JANE - At home - Live . Ein Album wird demnächst 35 Jahre alt.



Als gebürtiger Niedersachse mit einem gewissen Bezug zu der Landeshauptstadt Hannover habe ich während meiner Sturm und Drangzeit ab Ende der bewegten 60er Jahre natürlich auch die lokale und regionale Musikszene rund herum beobachtet. Waren es in der schaumburg-lippischen Provinz noch Beatgruppe, wie einst die Loving Hearts, so änderte sich spätestens mit der Vollkommerzialisierung in dieser Musikrichtung - also: Beat, Pop, Rock - das gesamte Genre. Es wurde mehr und mehr Professionalität gefragt. Die Feierabendmusiker,die nach Zeit raubenden Proben irgendwann ein Stück eingespielt hatten, mit dem sie - neben den sonst üblichen Coverversionen bekannter Hitparadenstücke - selbst kokettieren konnten,wurden durch Berufsmusiker oder zumindest von Vollzeitakteueren abgelöst.In den vielen Jahren dazwischen hat sich das Genre längst zu einem großen Markt der Eitelkeiten, des musikalischen Nonsens und der Ein-Hit-Wunder mit Wegwerfgarantie geändert.
Die neuen Medien, die immer schnelleren Trendverschiebungen und die gnadenlose Vermarktung von Künstlern,Songs und Meldungen aus dem Show-Biz lassen dem Beobachter der Musikszene kaum Zeit zum Luftholen.

Zu Zeiten der überschaubaren Medienwelt waren die Vermarktungsstrategien simpel: Ein Album wurde in einem der wenigen Tonstudios über einen bestimmten - zumeist längeren - Zeitraum eingespielt, der Plattenfirma und einem Verlag angeboten; hiernach vermarktet. Die Musikszene erhielt hiervon einige Wochen vorher mittels Printmedien entsprechende Informationen. Nachdem das Wilde aus den Köpfen der Berufsschaffenden in den Hintergrund trat, die routinemäßige Geschäftigkeit den Einzug hielt, war es auch vorbei mit der heiligen Allianz zwischen Künstler,Industrie und Fan.Längst hatten sich namhafte Gruppen einen Markt erobert,der -dank moderner Techniken-zu einer wahren Goldgrube wurde. In dieser Zeit gründete ein Musiker mit dem Namen Peter Panka zusammen mit den weiteren Mitstreitern Klaus Hess und Werner Nadolny die Formation "JANE", zu der im Frühjahr 1971 Charly Maucher und Bernd Puls hinzu kamen.

Die Zielrichtung des Quintetts war musikalischen Gegenwart in der bundesdeutschen Rockszene zu kreieren,der internationalen Ansprüche stand hält,ohne dabei als Plagiat abgestempelt zu werden. Die 60er und 70er Jahre waren allerdings durch den anglo-amerikanischen Musikmarkt geprägt. Die Dominanz der aus den Beatles,Rolling Stones oder der London-Beatgruppen entwickelten Musikrichtungen sowie der sich während der "Flower Power"- Mode heraus kristallisierenden Formationen, wie der Greatful Dead,war allerdings erdrückend. So konnte sich zunächst eine regionale Musikszene in Westdeutschland etablieren, die nicht einmal im europäischen Ausland genügend Beachtung fand. Außerhalb der britischen Insel fand populäre Musik allenfalls noch in den Niederlanden statt. Die geographische Nähe zu dem Mutterland des Pop und die damit verbundenen Möglichkeiten, u.a. die einstigen Piratensender besser empfangen zu können,ließ in dem Nachbarland eine lebhafte Musikkultur entstehen,die durchaus internationalen Standards entsprach.

Nicht so in Germany.Beinahe sklavisch unterwarfen sich die westdeutschen Musikgruppen den anglo-amerikanischen Trends und verpassten es damit,eigene Stilrichtungen zu entwickeln. Eine zarte Trendwende war dann zu Beginn der 70er Jahre zu verzeichnen. Unter dem verballhornten Begriff "Krautrock" subsumierte der populäre Musikmarkt jene Formationen,die aus dem bundesdeutschen Rockgenre entsprangen. "Krautrock" deshalb,weil die Engländer die deutschen Soldaten während des II.Weltkriegs als "Krauts" titulierten,weil sie angeblich das Sauerkraut zu ihrer favorisierten Speise erkoren haben sollten. Wobei der Begriff "Krauts" eher verächtlich gebraucht wurde.

