Jeux Stich! Stich leeds six games to five,final set! Spiel,Satz und Sieg Michael Stich!
Als ich kürzlich zu der Bushaltestelle, die etwa 5 Minuten von dem Haus entfernt liegt, ging,erkannte ich schon aus einiger Entfernung ein Werbeplakat. Auf dem prangte das Konterfei eines mir doch bekannten Mannes. Ja, das Gesicht sticht sofort ins Auge. Aha! Stich, Michael, dachte ich noch so bei mir.
Überhalb des bereits etwas schütteren, jedoch dunklen Haupthaares stand geschrieben: "Schweigen grenzt aus". Unter halb prangt: " Gib AIDS keine Chance - die Michael-Stich-Stiftung". Auf der Rückseite, also der Rückwand jenes, standardisierten Bushaltehäuschens stand - unterhalb eines Babys, dass von einem Geier fliegend getragen in einem Wickeltuch eingebettet war:
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" HIV ist kein guter Start ins Leben." Ich dachte so:
" Es ist schlecht wenn, dass Leben schon schlecht anfängt."
Während ich mir die Zeit bis zur AnkunftdesBusses mit SPIEGEL lesen vertrieb, kamen mir noch andere Gedanken:
Was waren dass zu Beginn der 90er für schöne Tennisjahre. Michael Stich, Boris Becker, Stefanie Graf, Charly Steeb, Eric Jelen, Michael Westphal usw. Glanzjahre eben. Die sind nun längst vorbei.
Nachdem Boris Becker 1985, als 17-Jähriger das Wimbledon-Tunier gewann, stand fast ganz Westdeutschland Kopf. Es entwickelte sich eine wahre Tennis-Hysterie.
"Wir sind Tennis-Weltmeister!", titelte die BLÖD-Zeitung einst. Bumm, Bumm Boris - Tennis boomte seit jenem legändären Spiel gegen einen Australier namens Kevin Curren. Verzückt jubelten die Massen,die Mädchen fielen reihenweise in Trance und der Boulevard flippte völlig aus.
Das ist sehr lange her. Becker ist längst von der Bühne abgetreten, versuchte sein Glück in einer Ehe mit der dunkelhäutigen Barbara Feltus:
Am 17. Dezember 1993 heiratete Becker die Schauspielerin und Designerin Barbara Feltus, mit der er zwei Söhne hat (* 1994 und * 1999). Die Ehe wurde am 15. Januar 2001 geschieden.
Danach versuchte er sich mit weiteren, dunkelhäutigen Frauen:
Am 8. Februar 2001 zeigte das Ergebnis eines Vaterschaftstests, dass Becker auch Vater von Anna Ermakova (* 22. März 2000) ist. Mutter des Kindes ist das russisch-afrikanische Model Angela Ermakova. Details im Zusammenhang mit der Zeugung des Kindes („Besenkammer-Affäre“ und „Samenraub“) kamen an die Öffentlichkeit und beschäftigten lange die Medien.
Es folgten Kurz-Liebeleien und sonstige romantische Episoden. Seine echte Liebe schien er dann in der fast 15 Jahre jüngeren Sandy Meyer-Wölden gefunden zu haben, ehe - diese Liaison zerplatzte wie eine Seifenblase - er sich seit kurzem mit einer alten Liebschaft namens Lilly Kerssenberg gesehen wurde.
Während Becker seine Frauengeschichten pflegte, ging sein einstiger Widersacher Michael Stich in die Politik und zeigte sich hier als gesellschaftlicher Mahner gegen AIDS. Zu recht! Die Immunschwäche ist nach wie vor nicht heilbar, sie ist vererblich und zwar von der Mutter auf das Kind und sie endet immer noch tödlich.
Stich hat deshalb die volle Unterstützung der Gesellschaft bei der Bekämpfung jener Geisel des 20. und 21. Jahrhunderts eingefordert. Er muss sie bekommen.
Wenn seine Stiftung eben jenen AIDS-Kranken Hilfe anbieten kann, dann ist es eine gute Stiftung - im Gegensatz zu den Steuersparmodellen jener Halunken a'la Klaus Zumwinkel. Stich mahnt nicht nur, er lässt aufklären.
Das ist mehr als notwendig. Das Rad der gesellschaftlichen Aufklärungbereitschaft läuft seit vielen Jahren wieder rückwärts. Prüderie und Ignoranz, Dummheit und Intoleranz, Leichtsinnigkeit und Masochismus haben sich längst überall wieder breit gemacht.
HIV ist eine tödliche Gefahr - sehr richtig Michael Stich.
Nun hat Stichś Engagement jedoch zwei Seiten: Er ist CDU-Fan und FDP-Mitglied sowie FDP-Kandidat. Er bekennt sich zu der liberalen Marktwirtschaft, ohne jedoch deren Vorzüge - so wie einst Becker mit seiner Steueraffäre - bis zu ihren illegalen Grenzüberschreitungen auszunutzen. Stich hat Abitur, ist intelligent und redegewandt- Becker hat alle diese Eigenschaften nicht. Das sind die großen Unterschiede eben. Becker der Party- und Bayern-Fan gegen Stich, den sozial Ambitionierten und HSV-Fan. Nord gegen Süd, Intelligenzia versus Prolet, Staatstragender im Clinch mit einem Steuerhinterzieher.
