Jethro Tull´s " Benefit " wird 44 Jahre alt. Was ist aus den Musikern von einst geworden?
Es gibt viele Alben, damals nur Vinyl - Scheiben, die längst Kultstatus erworben haben. Sie aufzuzählen würde indes Stunden dauern. Die einstigen Musik - Fachzeitschriften, wie " Sounds ", " Melody Maker " oder vor allem " Rolling Stone " haben es fertig gebracht, eine " Hitliste " der 50, 100 und 500 " vermeintlich besten " Rock - und Popalben zu erstellen. Warum dieses erforderlich geworden sein soll, erschließt sich mir auch nach mehrmaligen Durchlesen der dort platzierten Titel immer noch nicht.
http://www.rollingstone.com/music/lists/500-greatest-albums-of-all-time-20120531
Sei´s drum!
Ob die englische Band mit dem eher seltsamen Namen " Jethor Tull " in dieser Auflistung zu finden ist, habe ich noch nicht geprüft. Für mich gehören mindestens 4 LPs dort hinein, nämlich " This Was ", " Stand Up ", " Benefit " und " Aqualung ". Allesamt aus den ersten Schaffensjahren der Gruppe.
Die Formation um den Irrwisch auf der Bühne Ian Anderson wurde bekanntlich 1967 gegründet. Damals hießen die Musiker der Gruppe:
- Mick Abrahams
- Glenn Gornick
- Clive Bunker
Der Gitarrist und Sänger Mick Abrahams stieg bereits nach der ersten Platte aus und gründete seine eigene Band. Zwei Leitwölfe verträgt eine vierköpfige Rock - Truppe eben nicht. Die erste Scheibe ist zudem sehr Blues orientiert, besitzt auch Jazz - und Jazzrockelemente und zeigt sich insgesamt in den Einzelstücken seichter.
Die " Stand Up " - Platte indes trägt nunmehr die klare Handschrift von Ian Anderson. Das rockige, gepaart mit dem exzellenten Flötenspiel des nunmehr alleinigen Bandleaders, trifft auf knallharte Gitarreneinlagen des Martin Lancelot Barre, der für Mick Abrahams einstieg.
Neben dem Stück " Bourree´", einer Adaption aus der klassischen Suite für Laute in e - Moll ( BVV 996 ) von Johann Sebastian Bach, das als Single - Auskoppelung zu einem Smash - Hit avancierte, finden sich mit " A Reason For Wating " und " Look Into The Sun " zwei eher ruhigere Songs auf dem " Jethro Tull " - Album.
Die Gruppe wurde zudem inzwischen als Live - Band hoch gehandelt. Wohl auch, weil Anderson auf der Bühne eine mords Show abzog und keine Sekunde lang auf einer Stelle stand. Im Kontrast dazu, der stoische Glenn Gornick, der seine Bass - Figuren herunter zupfte. " Tull ", wie die Band liebevoll von den Fans genannt wird, spielte sodann 1970 auf dem Open - Air - Festival auf der englischen " Isle Of Wight " vor zirka 600.000 Besuchern. Neben Größen wie Jimi Hendrix, " The Doors ", " Chicago " und, und und.
http://de.wikipedia.org/wiki/Isle_of_Wight_Festival
Hauptsächlich befand sich die Band jedoch in den Morgan - Tonstudios in London von wo aus sie ab Dezember 1969 bis Januar 1970 das dritte Album mit dem Titel " Benefit " einspielte. Die LP kam ab Mai in die bundesdeutschen Plattenläden.
http://en.wikipedia.org/wiki/Benefit_(album)
Zuvor gab es bereits eine 45er - Single, die als A - Seite " The Teacher " und " Witch´s Promise " enthält. Beide Stücke findet der Fan indes nicht auf der " Benefit " - LP. Auch auf dem Zusammenschnitt des " Tull " - Auftritts bei dem " Isle Of Wight " - Festival 1970 sind diese beiden Titel nicht zu hören. Dafür aber " My God ", " With You There to Help Me " und " To Cry You A Song ". Das erste Stück stammt bereits aus dem 1971er Album " Aqualung "; die nächsten beiden Songs aus Benefit ".
http://en.wikipedia.org/wiki/Nothing_Is_Easy:_Live_at_the_Isle_of_Wight_1970
Das " Benefit " - Album ist geprägt von Anderson´s Flöten - Virtuosität und mehrheitlich ruhigeren Songs ( " Nothing to Say ", " Alive and Well an Living ", " For Michael Collins, Jeffrey and Me ", A Time for Everything ", " Inside " und " Sossyty, You´re a Woman " ).
