Ein Kirschbaum in dem Garten stand.
Es ist schon einige Jahre her, als wir uns dazu entschlossen, einen Kirschbaum, der - wie vormals üblich - eigentlich zu nahe an der Grenze zum Nachbargrundstück stand, zu fällen. Unter gütier Mithilfe dieses Nachabrn eben, gelang es mir in mühevoller Wühlarbeit den längst nicht mehr gesunden und kaum noch tragenden Baum zu kippen. Dabei floß der Schweiß in Strömen und dazu noch Flaschenbier.
Nachdem fest stand, dass das Monstrum - mindestens 40 Jahre alt - wegen der starken und auch noch tief gelegenen Wurzeln, nur an der unmittelbaren Oberfläche abgesägt werden sollte, überdeckte ich den Rumpf des Stammes einfach mit Erde. So glaubte ich, damit dem Spuk ein Ende gemacht zu haben.
Es vergingen einige Jahre. Aus dem langsam verfaulenden Stumpf wuchs plötzlich ein neuer Baum heraus. Dieser trieb fleissig aus und grünte Jahr für Jahr aufs Neue. Ganz zum Leidwesen unseres Nachbarn. Je höher der Fremdling wurde, desto störender empfand der Nachbar dessen Anwesenheit. Schliesslich bedeckte dieser ab Frühjahr bis zum Herbst mit seinem Blattwerk den edlen Wein, der an einer parallel zum Zaun aufgestellten Pergula rankte und durchaus schmackhafte Trauben hervor bringt.
Nun, auch in diesem Jahr sproß der wilde Kirschbaum üppig. Doch dieses Mal nur in Mannshöhe, denn wir hatten ihn - ob der Befürchtung des nachbarlichen Vetos zu dessen Existenz - rein vorsorglich gekappt. Der aktuelle Anblick erschien uns jedoch so erbärmlich, dass der Entschluss in uns reifte, dem widerspenstigen Eindringling in des Nachbars Blickfeld, ein jähes Ende zu bereiten.
Der Tod ereilte den Wüstling mit dem heutigen Tage. In einer 1,5 stündigen Arbeitseinheit wurde er kurzer Hand entsorgt.
Nun hat des Nachbars edler Wein keinen Konkurrenten mehr zu befürchten, der ihm angeblich Licht, Sonne und wasser streitg macht. Edel wird die Flora und Fauna zwar nicht zu Grunde gehen, aber des reinen Nutzens wegen von dem Menschen in ganz profaner Art und Weise klassifiziert.
So, wie es Theodor Fontane in seinem Epos über den Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland einst richtig erkannte:
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Nachdem fest stand, dass das Monstrum - mindestens 40 Jahre alt - wegen der starken und auch noch tief gelegenen Wurzeln, nur an der unmittelbaren Oberfläche abgesägt werden sollte, überdeckte ich den Rumpf des Stammes einfach mit Erde. So glaubte ich, damit dem Spuk ein Ende gemacht zu haben.
Es vergingen einige Jahre. Aus dem langsam verfaulenden Stumpf wuchs plötzlich ein neuer Baum heraus. Dieser trieb fleissig aus und grünte Jahr für Jahr aufs Neue. Ganz zum Leidwesen unseres Nachbarn. Je höher der Fremdling wurde, desto störender empfand der Nachbar dessen Anwesenheit. Schliesslich bedeckte dieser ab Frühjahr bis zum Herbst mit seinem Blattwerk den edlen Wein, der an einer parallel zum Zaun aufgestellten Pergula rankte und durchaus schmackhafte Trauben hervor bringt.
Nun, auch in diesem Jahr sproß der wilde Kirschbaum üppig. Doch dieses Mal nur in Mannshöhe, denn wir hatten ihn - ob der Befürchtung des nachbarlichen Vetos zu dessen Existenz - rein vorsorglich gekappt. Der aktuelle Anblick erschien uns jedoch so erbärmlich, dass der Entschluss in uns reifte, dem widerspenstigen Eindringling in des Nachbars Blickfeld, ein jähes Ende zu bereiten.
Der Tod ereilte den Wüstling mit dem heutigen Tage. In einer 1,5 stündigen Arbeitseinheit wurde er kurzer Hand entsorgt.
Nun hat des Nachbars edler Wein keinen Konkurrenten mehr zu befürchten, der ihm angeblich Licht, Sonne und wasser streitg macht. Edel wird die Flora und Fauna zwar nicht zu Grunde gehen, aber des reinen Nutzens wegen von dem Menschen in ganz profaner Art und Weise klassifiziert.
So, wie es Theodor Fontane in seinem Epos über den Herrn Ribbeck auf Ribbeck im Havelland einst richtig erkannte:
Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«
So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. 's war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit;
Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit ins Grab.«
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht
Sangen »Jesus meine Zuversicht«,
Und die Kinder klagten, das Herze schwer:
»He is dod nu. Wer giwt uns nu 'ne Beer?«
So klagten die Kinder. Das war nicht recht -
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht;
Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt.
Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er tat,
Als um eine Birn' ins Grab er bat,
Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.
Und die Jahre gingen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,
Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet's wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung' übern Kirchhof her,
So flüstert's im Baume: »Wiste 'ne Beer?«
Und kommt ein Mädel, so flüstert's: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick gew' di 'ne Birn.«
So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.
Kommentare
PS: Dein Nachbar ist wohl kein Leser deines Blogs? ;o)