemeinden eingezeichnet sind, in denne sich eine Niederlassung oder eine Filiale der Post oder eine Posagentur befindet. Alle anderen Orte sind ohnehin unwichtig.

Postkleiderkasse

Organisation für die Gestaltung und den Vertrieb der in Bezug auf Chic, Farbgestaltung und Qualität in der Welt unübertroffenen Dienstkleidungen der deutschen Postler. Es ist seit Jahren bekannt, daß die führenden Modehäuser in Berlin, Rom, Paris und New York sich regelmäßig auf krummen Wegen den Katalog der Postkleiderkasse besorgen, um daraus Anregungen für ihre neuen Kollektionen zu entnehmen.

Postleitzahlen

Fünfstellige Ziffernkombinationen, mit deren Hilfe die Post die Ortsnamen ablösen wollte, weil die Postleitzahlen bei schlechter Handschrift auf Briefumschlägen meist besser zu lesen sind. Das ließen sich aber die Gemeinden nicht gefallen, und nun stehen Postleitzahl und Ortsname nebeneinander drauf. Der kürzeste Ortsname ist übrigens "Au". Ihn tragen fünf Gemeinden in Baden-Württemberg und Bayern. Noch kürzere gibt es nicht. Trotzdem wurde auch ihnen eine fünfstellige Postleitzahl verordnet, hinter der der Ortsname recht kümmerlich aussieht. Beispiel 84072 Au. Umgekehrt ist es mit den Orden 66892 Bruchmühlbach-Miesau, bei denen sich die Posleitzahl vor dem langen Gemeindenamen ziemlich mickrig ausnimmt. Hier sollte die Post vielleicht noch etwas zulegen.

Postler(in)

Umgangssprachliche Bezeichnung für die Beschäftigten des Gelben Rießen, dessen Farbe im Laufe der Zeit auf sie abgestrahlt hat, weshalb sie - eingedenk ihres sprichwörtlichen Schnelligkeit - auch als "yellow dreams" bezeichnet werden.

Posträuber

Neuzeitliche Nachfolger der Piraten. Die Aktivitäten der Posträuber richten sich gegen die laufenden Boten und die Filialen sowie gegen die Steuermänner der gelben Flotte der Post, was für die heutigen Posträuber gegenüber ihren historischen Vorbildern den Vorteil hat, daß sie nicht segeln können müssen.

Postwertzeichen

Die Höhe des Wertes der Briefmarke, die der Absender auf den Brief oder das Päckchen klebt, ist ein Zeichen dafür, wieviel ihm die Post wert ist.

Q

Qualität

Gütermerkmal, das die Post als eines weniger deutscher Unternehmen auszeichnet

R

Rolf

Hat - wie alles bei der Post - Hand und Fuß. Rolf besteht hauptsächlich auch Hand und Fuß, hat aber auch einen Mund, eine Zunge, Zähne, vier Haare und eine schwarze Sonnenbrille. Rolf ist der frechste, aufmüpfigste, bockigste und widerborstigste Mitarbeiter, den die Post je gehabt hat. Er hat es verstanden, innerhalb von neun Monaten eine ganze Nation auf Trab zu bringen. Obwohl sein Name nur aus vier Buchstaben besteht, schaffte er es letztendlich, 80 Millionen Menschen von der Notwendigkeit fünfstelliger Postleitzahlen zu überzeugen - vor allem mit dem hirnrissigen Brüller "Fünf ist Trümpf".

Rollenstempel

Spezialstempel für das Entwerten der Briefmarken auf rollenförmigen Päckchen.

S

Sack

Schimpfwort. Hat deshalb bei der Post nichts zu suchen. Darum nennt die Post ihre Säcke Beutel.

Schalter

Im Gegensatz zum Lichtschalter wird hier nichts ein- oder ausgeschaltet. Dagegen werden die Schalter bei der Post nach einem komplizierten Öffnungs- und Schließungsplan geöffnet und geschlossen: Geöffnet werden in den Filialen der Post mindestens drei Schalter, wenn lediglich zwei Kunden bedient werden müssen; nur ein Schalter wird geöffnet, wenn mindestens fünf Kunden davor stehen.

Schnaps

Wird Zustellern hauptsächlich von lieben älteren Damen zur Stärkung der Konstitution sowie zum Schutz gegen Erkältung, von grünen Witwen hingegen als Lockmittel angeboten - von ersteren vorwiegend im Herbst und Winter, von letzteren zu jeder Jahreszeit.

Schnecke

Inoffizielles Wappentier der Post. Es gibt aber keinen Grund, das großartige Unternehmen der Post als Schneckenpost zu bezeichnen. Wer es trotzdem tut, will die Post vorsätzlich zur Schnecke machen.