Auf der U.K. - Version befinden sich 10 Titel und zwar:
- With You There to Help Me (6:15)
- Nothing to Say (5:10)
- Alive and Well an Living In (2:43)
- Son (2:48)
- For Michael Collins, Jeffrey and Me (3:47)
Seite B[Bearbeiten]
- To Cry You a Song (6:09)
- A Time For Everything? (2:42)
- Inside (3:46)
- Play in Time (3:44)
- Sossity; You’re a Woman (4:31)
http://de.wikipedia.org/wiki/Benefit_(Album)
Das Album knüpft kommerziell, also verkaufstechnisch besehen, beinahe an " Stand Up " an. Nicht zu überhören sind allerdings weitere, ruhigere, fast klassische Passagen, die von dem Orgelspiel des Gastmusikers John Evan, der die Gruppe auch bei dem " Isle of Wight " - Festival unterstützte, getragen werden.
Auffällig ist ferner, dass sich auch hier ein Titel befindet, der Anderson´s Freud Jeffrey gewidmet ist ( gemeint ist Jeffrey Hammond - Hammond, der dann 1971 als Bassist für Glenn Gornick in der Band spielt ).
Einige Jahre später und nach dem erfolgreichsten Album " Aqualung " vollzog " Tull " eine Metamorphose zu der Klassik - Rock - Ebene. Die Kritker indes danken es Anderson und Co. nicht. " Sounds " titelte einst " Quo vadis, Jethro Tull ", nachdem das fünfte Album " Thick as a Brick " veröffentlicht wurde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Jethro_Tull
Aus den Protagonisten von vor 44 Jahren sind längst mehr oder weniger rüstige Herren um die 65 Plus geworden.
Der Bandleader Ian Anderson ist weiterhin musikalisch tätig. Er produzierte einige Solo - Alben. Vor einigen Jahren engagierte er sich im Bereich der klassischen - und Welt - Musik. In unregelmäßigen Abständen zeigt er weiterhin Bühnenpräsenz. Nebenbei ist er als Unternehmer tätig.
http://de.wikipedia.org/wiki/Ian_Anderson
Martin Barre ist ebenfalls im Musikbereich verblieben. Er besitzt ein eigenes Tonstudio und widmet sich zudem seinem Blues - Projekt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Barre
John Evan ( s ) spielte auf weiteren 12 " Tull " - Album die Orgel und das Piano, ehe er sich von " Tull " endgültig los sagte. Evans war eigentlich seit " Benefit " vollwertiges Bandmitglied, ohne jedoch auf den Covern dieser abgebildet zu sein. Er gründete später eine eigene Band, die kommerziell nicht ankam. Heute ist er als Bauunternehmer tätig.
http://de.wikipedia.org/wiki/John_Evan
Clive Bunker, der Schlagzeuger der Gruppe, verließ " Jethro Tull " nach der Fertigstellung des Albums. Er engagierte sich in der Folgezeit bei verschiedenen Gruppen. Darunter auch:
, Blodwyn Pig, Manfred Mann’s Earth Band, Uli Jon Roth, "
Clive Bunker tourte bis heute mit wechselnden Formationen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Clive_Bunker
Glenn Cornick gründete 1971 der Gruppe " Wild Turkey ", mit der er zwei Alben aufnahm. Er stieg von 1975 bis 1976 als Bassist bei " Karthago " ( einer deutschen Rockformation um Joey Albrecht ) ein. Später
wechselte er zu der Formation des Ex - " Fleetwood Mac " - Musikers Bob Welch, gründete die Gruppe " Paris " und lebte einige Jahre in den USA. Er ist auch weiterhin der Rockmusik verschrieben.
http://de.wikipedia.org/wiki/Glenn_Cornick
Während " Tull " nach " Benefit " eine Vielzahl von Alben einspielt, erinnere ich mich sehr gerne an die selbst erlebten Auftritte in den 1970ern und 1980ern in Bremen und Hannover. Anderson, der Derwisch auf der Bühne. Mit seiner Querflöte, die gelockten, mähnigen Haaren, den zerrissenen Hosen und den zu Glubschaugen verformten Klüsen. Wunderbar. Das Publikum tobte!
" Tull " live auf dem " Isle Of Wight " - Festival 1970:
" With You There to Help Me ":
" Nothing is Easy ":
" We Used to Know " / " For a Thousand Mothers ":
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