Reinhard Mey´s " Jahrenszeiten " - Compiler: " Ünter den Wolken " - unterirdisch rezensiert.
Was
sollte ein Bundesbürger tunlichst vermeiden, der in den Jahren nach 1968
geboren wurde und über diese Generation, die seiner Eltern, eine eigene Meinung
verkünden möchte? Am besten gar nichts und den vorlauten Mund halten.
Was
sollte ein Bundesbürger tun, der wegen seiner Zugehörigkeit zu den 68ern von
den Generationen davor und danach angepöbelt wird? Am besten das Prinzip der
" Drei Affen " walten lassen.
Was
sollte ein " SPIEGEL " - Redakteur vermeiden, wenn er sich aufschwingt,
eine Rezension über eine CD - Sammlung eines Liedermachers aus der Generation
der 68er zu schreiben?
Dem
Leser suggerieren zu wollen, er besäße den Sachverstand, hierzu ein allgemein
gültiges Urteil absetzen zu können.
Da las ich in der " SPIEGEL " - Ausgabe 50 /13 unter der Rubrik " Kultur " auf S. 50 folgendes:
Nun, die " SPIEGEL " - Redakteure aus dem Ressort " Kultur " mögen vielleicht mehrheitlich den Generationen nach 68 zugehörig sein, denn anderenfalls lässt sich nicht erklären, warum hier ein völliger Verriss des im Dezember 2013 erschienen CD - Compiler von Reinhard Mey zustande kam.
Reinhard Mey, inzwischen 71 Lenze alt, hat es gewagt, eine Zusammenstellung seiner mittlerweile 26 ( ! ) Studio - Alben vornehmen zu lassen. Viel Liedgut, eines Liedermmachers, der bereits vor fast 50 Jahren damit begann, eben solche zu schreiben. Damals, also 1964, erschien sein erstes Chanson " Ich wollte wie Orpheus singen ".
Während sich in den Folgejahren die Berliner Welt um ihn herum politisierte, blieb Reinhard Mey indes eher in einer kritischen Distanz zu diversen, radikalen Strömungen in der Gesellschaft. Das brachte ihm nicht nur Lob ein. So ist bei " Wikipedia " zu lesen:
" Meys Lieder wurden
von der deutschsprachigen Musikkritik und Presse zunächst größtenteils positiv
aufgenommen und überwiegend als angenehmer Kontrast zur seichten Schlagermusik mit
ihren niveauarmen Texten gesehen (um 1970). So nannte ihn beispielsweise
die Neue Zürcher Zeitung einen „seltenen
Glücksfall im Showbusiness“, mit „jungenhafter Frische,
unbekümmerter Spontaneität und Direktheit im Kontakt mit dem Publikum.“
Mit wachsendem Erfolg
häuften sich Anfang der 1970er Jahre jedoch auch negative Kritiken, vor allem
von linker Seite, die ihm mangelndes politisches Engagement, Ängstlichkeit und
einen Hang zur Idylle vorwarfen.
So bezeichnete Volker Rebell in der Frankfurter Rundschau Meys musikalische
Gestaltung als „nicht unterscheidbar von der kleinkarierten
Schlagermusik […] von der Essenz her der gleiche Kohl, die gleichen
beschränkten Variationen über ein Standardsortiment musikalischer Muster“. Barry Graves nannte
den Sänger in der Welt einen „nichtssagenden Schnurrenerzähler“,
einen „Fluchthelfer der Umweltverdrossenen“ und einen „Heintje für
geistig Höhergestellte“. Einen Höhepunkt erreichte diese Kritik Mitte der
1970er, als Mey in dem Lied Annabelle Erscheinungsformen und
Auswüchse der Studenten- und 68er-Bewegung aufs
Korn nahm.[8] Thomas
Rothschild schrieb in dem Buch Liedermacher: „Mit
dieser Karikatur einer linken Studentin […] entpuppte sich Reinhard Mey
endgültig als einer, der seinen kleinbürgerlichen Zuhörern, die sich ihre heile
Welt nicht rauben lassen wollen, nach dem Mund singt. […] Was offenbar sogar
Moderatoren für Humor halten, ist bösartige Lächerlichmachung einer Minderheit.
Von der Annabelle, die nie lacht, zum Russen mit dem Messer zwischen den Zähnen
ist es nur ein Schritt. Mey betreibt mit Annabelle Hexenjagd in Chanson-Form.“
In späteren Jahren wurde
Mey nicht mehr derart scharf wegen seiner Liedinhalte kritisiert. In Frankreich gab
es keine vergleichbare negative Kritik.[9]
Mey selbst reagierte 1972
in Form des Chansons "Mein achtel Lorbeerblatt". Der Refrain
lautet: „Und ich bedenk', was ein jeder zu sagen hat / Und schweig'
fein, still / Und setz' mich auf mein achtel Lorbeerblatt / Und mache, was ich
will.“ [10]Rückblickend
formulierte Mey mit Blick auf seine damaligen Kritiker: »Wenn man 1971
eine goldene Schallplatte bekam, war eben klar, dass man nur ein kommerzielles
Schwein sein konnte.«[5]
Für das Lied Annabelle,
das ihm nach eigenem Bekunden „jede Menge Ärger, aber auch jede Menge
Spaß“ eingebracht hat, schrieb er 1998, 26 Jahre später, mit „Der
Biker“ eine Art Entschuldigungssong, in dem er seine Wertschätzung für
Annabelle zum Ausdruck bringt.[11] "
- Zitatende aus: Wikipedia. de - Reinhard Mey
Was also trieb den " SPIEGEL " dazu, mehr als 4 Dekaden eine Art verspätete Retourkutsche zu fahren?
