Gladbeck - Bremen - Bad Honnef: 25 Jahre nach der Geiselnahme.


Als der Morgen des 16. August  des Jahres 1988 gegen 5.30 Uhr die Nacht langsam vertrieb, die Sonne gegen 6.10 Uhr aufging und der Berufsverkehr eine Stunde später in dem bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein - Westfalen im vollen Gange war, machten sich zwei - von einigen Postillen zum " Berufsverbrecher " abgestempelte - Männer in der Nähe der Filiale der " Deutsche Bank " im Gladbecker Stadtteil Rentfort - Nord auf, um über ein Oberlicht des Gebäudekomplexes in den Gewerbekomplex einzusteigen. Dort gelang es ihnen gegen 8.00 Uhr ca. 100.000 Euro ( damals 120.000 DM ) aus der Bankfiliale zu erbeuten. Später verlangte das Duo weitere 250.000 Euro ( zu dem Zeitpunkt etwa 300.000 DM ) und einen Fluchtwagen.

Der weitere Verlauf des Raubüberfalls mit Geiselnahme ist hinlänglich bekannt und wurde von der Presse, in diversen Berichten einiger Fernsehsendern sowie in einem Buch detailliert beschrieben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geiselnahme_von_Gladbeck

http://www.ndr.de/geschichte/chronologie/achtzigerjahre/gladbeck104.html

http://www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/themen/studiogast-gladbeck100.html

http://www.morgenpost.de/politik/article834337/Gladbeck-Geiseldrama-mit-Reporter-auf-der-Rueckbank.html

http://www.radiobremen.de/politik/dossiers/geiseldrama/folgen-opfer100.html

Das Verbrechen von Gladbeck und Bremen endete später, so wie es eigentlich schon begonnen hatte: In einem Fiasko, da die Polizeibehörden nicht koordiniert eingriffen und durch Kompetenzrangelei sich eher gegenseitig blockierten.
Für mich als damaliger Bewohner der Hansestadt Bremen, der sowohl die beiden später zur Geisel genommen jungen Frauen aus dem Landgericht und der kleinen Zoohandlung im Viertel vom Sehen und durch ihre Berufstätigkeit her kannte, könnte sich der Bremer Teil des dramatischen Tatablaufs so lesen:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13494616.html

Etwa ein Jahr später beginnt vor der Großen Strafkammer, als Schwurgericht, des Landgerichts Essen der Prozess gegen die beiden Haupttäter Rösner und Degowski sowie die Beteiligte Löblich. Im März 1991, nach 19 Monaten Verhandlungsdauer, werden alle drei verurteilt. Ein einstiger Kommilitone und späterer Kollege in Bremen vertrat damals die Eltern des erschossenen Italieners Emanuele di Giorgi. Das Mandat erhielt er über seine italienische Ehefrau, die natürlich sprachlich weiter helfen konnte. Kollege Hans Werner L. schilderte mir später, dass der Verhandlungsmarathon belastend gewesen sei, weil durch die ständige Fahrerei von Bremen nach Essen der übrige Kanzleibetrieb beinahe zum Erliegen kam. Der von ihm betrieben Aufwand, wie allein das Kopieren der enormen Aktenmengen, bezeichnete er einst als immens. Auch finanziell waren die 19 Monate Prozess eher überschaubar.
So endete der justitiable Teil des so genannten " Gladbecker Geiseldramas ".

Zuvor gab es noch die Aufarbeitung der Begleitumstände. Der damals zuständige Innensenator der Freie Hansestadt Bremen Bernd Meyer ( SPD ) trat auf öffentlichen Druck von seinem Amt zurück. Der nordrhein - westfälische Landesinnenminister Herbert Schnoor ( SPD ) blieb trotz der Kritik an seiner Amtsführung auf seinem Posten. Der bundesdeutsche Presserat rügte öffentlich das Verhalten einiger Medienvertreter während des gesamten Tatzeitraums, da dieses zum Teil nicht mit den Ethikgrundsätzen der journalistischen Arbeit vereinbar gewesen sei.

Die Eltern des erschossenen Emanuele di Giorgi erhoben nach dem Ende der Verbrechensorgie schwere Vorwürfe gegen die verantwortlichen Stellen. Sie zogen alsbald zurück nach Italien, weil die damals mit ihrem Bruder im Bus anwesende Tatiana di Giorgi die Erlebnisse bis heute nicht verarbeiten konnte.
Die Mutter der erschossenen Silke Bischoff lebt heute zurückgezogen in einem kleinen Ort bei Bremen. Auch sie hat den Tod ihrer Tochter nie verwunden.
Von den Angehörigen des während des Polizeieinsatzes tödlich verunglückten Beamten ist nichts näheres bekannt. Ein tragischer Verkehrsunfall? Mehr nicht?

