"Knut", mach et jutt!

                                                      (c) Jens Kosmagk-WIKIPEDIA

Während sich die Welt mehr oder minder um ihre hausgemachten Probleme in Japan,Libyen und Afghanistan kümmert, während der Fokus der Medienöffentlichkeit sich auf die Geschehnisse rund um die dortigen Probleme kapriziert, während sich der Bundesmichel das Wochenende mit "Wetten,das..", DSDS oder allenfalls den Ergebnissen der Wahl in Sachsen-Anhalt medial verschönern ließ, wurde eine Meldung von den Boulevard-Erzeugnissen und den Buntfernseh-Verdummungsnachrichtensendungen hoch gejazzt, die sogar ihrer Unwichtigkeit wegen in dem Flaggschiff des ARD-Nachrichtengenres ihren Niederschlag fand:

" Berlins Eisbär-Star Knut ist tot. Nach Angaben von Bären-Kurator Heiner Klös brach das vierjährige Tier zusammen und trieb tot im Wasser des Eisbärgeheges. Wodurch Knut gestorben ist, ist bislang unklar. Um die Todesursache zu klären, soll er jetzt obduziert werden.  "

Aha, obduziert werden soll er nun! Warum soll er denn obduziert werden? Ist es notwendig, dass ein Eisbär obduziert wird? Wird ein Eisbär auch dann obduziert, wenn er nicht "Knut" heißt?
Diese oder weitere existenzielle Fragen lassen den Michel nun sogar schlaflos werden. Seine Gedanken kreisen immer wieder um "Knut". Er war der Medienstar, er war der Superstar, er war der mediale Gigant unter den sonst eher namenlosen Eisbären. Um die kümmert sich allenfalls der WWF oder GREENPEACE.Keine Sonderseiten in den Hochglanz-Illustrierten, keine Meldungen in den RTL-Nachrichten oder kein Aufmacher in der "BLÖD"-Zeitung. Eher trist verbringen die Schwestern und Brüder des Medienstars "Knut" ihr Leben inmitten Packeis, Frost und eiskaltem Wasser.

Wie kommt es also,dass der am 5.Dezember im Berliner Zoo zur Welt gekommene Ursus maritimus, der den Namen "Knut" erhielt,sich einer derartigen Beliebtheit erfreuen konnte? Nun, dieEisbärin gebar an jenem Tag eigentlich zwei Junge. Beide nahm das Muttertier jedoch nicht an. Das weitere Junge verendete daraufhin nach ca. 4 Tagen im Gehege. Daraufhin zog ein Pflegerteam des Berliner Zoos den anderen Eisbären mit der Hand auf. Auch ein Brutkasten kam die ersten Wochen zum Einsatz.
Aufgrund dieser Umstände blähte der Boulevard die Geburt und den weiteren Fortgang der Pflege derartig auf, dass bereits einige Wochen nach der Geburt Zehntausende zu den Anlagen des Berliner Zoos kamen,um den jungen Eisbären zu begaffen. Hieraus entwickelte der "BLÖD"-Zeitungsschwachsinn eine wahre Medienhysterie, in dem über jede Entwicklungsstufe des Eisbären "Knut" umfassend berichtete wurde.

Dieses hoch stilisierte Medienthema brachte nun als Wechselwirkung immer mehr Gaffer in den Berliner Zoo. Das war gut für die immer klamme Kasse der Einrichtung, denn alle Besucher mussten eben den vollen Eintrittspreis bezahlen, ob sie nun nur wegen des Eisbärenjungen gekommen waren oder auch nicht. So sprudelte ordentlich Geld und damit konnte für den Eisbären eben auch eine Ablösesumme von 430.000 € gezahlt werden, die wurde nämlich fällig, weil der Zoo in Neumünster der eigentliche Besitzer des Jungtieres war. Es existierte eine vertragliche Regelung,wonach das erst geborene männliche Jungtier des ihn erzeugenden, aber ausgeliehenen Eisbären an den Zoo in Neumünster zu übergeben sei; quasi als Entgelt für das ausgeliehene Eisbären. Auch hier spielt eben der schnöde Mammon die wichtigere Rolle. Es ging nicht um den Erhalt der Rasse, es ging auch nicht um die Frage, ob das Jungtier nun in Berlin besser aufgehoben sei,sondern es ging um die klingende Münze in Form von Eintrittsgeldern in einer Größenordnung von mehreren zehntausend Euro täglich ( die reguläre Tageskarte koste 13,00 €/22,00 €). Zu Hochzeiten der "Knut"-Hysterie drängten sich viele tausend Gäste an dem Gehege des Tieres.

Aus dem "Knut"-Massenspektakel wurde natürlich ales an Schwachsinn heraus geholt, was sich in Moneten ummünzen ließ. Ob nun die ARD-Tierquatschsendung " Berliner Schnauzen", eine CD mit "Knut"-Liedern oder dem so genannten " merchandising" in Form von Kitsch&;Schund-Artikeln über den Eisbären erbrachte dem Zoo allein im Jahre 2007 von 5 Millionen Euro. Business as usual!

Als vor mehr als 2 Jahren der für das Tier einst verantwortliche Pfleger verstarb, war dieses Ereignis dem Boulevard und sonstigen Medien weitere Meldungen wert. Nun ist der von Hand ausgezogene "Knut" auch verendet. Die liebe Seele des Verniedlichungswahnsinns im Michel-Körper hat nun auch seine Ruh'gefunden. Bis zum nächsten Bären. Der neben " Flocke" und "Knut" nur nicht in freier Wildbahn angetroffene werden darf, so wie einst der Problembär " Bruno", der sich erdreistet in den bayerischen Wäldern die Geld bringen Touristen zu erschrecken und deshalb mit einem Gewehr nieder gestreckt werden musste.

Stellt sich für den Verblödungsresisten und "Anti-Knut"-Anhänger nur noch die Frage, wer als nächstes Tier dem medialen Unfug einer sinnfreien Berichterstattung aus den Tier- KZs zum Opfer fällt.
"Knut" hat nun seine wohl verdiente ewige Ruhe vor den Horden gaffender und Nonsens labernder Besucher gefunden - im Eisbärhimmel nämlich und darüber wird bestimmt ein Film gedreht und zwar mit dem Titel: " Mach et jutt, Knut!"

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Alles vorbei Tom Dooley... ;o)

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