Sicherlich
nicht die Notwendigkeit, einem erfolgreichen deutschen Liedermacher dafür Eins
auszuwischen.
Klar, der
Reinhard Mey hat in seinen unzähligen Stücken nicht gerade die dogmatische Art
gezeigt, wie sie sein Kollege, Freund und auch Weggefährte Hannes Wader zeigt.
Dennoch sind die Lieder des Liedermachers Reinhard Mey nicht so
grottenschlecht, dass sie nun, nämlich fast 50 Jahre nach seiner
Erstveröffentlichung als Liedermacher, allesamt in die Rubrik " Pop "
eingestuft werden müssen. " Pop " ist etwas völlig anderes. Popsongs
gehören zu der leichten Unterhaltung. Ihre Texte sind deshalb schnell
verdaulich.
Mey´s Texte
indes sind es nicht.
Eine böse Unterstellung des " SPIEGEL " also?
Der Leser dieser nur sehr kurzen Rezension zu der Titelsammlung Mey´s mit dem Namen " Jahreszeiten " könnte meinen, es befänden sich nur poppige Stücke auf den vielen CDs. Schauen mir mal:
Viel Musik, Audiomaterial, gedacht als
Artefakte aus der Zeit der " Alten Bundesrepublik. Für viel Geld, versteht
sich, denn die Sammlung um und von Reinhard Mey ist nicht gerade billig ( 239,99
€ bis 324,00 € liegt die Preisspanne ) Dafür gibt es dann diese Alben:
ICH WOLLTE WIE ORPHEUS SINGEN
ANKOMME FREITAG, DEN 13.
AUS MEINEM TAGEBUCH
ICH BIN AUS JENEM HOLZE
MEIN ACHTEL LORBEERBLATT
WIE VOR JAHR UND TAG
IKARUS
MENSCHENJUNGES
KEINE RUHIGE MINUTE
JAHRESZEITEN
FREUNDLICHE GESICHTER
DIE ZWÖLFTE
HERGESTELLT IN BERLIN
ALLEINGANG
BALLADEN
FARBEN
ALLES GEHT
IMMER WEITER
LEUCHTFEUER
FLASCHENPOST
EINHANDSEGLER
RÜM HART
NANGA PARBAT
BUNTER HUND
MAIREGEN
DANN MACH'S GUT
COVER
DVD
Der Sänger selbst hat mitgeteilt,
dass er den Reinerlös zu Gunsten der Stiftung „ Bethel „ spenden werde. Das
kommt in der „ SPIEGEL „ – Rezension nicht vor. Sei´s drum. Ich habe mich – als
Bruchteil der „ alten „ BRD nie sonderlich gewundert, wenn die anderen Zeiten –
meist von jüngeren Menschen – gnadenlos nieder geschrieben wurden. Der Anspruch
unserer Generation und derer davor war ja auch ein solcher. Die Eltern, deren
Leben und die Gesellschaft ständig in Frage zu stellen. Reinhard Mey hat sich
indes auf diesen Zug nie vollständig hinauf begeben. Gleichmacherei, Intoleranz
und Dogmatismus kommen in seinen Liedern eher nicht vor. Dass er dafür auch –
im Gegensatz zu Hannes Wader, Dieter Süverkrüp oder Franz Josef Degenhardt –
auch von den bürgerlichen Spießern, den Schlager – Fuzzis und der
Weichspülergarde im gesamtdeutschen Dudelfunk einen Platz an der Sonne fand,
war ein Preis, den er nicht kritiklos entgegen genommen hat. Wenn er zu der
Quasselrunde bei Christiansen eingeladen war, dann wirkte er im angeblichen
Polit – Talk deplatziert. Was hat ein Liedermacher, der die alltäglichen
Probleme mit einem feinen, spöttischen Lied belegt, in der Runde der eitlen
Selbstdarsteller und politischen Gröfaze zu suchen? Eigentlich nichts! Weshalb
er einst zu dem Thema „ Talkshows am Nachmittag „ eher wenig zu sagen hatte.
Immerhin stand er diesen Sendungen, in denen sich vorgeführtes Prekariat in
übelster Weise anging, mehr als kritisch gegenüber. Nur das Schubladendenken
half in dieser Zeit genauso wenig weiter, wie es einige Dekaden davor der Fall
war. Weshalb seine Lieder eben nicht unter der Rubrik „ Politisches Lied „
einzuordnen sind. Dennoch haben viele davon einen gesellschaftskritischen
Anspruch; nur eben nicht in der schwarz – weiß Denke. Es gab sie eben nicht,
die bessere Lebensform. Weder im Westen, noch einst im Osten. Gleichfalls war
die „ alte „ BRD weder schlechter noch besser als das jetzige Deutschland. Weshalb
auch nicht Alles und Jenes gnadenlos nieder gemacht oder geschrieben werden
muss, was dazu zählt.
Die „
SPIEGEL „ – Rezension zu der veröffentlichten Mey – Kompilation ist polemisch
und hat mich ein wenig geärgert. Dennoch steht für mich fest: Reinhard gehört
zum „ Alten Deutschland „, wie all jene Menschen, die ihn einst kritisiert und
sogar gehasst haben, weil er nicht ihre Lieder singen wollte; nicht ihre
Meinung teilte und mit der Musik, für die er lebt, eben auch erfolgreich war.
Reinhards Scheiben lege ich heute genauso gerne ein, wie die von Hannes, Konstantin
Wecker und andere aus der Zeit als solche Lieder noch etwas zu sagen hatten.
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