I want to be elected! Ich auch! Wer nicht?

Ein Gang entlang der lokalen Raserstrecke " Wiesbadener Straße " brachte mich bereits letzte Woche ins Grübeln. Irgend etwas hatte sich verändert. Dass die Bäume, Sträucher und Rasenflächen nun ein sattes Grün zeigen, das ist mir längst nicht mehr entgangen. Nach einigen weiteren gelaufenen Metern konnte ich jene Änderungen im Straßenbild dann schwarz auf bunt lesen: Die Parteien hatten ihren Wahlkampf mit den üblichen Plakaten eingeläutet. Die Größen jener Pappmaché - Tafeln haben sich wohl seit vielen Jahrzehnten nicht geändert. Es gibt hierzu bestimmt - so wie im übrigen Leben auch - ein Gesetz nebst erordnung, dass die Wahlwerbung auf diesen Tafeln regelt. Was nie gleich geblieben ist, dürften die Wahlslogan und die Köpfe der unzähligen Kandidaten sein,die sich für einen Platz in den Parlamenten bewerben.

So auch dieses Jahr. Da stellt sich ein Kandidant der SPD mit dem deutschesten aller deutschen Namen " Müller " vor. Er sieht auch so aus, wie Deutsch-Müller. Eine FDP-Kandidatin trägt zu allem Ungemach auch diesen Namen. Während SPD-"Müller" kaum noch Haare auf dem Kopf vorzeigen kann, dafür die typische "Denkerstirn " präsentiert, zeigt sich " Lieschen " FDP-Müller mit einer platin-blonden Frisch-Frisör-Tracht, halblang und im hyper-modernen Allrounderinnen-Look, aero-dynamisch und emanzipiert. FDP-Welle eben!

Der Kandidat der CDU sieht jünger als sein SPD-Konkurrent aus, hat eine windschnittige Kurzhaarfrisur und ist glatt rasiert, wie ein Kinderpopo. CDU like eben! Seine Physiognomie erinnert mich ein wenig an einen bekannte Radio Bremen Eins-Moderator namens Dirk Böhling. Aber eben nur ein bisschen, ein büschen Dirk Böhling. Denn zwischen dem sächsischen, dem Dresdner - Verschnitt und dem Bremer Original liegen wohl Welten.
Wer das Sagen, die Macht und das meiste Geld im Wahlkampf hat lässt sich denn sehr schnell heraus finden. Auf ein Plakat der SPD kommen drei der CDU und zwei (oho!) der FDP. Die anderen Parteien werben hier nicht.

So gehe ich denn weiter, im Gedanken an die bevorstehende Wahl. Dessen Datum mir aber dennoch nicht ad hoc einfällt. Die Landtagswahl muss doch im Juni sein. Oder nicht? Auf dem Rückweg von einem Mini-Einkauf stehe ich vor dem Briefkasten und halte, nachdem ich diesen aufgeschlossen habe,finde ich neben dem abonnierten "SPIEGEL" einige Postkarten. Eine erinnert mich an den " 20%"-Baumarkt ( auf alles, außer Tiernahrung), eine weitere entpuppt sich als Einwurfpapier für eine Altmetall - oder Schrottsammlung, eine dritte ist zwar falsch adressiert, kommt jedoch den anderen beiden Postkarten sehr nahe: es sind Wahlbenachrichtungen. Lag ich also doch mit meiner Vermutung nahe.

Am 7. Juni finden die Wahlen zum Europäischen Parlament, kurz, die Europawahlen, statt. Außerdem die Stadtratwahlen. Dann sind die Landtagswahlen eben später. " Get ready4 Vote!" so prangte es schon vor einigen Monaten auf die überdimensionierten Werbetafeln an einigen Plätzen der Landeshauptstadt. Dieser - wohl eher teure,unverständliche und unsinnige - Slogan wird mit Sicherheit keine zusätzlichen Wahlberechtigten an die Urne locken. Sei's drum, die ausführende Werbefirma und die Druckerei hat ihren Auftrag längst bezahlt bekommen. Die Glücklichen!

Beim letzten Blick auf jene weißen Wahlbenachrichtigungskarte kommt mir der Straßenbeleuchtungsmast an der Tharandter Straße, visa vi zu einer Supermarktfiliale, wieder in den Sinn. Da prangten doch sage und schreibe fünf Wahlplakate übereinander befestigt dem vorbei rasenden Automobilisten entgegen. Ganz unten, die CDU, gefolgt von der SPD, dann die FDP, es folgt Die Linke und in schwindelerregender Höhe von mindestens 3,50 Metern, ein Plakat der NPD. Jener Chaotenpartei, deren Existenz sich auch ohne Verbotsverfahren vor dem Bundesverfassungsgericht alsbald erledigt haben dürfte, den die Neofaschisten sind faktisch pleite. Dennoch trommelt der sächsische Ableger, der immerhin noch im Landtag vertretenen Flachdenker, aus voller Inbrust. Mit sensiblen Themen, wie Integration und Angst für Überfremdung versuchen die Unbelehrbaren es auf eine unschlüssige Formel zu bringen: " Touristen willkommen! Kriminelle Ausländer raus!" Na, dann sollen diese law and order - Marktschreier sofort in ihren eigenen Reihen nachsehen. Demokraten erlaubt, rechtsradikale Schläger in den Knast!

Beim Aufschließen der Haustür kommt mir - angesichts der nichtssagenden Wahlslogan - der erhellende Gedanke, nach Gründung einer eigenen Partei. Als Wahlkampfmotto könnte dabei dienen: " I want to be elected! ". Ob das allerdings Jeder versteht?

Top rank cut of meat, I'm your choice
I want to be elected
A yankee doodle dandy in a gold rolls royce
I want to be elected
Kids want a savior, they don't need a fake
I want to be elected
We're all gonna rock to the rules that I make
I want to be elected
Elected, elected, elected, woah
I want to be elected for the United States Of America
"Wait here Mr. and Mrs. America, I want you to see
the candidate who will take the country by storm."
I never lied to you, I've always been cool
I want to be elected
I taught you how to vote, and I told you 'bout school
I want to be elected
Elected, elected, hallelujah, woah
I want to be elected for the United States Of America
We're gonna win this one, take the country by storm
We're gonna be elected
You and me together young and strong
We're gonna be elected
Elected, elected
Respected, selected, call-collected
I want to be elected
If I'm elected I'm gonna support a new party
A third party, a world party
So be my punks from the west of the Bronx
New York, Detroit, Chicago, Los Angeles, every fucking person
And personally I don't care

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?