" H ", wie Huntington



Der US - Bundesstaat West Virginia ist mit seinen knapp 63.000 Km² Fläche und 1, 83 Millionen Einwohnern, eher einer der kleineren Staaten. In der Hauptstadt Charleston leben zirka 52.000 Einwohner; die dortige Region umfasst derer um die 308.000. Zu den weiteren , größeren Städten zählen Partersburg, Morgantown, Wheeling und auch Hutington.

https://de.wikipedia.org/wiki/West_Virginia


Huntington, ein Stadt mit etwas mehr als 49.000 Einwohnern, liegt geographisch am Schnittpunkt zu den Grenzen der Bundesstaaten Ohio und Kentucky. Die Stadt verzeichnete einst, ab den 1950er Jahren, durch den dortigen Kohleabbau, durch Unternehmen der Chemischen - und Stahlindustrie sowie auch der Bahn als Transportmedium einen Boom, der allerdings in den 1980ern beendet war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Huntington_(West_Virginia)

Huntington gilt jedoch seit einigen Jahren als Synonym für den - nicht nur - wirtschaftlichen Verfall, sondern auch den Drogenmissbrauch in den USA. Von den etwa 49.000 Einwohner werden mehr als 10.000 Menschen als Konsumenten von Heroin und weiterer Opioide gezählt.
Huntington, eine eher unbedeutende Stadt, eines ebenso unbedeutenden Bundesstaates, als
Hochburg des US - Drogensumpfes?

" DER SPIEGEL " berichtete mehrfach über die Drogen - Metropole Nummer Eins. Zuletzt in seiner Ausgabe 33 / 2017, auf den Seiten 46 ff. Unter dem Titel " United States of Heroin " befasst sich der Bericht vor allem mit dem nicht unbekannten Drogenproblemen einer komplexen, kapitalistischen Industriegesellschaft. In dieser geht es vornehmlich um die Frage der Erfüllung von Zwängen, die durch sie und ihre Exponenten formuliert sind. Wohlstand, Reichtum und gekaufte oder erkaufte Gesundheit einerseits, stehen im reziproken Verhältnis zu der Realität auf der Kehrseite der Medaille, die dann heißen muss: Armut.

Irgendwo dazwischen liegen die Drogenprobleme. Das Leben mit Suchtmitteln und der dadurch, von der Gesellschaft und dem Individuum billigend in Kauf genommene, schleichende Tod. Drogensucht ist indes längst kein Phänomen der Unterschicht oder der Arbeiterklasse, sondern sie schnürt die Gesamtgesellschaft zu einem Paket zusammen. Ob arme Bürger oder reiche Menschen, die Sucht macht davor nicht Halt.

In dem US - Städtchen Huntington allerdings, ist eine neue Qualität von Drogensucht entstanden. Die Opioidesucht von Massen. In dem Artikel wird versucht, eine Chronologie des Verfalls jenes Städtchens aufzuarbeiten. Es soll mit verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln begonnen haben, die eine ähnliche Wirkung wie Heroin aufweisen.

Es soll in den 1990er jahren begonnen haben, als opioidhaltige Schmerzmittel von Ärzten nach Operationen verschrieben wurden. Zunächst nur nach schweren Eingriffen. Ab den Nullerjahren lockerte sich die Verschreibungsmodalität. Zunehmend erhielten auch Patienten nach kleineren Eingriffen diese opiathaltigen Medikamente. Es entstand eine gewisse Abhängigkeit von einstigen Patienten. Zunehmend stiegen dann inzwischen Tablettenabhängige auf das wesentlich billigere Heroin um. Es entstand einer immer größerer Drogenmarkt, der alsbald unkontrollierbar wurde, weil er zunehmend auch Einwohner aus der weißen Mittelschicht umfasste.

Huntington verkam zu einer Drogenmetropole. Die Nachfrage dort, sie zog Tausende von Dealern und Kleindealern heran, die ein schnelles Geschäft witterten oder die hierdurch ihren so genannten Eigenkonsum zu decken gedenken.  Die Stadt wurde der Suchtentwicklung nicht mehr Herr. Die Verwaltung musste fast kapitulieren. Was jetzt an Aktivitäten in Huntington zu verzeichnen ist, kratzt an dem Suchtproblem allenfalls die Oberfläche ab.

In ihrer Verzweiflung stellten Verantwortliche ein Bild eines an einer Überdosis Heroin verstorbenen Paars in einem PKW, auf dessen Rückbank ein Kleinkind sitzt, ins Netz ein. Was soll das? Abschreckung bewirken?

Die Heroinabhängigkeit ist längst keine gesellschaftliche Erscheinung mehr, von der nur die Abgehängten, die Unterschicht, das Prekariat betroffen ist oder ein Teil des Musik - und Kunstgenre zu kämpfen hat, so, wie einst Janis Joplin, Keith Richards oder Kurt Cobain; Heroin hat dort die Mitte der amerikanischen Bevölkerung erreicht. Und aus diesem Sumpf gibt es in der Regel kein Entrinnen.
Da ist die Sängerin Amy Winehouse nur eines von unzähligen Opfern.

" H "

aitch/eɪt͡ʃ/

bedeutete einst in der Szenesprache Heroin und damit den Weg in den Tod. Nur wenige haben es geschafft, diesen Absturz, den körperlichen und psychischen Verfall, gepaart mit stigmatisierender Beschaffungskriminalität zu verlassen und eine Umkehr zu vollziehen. Aus 
" H " - Huntington werden es auch nur sehr wenige Bürger sein. 

" Steppenwolf " und der Klassiker " The Pusher " - 1969:


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?