Schreib mal wieder

Uralt-Slogan des Gelben Rießen, der offensichtlich aber nicht sehr erfolgreich war, denn die Zahl der Briefe nimmt langsam, aber sicher ab. Trotzdem muß kein Postkunde befürchten, daß sein Briefkasten eines Tages ganz leer bleibt, denn die Zahl der Urlaubspostkarten bleibt konstant und die der Rechnungen, Zahlungsaufforderungen und Mahnungen steigt, was bei manchen Postkunden schon zu Schreikrämpfen geführt hat, weshalb er beruhigt werden mußte: "Schrei nicht schon wieder". Wer keine Urlaubspostkarten, Rechnungen, Zahlungsaufforderungen oder Mahnungen erhält, wird automatisch Ersatzempfänger.

Sendung

Innerer oder göttlicher Auftrag. Trifft auf die Post und auf die Postler nicht zu. Hier gibt es keinen inneren Drang, und kein Postler befolgt eine Weisung von oben.

Sondermarke

Sonderangebot der Post, mit dem sich jeder gegen eine gering Gebühr eine individuelle Briefmarke zu einem besonderen Anlaß herstellen lassen kann: Geburt, erster Zahn, Einschulung, erstes Auto, Hochzeit, Scheidung, Firmengründung, Konkurs und vieles mehr. Die Sondermarke kann auch im Sonderformat geliefert werden, kostet aber dann mehr.

Sonderstempel

Spezialanfertigung mit besonders dünnem oder besonders dickem Griff für Postler mit extrem kleinen oder extrem großen Händen bzw. mit besonders langem oder besonders kurzem Griff für Postler mit extrem kurzen oder extrem langen Armen.

Standardbrief

Schreiben mit ständig wiederkehrenden Formulierungen - Beispiele: "Ich liebe Dich", "Ich brauche mehr Geld" oder "Mein Auto ist kaputt" - das man vorgedruckt im Postshop kaufen kann.

Stille Post

Da ist die Post ein Kinderspiel.

T

Telegramm

Service der Post, dem Empfänger eines Paketes telefonisch oder per Telefax vorab mitzuteilen, wie schwer das Paket ist. Die Gewichtsangabe muß nicht in Gramm erfolgen, sie kann auch in Kilogramm mitgeteilt werden.

U

unfrei

Es steht jedem frei, mit diesem Vermerk ein Paket ohne vorausbezahltes Entgelt abzuschicken oder ein ihm zugesandes Paket wieder zurückzuschicken, wodurch ihm letzteren Fall der ehemalige Absender unfreiwillig zum Empfänger wird.

unzustellbar

Eigenschaft von Garagenausfahrten, die so breit sind, daß sie mit einem Postauto nicht zugestellt werden können.

V

Verteilanlage

Mechanisch oder elektrisch betriebenes Gerät, mit dessen Hilfe nach dem Prinzip des Zufalls am frühen Morgen festgelegt wird, welchem Zusteller welcher Bezirk zugeteilt wird und wie viele Briefe er auf die Zustelltour mitnehmen muß.

W

Witze

Werden aus unerfindlichen Gründen auch über Postler gemacht.
Beispiel 1: Zusteller sind die dümmsten Arbeitnehmer. Sie bekommen sogar aufgeschrieben, wo sie überall hingehen müssen.
Beispiel 2: Alle Postler müssen morgens ein Stück Brot essen, dann hat wenigstens der Magen was zu arbeiten.

Z

Zusteller

Postler im Außendienst, der zuerst mit seinem Postauto die Garagenausfahrt zustellt und dann in aller Ruhe den Kunden die Pakete.

Kommentare

Unknown hat gesagt…
Hatte heute mal wieder einen Tag frei und somit wie immer im Netz gestöbert!

Fand diese Seite übers Postler ABC !

Habe mich köstlich amüsiert und werde diesen Blog in meiner Page:

http://www.landzusteller.de

verlinken!

mfg. H-J
Lobster53 hat gesagt…
Vielen Dank für die Blumen, Hans-Jürgen.
Nun, die Geschichte ist in der Tat so abgelaufen, wie ich sie hier geschildert habe. Leider dürfte der Fall keine neuen Erkenntnisse gebracht haben, denn der Leistungsdruck bei der Post ist inzwischen enorm geworden.Das quasi lyrische Berufs-ABC stammt allerdings nicht von mir. Trotzdem: Es gibt immer Wege, das ansich traurige Geschehen mit Humor zu verpacken, so wie es bei dieser Zusteller-Story erfolgt ist.

Schöne Grüße aus Dresden

Jürgen

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