Nun,der "Krautrock" mutierte zu einer eigenen Marke im europäischen Musikgeschäft.In diesen Jahren gründeten sich einige deutsche Plattenfirmen, wie beispielsweise die "Metronome"-Tochter "Brain Records", der autarke Ableger "SKY " in Hamburg. Der Begriff "Krautrock" manifestierte sich in der Musik zu einer festen Größe. Damit verbunden war natürlich eine Kommerzialisierung,ein Konkurrenzdenken und der Hang zum Personenkult. Wenngleich diese negativen Randerscheinungen nicht einmal ansatzweise mit dem heutigen medialen Schwachsinn um eine vermeintliche Avantgarde der populären Musik vergleichbar ist.

Als die Gruppe"Jane" ihr Debütalbum "Together" im Jahre 1972 veröffentlichte,erschien die LP fast ohne Medienresonanz. Gleichwohl erhielt die Vinylscheibe aus der entsprechenden Musikszene durchaus positive Kritiken. Ein Jahr später warf die inzwischen umformierte Band (der Bassist und Gitarrist Wolfgang Krantz stieg für den erkrankten Charly Maucher ein ) das Album "Here were are" auf den Markt. Auch diese Scheibe fand ein durchaus wohlwollendes Echo bei den Musikkritikern und Fans.
Parallel zu den Studioprojekten erhielt "Jane" den -begründeten-Ruf, einer formidablen Live-Band.In den Hochzeiten der so genannten Festivals,zu denen regelmäßig Zehntausende strömten,galt "Jane" als gern gesehener Gast.

Nach der Herausgabe des dritten Albums mit dem simplen Titel "Jane3 ", diverser Umbesetzungen (der Sänger Bernd Pulst hatte die Band bereits 1973 verlassen,Werner Nadolny stieg wenig später ebenfalls aus) folgten dann 1974 die LPs " Lady" sowie das Album " Fire,Water,Earth & Air im Jahr darauf.
Für mich als Provinzei mit einem anerzogenen Hang zum Lokalkolorit waren Auftritte der Formation in Hannover, wie bei dem "Chrismasmeeting" im Jahr 1974, ein willkommener Anlass,meinen eigenen Musikgeschmack bestätigt zu erhalten. Neben "Jane", kam ich in den Genuss den genialen Stan Webb mit seiner Formation "Chicken Shack" hautnah genießen zu können. Das einstige "Jane"-Mitglied Charly Maucher trat damals mit seiner eigenen Gruppe "Harlis" auf, jammte aber dann mit der alten Truppe fleißig los.
  
Als im Jahre 1975 der "Rock In"-und Kultmoderator Winfrid Trenkler die fünfte Scheibe der aus Hannover stammenden Band abends vorstellte, war ich hin und weg. Zwar stand das "Jane"-Debütalbum "Together" längst in meinem Plattenarchiv,weil ich den Epos "Spain" nicht nur aus dem Standardrepertoire der Münchehagener Musikkneipe "Kanbach" kannte,sondern regelmäßig im "Beatkeller" des elterlichen Hauses
abspielte,aber zum kauf der weiteren Alben konnte ich mich nicht entschließen.
Nach der Vorstellung bei Winfrid Trenkler dauerte es nur wenige Tage,dann lag "Fire,Water,Earth&Air) in meiner Plastik-Einkaufstasche mit der ich aus Hannover per Bahn zurückfuhr.

Da es marketing-mäßig zu den Usancen der Rockszene gehörte,nach der Veröffentlichung einiger Studioalben alsbald ein Live ( meist Doppel)-Album heraus zu bringen,ließ sich auch "Jane" nicht lumpen.
Bereits 1 Jahr nach der fünften LP erschien im zwreien Halbjahr 1976 das Doppelalbum"Jane-Live at home",
das ebenfalls bei "Brain" veröffentlicht wurde.
Auf den vier Seiten der beide Vinylscheiben findet sich ein Querschnitt der zuvor heraus gegeben Tonträger wieder.
Krautrock vom aller Feinsten,wie auch fast 35 Jahre danach in den Musikrezensionen euphrorisch formuliert wird.

http://www.amazon.de/product-reviews/B00000716D/ref=cm_cr_dp_all_helpful?ie=UTF8&showViewpoints=1&sortBy=bySubmissionDateDescending

Völlig zu Recht,denn das,was die personell veränderte Band hier eingespielt hat,besitzt Kultstatus. Der Musikjournalist Stefan Schelle schreibt hierzu:

http://www.musikzirkus-magazin.de/dateien/Pages/CD_Kritiken/rock/jane_live_at_home.htm

Tatsächlich haben "Jane"mit dem Heimspiel am ominösen Freitag, den 13.08.1976 in der Niedersachsenhalle von Hannover ein Stück regionaler Musikgeschichte geschrieben.Die Musikkritiker und auch die Fans rieben sich zunächst verwundert die Augen,weil die Formation die "große" Niedersachsenhalle in Hannover zur Aufnahme des Live-Albums gemietet hatten; verwundert deshalb,weil die Gruppe auch 6 Jahre nach der Gründung den Insider-Status nie richtig ablegen konnte.


