Wo ist denn nur Roland W. geblieben?


 Während ich gestern Nachmittag - wie jeden Freitag - bewaffnet mit Schrubber, Eimer, Feudel, Wischtuch, Besen und Staubsauger, den Zimmern  ein Vorfrühlingsflair verpassen wollte, summte ich dabei eine Melodie, die mir - wie aus dem Nichts - wieder einfiel.
Es war ein deutscher Schlager aus dem Jahr 1968. Jenem bedeutungsschwangeren Jahr also, mit dem in der BRD eine bestimmte politisch aktive Generation verbunden ist. Für die meisten BRDler von einst waren sie denn eher Milchgesichter, langhaarige Affen und kommunistische Umstürzler, die von drüben gesteuert, den Staat und die Gesellschaft heraus fordern, ja sogar abschaffen wollten.
Zu der umstürzlerischen Gesinnung jener Jugend von damals kam den auch noch die gehasste " Negermusik ", das " Hotten - Totten - Geschrei ", das " Gejaule " hinzu. Dargeboten von " verlausten Gammlern ", die sich " The Beatles ", " The Rolling Stones " oder " The Who " nannten.

Da sehnte sich so manch generveter Familienvater, so manche gestresste, aber völlig rechtlose Ehefrau und viele verspießte Gleichaltrige, der Beatmusik überdrüssig, nach dem Soliden, dem deutschen Schlager. Dem echten, dem deutschsprachigen Lied, das sich nicht mit Revolution, mit Aufmüpfigkeit gegenüber den Erwachsenen und mit scheinbar grenzenloser Kritik an den verlogenen Weltbild dieser Menschen, abgab. Die Sehnsüchte rankten sich dabei um des Mitbürgers heile Welt, in der das einziges Problem immer noch ist, dem in simplen Denkmustern denkenden Menschen, nun so einfach wie möglich zu erklären, warum zweierlei Geschlecht gibt und es sich so schwieirg gestaltet, die beiden unterschiedlichen Kreaturen so unter einen Hut zu bugsieren, damit sie für einander bestimmt sind. Dem entsprechend, gestalten sich die produzierten Texte des deutschsprachigen Schlagers von einst, um die Vermittlung von Gefühlen, wie Sehnsucht, Eifersucht, Lieb, Enttäuschung, Hoffnung und Glück. In dieser Grütze schwimmt oben drauf natürlich der Kommerzgedanke, als Triebfeder jedweden Handelns.

Der Deutschlandfunk in diesen Umbruchjahren mutierte nicht nur zum Sprachrohr gegen die wild gewordenen 68er und stieß mit seinen Wortbeiträgen wider der kommunistischen Umtriebe im Kiesinger - Ländle, in das gleiche Alpenhorn, wie die rechtslastige Springer - Presse damals. Um so erstaunlicher indes waren Bestrebungen des Kölner Hetzsenders, seine Programmstruktur ein wenig an die Musikbedürfnisse der rebellierenden Jugend anzupassen. Die Hitparade des Deutschlandfunks in jenem Jahr sah denn doch tatsächlich ein wenig danach aus. Es fanden sich Stücke der " Small Faces ", der " Spencer Davis Group " oder auch von " Dave Dee etc. " dort wieder. Erstaunlich war jenes Zugeständnis indes nicht, denn schließlich blieb der Musik - Müll, der in der übrigen Zeit vom DLF abgesondert wurde, der Gleiche.

Das deutschsprachige Liedgut überwog alle Male und fand auch in der Hitparade des DLF hinreichend Platz. Neben Roy Black, Heintje, Adamo und sonstigen Kaulquappen, kamen auch Sangesgrößen, wie Gitte, Mirelle Mathieu oder ein verschnupftes Goldkelchen mit dem Namen Dorte ihren Sendeplatz.

  http://www.wbrnet.info/db/D002.html

Als begeisterter Radio - Fan in jenen Jahren, ertrug ich denn auch diesen Schlager - Schund, der qäkend, zirpend und rauschend über die Mittel - oder Langwelle des Kölner CDU - Senders in die Küche oder das Wohnzimmer transportiert wurde.

Zu den absoluten Hass - Lieder in dieser Zeit zählte auch ein Lied, das " Monja " heißt und von einem mir völlig unbekannten, ja als unbedeutend eingestuften, Schlagersänger mit dem Namen " Roland W. " gesungen wird. Ein einfältiges, ödes Lied, dass in einem gleichförmigem Refrain dem Beat - Anhänger den letzten Nerv geraubt hat. Und das dieser Schlager einfach " sch.. " ist, blieb er als solche irgendwie in meinem Langzeitgedächtnis hängen.

