Wo ist eigentlich Dietrich " Didi " Thurau abgeblieben?

Das Leben eines Sportlers kann oft sehr grausam sein. Waren sie oder er noch vor vielen Jahren gefeierte Stars, die von der Medienmeute in allen nur erdenklichen Abarten hofiert wurden, so trifft sie die spätere Namenlosigkeit nach dem offiziellen Abschied aus dem Profigeschäft dann besonders hart, wenn sie zu den Zeiten des Ruhms, der Ehre und der lukrativen Verträge, das dort eingesammelt Geld nicht richtig angelegt haben. In diesen Fällen geht der Abstieg vom einstmals begehrten Sportler zu einem Niemand rapide von statten. In einigen Fällen so zügig, dass es der Betroffene nicht einmal sofort bemerkt.

Als am 9. November 1954 ein Kind mit dem Namen Dietrich Thrau in Frankfurt am Main geboren wurde, konnte natürlich noch kein Mensch voraussehen, dass dieses einmal zu den bekanntesten Radsportlern aufsteigen sollte.
Thurau stieg mit 20 Jahren in das Profigeschäft ein. Er erzielte bereits im Jahre 1974 einige Erfolge, die er dann in der Folgezeit ausbauen konnte. Als 22jähriger drückte er 1976 der Tour de France über viele Etappen und Tage seinen Stempel auf. Der große Erfolg blieb ihm jedoch verwehrt. Der spätere Sieger, der französische Profi Bernard Thevénent, nahm Thurau nach der 15. Etappe das Gelbe Trikot ab und setzte sich bis zum Finale an die Spitze der Tour-Teilnehmer.

In den weiteren Jahren seiner Prof-Laufbahn, die er 1989 beendete, errang Dietrich Thurau noch einige Platzierungen, ohne jedoch unter den ganz Großen zu gehören. Kritiker warfen ihm bereits damals vor, dass er sich lieber in der Wintersaison bei 6-Tage-Rennen verheizen lasse, als sein vorhandenes Talent zu schonen und sich für die wichtigeren Sommer-Wettkämpfe zu regenerieren.

Auch wenn es so nie ausgesprochen wurde, aber es ist anzunehmen, dass Thurau Geld benötigte, um sein kostspieliges Leben zu finanzieren. Auch bei den Hallen-Radrennveranstaltungen gab es lukrative Preis - und Startgelder, die er sicherlich gerne mit einstrich.

Ein eher unappetitliches Kapitel in der Thurau-Vita stellen die permanenten Dopingverstöße dar, die er später, nämlich erst nach Beendigung der Sportler-Laufbahn unumwunden einräumte. Da Thurau in den 80er jahren kein Einzelfall war, hielt sich das mediale Interesse und die geheuchelte Empörung in der Öffentlichkeit eher in Grenzen. Anders als sein  Kollege Jan Ullrich, blieb Thurau deshalb das Spießrutenlaufen ud das Anpragern als "Betrüger" erspart.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Dietrich_Thurau

Dafür geriet er nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn als Privatmann mit der Justiz in Konflikt. Einer Verurteilung wegen Körperverletzung folgte nun, am 27. Januar 2012, ein Strafbefehl wegen Untreue in Höhe von 190 Tagessätzen zu 210,-- Euro, summa summarum 39.900 ,-- Euro. Thurau soll eine Zahlung an seinen Vater in Höhe von 49.000,-- Euro, die dieser wegen eines Unfalls mit anschließender Querschnittslähmung, auf das von Dietrich Thurau treuhänderisch verwaltete Konto, für eigne Zwecke ausgegeben haben.
Zu der Hauptverhandlung vor dem Amtsgericht Frankfurt am Main erschien der jetzt in der Schweiz lebende Thurau nicht. Er gab dazu bei Gericht an, am Tag eingeschneit worden zu sein.

Ob das Verfahren gegen Thurau damit beendet ist, bleibt abzuwarten. Noch hat er Gelegenheit gegen den ihm demnächst zugestellten Strafbefehl binnen 14 Tagen Einspruch einzulegen.
Thurau gilt anderenfalls als "vorbestraft", denn ab 90 Tagessätzen ist die Verurteilung in dem Bundeszentralregister auch in Führungszeugnisse für den privaten Gebrauch einzulesen.

Traurig, traurig, lieber "Didi"!

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