Schneider, Schneider, Geldabschneiderei!
Es gibt in der großen weiten Welt der Legenden, Mythen und Sagen viel Tote, Halbtote und Untote. Letztere Spezies wird denn gerne wieder aufgeweckt, um in den Zeiten der klammen Kassen, der leeren Beutel und der Pleitegeier des Portemonnaies, dennoch zu einem durchaus ansehnlichen Profit zu gelangen, ob er nun als wind fall profit oder außerordentlicher Gewinn deklariert werden kann, spielt somit keine wesentliche Rolle. Hauptsache der kleine, aber dann doch sehr feine Unterscheid zwischen anfallenden Kosten und Umsatz bleibt so groß, dass damit ein angemessenes Leben bestritten werden kann.
Nach diesem Gusto fungieren sehr viele Verleger, Autoren oder auch Protagonisten aus dem Film-Genre. Dabei dürfen denn die Untoten mit samt ihren verfaulten Knochen und Lebenseinstellungen schon mal so richtig los gelassen werden. Die Familie Schneider, Großdeutschland, gehört zu jener Kategorie, die sich regelmäßig den Klatsch - und Tratsch - Postillen, den Prominenten-Magazinen oder der voyeuristischen Öffentlichkeit zum Fraß vor geworfen wird.
Ab den Nachkriegsjahren, den Fernseh--Aufbaujahren und den WiWu-Jahren war der Name Schneider ein Begriff für jeden " guten " Westdeutschen. Das lag zum einen daran, dass die anti-kommunistisch, klerikale CDU-Mehrheitsgesellschaft ihre heile Welt ausleben wollte, zum anderen aber auch daran, dass Romy Schneider eine exzellente Schauspielerin war. Die Mutter Magda musste sich indes mit der Mutterrolle begnügen - ihr Stern begab sich in den Sinkflug.
Was waren das noch für High-lights, als das Erste Deutsche Fernsehen während der Weihnachtsfeiertage sich in jährlich wieder kehrenden Ritualen erschöpfte. Die " Sissi " und ihre schnulzig-schmalzige Geschichte über ihre Liaison mit dem Kaiser gehörten natürlich dazu. Die zum Herz erweichende Trilogie lässt den auch keine Facette der deutsch - österreichischen Gefühlswelt aus. Wie das Schicksal es will, muss auch hier Sissi nicht den Gang in das Jenseits antreten, damit es nach ihrer Volksgesundung weiter bergauf geht. Das Vaterland verlangt eben seinen Tribut für Flunder hafte Unterhaltung.
Magda spielt hier auch mit. ie erntet indes nicht jenen Ruhm, wie er der Tochter zuteil wird. Warum auch? Schließlich ist sie - wie sich später heraus gestellt hat - keine treu sorgende deutsche Mutter, die drei Kś im Kreuz und rechtlich entmündigt. Weil Magda auch noch dem Tausendjährigen Reich hinter her trauerte, wurde sie dem breiten Publikum sukzessive zu obskur.
Anders jedoch ihre Tochter, die sich in den 50er mit weiteren Heimatfilmen einen Namen machen konnte. Weil Romy alsbald in jenem eher einfältigen Bereich nicht mehr schauspielern wollte, ging sie nach Frankreich. Der Rest ihrer Biographie ist bekannt.
Nun haben sich seit dem Tod der Romy so einige Protagonisten an ihr Leben gewagt und sind dafür von der Mutter, Romys letztem Mann weiteren Rechteinhabern mit ungezählten Zivilprozessen überschüttet worden. Wo immer es um klingende Münze oder vermeintliche Ehrverletzung geht, müssen sich Gerichte und sonstige Robenträger mit Begriffen, wie " Kunstfreiheit ", " Persönlichkeitsrecht " oder " Meinungsfreiheit " auseinander setzten.
Die Familie Schneider macht hier keine rühmliche Ausnahme.
Was längst verblichen ist ( Magda starb 1996 ) oder die Schallmauer der Verrentung seit Dekaden durchbrochen hat ( Romys letzter Mann ist 90 Jahre alt )könnte sich eigentlich nur schwer in seinen Rechten beeinträchtigt fühlen. Dennoch wird der Knüppel der Einstweiligen Verfügung gegen mißliebige Veröffentlichungen gerade von solchen einstigen Berühmtheiten und deren Familien gegen die darstellenden und schreibenden Künstler ins Feld gebracht. Lange Prozesse sind die Regel, hohe Kosten, die Folge und eine sich selbst blockierende Dritte Gewalt die Auswirkungen. Gedient ist damit keinem.
Was am Mittwochabend ab 20.15 Uhr dem gebührenzahlenden ARD-Zuschauer als TV-Biographie unter dem Titel " Romy " serviert wurde, kann retrospektiv nur als Magerkost klassifiziert werden. So viel an neuen Erkenntnissen hätte ein seit Jahren lesender Regenbogen-Pressekonsument eh nicht erhalten können. Dass Jessica Schwarz eine exzellente Schauspielerin ist, dürfte auch unstreitig gestellt werden. Auch eine Einfassung von Originalaufnahmen aus den vorherigen Jahrzehnten mit aktuellem Bildmaterial ist so unbekannt nicht. Ergo: Hoch gelobt, aber summa summarum eher enttäuschend.
Da war der Nachbrenner ab 22.00 Uhr " Romy Schneider - Eine Nahaufnahme " schon informativer. kurz und knackig auf eine halbe Stunde Sendezeit komprimiert wurden jene biographischen Höhe - und Tiefpunkte zusammen gesendet. Vielleicht ist es so, wie es sich bei anderen einstigen Weltstars verhält: Je länger sie aus dem aktuellen Zeitgeschehen entfernt sind, desto rosiger werden jene Erinnerungen an diese Personen.
Kommentare
Sollte das nicht das Catterfeldsche Gesellenstück werden? Hat sich böse verzockt die Gute.