Das Volk liebte einst Becker - über viele Jahre. Stich hatte gegen ihn da keine Chance. Als er 1991 gegen Becker das Wimbledon-Turnier gewann, dachte er, er wird damit automatisch der Sportler des Jahres " - nein! B.B. wurde es erneut und zwar weit vor ihm. Eine riesige Enttäuschung für Stich.
Realistisch betrachtet liebten die Michel eben die Figur Becker, der einst mit dem Trainer Günther Bosch und seinem Manager Ion Tiriac eben jenen Bonus erhielt, der dem eines Kaisers gleich stand. Becker war der kleine Malocher am Band, Becker war der Unteroffizier in der Bundeswehr, Becker war der Sachbearbeiter beim Amt. Kleine Leute eben, großen Träume und deutsch. Mit dem Einzelspieler Becker hieß es auch den Kampf Mann gegen Mann wieder salonfähig zu machen. Wer Tennisbälle wie Geschosse dem Gegner um die Ohren knallt, der ist ein Held. Der Schläger wird zur Waffe, zu einem verlängerten Penis, zum Statussymbol.
Beckerś Tennisboom hielt über viele Jahre an. Stich hat dazu auch seinen Beitrag geleistet - bis Mitte der 90er, dann blieben die Nachwuchsspieler aus. Die Ära Becker ging am 08. 12, 1999 zu Ende. Zwei Jahre vor ihm trat Stich vom aktiven Tennissport zurück.
Die Biographien beider Ausnahmespieler gingen dann jedoch extrem weit auseinander. Das hat wohl auch etwas mit Intelligenz zu tun. Becker, der einfach strukturierte, der in den unzähligen Interviews mehr "Ähs" produzierte, als sinnvolle Aussagen; Stich der Rhetoriker, der exzellentes Deutsch spricht und Formulierung nutzt, die wie Peitschenhiebe wirken.
Seine Aktivitäten für den Kampf gegen die Seuche AIDS haben allerdings einen realen Hintergrund: Er war bis 2003 mit der Ex-Schauspielerin und Ex-Westphal-Freundin Jessica Stockmann zusammen, die ihm mit Sicherheit von dem Leidensweg des jungen Michael Westphal erzählte.
Ich habe mir all jene Gedanken desalb gemacht, weil ich seit Beginn des - oft nur von den Medien inszenierten - Zweikampfes Becker versus Stich, dem gebürtigen Elmshorner eher eine Vorbildfunktion für viele Menschen in diesem, unserem Lande, übertragen konnte, als jenem medial aufgeplusterten Leimener.
Wenn es einst - zu den Hochglanzzeiten - um Tennissport ging, dann war der Name Volker Kottkamp, jener SWR-Radio - und Fernsehrjournalist - in aller Munde. Kottkamp war einst " Mr. Tennis ", er war das Sprachrohr für die - ehemals im grauen Niemandsland - dahin dümpelnde Randsportart. Dann kamen Becker, Stefanie Graf und Michael Stich. Die unzähligen Tennisturniere in aller Welt, sie belegten unzählige Tage, mit ungezählten Stunden an Tennisübertragungen. Gähnend wandte ich mich noch während der Spitzenzeiten diesem Rummelplatz ab. Bereits in den 80ern interessierte mich der Tennissport nur wenig.
Es gab jedoch eine riesige Masse, die bis spät in die Nacht an der Glotze hing oder in den frühen Morgenstunden wieder aufstand, um ein Spiel jener Protagonisten live zu sehen.
Mit dem zwangsläufigen Ende des Booms, reduzierte das Massenmedium Fernsehen auch die Übertragungen von jener Sportart, deren Ausübung einst nur den Reichen und Privilegierten vorbehalten war. Das ist noch länger her. Tennis hat sich zum Industriesport entwickelt. Der Sport zog dann hunderttausende an Menschen in sehr viele Vereine. Inzwischen sinkt deren Zahl drastisch - ein Schrumpfungsprozess eben, der damit begründet zu sein scheint, dass es an Idolen fehlt. Wenn jedoch jene Leitfiguren fehlen, fehlt auch die Identifikation mit dieser Sportart. Die Namen im 3. Jahrtausend sind so unbekannt, wie die Länder aus denen sie stammen - deutsche Spitzenspieler gibt es seit vielen Jahren nicht mehr.
Der einstige Massen - und Breitensport zieht sich in jenes Terrain zurück, aus dem er einst gekommen war. Dennoch bleibt diese Sportart nach wie vor beliebt. In jeder besseren Hotelanlage gibt es mindestens einen Tennisplatz
Neben der Schwimmanlage oder sogar einem Golfplatz, darf eine Tennisanlage nicht mehr fehlen. Freizeitgestaltung auf hohem Niveau eben!
Hiervon können jedoch viele Menschen auf unserer Welt nur träumen. Hier ist das nackte Überleben bittere Realität, hier sind Krankheit und Tod an der Tagesordnung, sowie auch AIDS.
Stich hat wieder geheiratet - glamorös auf Sylt. Ein großes Medienspektakel wurde für eine große Feier zelebriert. Stich ist wohlhabend, auch wenn er darüber nicht so gerne in der Öffentlichkeit spricht. Becker ist Multi-Millionär, deshalb zeigt er es auch in der Öffentlichkeit. Kottkamp wurde Ende letzten Jahres verabschiedet - als leitender Mitarbeiter mit Pensionsansprüchen bis zum Lebensende. So schließt sich der Kreis wieder.
Jeux Stich!
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