Ganz in schwarz mit einem Lilienstrauß.
(c) WIKIPEDIA-Roy Black
Die Zahl der so genannten "Promis", die irgendwann im Leben eines Nicht-Prominenten eine bestimmte Rolle - wenn auch oft eher in unter geordneter Form - spielt, nimmt mit zunehmenden Alter des 08/15-Erdenbürgers ab. Zum einen deshalb, weil das Interesse an dem medialen Dünnpfiff, der als Einheitssoße über jene Prominente tagtäglich über gekübelt wird,wie Wasser an dem Gummianzug ab perlt, zum anderen, weil die Namen der vermeintlich Superstars, Stars und Sternchen sich irgendwann wie Schall und Rauch in der Unendlichkeit des Plebsverblödungsraumes auflöst oder - und das ist nicht selten der Fall, dass der einstige oder noch "Promi" das Zeitliche segnet.Einst prophezeite der selbst schon weise "SPIEGEL"-Verleger Rudolf Augstein, anlässlich der diversen Todesnachrichten von einstigen Freunden, Bekannten oder Wegesgefährten mit den sybillinischen Worten: " Die Einschläge kommen immer näher." Gemeint waren die vor ihm aus dem Leben geschiedenen Jahrgänge. Tatsächlich beschreibt er damit nur, was sich nicht vermeiden lässt: das Ende des uns hier nur in begrenzter Zeit gegebenen Lebens.
Wenn es einen "Promi" also trifft, wird es zu einem medialen Großereignis hoch stilisiert. Als Michael Jackson starb, überschlugen sich die Meldungen aus, über und von seinem Leben und den Tod. Es gibt hierzu ungezählte Beispiele von Personen des öffentlichen Lebens, die von der Profit trächtigen Medienhype verschlungen wurden. Da wurde jener Tag im Dasein des Verstorbenen exakt unter die Lupe genommen, da es vielleicht doch noch kleinste Ereignisse geben könnte, deren Informationswert zwar gen Null tendiert, die aber in klingende Münze umgesetzt werden könnten.
Eine besonders beliebte Spielwiese und durchaus ergiebige Quelle, um mit sinnlosen Veröffentlichungen, die nur sehr oft die Qualität von Grimm's Märchen besitzen, sind aufgebauschte Artikel, Berichte oder Reportagen über längst in die ewigen Jagdgründe eingezogene "Promis". Ein Prachtexemplar jener Spezies, deren Name eher für einen Untoten bürgt, denn eines Verstorbenen dürfte zweifelsohne "The king of rock 'n roll " Elvis Presley sein. Elvis lebt immer noch, unter uns, in uns und mit uns.
Sein Leib ist zwar bereits vor vielen Jahren in einem Sarg liegend eingebuddelt worden, sein Name bleibt jedoch ewig erhalten.
Nicht ganz so verklärend werden die Nachrichten zu dem 20. Todestags eines Schlagersängers der westdeutschen Teilrepublik ausfallen: Roy Black. Black, eigentlich und bürgerlich Gerd Höllerich dürfte vielen Gesamtdeutschen noch ein Begriff sein. Er bekam ja schon zu Vorwendezeiten die Chance, wie auch andere Schlageraffen,im sozialistischen deutschen Staat seine Herz-Schmerz-Kommerz-Trällereien zum Besten zu geben. Abgerechnet wurde zwar auch damals nicht in Naturalien, dennoch waren die Auftritte im nach Westware darbenden Osten finanziell betrachtet eher bescheiden zu qualifizieren.
Black und seine Blutsauger im Umfeld machten die dicke Kohle eher da, wo der Schlagermafia nicht die Hände durch zensierte Texte oder staatsüberwachte Tourneen gebunden waren: im Golden Westen nämlich.
Hier katapulierte der auf Heile Welt ausgerichtete weibliche Fan aus dem proletarischen Umfeld der Siemens-Nordmende-Telefunken-Bandarbeiterin, ihren Star mit dem goldenen Kehlchen in den 60er Jahren in die Hitparaden der West-Rundfunkanstalten. Aber auch der sich selbst zensierende Sender Radio Luxemburg, der mit der Einführung einer Mindestquote an deutschsprachigen Titeln, dem drohenden Tod durch Ertrinken im anglo-amerikanischen Liedermeer entgegen wirken wollte, lobhudelte den Schmalzbuben bis in die damaligen Führungsetagen.
Die Platinschallplatten, die Unzahl an Nonsens-Trophäen, wie der "BRAVO"- Goldene OTTO und die Dauerbeschallung des nach Entspannung lechzenden Bundesbürgers der 60er Jahre in den beiden TV-Programmen durch die schwarzhaarigen Schwiegermuttersohn, kannten keine Grenzen. Blackś Tourneen waren permanent ausverkauft. In den vorderen Reihen kreischten - im Stile der Beatle-Mania-Exponentinnen - junge Frauen, vulgo: Teenager, um die Wette. So manche Rose - ohne Dornen versteht sich - landete auf der Holzbühne. Einige Ohnmachten von allzu hysterischen Anhängerinnen musste der immer präsente Notarzt mittels Riechsalz kurieren. Gegen die mit menschlichen Ausscheidungen belasteten Textilien gab es "Persil 65 bis 69 " und jene Autogrammwünsche konnte der später dann eingesetzte Schreibautomat oder die Druckerei erfüllen.
