Mr.Paul Mc C. oder warum ein Graffiti mich zum Grübeln brachte.



Jeden Tag kann ich sie betrachten: Die wilden Graffitis an den Häuserwänden gegenüber dem Dresdener Regionalbahnhof Plauen. Den Plaun´schen Grund gegenüber, die Ruinen der Bienert Mühle rechts neben, parallel zum Gleis Eins, dass in Richtung Tharandt und Chemnitz führt; als ungewollte Begrenzung von Gleis Zwei, welches dann in die entgegen gesetzte Richtung zur Innenstadt führt. Der marode Aufbau über meinem schon längst ergrauten Haupt, bietet zu den künstlerischen Versuchen der/des Sprayer/s keinen wirklichen Kontrast. So konstatiere ich fast jeden Tag, dass der kleine Bahnhof Dresden-Plauen nichts für Ästheten ist, kein Ambiete zum Verweilen bietet und seine schlechtesten Tage nicht einmal hinter sich hatte. Eine Bruchbude eben, wie das Rundherum - mit wenigen Ausnahmen auf dem Bienert - Gelände und der mittels Zuschüssen der EU, des Bundes und des Landes Sachsen sanierten Uferbefestigungen der Weißeritz. Und bis auf das High-Tech-Requisit, das sich " Ticket-Terminal " nennt, mit der nicht jeder Kunde sofort eine wahre Freundschaft schließen kann, weil der hoch gerüstete Elektronik-Kasten bekanntermaßen  nicht immer funktioniert und der Dialog zwischen Mensch( Kunde ) und Maschine ( Dienstleister ) nur dann zustande kommt, wenn der Kunde Mensch die Funktionsdeterminanten des maschinellen Dienstleisters auch wirklich versteht. Dieses Monstrum eben, längst gegen Raubversuche aller Art gefeit ( das war nicht immer so ) ist mit weitem Abstand das Modernste an dem Bruchbuden-Bahnhof in Dresden - Plauen.

Da freut sich der Gast, wenn er ab und zu einen neuen bunten Lichtblick erwischt. So, wie jenes Graffiti, dass ein wahrer Künstler oder ein Abkupferer, ein Schablonist oder aber ein künstlerisches Genie, an eben jene Hauswand sprayte, die ansonsten weder Jahrzehnte vor noch Jahre nach der Wende, wie das Gemäuer insgesamt, Farbe zu sehen bekam. Die graue Mauer als Grund am Plauen´schen Grund, neben dem grundlos verfallenen Bienert-Areal.

Seit einigen Wochen starrte ich jeweils immer kurz vor Viertel, wie frau/man in Sachsen zu sagen pflegt, auf das Bild; jenes Kunstwerk, das gesprühte Gemälde und grübelte dabei, woher ich dieses Abbild nur kenne?
Irgendwie kenne ich es. Aber, woher nur? Ich hatte es in grauer Vorzeit schon mal gesehen. Nur wann? Das Mädchen im Rock mit Mütze ( Barrett ) und Fernglas. Woher kenne ich diese verdammte Bild nur?

Nach einigen Tagen kam mir dann die Erleuchtung. Ein Cover einer LP, eines Musikalbums aus längst vergangene Zeiten, ja, jawohl, das Mädchen schmückte die LP-Seite. Ich hatte dieses Album damals auch in meinen Händen. Gekauft habe ich es aber nicht. Warum nicht? Wohl deshalb nicht, weil mir die LP oder später die CD, die innen enthalten war, musikalisch nicht gefiel. Aber, wer war der Musiker, die Musikerin, die Musiker ( Mehrzahl)? Weshalb gefiel die von ihm/ihr/ihnen produzierte und auf Tonträger verewigte Musik nicht?

Der Zug kam, aus Chemnitz, meine bessere Hälfte stieg immer wieder aus. Über Tage, einige Wochen lang, ich verlor meine Gedanken an das Bild, die LP, die CD und das dort abgebildete Mädchen im Rock, mit Mütze ( Barrett ) und Fernglas.
Vor wenigen Tagen schoss mir dann der Gedanke durch den Kopf: " Es könnte Sir Eric Clapton oder Cream oder aber auch die Steve Winwood-Formation Traffic sein, die das Cover für ein Musikalbum benutzt haben."
Diese Überlegungen verwarf ich dann doch relativ schnell. Nee, die Alben kenne ich beinahe alle. Da war nichts mit einem solchen Mädchen.

