Es geht ein Bi-Ba-Butzemann in unserem Kreis herum oder: Warum schwarze Pädagogik eine Renaissance erfährt.




Noch bevor ich das exzellent geschriebene Buch von Peter Wensierski " Schläge im Namen des Herrn " zu Ende lesen konnte, ließ mich eine Meldung aufhorchen:



Einige, noch nicht vollständig geklärte Vorfälle, um eine Kindertagesstätte in der Gemeinde Neuensalz sorgten für reichlich Gesprächsstoff im Vogtland. Die dort im Ortsteil Mechelgrün geführte Kita " Sonnenkäfer " soll zwei Erzieherinnen eine Betreuung übertragen haben, die dann diese Kinder häufiger misshandelt hätten. Diese sind inzwischen vom Dienst suspendiert. Eine Sprecherin der Kriminalpolizei Zwickau bestätigte am 30. April 2009, dass Ermittlungen eingeleitet worden seien.

Die erhobenen Vorwürfe sind gravierend: Die beschuldigten Erzieherinnen sollen die Kinder geschlagen, mit Zwangsfütterungen gequält und einige Male auch Erbrochenes wieder an die Kinder verfüttert haben. Außerdem sei den Kindern ihre eingenässte Unterhose ins Gesicht gedrückt worden.

Die Details sind in einem Schreiben aufgelistet, mit dem sich eine weitere Kita-Mitarbeiterin an die Neuensalzer Bürgermeisterin Carmen Künzel gewandt hat und die die Dienstaufsicht über die von Gemeinde als Trägerin der Einrichtung, dort tätigen Mitarbeiterinnen zu führen hat. Der "Sonnenkäfer" wird von Kindern im Alter von einem bis sieben Jahren besucht. Die vorgeworfenen Mißhandlungen sind - nach dem Schreiben zufolge - aber vor allem an den jüngsten Kindern erfolgt.

Eltern, die die Ermittlungen letztlich ins Rollen gebracht hatten, werfen aber auch der Bürgermeisterin Künzel vor, bereits seit längerem von den Vorfällen gewusst ,jedoch doch nicht pflichtgemäß eingegriffen zu haben. Schon vor drei Wochen war die Kindertagesstätte "Sonnenkäfer" in die Schlagzeilen geraten, weil Kinder daheim erzählten, dass sie von einer weiteren Erzieherin schon einmal ein Pflaster auf dem Mund bekommen hätten, damit sie ruhig sind. Diese Vorwürfe hat eine junge Erzieherin, die erst seit Kurzem in der Kita arbeitet, der Kita-Leiterin, der zweiten Tagesstätte in Mechelgrün geschildert.

Wie Vertretern des Elternbeirats mitgeteilt wurde, ist die betreffende Erzieherin von der Bürgermeisterin sofort suspendiert worden. Bürgermeisterin Künzel habe ferner Berichte von den weiteren Beschäftigten angefordert. Den nachfragenden Eltern habe Carmen Künzel gegenüber bekundet, dass die Angelegenheit damit beendet sei.

Der gesamte Umfang der Vorfälle im "Sonnenkäfer" kam erst ans Tageslicht, als zwei Mitarbeiterinnen das Handeln ihrer verbliebenen Kollegen nicht mehr ertrugen und sich an den Elternbeirat wandten. "Bei dieser Zusammenkunft sind Tränen geflossen", erinnert sich eine Teilnehmerin. Die Beiratsmitglieder seien fassungslos gewesen, wie mit ihren Kindern in Mechelgrün umgegangen worden sei. Die übrigen Eltern erfuhren von den Vorwürfen erst am 28. April bei einer weiteren Versammlung. Auch hier habe Entsetzen und Betroffenheit geherrscht. Einige Mütter und Väter konnten danach das festgestellte, veränderte und ängstliche Verhalten ihrer Kinder nachvollziehen. So sei einigen Eltern aufgefallen, dass ihre Kinder zuhause, die verschmutzte Unterwäsche zu versteckten, wenn ihnen einmal ein " Missgeschick " unterlaufen sei. Die Eltern halten das für eine Folge der Behandlung durch jenen Erzieherinnen, in der Krippengruppe.

In dem an die Gemeinde Mechelgrün gerichteten Schreiben,wird auch von einem oftmals sehr lieblosen und aggressiven Umgang mit den Kindern gesprochen, was zur Folge habe, dass sich einige Kinder vor den Erzieherinnen fürchteten.

Dazu besteht inzwischen kein unmittelbarer Anlass mehr. Nachdem sich der Elternbeirat am Montag an das Jugendamt in Plauen gewandt hatte, wurden die beiden Erzieherinnen sofort vom Dienst freigestellt. Als Begründung wird dort angeführt, dass "eine fachlich nicht korrekte Arbeit von drei Erzieherinnen im Umgang mit Kindern festgestellt" worden sei. Daraufhin habe man die Gemeinde "im Sinne des Kindeswohls beraten". Weitere, noch laufende Prüfungen würden "zeitnah abgeschlossen".

Ob wohl die Eltern bei ihrem Treffen am 28. April noch weitere Fragen gehabt hätten, seien weder Bürgermeisterin Künzel noch Vertreter des Jugendamts nahmen bei der anberaumten Versammlung anwesend gewesen.

So ist es manchmal, wenn die begehrten Posten und Pöstchen mit unangenehmen Aufgaben und Vorkommnissen verbunden sind. Schnell wird das Handtuch geworfen und sich eingegraben. So geschehen auch in dem Örtchen Mechelgrün, im beschaulichen Vogtland, nahe der Grenze zum noch provinzielleren Bayern, dort, wo die Uhren seit vielen Jahrzehnten ohnehin anders ticken. Langsamer eben, was die Umsetzung des Zeitgeistes betrifft.

Aber selbst in dem Dorf Mechelgrün,das verwaltungstechnisch der Gemeinde Neuensalz zuzuordnen ist, einem Ort mit 2367 Einwohnern, sind wohl seit vielen Jahren die Uhren stehen geblieben - zumindest, was die Kinderbetreuung angeht. Anders lässt sich dieses Stück aus dem Tollhaus nicht erklären. Da können zwei oder sogar drei frustrierte Erzieherinnen quasi Schalten und Walten, wie es ihnen beliebt. Da werden - wohl nachweislich - kleine Kinder - je nach Tageslaune - misshandelt und in der Gruppe bloßgestellt Die Relikte aus der einstigen Steinzeitpädagogik, der angeblich so wunderbaren Wirtschaftswunderjahre, die sich auch in der DDR dem westdeutschen Muster sehr ähnelten, nur, dass statt der Kirche, der Staat die Misshandlungsfunktion eingenommen hat, sie sind wohl noch nicht abgelegt worden. Die tollen 1950er und 1960er Jahre: Hier der Adenauer-Mief, dort der Ulbricht-Unrechtstaat; hier die CDU-Diktatur, dort die Diktatur des Proletariats in Form der SED, hier die Kirchenfürsten, dort die Funktionärskaste. Wie sich doch die Bilder gleichen!

Die Gründung der BRD ist fast 60 Jahre her, die deutsche Wiedervereinigung annähernd 20 Jahre. An den finsteren Erziehungsmethoden hat sich eben nichts geändert. Oder sollte Neuensalz - Mechelgrün nur eine Ausnahme darstellen?

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