Fisherman´s Friend - Island nach dem Staatsbankrott.



Als vor etwa 5 Jahren die Welt vor einem wirtschaftlichen Kollaps stand, als die US-Finanzmärkte zusammenbrachen, als Banken weltweit pleite gingen, da traf es ein Land besonders hart: Island! Jene Insel, die am Rande der europäischen Zivilisation einst von den Fischen, den Robben und Walen lebte.

http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtschaft_Islands 

Das 318.000 Einwohner zählende Land manövrierte sich zwar 1987 und erneut 1995 aus den schwere Wirtschaftskrisen, obwohl auch die Nordeuropäischen Länder Dänemark, Norwegen, Finnland und Schweden hart getroffen. Seit jenen Krisen gehören die damals betroffenen Länder - mit Ausnahme von Norwegen - zur EU. Dies hat zur Folge, dass die Bekämpfung solcher Krisen die Handlungen der EU erfordert und nicht nur das betroffene Land selbst zum Handeln zwingt. Island wurde von diesen Krisen in den Jahren von 1987 bis 1995 verschont, da Dänemark von dieser Krise am wenigsten betroffen war. Die Wirtschaftskrise in Island selbst nahm bereits am Anfang des neuen Jahrtausends ihren Lauf, als die bedeutendsten Banken Islands einen Privatisierungsprozess durchliefen. Die drei größten Banken Islands (Glitnir, Kaupthing und Landsbanki) tätigten umfangreiche Geschäfte im Ausland. Das heißt, dass Islands Entwicklung durch Auslandskredite finanziert wurde. Das Problem für Islands Banken entstand am 15. September 2008, als die US-amerikanische Bank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste. Diese Insolvenz führte zu einem Vertrauensverlust zwischen den Banken, so dass es schwieriger wurde, Kredite zu erhalten. Das Finanzinstitut Fortis und die Bank Dexia mussten gerettet werden, und Islands Banken gerieten ebenfalls unter Druck. Die Investoren zogen ihre Vermögenswerte ab, und Glitnir wurde das erste Opfer. Landsbanki geriet am 6. Oktober unter Druck, da die Anleger ihr Geld innerhalb weniger Stunden abzogen und die Bank nicht mehr über ausreichend liquide Mittel verfügte. Am 7. Oktober 2008 war die isländische Regierung zum Handeln gezwungen und verstaatlichte die beiden Banken.. Am 9. Oktober wurde auch Kupthing unter staatliche Kontrolle gestellt und einige Tage später für zahlungsunfähig erklärt. Dieses Handeln der Isländischen Regierung war nötig, um einen Staatsbankrott zu verhindern. Der Wechselkurs der Isländischen Krone brach in diesen Tagen dramatisch ein und erholt sich danach nur schleppend.

Ende 2008 kollabierte dann der Inselstaat vollends. Das auf Verschuldung und Spekulation aufgebaute Wirtschaftswachstum, die Boomjahre nach 2000, führt dazu, dass die einheimischen Banken ohne erforderliche Bonitätsprüfung Kredite vergaben, die dann mit dem Zusammenbruch des Sytems nicht mehr zurückgezahlt werden konnten. Auch der Privatgeldsektor lag am Boden. Der Größenwahn aus den Nachmilleniumsjahren erbrachte eine gigantische Pro-Kopf-Verschuldung, weil der kollektive Konsumrausch jedwede Sicherungsmechanismen aufhob. Der Staatsbankrott konnte durch eine zwangsverweise Verstaatlichung der drei großen Bank und eine anschließende Insolvenz der Institute gerade noch angewandt werden.
Nur weil die ausländischen Gläubiger auf ihren Forderungen sitzen blieben und diese quasi abschreiben mussten, konnte sich Island vor der Staatspleite retten. Weil das Land sehr klein ist, konnten auch die Gläubiger diesen Forderungsausfall verschmerzen. Im selben Jahr noch gewährte der IWF dem bankrotten Island einen Notkredit von 2,1 Milliarden Dollar. Damit konnten die staatlichen Verpflichtungen zumindest teilweise erfüllt werden.

