Sound City von David Grohl: Ein Film über lebendige Musikproduktion.


Wer sich ab der Mitte des letzten Jahrhunderts dazu berufen fühlte, der Menschheit sein mehr oder weniger vorhandenes Talent auf akustischem Wege unter Beweis stellen zu müssen, der war gezwungen, ein vorgezeichnetes Prozedere zu durch laufen. Dazu zählten insbesondere, die richtigen, hier einflussreichen Menschen kennen zu lernen und vor, während, aber auch nach der Plattenaufnahme, zu üben bis die Schwarte kracht.Oft war der Künstler gezwungenermaßen dann gehalten, selbst oder - welcher Luxus - über einen Manager eine Plattenfirma zu suchen. Erst dann konnte ein Musiker einigermaßen sicher sein, dass seine Laufbahn vorgegeben war..

Mit der technischen Weiterentwicklung im Musik - Genre, veränderten sich die Produktionsmethoden zur Herstellung von Tonträgern rasant. Dem ging auch die entsprechende Veränderung im Bereich der Aufnahmetechnik einher. Zwar half die gesamte Technik nichts, wenn sich die erstellten Werke nicht verkauften, doch dagegen waren auch die immer größer werdenden Musikproduktionen gefeit, indem sie jene verkaufsfähigen Tonträger massiv bewarben. Damit griff ein Rad in das andere und es entstand eine weltweit agierende Musikindustrie. Mit ihren eigenen Abläufen, den spezifischen Gesetzmäßigkeiten und natürlich dem Kommerzdruck.

Der ehemalige Schlagzeuger der Band " Nirvana ", David Grohl, zeichnet für eine Kinodokumentation verantwortlich, die  dem vormals in Los Angeles aufgebauten Tonstudio " Sound City " gewidmet ist. Einem Gebäude, dass seit 1969 immer technischen Gerätschaften voll gestopft wurde, um Plattenaufnahmen zu erstellen. Die einstigen Eigentümer Joe Gottfried und Tom Skeeter entwickelten hierzu eine Geschäftsidee, die sich - simpel formuliert - auf das Abmischen von Tönen spezialisiert hat.

Die Liste der Gruppen, die sich in den Stadtteil Van Nuys, der inmitten der kalifornischen Metropole L.A. liegt, begaben, um dort ihre Musik abmischen zu lassen, ist lang ( https://en.wikipedia.org/wiki/Sound_City_Studios#Discography ).
Sie beginnt mit der US - Band " Spirit " und ihrem eigenwilligen Psychedelic Sound, der von Randy California und Ed Cassidy entwickelt wurde, geht über Fleetwood Mac, REO Speedwagon, aus den 1970ern,  Carlos Santana, Rick Sprinfield, Ronny James Dio, Saxon, aus den 1980ern bis eben Nirvana 1992 das Album " Nevermind " dort einspielte.

Der " SPIEGEL " - Redakteur Christoph Dallach gibt in seinem Artikel " Es war einmal in L.A. " ( Kultur SPIEGEL 3 / 2013 ) einen Einblick in das einstige Umfeld von " Sound City " und rezensiert dabei den Grohl - Dokumentationsfilm.

Was für einen Außenstehenden eher etwas befremdlich erscheint, kann ein Beobachter der Musikszene durchaus nachvollziehen, nämlich das holprige Drumherum bei der Produktion des ersten " Nirvana " - Albums 1992. Das Trio machte sich im Mai 1991 von Seattle auf, um in dem " Sound City " - Studio ein Musikalbum abzumischen.
Die Strecke von 1.135 Auto - Meilen oder 1.827 Kilometern bewältigten David Grohl, Kris Novolic und Kurt Cobain in einem klapperigen VW - Bus und gaben dafür ihre letzten Dollar aus. Die Ankunft in dem Tonstudio, dass von außen den Charme eines Matratzen - Discounter - Ladens versprühte, war nicht gerade euphorisch. Wer nichts ist, darf in den USA nichts erwarten. So fanden Grohl und Mitstreiter eine voll trunkenen Geschäftsführer, der auf einem speckigen Sofa vor sich hin döste vor. In den Räumen stank es wie in einem Puma - Käfig und auch sonst waren für Grohl, Novolic und Cobain die Zeichen nicht gerade auf Erfolg gestellt.

Nivana hatte bereits den Song " Polly " im April 1990 in den " Smart Studios " in Madison, US - Bundesstaat Wisconsin, aufgenommen. Mit dem Ergebnis eher unzufrieden, dockte das Trio dann knapp ein Jahr später bei " Sound City " an. Obwohl längst pleite, investierte Nirvana von Mai bis Juni 1991 jene 600 Dollar je Aufnahmetag, um " Nevermind " einzuspielen. Das Limit von maximal 16 Produktionstagen gaben DGC Records vor.

Die drei Musiker legten also los und heraus kam ein Album, das nicht nur Platin - Status erhielt, sondern wohl zu den Meilensteinen der Musik - Historie zählt.

Grohl erzählt in seiner Filmdoku von jenen Tagen, als sie im " Sound City " - Studio die Aufnahmen anhörten und von der Qualität nahezu überwältigt waren. Nun, die Technik in den vielen Studios dieser Welt hatte sich binnen weniger Jahre nahezu revolutioniert. Die computerisierten Abläufe ermöglichten es, einen spezifischen Sound zu kreieren, der die Musikrichtung " Grunge ", einer Mischung aus Punkrock und Heavy Metal, alsbald unverwechselbar machte.

David Grohl versteift sich in seinem Film aber nicht nur auf die Anfänge von Nirvana. Er lässt auch andere, bekannte Interpreten wieder auferstehen. Neil Young, Elton John oder auch David Bowie, Johnny Cash sind zu hören und zu sehen oder werden zumindest erwähnt. Die " Red Hot Chili Pepper s", " Metallica " oder Tom Petty mit seiner Band zählen zu den einstigen Gruppen, die im " Sound City " Stücke aufnahmen.

Die Zeiten änderten sich jedoch. Die Herstellungsmethoden und Aufnahmeprozesse für Musik natürlich auch.
Und so schloss ein Tonstudio nach dem anderen.  Im Mai 2011 machte auch das " Sound City " - Studio in L.A. die Tore zu. David Grohl beklagt das Sterben jener Ton - Tempel bitterlich. Leider lässt sich auch hier die Vergangenheit nicht in die Zukunft projizieren. Was einst war, sollte vielleicht erhalten bleiben. Hierzu bedarf es allerdings eines Konzepts. Und dieses hatte weder David Grohl, noch ein anderer Nostalgiker.

Immerhin bietet der Musik - Dokumentationsfilm für viele jüngere Anhänger jener Bands und Interpreten einen Einblick in das Zeitalter der vielleicht familiären Musikherstellung. Als die Studios noch lebten und mit fachkundigen Menschen belegt waren. Lebendige Musik stirbt aber nie. Das ist gut so.

" Lithium " von Nirvana aus dem oben benannten Album:






https://en.wikipedia.org/wiki/Sound_City_Studios

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