Die Gruppe " Blind Faith " hatten auf ihrem einzigen Album zuerst ein Mädchen abgebildet, eine nackte Lolita mit einem Spielzeug-Bomber in der Hand.

http://www.metalsucks.net/wp-content/uploads/2007/12/albumcovers-blindfaith1969.jpg

Nein, diese Interpreten haben dieses Mädchen nie als Coverbild für eine Platte oder später CD benutzt.

Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern. Gestern, am Blauen Montag, den 9. Juli 2012, kurz vor Viertel, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Da stand doch, reichlich verschnörkelt geschrieben, fast kaum zu erkennen und nur wenig zu entziffern, eine Name Paul. Paul? Paul! Klar doch, Paul Mc Cartney!

http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_McCartney

Joooh, Paul feierte am 16. Juni 2012 seinen 70. Geburtstag. Und nun bekam ich auch einen Zusammenhang mit dem abgebildeten, dem Graffiti-Mädchen hin. Es sollte eine - dann jedoch verfrühte - Reminiszenz an Sir Paul McCartney sein, die dem Sprayer zu diesem Ereignis veranlasste, ein LP-Cover, eine CD-Hülle auf die maus-graue Häuserwand zu produzieren.

Der gute - alte! - Paul unterhält seit Jahren eine eignen HP. Da liegt es nahe, dort mal nachzusehen, ob sich jenes bekannte Bild unter den vielen Cover-Wiedergaben befindet. So klicke ich mich unter:

http://www.paulmccartney.com/web/guest/home

durch, in der Hoffnung, jenes Mädchen, dass ich auf einem McCartney´schen oder " Wings " - Album " vermute, dort als Cover zu finden?
Aber, was für eine Enttäuschung! Auf Sir Paul´s Seiten findet sich so ziemlich alles, was er in seiner Nach-" Beatles " - Ära, insbesondere musikalisch erschaffen hat. Auch seine verstorbene Ex-Gattin Linda ist dort zu finden. Jedes gesuchte Mädchen im Kleid mit Barrett und Fernglas aber nicht. Schade, denn ich hatte mich schon darauf eingestellt, über den Oldie Sir Paul zu erfahren, welches Geheimnis hinter dem mit dem Fernglas bewehrten Mädchen im Kleid steckt.

Mit detektivischem Feinsinn versuche ich das Mysterium um jenes Graffiti über die nur schwer zu lesenden Worte " Pauls Mo(a)se " und die Zahlenfolge " 246, 2012 " zu entschlüsseln. Doch auch hier gibt die Suchmaschine " Google " keine klaren Hinweise. Da werde ich beispielsweise unter der Eingabe " Paul´s Mose " auf die Pop-Gruppe " Depeche Mode " hingewiesen. Also, nee, das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Ein Cover, das jenes ominöse Mädchen zeigt, von so einer Truppe? Dennoch lies mich die Neugierde auf einigen Seiten zu der Discographie dieser Achtzigerjahre Formation herum schnüffeln. Nichts zu finden! Immerhin bestärkte mich die Recherche auf der DM - Seite und jenen, die sich mit der Elektro-Pop-Gruppe befassen, darin, dass deren Musik - bis auf wenige Ausnahmen - meinen Geschmack immer noch nicht wirklich trifft. Deshalb schnell wieder raus aus den Seiten und danach die Quintessenz gezogen, dass die reine Neugierde nicht immer ein wahrhafter Antrieb ist, um das eigene Wissen aufzufrischen.

Immerhin konnte ich in der kurzen Recherchezeit mehr über Sir Paul McCartney erfahren,als in den vielen Jahren zuvor, Und das stimmt mich dann eher zuversichtlich, das Geheimnis um das Graffiti doch noch zu lösen.



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