Wenn nun, drei Jahre nach der Pleite, der einstige Premierminister Haarde sich als Angeklagter wegen des Zusammenbruchs verantworten soll, so stellt dieses Verfahren eine Farce dar. Nicht er allein, sondern sämtliche Verantwortliche der liquidierten Banken, ja auch die weiteren Minister waren an dem Fiasko beiteiligt und müssten sich genauso zu Rechenschaft gezogen werden.Größenwahn, Gier und Gedankenlosigkeit, gepaart mit Inkompetenz, waren die Auslöser für das einstige Desaster.
Inzwischen erholt sich die Wirtschaft des Landes nur langsam von dem Zusammenbruch.
Nicht so die privaten Haushalte. Diese sind zum größten Teil bis zur Hemdkraus verschuldet. Einst haben auch jene Islander Immobilienkredite erhalten, die sie wegen ihrer eigenen Bonität hätten gar nicht erhalten dürfen. Die Banken sicherten sich dafür ihrerseits durch eine Inflationsklausel in den Darlehnsverträgen ab, die vorsieht, dass die Forderung sich entsprechend der Geldentwertung der Isländischen Krone orientiert.
Damit konnten Zehntausende ihre Kreditraten nicht mehr zahlen, den die Krone verlore beinahe 70 % ihres Kurswertes.

Viele Isländer sind de facto pleite. Hinzu kommt eine hohe Arbeitslosenquote. Besser ausgebildete und vor allem jüngere Menschen verlassen in Scharen die Insel. Pro Jahr fast 8.000 Personen. Sie werden dem Land in absehbarer Zeit wieder fehlen. Eine ungesunde Entwicklung, die auch größere EU-Länder, wie Irland derzeit zu verzeichnen haben. So bemüht sich die isländische Regierung krampfhaft in den Euro-Pakt aufgenommen zu werden. Damit wären zwar die Probleme nicht sofort gelöst, jedoch könnte das Land mit einer relativ stabilen Währung aufwarten. Die Aufnahme in die Euro-Zone könnte auch wieder ein gewisses Vertrauen in die Stabilität des Landes hervor bringen, denn das ist seit der Krise verloren gegangen. Ausländische Finanzinstitute machen längst einen großen Bogen um isländische Anleihen, weil die Gefahr des Totalausfalls virulent ist.
Das war nicht immer so. In den Boomjahren haben jene Geldinstitute bei ihren Geschäften mit dem kleinen Land glänzende Geschäfte gemacht, weil die dortigen Banken bis zu 8 % Zinsen auf die Einlagen garantierten. Eine traumhafte Marge, die selbst die Deutsche Bank ( Slogan: " Leistung aus Leidenschaft; besser wäre: " Lügen bis zum Lebensende " ) zu Hochkonjunkturzeiten nie offeriert hat.

So dümpelt der isländische Trawler nach wie vor in seichten Gewässern herum, immer auf der Suche nach dem großen Fang. Der könnte sich für einige gut ausgebildete Isländer auf dem Festland von Dänemark bis Frankreich oder bei den skandinavischen Nachbarn ergeben. Nur in der BRD wäre eine solche Suche auf eine bessere berufliche Zukunf nicht unproblematisch. Denn hier hetzen Neo-Faschisten und sonstige intellektuelle Amöben bereits seit Jahren gegen ausländische Arbeitnehmer aus den jetzigen EU-Krisenländern.
Auch die Möglichkeit über den Sport eine berufliche Entwicklungschance zu erhalten ist als eher bescheiden anzusehen. Die Großverdiener auf dem Sektor des Profifußballs rekrutieren sich eher nicht aus isländischen Vereinen. Vor allem die Nationalmannschaft, manchmal für eine Überraschung auf internationalem Parkett gut, ist längst als unterklassig zu bezeichnen.
So bleibt denn nur die Verdienstmöglichkeit auf dem traditionellen Sektor des Fischfangs, so wie es die Vorfahren vor einigen hundert Jahren schon vor lebten.

 

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