Was ist denn eigentlich " bürgerschaftliches Engagement "?

Die " Quasselrunde " bei Anne Will brachte es einmal mehr an das Tageslicht: Der Staat ist pleite! Deshalb muss er sich aus seiner sozialen Verantwortung zurück ziehen und dem Bürger ein breites Terrain überlassen, auf dem er sich so richtig austoben kann. Der Begriff " Ehrenamt " hat dafür nicht die erwünschte Publicity, deshalb wird das " Ehrenamt " flugs in ein polit--bürokratisches Wortkonstrukt um gewidmet. Das " Ehrenamt " darf sich nunmehr - hoch offiziell - " bürgerschaftliches Engagement " nennen. Doch, o weh, während der Durchschnittsmichel unter " Ehrenamt " noch jene freiwilligen Funktionen subsumieren konnte, die sich schlankweg in der Freiwilligen Feuerwehr, dem Malteser Hilfsdienst oder dem Jugendtrainer eines der ungezählten TuS, TSV oder SV einordnen lassen, fällt ihm zu dem hoch trabenden Begriff des " bürgerschaftlichen Engagements " rein weg gar nichts ein. Wie auch? Kann er bereits das aus der französischen Sprache herkommende Wort " Engagement " zum überwiegenden Teil nicht korrekt schreiben. Auch mit der Aussprache hapert es bei so manchen Bürger gewaltig.

Seit dem 10. Mai 2009 aber müsste doch alle BRD-Bürgerinnen - und Bürger hinlänglich bekannt sein, was unter dem Wortungetüm "bürgerschaftliches Engagement " tatsächlich zu verstehen ist. Da brach das Erste Deutsche Fernsehen in Verbindung mit den ARD-Rundfunkprogrammen eine Propaganda-Woche vom Zaun, dass einem Hörer und Seher nur so die Ohren und Augen schmerzten." Ist doch Ehrensache! Wie Menschen sich für die Gesellschaft engagieren“, so wird das vom BR, einem nicht gerade für ivestigativen Journalismus bekannten ARD-Sender aus München, initiierte Schwerpunktthema dem Seher und Hörer kredenzt.

In unzähligen Sendungen lobpreisten die TV-Journalisten, deren Radiokollegen und auch die Riege der Politiker jedweder Couleur die Tätigkeiten der vielen Damen und Herren, die während ihrer Freizeit sich einem oder sogar mehreren " Ehrenämtern " widmen. Lediglich gegen eine Aufwandentschädigung werden dort Funktionen auf diversen sozialen Feldern ausgeübt. Ob nun im Altenpflegebereich oder beim Zaun streichen, die freiwilligen Helfer sind überall.

Ein hoch technisiertes Land, eine extrem komplexe Gesellschaft und ein überbürdender Staat, dessen Aufgaben-Vielfalt schon längst nicht mehr finanzierbar ist, sind auf die Millionen ehrenamtlich tätigen Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Mit zunehmender Staatsverschuldung mehr denn je. So weit, so gut. Aber: Muss ein Sammelsurium zu diesem Themenbereich so dämlich verkauft werden, wie es der BR in dem Rührstück " Genug ist nicht genug " am Mittwoch, 13. Mai 2009, ab 20.15 Uhr, versuchen wollte. Da soll in einem fiktiven Kaff mit Namen Freyling an der Isar eine ehrenamtliche zur Märtyrerin für sämtliche Leidensgefährtinnen und - Gefährten hoch stilisiert werden. Eine soziale Revoluzzerin im Bürgerkleid der tiefsten bajuwarischen Pampa engagiert sich für alte Menschen, bekommt den Undank der Umwelt zu spüren und legt sich dann als Streikführerin noch mit der lokalen Politprominenz an. Der Herr Landrat ist entsetzt und lässt die Räder für eine höhere Wertschätzung der vielen bürgerschaftlich Engagierten in seinem verantwortlichen Gebiet erst einmal blockieren. Später, ja, welch ein Happy End, da haben sich - nach dem die Freiwillige Feuerwehr einen Brand im Altersheim erfolgreich gelöscht hat - wieder Alle so richtig lieb. Der Landrat lächelt, der Chef des Freiwilligen Feuerwehrmannes sieht ein, dass es ohne die Einrichtung und ihre kräftigen Jungs eben nicht geht und gibt ihm bei seinen Einsätzen künftig frei und die bayrische " Revolutionärin " erhält nun endlich für ihre Mitstreiter die erwünschte gesellschaftliche Anerkennung - wenn auch bei weiterer fiskalischen Berücksichtigung der Aufwandpauschale.

Wenn das wahre Leben immer so stromlinienförmig die vielen Probleme löst, lasse ich mich um 50 Jahre zurück setzen.

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