Marion Löblich verbüßte 2/3 ihrer 9jährigen Haftstrafe und wurde im August 1994 auf Bewährung entlassen. Sie erkrankte später aufgrund ihrer Tablettensucht  und lebt heute bei Magdeburg in Sachsen - Anhalt.
Dieter Degowski, inzwischen Mitte 50 befindet sich weiterhin im Vollzug. Ebenso der Mittäter Rösner. Die jeweils eingereichten Gnadengesuche wurden von verschiedenen Gerichten abgelehnt. Eine Haftentlassung könnte eventuell in drei Jahren erfolgen.

Ines Voitle schließlich, die Freundin der erschossenen Silke Bischoff, bediente mich schon wenige Wochen nach dem 18. August  in der Zoohandlung Vor dem Steintor im Bremer Viertel, als ich dort einige Male Papageienfutter und Streusand für den Käfig kaufte. Sie heiratete später und trägt heute einen anderen Familiennamen. Vor einigen Tagen gab sie Radio Bremen Fernsehen ein längeres Interview.
Die Ereignisse von vor 25 Jahren werden auch sie wohl nie wieder los lassen.

Die Journalisten - und Medienmeute, die einst sensationsgeifernd die Tage des " Gladbecker Geiseldramas " mundgerecht aufarbeiteten, hat gezeigt, dass die 80er - Jahre - Spaßgesellschaft sich nicht nur in einen publicity - und Medien geilen Haufen wandelte, sondern dass die Öffentlichkeit längst zu einem Rummelplatz, vieler, von den Medien dann hoch stilisierter Einzelpersonen umfunktioniert wurde. Die beiden Versager Rösner und Degowski waren auf einmal wer. Dazu kam auch die eher bislang im Leben gescheiterte Marion Löblich als weiblicher Pendant. Das Trio als Regisseure eines westdeutschen Western. Die Helden des Bösen, hofiert, protegiert und angestiftet von der Journaille und ihren Hilfssheriffs mit Diktiergerät, Stenoblock, Mikrophon und Photoapparat.

Was für ein heldenhaftes Auftreten!

Der 16. August 1988 war wettermäßig kein besonderer Tag. Die Temperaturen lagen tagsüber im Durchschnitt bei 22 Grad. Es gab örtliche Regenschauer, ansonsten war es sonnig.
Der Monat August 1988 war für einige Bundesdeutsche ein durchaus besonderer, denn am 08.08. 1988 gaben sich auffällig mehr Paare das Ja- Wort bei der Eheschließung. Der Drang, sich von der grauen Masse abzusetzen ist auch da deutlich erkennbar. Dann war noch das Unglück auf dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein in der Oberpfalz. Es jährt sich am 28. 08. zum 25. Mal.
Das Jahr 1988 war politisch betrachtet ein besonderes Jahr, denn ein gewisser Michail Gorbatschow erklärte im fernen Moskau, der Hauptstadt der einstigen Sowjetunion, dass jedes Land für seine Entwicklung selbst verantwortlich sei ( " Glasnost und Perestroika in Reinkultur? ), was zu Beginn der 90er Jahre zur Auflösung des Ostblocks führen sollte.

Heroes - David Bowie:

I
I will be king
And you
You will be queen
Though nothing will
Drive them away
We can beat them
Just for one day
We can be Heroes
Just for one day

And you
You can be mean
And I
I'll drink all the time
'Cause we're lovers
And that is a fact
Yes we're lovers
And that is that

Though nothing
Will keep us together
We could steal time
Just for one day
We can be Heroes
For ever and ever
What d'you say

I
I wish you could swim
Like the dolphins
Like dolphins can swim
Though nothing
Will keep us together
We can beat them
For ever and ever
Oh we can be Heroes
Just for one day

I
I will be king
And you
You will be queen
Though nothing
Will drive them away
We can be Heroes
Just for one day
We can be us
Just for one day

I
I can remember
Standing
By the wall
And the guns
Shot above our heads
And we kissed
As though nothing could fall
And the shame
Was on the other side
Oh we can beat them
For ever and ever
Then we can be Heroes
Just for one day

We can be Heroes
We can be Heroes
We can be Heroes
Just for one day
We can be Heroes
We're nothing
And nothing will help us
Maybe we're lying
Then you better not stay
But we could be safer
Just for one day 



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