Gönner gräbt Gruben.
(c)Christoph Streckhardt Wikipedia
Nach und nach verfliegt die Katerstimmung bei den in der jeweiligen Landtagswahl abgewatschten Parteien in Baden-Württemberg(BW) und Rheinland-Pfalz( RP). Am gestrigen Montag war denn in Berlin, bei den Führungen der Bundesparteien das Großreinemachen angesagt. Zum Rapport bei der Bundeskanzlerin wurden der Noch-Ministerpräsident des Bundeslandes BW Stefan Mappus und die Spitzenkandidatin der CDU in RP Julia Klöckner einbestellt.
Der Eine mit versteinerter Miene, die Andere mit einem weinseligen Grinsen auf dem Gesicht.
Mappus bekam wohl die Leviten gelesen, weil er den schwarzen Filz, der sich innerhalb der 58 Jahre Regentschaft der "Spätzle"-CDU in BW einfach sang- und klanglos aufgeben musste. Was die Spatzen bereits einige Tage vor dem deströsen Ergebnis von den Dächern in Ulm, Stuttgart oder Karlsruhe laut und deutlich gepfiffen hatten, nämlich, dass ein Machtwechsel im "Ländle" wohl wahrscheinlich wird, bewahrheitete sich dann einige Minuten nach Schließung der Wahllokale am Sonntag. Die CDU muss in den schwarzen Doppelbundesland in die Opposition, obwohl sie beinahe alle Wahlkreise mit ihren Direktkandidaten/innen durch bekommen hat. Die dunklen Seelen der Wähler hellten sich aber dermaßen auf, dass die GRÜNEN als zweit stärkste Partei in BW einen fast sensationellen Erfolg einfahren konnten. Ergo: Aus schwarz mach grün!
Nun wird die grün-rote Koalition die Geschicke des Bundeslandes für 4 Jahre versuchen zu leiten. Es werden mit Sicherheit keine leichten Aufgaben sein, die die Regierung von dem abgetakelten CDU-Mappus übernehmen muss.
Neben Stuttgart 21, dem Atomausstieg gibt es weitere Baustellen, an denen sich die Koalitionäre aufreiben könnten. Unklar ist nämlich zurzeit immer noch die SPD-Position zur Frage des Bahnhofsgroßprojektes in der Landeshauptstadt. Soll nach ihrem Duktus dort nun weiter gebaut werden oder erfolgt ein Baustopp mit all seinen rechtlichen Konsequenzen für das Land BW?
Während sich die grün-roten Politiker in Koaitionsgesprächen zusammen raufen müssen, werden anderweitig, nämlich bei den Wahlverlierern von CDU und FDP intern die Messer gewetzt. Wer wird Nachfolger von Mappus?
Eine mögliche Kandidatin ist die noch amtierende Umwelt - und Verkehrsministerin Tanja Gönner, noch 41jährig, Juristin und zugelassene Rechtsanwältin. Gönner glänzte bereits vor einigen Monaten in dem medial aufgebauschten Konflikt um den Ausbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs, in dem sie dieses Wahn-Projekt mit Zähnen und Klauen verteidigte.
Gönners Spielwiese wird nun demnächst von einer/m anderen Politikerin/er belegt werden. Da stellt sich natürlich sofort die existenzielle Frage nach dem Danach.
Gönner ist zwar seit 1999 als Rechtsanwältin zugelassen,doch in dem Dschungel der ZPO, des BGB oder der InsO möchte sie wohl nicht mehr campieren.
Die biedere Provinz im oberschwäbischen Bad Saulgau ist dann doch zu eng für die heimatverbundene BW-Ministerin.
Auch die Funktion als profane Landtagsabgeordnete des LWK Sigmaringen, mit dem sie von dem traditionell schwarzen Ernst Behringer beerbt worden ist, reicht ihr bei weitem nicht aus.
Gönner hält sich zu etwas Höherem berufen. Und... so der da Oben will, bekommt sie den Posten des CDU-Landesvorsitzenden Mappus übertragen.
Zuvor aber müssen die Konkurrenten aus dem Weg geräumt werden. Nichts leichter als das. Im Umgangmit den Medien kennt sich ja Mutti Tanja gut aus. Bereits kurz nach dem Abgang des frustrierten Stefan krähte sie bereits in die Mikrophone der Medienmeute, dass sie für eine Nachfolge des dicken Stefan zur Verfügung stünde. Sie fühle sich auch nach dem Wahldebakel dazu berufen. Endlich eine Frau, die es den CDU-Granden in BW zeigt, die den Weg aus der Finsternis des schwarz bis pechschwarzen Ländle erhellt. Ein Stern am rabenschwarzen Abendhimmel beginnt zu leuchten. Tanja wird den niedergeschlagenen CDU-Wahlvolk zeigen, wo es lang geht. Imer nach rechts. Rechts schwenkt , marsch, eben! Tanja hat die Power, sie hat den Speed, sie hat den Drive, um nach 4 Jahren in der undankbaren Rolle der Oppositionsführerin im BW-Landtag zu neuen Ufern aufbrechen zu können.
Deshalb gräbt Gönner vorerst tiefe Gruben, damit sie alle Konkurrenten, den sie bei der Prügelei um die Mappus-Nachfolge ein Bein gestellt hat, sofort dort verscharren kann. Ab in den Mülleimer der Geschichte. Mappus war einmal, jetzt thront Gönner in Stuttgart.
Die sich nach den alten Zeiten, der Macht und den typisch schwäbischen Tugenden zurück sehnenden graumelierten Damen im Trutschen-Outfit, mit teurer Rodenstock-Brille und Kroko-Handtäschchen klatschen sich bereits warm, wenn sie zur Kandidatur antritt. Jetzt werden wirś den Männern zeigen!
Dass Weib-Wein-Politik ein Dreigestirn sein kann, zeigt nun auch Gönner. Nur Vorsicht: " Mit am Wein ischs wie mit dr Politik. Mr merkt erscht hindr her, welche Flasch mr gewählt hot. " Vielleicht eine der Marke Aggrbuddz?
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