Wassertropfen,die auf mein Schulbuch klopfen. Wie eine Grundschule in Gera zur Bauruine verkam.



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 Tropf - tropf - tropf!

Wenn der Regen in das Lehrerzimmer tropft;
wenn Treppen als einsturzgefährdet zu bezeichen sind;
wenn der Brandschutz ein Fremdwort ist
und die Elektroleitungen so marode sind,dass sie als lebensgefährlich eingestuft werden müssen, dann kann es sich nur um die " Astrid Lindgren" - Schule und die IGS in Gera, der thüringischen Kreisstadt handeln.
In der letztgenannten Bruchbude dürfen sämtliche Fenster im Hochsommer nicht geöffnet werden, andernfalls fallen die Scheiben heraus. Dafür müssen im Winter die Kinder in Jacken unterrichtet werden, weil die Heizung nicht richtig funktioniert. An dem Gebäude sind großflächige Schäden in Form von abgebröckeltem Putz und Mauerrissen zu erkennen. Diese Zustand oder besser: Diesen unhaltbaren Zustand müssen etwa 600 Schüler der Integrierten Gesamtschule (IGS) Gera seit einigen Jahren ertragen. Sie werden unter diesen katastrophalen Umständen unterrichtet.
Auch die Geraer Grundschule „Astrid Lindgren“ ist von ähnlichen, massiven Mängeln in der Bausubstanz betroffen und den technischen Anlagen sei Jahren betroffen.Obwohl seit 2009 die Kinder in dem Gebäude einer ehemaligen Realschule unterrichtet werden, wo die baulichen Zustände jedoch denen der IGS gleich zu setzen sind, dürfte an eine Rückkehr in das alte Schulgebäude ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen sein, denn saniert wurde dort bisher noch gar nichts.
Die Gründe hierfür sind vielfältig.
Die Stadt ist - einfach formuliert - pleite!
Die Kosten für die notwendigen Sanierungsarbeiten an den Geraer Schulen würden - grob gerechnet - sich im zweistelligen Millionenbereich belaufen. Dieses Geld, so der Oberbürgermeister Dr. Norbert Vornehm hat die Stadt nicht.
Nach der Wende 1990 regierte die CDU für 4 Jahre, ehe bis 2006 dann der parteilose OB Rauch das Zepter schwang.

Rauch setzte andere Prioritäten und wollte die drittgrößte Stadt Thüringens für die Zukunft leistungsfähiger gestalten. Unter seiner Ägide erhielt Gera zusammen mit Ronneburg den Zuschlag für die Bundesgartenschau 2007.
Eine zu kostspielige Sache, die einen zweistelligen Millionenbetrag verschlang, der dann von seinem Nachfolger Vornehm in den weiteren Haushalten ab 2007 eingearbeitet werden musste.
Ebenso ist  die Stadt derzeit dabei, im Gebäude der ehemaligen Landeszentralbank eine neue Kunsthalle entstehen zu lassen. Auch diese Altlast des Ex-OB Rauch kostete viel Geld. Geld, dass nun bei den Schulsanierungen fehlt. Aufgrund der finanziell angespannten Situation ist die Stadt Gera handlungsunfähig. Der Anfang Mai erstellte Haushaltsplan für 2011 wurde vom Landesverwaltungsamt noch nicht genehmigt. Leidtragende sind dabei unter anderem die Schulen mit ihren Schülern und Lehrern.
In Thüringen haben viele Kommunen es versäumt, rechtzeitig Maßnahmen zur Erhaltung der Schulgebäude zu treffen. Bereits zu Anfang der 1990er-Jahre wurde die Schulinfrastruktur der ehemaligen DDR übernommen. Die Landesregierung hatte zwar damals ein Förderprogramm zur Sanierung der sogenannten Plattenbauschulen aufgelegt, dieses
ist dann Mitte der 1990er-Jahre wieder eingestampft worden.
Somit blieben die Kosten bei Schulträgern und Kommunen hängen, die angesichts der ständigen Sparzwänge kommunaler Haushalte nur notdürftige Bau - und Sanierungsmaßnahmen durchführen lässt und dabei auch noch entsprechende Prioritäten gesetzt haben.
Um die teilweise untragbaren Zustände in vielen Schulen zu ändern, bedarf es einer exakten Feststellung des landesweiten Sanierungsbedarfes der Schulgebäude. Daraus resultierend muss ein Sanierungs- und Modernisierungsprogramm unter Bereitstellung eines entsprechenden Landesfördermittelprogramms in Thüringen entwickelt und umgesetzt werden.
Die Schulinfrastruktur obliegt aufgrund der sich aus dem Grundgesetz ergebenen Selbstverwaltung dem kommunalen Schulträger. Insofern haben bspw. der Landkreis Gotha 14 Mio. Euro (24 Schulen) und die Stadt Gera 21 Mio. Euro für Schulsanierungen ausgegeben, wobei in Gera mehr als die Hälfte der Mittel in die Sanierung der staatlichen Berufsbildenden Schulen geflossen sind. Grundsätzlich hat das Land Thüringen 160 Mio. Euro aus dem Konjunkturpaket II für die Schulinfrastruktur zur Verfügung gestellt. Davon sind bis jetzt 62 Prozent zur energetischen Sanierung der Schulen zweckgebunden verbraucht worden. Das Programm läuft noch bis Ende 2011.

Auch wenn es viele der nach dem PISA-Schock so ambitionierten Politiker nicht wahr haben wollen: Gelernt wird zwar auch in Bruchbuden - siehe Afrika und sonstige Entwicklungsländer -, doch die die Motivation lässt natürlich nach, wenn das Wasser von der Decke auf den Schulboden tropft.

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