Parteiverrat?



" Alea iacta est " - so sprach einst der Imperator Gaius Ilius  Caesar und verwies auf die Möglichkeit, des Rückzugs von dem Grenzfluss Rubikon. Der große Feldherr quälte danach mit weiteren, überlieferten Redewendungen eine Vielzahl Lateinschüler, die seinen Werdegang unter die Glüsen gerieben bekamen, um die Bedeutung dieser Sprache zu unterstreichen.
Diese hat im Laufe der Zeit nachgelassen. Und dennoch gibt es eine Reihe von lateinischen Redewendungen, die nach wie vor zutreffend sein könnten.

Am vergangenen Sonntag hat das Land gewählt. Das deutsche Volk in Gestalt der erfassten Wahlberechtigten durfte sich zu der Zusammensetzung des künftigen Bundestags in der Bundeshauptstadt Berlin äußern. Jeder, von A bis Z dazu Aufgerufene, hatte zwei Stimmen. Er durfte die durch Ankreuzen der Kreise hinter eine langen Reihe von Parteien und Namen auf dem normierten Stimmzettel abgeben.

Viele sind dieser Bitte gefolgt und haben gewählt. Doch mehr als jeder Vierte ist der Wahl ferngeblieben. das war sein gutes Recht, denn es besteht keine Pflicht zum Ankreuzen. Doch wer nicht gewählt hat, dürfte jener Partei - wenn auch nur indirekt - die Stimme gegeben haben, die mit mehr als 12 % erstmalig in den Deutschen Bundestag eingezogen ist. Der " Alternative für Deutschland " ( AfD ).

Sie stellt demnächst 90 Abgeordnete im 19. Deutschen Bundestag. Das ist für eine Randpartei viel. Sehr viel sogar. Doch dieses Ergebnis kam nicht von ungefähr. Hätte die CDU mit ihrer großen Feldherrin Angela Merkel die Zeichen bei ihren Wahlkampfauftritten im tiefen Osten erkannt, sie hätte ihre Wahlkampfstrategen zu sich gerufen, um einen neuen Schlachtplan zu entwickeln. Doch " Mutti " ist nicht nur CDU / CSU - Programm in sich, sondern einziger Programmpunkt für sich. Das ist zu wenig, um wütende Bürger zu überzeugen.

Die - soweit in den so genannten Neuen Bundesländern - lebend, partout nicht einsehen wollen, warum im ihrem vergammelten Umfeld kein Geld für Verbesserungen vorhanden sein soll, während mehr als 1 Millionen Flüchtlinge an " Muttis " Brust nahrhafte Milch trinken durften.
Aber nicht nur der Wutbürger Ost war und ist auf Krawall gebürstet. Auch in Bayern, dem angeblich so wohlhabenden Bundesland und auch Baden - Württemberg, das danach auf der Skala folgt, erzielten die Rechtspopulisten satte zweistellige Ergebnisse.

Ja, es war eine Protestwahl. Ein Denkzettel für Merkel und ihre CDU und Seehofer´s CSU mit ihrem Slogan " Weiter so! ", weil ja die Mehrheit der Bürger eben so " mutiviert " sei.

Am gestrigen Montag hieß es - nach stundenlangen medialen Palaver rund um das Wahlergebnis und insbesondere die AfD - in den Parteigremien: Antreten zum Wunden lecken!
Nur die Wahlgewinner von Rechtsaußen, sie durften jubeln und sich selbst auf die Schultern klopfen. Doch: Nichts davon geschah. Bei der Bundespressekonferenz der Partei brüskierte sie ihre anwesenden Kollegen und erklärte schlankweg, dass sie der AfD - Fraktion im 19. Deutschen Bundestag nicht angehören werde. Punkt! Aus! Schluss! Vorbei! Basta!

Sie verließ daraufhin die Veranstaltung, ohne sich weiter dazu zu erklären. Warum auch? Schließlich dürfte sie mit diesem Schachzug nicht nur der weiteren Entmachtung durch den Bundesvorstand und die Rechtsradikalen in der Partei zuvor gekommen sein, sondern hat den berühmten " Schwarzen Peter " ihren Kollegen zugeschoben. Ein kluger Schachzug, eine taktische Meisterleistung, ein strategisches Glanzstück, das die jute Frauke da abgeliefert hat,

" Wenn´s am schönsten ist...!"

Was nun? Don Gauland blieb der alte Mund offen; Meuthen die Sprache weg und die Testosteron gesteuerten rechten Sprücheklopfer Höcke und Poggenburg mussten erst einmal tief Luft holen.

Die Fraktion der 90 AfD - Abgeordneten wird wohl hiernach kleiner werden, denn wenn Petry nicht aus der Partei austritt oder - so doof muss frau erst einmal sein -  ihr, nicht einmal über die Bundesliste erlangtes Mandat zurück gibt, könnten einige AfDler ihr folgen.

Dieses Verhalten läge sehr nahe dem Straftatbestand des " Parteiverrat ",  so wüteten AfD - Fans von nah und fern, denn der bestimmt eigentlich nur, dass:



§ 356
Parteiverrat

(1) Ein Anwalt oder ein anderer Rechtsbeistand, welcher bei den ihm in dieser Eigenschaft anvertrauten Angelegenheiten in derselben Rechtssache beiden Parteien durch Rat oder Beistand pflichtwidrig dient, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft.
(2) Handelt derselbe im Einverständnis mit der Gegenpartei zum Nachteil seiner Partei, so tritt Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu fünf Jahren ein.

Nun dürfte Petry zunächst nur sich selbst und ihrem Gewissen bei dieser Entscheidung gefolgt sein. Zunächst wird sie nach ihrer Privatinsolvenz Gelder einsammeln müssen, um den Insolvenzverwalter und ihre Gläubiger zu bedienen. Dann muss sie ihre Familie mit ernähren. Tja, und leben möchte sie irgendwie auch noch. Also, verbleibt sie im Bundestag und kassiert dafür viele Geld. Petry ist zunächst Anwalt der Wähler, jener wütenden Bürger, die mit " Hau ab!" und " Merkel muss weg!" ihren Frust gegen die Aussitz - Politik der Bundeskanzlerin herausschrien.
Hat sie als Anwältin, als Beauftragte, als Mandatierte, bereits nach ihrem - mehr oder weniger - spektakulären Schritt diese Wähler verraten?

" Die Würfel sind gefallen! " Doch, bevor die Schlacht im 19. Bundestag beginnt, hat sich die Gegnerin selbst zerlegt. " Viel Feind, viel Ehr!" Diese Plattitüde dürfte seit gestern wohl nicht zur Anwendung kommen?
Doch Petry darf den ersten Sieg über ihre uneinsichtigen Parteifreunde verbuchen, die ihr bei einem gemäßigten Kurs, weit ab von den rechtsradikalen, völkischen Verwirrten dieses Haufens, nicht folgen wollten.
Dazu nochmals der große Caesar:



"Philippis me videbis!"


" The Wallflowers " " ( We Can Be ) Heroes " - 1998:











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