Ein blauer Montag noch vor dem Werkstor.
Der Montag ist ja bekanntlich der erste Tag der Woche. Für den gemeinen Mitarbeiter sowie auch für den Manager oder den Unternehmer, den Selbständigen oder den Freiberufler. Der Montag ist immer noch jeder Tag in der Woche, der deshalb vielen der Besagten so schwer fällt, weil das Wochenende davor zu mindestens für einen großen Teil der Bevölkerung zu Ende gegangen war. Trotzdem wälzen sich ab dem frühen Montagmorgen Kilometer lange Autokolonnen von Nord nach Süd, von Ost nach West oder umgekehrt. Eine weitere Arbeitswoche beginnt, damit am Ende des Monats das notwendige Geld zum Überleben in diesem Staat auf dem Konto ist. Manchmal wird es jedoch nicht überwiesen, weil der Arbeitgeber inzwischen pleite ist. Dieser Grund kommt seit vielen Jahren immer häufiger zum Tragen, wenn es plötzlich in den Nachrichten heißt: " Der Betrieb X, die Firma Y, der Hersteller von Z hat Insolvenz angemeldet ".
Eine besondere Art der Beendigung des Arbeitsverhältnisses mussten die 188 Beschäftigten der Firma KS Kolbenschmidt Pierburg AG in dem Werk, der Niederlassung in Hamburg erfahren. Als sie am 02. 11. 2009 pünktlich zum Arbeitsbeginn durch das Werkstor schreiten wollten, wurde ihnen der Zugang, der Zutritt eben, durch herbei gerufenen Werkschutz einfach verwehrt. Das Erstaunen war so groß, dass die Mitarbeiter zunächst gar nicht wussten, wie ihnen geschah. Dann dämmerte es den Mitarbeitern langsam: Das Werk ist geschlossen worden.
Was bereits im Juni 2008 angedeutet wurde, was im Juli 2009 dann konkret wurde, dass zeigt sich nun im November 2009 konkret. Der Ableger des Konzerns KS Kolbenschmidt Pierburg AG, der zum Teil Zulieferer für Automobilteile ist, speckt ab. Bereits im Hauptwerk in Neckersulm wurden 500 Arbeitsplätze abgebaut. Das verlief allerdings regelkonform. Was nun in Hamburg abgelaufen ist, entspricht einen früh kapitalistischen Schurkenstück. Das Werk wurde quasi über Nacht dicht gemacht. Ohne Vorankündigung, ohne den Betriebsrat zu informieren, ohne Sozialplan.
Der Konzern beschäftigt weltweit 12.700 Mitarbeiter und brachte es in 2008 zu einem Gesamtumsatz von 2.05 Mrd. Euro. Es handelt sich somit um keine Klitsche, keinen Krauter, keine Kaschemme. Deshalb muss der Umgang mit den Beschäftigten in Hamburg doch schon sehr verwundern. Andererseits waren die Gepflogenheiten der Baden-Württemberger schon des öfteren sehr merkwürdig, wenn es darum geht, Arbeitnehmerrechte zu beachten. Ob nun Lidl oder Schlecker, die Umgehungsvarianten der Milliardäre sind vielseitig, was die Aushebelung von Arbeitnehmeransprüchen betrifft. Die Bewohner im Ländle zeigen dort meist eigenwillige Auffassung, so wie in übrigen Lebenbereichen auch.
Wenn ein Werk eigentlich über Nacht dicht gemacht wird, dann steht vielleicht sogar mehr dahinter, als es für einen Außenstehenden erkennbar ist.
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