Die Black-Mania überrollte das verspießte Westdeutschland in einer Zeit, als der revolutionäre Geist der aufmüpfigen Töchter und Söhne des bourgeoisen Establisement bereits die Wohnzimmer ihrer Behausungen erreichte.
Black as Black can, oder besser Black is black. Auf diesen Titel der Beatgruppe " Los Bravos " wartete ich einst mit Herzklopfen und feuchten Händen auf dem Küchenstuhl im Adenauer-Cocktail-WiWu-Stil, als die Hitparade von Radio Luxemburg gesendet wurde. Moderiert von dem Star Camillo Felgen, der in sanfter Baritonstimmlage die 20 besten Titel der "BRAVO"-Ausgabe für die jeweils aktuelle Woche ansagte.
Die Enttäuschung war natürlich riesig, als statt der he,eiss geliebten Rolling Stones, der geduldeten Beatles oder der Rattles, der Lords und sonstiger englisch sprachiger Interpreten, der Höllerich mit seinem Schmalzstück " Ganz in Weiß " auf Nummer 1 stand. Immer und immer wieder stellte ich fluchend den quäkenden, zirpenden und knaternden glasierten Nussbaum-Holzkasten von Nordmende aus, weil ich das Lied nicht mehr hören konnte. Auch in der jeweils aktuellen "BRAVO"-Ausgabe grinste mir der Schmalzkopf von Platz 1 entgegen. Meine Favoriten indes standen - einst abgeschlagen - auf den weiteren Plätzen unter ihm.
Black triumphierte über die Beatmusik und erhielt den Titel des Deutschen Schlagerkönigs. Und - teutonischer Biede rsinn muss sein - er sollte auch in den sinnfreien Kinofilmen der Endsechziger und frühen Siebziger eine tragende Rolle spielen. Das ging indes in die Hose. Die Melange aus Kitsch, Heimat-Brimborium und Ulkereien im einstigen Pennäler-Ambiente kam bei den Kinobesuchern nicht mehr so gut an. Black musste für die Raffgier seines Managers und der Schallplatten - und Filmindustrie den Pausenclown mimen, obwohl er dieses - so seine eigenen Aussagen in den autobiographischen Abhandlungen - nie gewollt hat.
Black verstand sich im innersten seines Herzens als verkannter " Rock 'n 'Roller "! Hoi, da muss dann doch das Leben auf die falsche Bahn gelenkt worden sein. Roy der Rocker? Wie dem auch sein, 20 Jahre nach seinem Tod, der eher nach Selbsttötung denn nach Ableben auf natürlichen Wege ( Herzstillstand ) aussieht, toben sich die Medien weidlich hierüber und über den guten Gerd aus.
Da kramen die TV-Sender noch mal die alten Schmonzetten von einst aus den Archiven. Ob nun der verdummende "Pauker"-Film mit dem Alberopa Georg Thomalla,"Kinderarzt Dr. Fröhlich " oder " Grün ist die Heide ", der Roy wurde mit seinem Namen vor den Ochsenkarren die bieder-blöden Schwachsinns der Deutschen Leitkultur vor mehr als 40 Jahren gespannt, um diesen aus Morast des Medien-Mists heraus zu ziehen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Roy_Black
Gerd Höllerich indes kam mit dem Vermarktungsmüll nicht klar. Seine private Seite zeigt ihn als schwachen, sehr anfälligen Menschen, der auf der Suche nach dem eigentlichen Sinn des Lebens zunehmend dem Alkohol verfiel. Seine Ehe mit dem Fotomodel Silke Vagts dauerte - für damalige Verhältnisse - nur 11 Jahre. Sein beruflicher Sinkflug in den 80ern manifestierte sich in Auftritten auf Volksfesten und Feuerwehrbällen sowie in Bierzelten, wo der verspießte Michel unter Seinesgleichen die Radau-Sau raus lässt.
Als die privaten Fernsehkanäle langsam zur Quotenkonkurrenz der öffentlich rechtlichen Anstalten wurden, kaufte RTL ab 1990 den bereits von Depressionen und Alkoholexzessen gezeichneten Roy Black für die Serie " Ein Schloss am Wörthersee " ein. Der 60er Jahre - Star stieg für kurze Zeit wie der Phoenix aus der Asche in den Medienhimmel und verglühte dort rasch, weil RTL die permanenten Programmreformen zum Anlass nahm, den Quotenbringer abzusetzen.
Roy Black verstarb am 9. Oktober 1991 in einer Fischerhütte bei Mühldorf am Inn / Bayern im Alter von nur 47 Jahren; mit einem Blutalkoholkonzentrationswert von 3 %0 beim Auffinden des Leichnams.
So ist er von uns gegangen oder, wie wir Lateiner es formulieren:
Ad astra in perpetuum!
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