Dennoch erschienen mehr als 3.000 Besucher,um an dem Event teilhaben zu können.
Sie erlebten eine aufspielende Band,die sich auch auf der Bühne als gereift und auf dem Zenit des Schaffens zeigte. Das Ergebnis hieraus wurde dann wenige Wochen später als "Live at home" veröffentlicht. Auf dem Doppel-Vinylalbum von einst finden sich:

1. Platte - 1. Seite


- All my friends                                               5:01

- Lady                                                           3:38

- Rest of my life                                             4:47

- Expectation                                                5:24

  
1.Platte - 2. Seite


- River                                                     3:51

- Out in the rain                                       6:24

- Hangman                                            11:59


2.Platte - 1. Seite


- Fire, water, earth & air                 3:54

- Another way                                        5:25

- Daytime                                               8:51

. Hightime for crusaders                          5:05


2. Platte . 2. Seite


- Windows                                           19:17


1. Platte1:All My Friends (4:59) 2:Lady (3:38) 3:


J
04) 12: Windows (19:17)
Die Doppel-Langspielplatte, wurde von:

- Klaus Hess                    Gitarre, Gesang, Taurus

- Martin Hesse                 Bassgitarre, Gesang

- Peter Panka                   Schlagzeug, Gesang

- Manfred Wieczorcke     Tasteninstrumente, Gesang


eingespielt und erschien 1976 bei BRAIN unter der Seriennummer 80.001-2 zu einem damaligen Verkaufspreis ab 15,90 DM.

Der typische "Jane"-Sound, ein melodiöser,mit klassischen Instrumentalfiguren untersetzter Rock kommt auch bei den Live-Stücken voll zur Geltung. Wenn der Gesang bei einigen Titeln eher oberflächlich erscheint,so liegt dieses nicht an einer technisch unfertigen Anlage,sondern entspricht dem Stil der Gruppe, die sich aus dem Prog-Rock-Genre hervor gearbeitet hatte und zum Teil Elemente führt, die denen der Formationen im elektronisch orientierten Bereichen ähneln (Pink Floyd).



Wenn die Ansagen vor den vorgetragenen Stücken -für heutige Verhältnisse- eher stümperhaft klingen,weil sie zum Teil in deutsch, zum Teil in englisch oder auch in einem Kauderwelsch aus beiden Sprachen erfolgen,mag das eher der Nervosität der Bandmitglieder geschuldet sein, denn mangelnder Sprachkenntnissen. Immerhin ist der geplante und erwünschte Lokalkolorit nichts Negatives,sondern zeigt dass es westdeutschen Rockgruppen der 70er Jahre durchaus zuzutrauen war, große Hallen zu füllen oder auf Großveranstaltungen auftreten zu können.

Krautrock der 70er Jahre bestand aus einer Vielzahl von Bands,die den Status einer regional bekannten Musikgruppe erhielten,jedoch kaum darüber hinaus in Erscheinung traten. Krautrock der 70er Jahre,dass war aber auch ein Quantum an experimenteller Musik mit elektrisch - elektronisch gesteuerten Musikinstrumenten, wie Synthesizer, Mellotron,Orgel oder Klangkörpern aus anderen Kontinenten.Krautrock der 70er Jahre,dass war eine überwiegend personelle Gegenkultur zu den von anglo-amerikanischen Musikgruppen beherrschten Markt.

Dass die hannoveranische Formation "Jane" sich nicht auf dem internationalen Parkett etablieren konnte,war eben jenen Bedingungen geschuldet,die von England und Amerika aus oktroyiert wurden. Leider kannte der einstige Musikmarkt nur die industrielle, auf Profitmaximierung fixierte Vermarktung, die nach der Regel " große Namen, großen Geld "ihre Funktionsdeterminanten entwickelt hatte. Mehr als 10 Jahre nach der Entdeckung der Beatles als Symbol einer stilistisch zwar unabhängigen Musikkultur, schlugen die Gesetze des Marktes auch in die Bereiche der progressiven Popmusik ein.

Mit " At home - Live " hat die Band " Jane " eine beachtliches Zeichen gesetzt, welches darauf hinweist, dass populäre Musik auch im eigenen Haus gespielt und erfolgreich produziert werden kann.

Als das Vinyl-Doppelalbum dann im Herbst 1976 auf dem Markt war,fand es alsbald einige zehntausend Abnehmer. Einige Stücke wurden sogar bei den öffentlich rechtlichen Radiostationen gespielt, in den Szenekneipen oder den Diskotheken habe ich damals, während meines Studiums in Wilhelmshaven, häufiger den Titel "Windows" gehört. Er fand sich regelmäßig im Repertoire des "Disko im Pumpwerk" und wurde dort voll ausgespielt. Das waren noch Zeiten, vor 35 Jahren!

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