Gib - Gib - Gib!


 Seit einigen Tagen ist der Winter deutlich erkennbar. Wenn abends die Minusgrade auf dem Thermometer sichtbar werden, wenn die PKW eine Eisschicht auf den Glasscheiben erkennen lassen und wenn die Räume ständig beheizt werden müssen, dann läuft die kalte, die eher ungemütliche Jahreszeit an.
Die Natur hat sich darauf längst vorbereitet und wirft das unnütze Laub, das Blattkleid einfach ab. Viele Bäume, Sträucher, Büsche, sind längst kalt. So kahl, wie der Kopf von Lieutenant Theo Kojak aus dem US - Krimi - Klassiker " Einsatz in Manhattan ".

Weil sie eben kahl sind, kann der interessierte Beobachter genau erkennen, was sich an gefiederten Freunden dort so tummelt und eventuell Schutz vor der Kälte sucht, in dem sie sich in das dichte Astwerk, mit seinen vielen zweigen, begeben. Manchmal hat der Flug aber nicht nur mit der Flucht vor dem kalten Wetter zutun, sondern es werden im Zweig - Dickicht Beeren gesucht, die als willkommene Abwechselung angesehen, dann schnell in dem Vogekmagen landen.

Ganz besonders aber haben sich Spatz, Drossel, Amsel, Meise und Co. es auf die in das Geäst hinein gehängten Köstlichkeiten in Form von Knödeln, Ringen und auch in Futterhäuschen eingestreuten Körnern, Kernen oder Samen abgesehen.

Da schaute ich vor einigen Tagen - eher zufällig - aus dem Küchenfenster und bemerkte, dass sich in dem Lingusterstrauch am Rande des Sitzplatzes,  eine Spatzenschar eingefunden hatte. Die Beeren des Gewächses waren längst von Vögeln abgefressen worden. Deshalb wunderte ich mich anfangs schon ein wenig, warum die in die Vorwarnliste aufgenommene Singvogelart, der Sperling, dort hockte. Nach einigen Minuten sah ich erneut nach unten. Die Haussperling - Gruppe befand sich immer noch im Lingusterstrauch. Sie hatte sich dort schön verteilt. Auch beim dritten Blick aus dem Küchenfenster saßen die Spatzen noch dort.

Dieses Mal jedoch schauten sämtliche Gefiederten - beinahe, wie auf Befehl - zu mir nach oben hinauf. Die Vögel mussten mich längst bemerkt haben, denn mein Hin - und Herlaufen erzeugte mit Sicherheit eine Bewegung in dem Blickfeld der Vogelgruppe. Es war der Blick, den sämtliche Tiere mir zeigten, der bei mir dann endlich das berühmte Lichtlein, wie es auch bei Daniel Düsentrieb, dem Erfinder, in den unzähligen Mickey Maus - Heften, die ich vor vielen, vielen Jahren, begierig verschlang, gezeichnet wurde, das mir jetzt aufging.

So wie Düsentrieb ( engl. Originalname Gyro Gearloose ) dann  eine seiner viel zu vielen Ideen versuchte umzusetzen, so wusste ich sofort, was unsere Gartenbewohner wollten: Futter! Seit einigen Jahren hängen wir nämlich ab dem Spätherbst Meisenknödel und Futterring in den Lingusterstrauch, die dann von der fliegenden Schar vertilgt werden. Es hingen aber noch keine Knödel im Strauch. Weil die Spatzen es aber gewohnt waren, dort Futter vorzufinden, wunderten sie sich nun doch. Ich hatte es schlichtweg versäumt, den Strauch mit Knödeln und mehr aufzurüsten.

Und just jene, dann erwartungsvollen, vielleicht ein wenig vorwurfsbehafteten Spatzen - Blick brachten mich auf des Rätsels Lösung. Der Blick jedes einzelnen Vogels nahezu deckungsgleich. Er sagte aus: Was denn? Kein Futter in diesem Jahr? Nun mach schon, alter Knochen! Wir warten hier!

Ich verließ grinsend den Fensterbereich und kaufte beim folgenden Besuch der " Netto " - Filiale zwei Packungen Knödel, die ich am letzten Samstag dann öffnete. Drei Stück des 6er - Packs zieren seitdem den Strauch, in dem danach, sehr schnell ein reger Flugverkehr zu beobachten ist.

Nun teilen sich Sperlinge und einige Meisenarten die drei Futterquellen abwechselnd. Wie konnte ich nur? Ja, wie konnte ich nur das jährliche Ritual vergessen? Bald ist Weihnachten. Dann gibt es eine Extra - Ration. Egal, ob Eis, Schnee oder Regen.
Wir werden geben.

Damit unsere gefiederten Freunde " Gib - Gib - Gib! " zwitschern.

" Barclay James Harvest " mit " Mockingbird " :





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