Roland W., bürgerlich Roland Wächtler, wurde am 3 April 1941 in Stuttgart geboren. Er besuchte dort eine Volksschule und machte sein Abitur. Anschließend zog er nach Paris, um Kunstgeschichte zu studieren. Nach Aufenthalten in London zog er als Tramp durch Afrika, Kanada und kehrte über Holland nach Westdeutschland zurück. Hier trat er als Musiker in Kneipen und Diskotheken auf.
Im September 1967 erhielt er bei dem " Cornet " - Label einen Plattenvertrag.
Hier nahm er dann 1968 das Lied " Monja " auf, das als 45er - Vinylscheibe ( Single ) veröffentlicht wurde und in den deutschsprachigen Hitparaden in die Top 5 gelangte; in den vormals durchaus bedeutenden Charts der Schweiz kletterte der Sprechgesangstitel kurzzeitig auf Platz 1.
Begleitet wurde der Sänger Roland W. von einer Coverband mit dem Namen " Jay Five ", die ebenfalls bei der " Cornet " - Plattenfirma einen Vertrag hatte.

Zwar wird dieser Titel als deutschen Orginal geführt, doch es handelt sich um eine adaptierte Version des zuvor veröffentlichten Lieds " Monja ", gesungen und gespielt von der deutschen Rockband " Cry´n String ", die auf dem ebenfalls unbedeutenden Label " Kerston " im Oktober 1967 das Lied bis auf Platz 1 der deutschen Hitparade brachte. Kerston erkannte das Potenzial dieser Single und sicherte sich unter dem Pseudonym " Dal Finado " frühzeitig die Mitautorenrechte und somit auch die Tantiemen.
Dass die später veröffentlichte Coverversion von Roland W. zum Kassenknüller wurde, konnte er indes nicht erahnen oder verhindern.

So ließen denn viele Rundfunkstationen, Diskotheken und Tanzbands jenen Sprechsangestitel plärren. Bis zum Erbrechen dudelte das Stück auf privaten Feiern oder in den " Wurlitzer " - Musikboxen.
Beflügelt von dem überraschenden Erfolg des Songs veröffentlichte Roland W. eine weitere Single mit dem Titel " Cindy Jane ", die sich nicht mehr in den Charts paltzieren konnte. Auch spätere Versuche, durch deutschsprachige Stücke an den Erfolg anzuknüpfen scheiterten.
Nachdem das " Cornet " - Label von dem Multi - Konzern BASF übernommen wurde, legte dieser in den 1980ern dann nochmals den " One - Hit - Wonder " auf. Roland W. produzierte 1989/1990 eine weitere Single, die er " Tanja " benannte. Auch sie blieb erfolglos.

Das Privatleben von Roland Roland Wächtler war zwar zunächst eher beschaulich, doch eine Krebsoperation warf ihm in seinem künstlerischen Engagement zurück.1980 heratete Wächtler seine langjährige Lebensgefähtrin Doris, mit der er bereits gemeinsame Kinder hatte. Im Jahr 2000 kam er mit einer Neufassung des Stücks " Monja 2000 - Macht die feuerzeuge an " heraus. Damit gelang dem Künstler ein kleines Comeback. Das ein Jahr später veröffentlichte Album indes floppte. Hieraus befindet sich unter anderem auch ein Stück des deutschen Sängers und Komponisten Drafi Deutscher, das " Willst du einen Tequila " heißt.
Roland Wächtler verstarb am 11. September 2009 in seinem Wohnort Schürdt im Westerwald. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Flammersfeld.

Na denn im Gedenken an das Jahr 1968 und seine Schlagerleichen von einst:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Roland_W.

Monja
Roland W



Intro

Mo-onja, Mo-onja, Mo-onja, Mo - onja,
Mo-onja, Mo-onja, Mo-onja, Mo - onja,

gespr.: In meinem Herzen ist nur Platz
für einen Namen, ein Wort: Monja
All meine Gedanken, ja mein ganzes Leben schenk ich
Dir, weil ich Dich liebe, nur Dich, Monja!

Mo-onja, Mo-onja, Mo-onja, Mo - onja,
Mo-onja, Mo-onja, Mo-onja, Mo - onja,

 Hach, war das schmalzig, mir tropfte beim Tanzen der Achselschweiß herunter. Oder lag das an den " Nytest " - Hemden?????


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