Doktor Kunterbunt.
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Es gibt in diesem, unserem Lande, eine Brut, die sich ständig selbst erneuert. Es sind nicht jene, die bereits nach `45 oder nach Gründung der BRD wieder das Sagen haben,nein, es sind ihre hoch gezüchteten Ableger. Jene Knechte, über die die wirtschaftlichen Abläufe erst so funktionieren, wie es eben die jetzige Wirtschaftsordnung zulässt. Jene Elite, die vermeintlich die Fäden in den Händen hält und dafür auch noch fürstlich belohnt wird.
Waren es einst die Damen und Herren, die dem Schreihals aus Braunau am Inn die Steigbügel hielten, damit sie sich dann selbst auf den Gaul setzen konnten, die sofort nach dessen Machtergreifung die rechte Hand zum Deutschen Gruß hoch hielten, so sind es heute deren Enkelkinder, die die Hand aufhalten.
Oft bedarf es für eine ordentliche Karriere mit dem Ziel ordentlich verdienen so wollen, dabei eines besseren Schulabschlusses. Das Abitur ist dann nur der Grundstock für den weiteren beruflichen Werdegang. Besser ist dann schon ein Hochschulabschluss und ideal natürlich eine Promotion, ein Titel eben.
So mancher Protagonist aus dem Dunstkreis der besseren Elternhäuser hat jedoch dafür nur beschränkte kognitive Fähigkeiten, die sodann - im Gleichklang mit der notwendigen Portion Faulheit - zu einem unüberwindbaren Hindernis werden. Wenn die eigenen intellektuellen Fähigkeiten nicht mehr ausreichen, muss eine Lösung her, die jene Beschränkheiten eben kompensieren. Über Papas Scheckbuch, seine Beziehungen und Mamas Einfluss auf so manchen Lehrkörper, wird aus dem geistig Eingeschränkten flugs ein Internatsschüler, dessen Ziel es ist, dann irgendwann zwischen 18 bis 22 das Abitur gekauft zu haben.
Hiernach stellt sich indes eine weitere Barriere in dem von den Eltern vorgegeben Lebensweg. Wie erreiche ich ein Studienabschluss, wenn ich keine Lust zum Studieren und auch die notwendigen Voraussetzungen nicht mitbringe?
Wer eben jung ist, der erkennt nicht sofort,dass das Leben zwar noch lang sein wird, die Chancen aber, hieraus etwas zu machen, degressiv mit jedem abgelaufenen Jahr schwinden. Weiterhin wird häufig in der so genannten Freien Wirtschaft eine gehörige Portion an Praxisnähe abverlangt. Hierbei beisst sich dann die berühmte schwarze Katze in den eigenen Schwanz. Woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Während des zumeist endlosen - weil uninteressanten - Studiums besteht kaum die Möglichkeit praktische Erfahrungen zu sammeln. So kann diese eben nur nach dem Examen in Form von diversen Praktika eingeholt werden.
Diese wiederum sind nur für die Praktikanten aufnehmenden Firmen gut,denn der Grad der dortigen Ausbeutung geht ins astronomische, je älter ein solcher Aspirant ist und je mehr einschlägige Praxis - allesamt natürlich unentgeltlich - vorgewiesen werden kann.
In diesem Umfeld lanciert der Studierte seine Sehnsucht nach einer Festeinstellung durch Demütigkeit, erhöhtem Engagement und persönlicher Selbstaufgabe. Während sich die Ausbeuterseite die schmierigen Hände reibt, knechtet der Praktikant treu und brav bis zum Ende des Praktikums, um sich abschließend der Illusion zu berauben, dieses Mal einen (Traum)- Job zu erhalten.
Wer dieser einfältigen Tretmühle entgehen möchte, den zieht es zurück in den Schoß der Wissenschaften. So manche thematisch sinnfreie Promotion wird dann abgeliefert,deren Erkenntniswert dem Prinzip des umgefallenen Sack Reis' in China entspricht. Immerhin springt dabei dann doch ein Titel heraus, der sich formitabel in der Vita heraus streichen lässt.
Verknüpft mit dem analog dazu vorgelegten - richtigen - Parteibuch ist auch eine Karriere möglich, deren Endstation sich zunächst, allenfalls in den Veränderungen des Filzokratie-Gebäudes zu sehen sein könnte.Häufig wird sogar eine Frühpensionierung angestrebt, die in einigen Fällen durch unerwünschte Eilfertigkeit und Übereifer aus machtpolitischem Kalkül oktroyiert wird. Die abschreckenden Beispiele pflichtbewusster Finanzbeamter in Hessen,deren Prüfungen innerhalb bestimmter Unternehmen, die der CDU unter Koch finanziell mehr als wohl gesonnen waren,dann zwar im Endresultat die vielfache Erfüllung des Tatbestands der Steuerhinterziehung ergaben,jedoch auch gleichzeitig zum EDEKA-Fall mutierten, geistern noch heute durch die Presse.
Wer diese Risiken scheut, der stellt seine dienstliche Praxis auf aalglatt um. Wer nicht greifbar ist, dem können keine Fehler nachgewiesen werden. Wer sich dann auch noch Partei loyal verhält, dem steht das Tor zum Vergütungs - und Besoldungsparadies weit offen.
Dazu noch - Eitelkeit muss auch sein - der schmucke Titel, dann kann dem anstrengungsfrei agierenden Verwaltungsmitarbeiter nichts passieren. Der einzige Wermutstropfen in dem Glas liegt in der Vergütungshöhe für die nicht getane Arbeit. Die angeblich Freie Wirtschaft lässt für Blendwerk eben mehr Kohle springen, dafür gibt es aber keine Jobgarantie auf Lebenszeit.
Seit sehr vielen Jahren gibt es jedoch eine Spezies des homo sapiens, den studicus, dessen Existenzberechtigung einzig und allein darin besteht, das dieser existiert. In dem Räderwerk der Administration, insbesondere der parteipolitisch eingefärbten, kommt ihm eine ambivalente Stellung zu. Einerseits ist dieser Prototyp des unfähigen Parteibuchinhabers innerhalb des Machtgefüges nicht wegzudenken, weil er in den Zeiten der schwindsüchtigen Parteien als Mitglied wichtig ist, andererseits darf er nicht zu sehr im Fokus der medialen Öffentlichkeit stehen,denn dann läuft er Gefahr wegen seiner gegebenen Beschränkheit als Lachnummer zu verkommen.
Ergo: Es wird ihm eine Funktion zugewiesen, mit der er den zu erwartenden Gesamtschaden eher gering hält und er die Parteicouleur in seinen Entscheidungen stets ins Kalkül mit einbezieht.
Um nun einer solchen Funktion das notwendige Gewicht zu verleihen, bedarf es auch hier eines Titels. Ist ein solcher eher nicht zu erreichen, wird er - siehe Gutteplag - von fremder Hand geschaffen - notfalls sogar (mit Steuermitteln ) - erkauft. Hier ist inzwischen ein richtiger Industriezweig entstanden, über den jährlich Umsätze in 8stelligem Bereich getätigt werden. Und weil die Tendenz aufgrund der Auswirkungen von PISA, der Abiturienteninflation und dem Negativum Vermis Analis stetig steigend ist,kommt diesem Dienstleistungssektor sukzessive eine erhöhte Bedeutung zu.
Die internen Kontrollmechanismen sind hier auch nur sehr begrenzt,denn der Einfluss der die Macht ausübenen Partei/en darf nicht unterschätzt werden. Nachdem der Präzedenzfall von und zu Guttenberg vorübergehend hohe Wellen geschlagen hat, rannten in vielen Ministerien die Anzug - und Kostümträger/innen wie aufgescheuchte Hühner im Stall herum,weil so mancher faule Titel sich hinter der Fassade der Integrität, Staats - und Gesetzestreue von Beginn an verbarg. Flugs wurden Überprüfungen durch externe Personen avisiert, um eine brutalst mögliche Aufklärung und Erkennung der schwarzen Schafe im noch schwärzeren Umfeld zu ermöglichen. Auch hier dürfte wohl eher der Wunsch der Vater des Gedanken sein. Einige der erkauften Titelträger übermannte jedoch das große Muffensausen und sie entledigt sich selbst ihres Ballastes aus dem Namen, der zwar nicht mehr so gebildet klingt (denn ein Dr. h.c., Dr. E.h. oder Dr.h.c.mult.) macht in der Tat einen besseren Eindruck, als der schnöde Vor - und Geburtsname oder das einfache Dipl. vor jenem, aber möglicherweise einem den Staatsanwalt vom Halse hält.
Während eben Dr. Kunterbunt seine Visitenkarten erneuert, den Briefbogen ändert und die schwarzen Flecken im schwarzen Werdegang wieder einweist,
fragt sich der regulär und völlig legal sowie ohne Moneten des gut betuchten Elternhaus zu akademischen Würden gekommene homo sapiens, mit wieviel Arschkrampigkeit jene Banausen in den Parteien noch weiter agieren zu gedenken, ehe Justitia ihnen endlich die Leviten ließt?
Oder besser: Ars longa vita brevis . vita brevis, ars longa?
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