" Kann ich mir ma'Eine drehen? " - Wie der Tabak sich aus meinem Leben einschlich und wieder verabschiedete.
Es waren die Pubertätsjahre ab 1968, in denen ich die ersten Erfahrungen mit der Droge Tabak machte. Es waren die letzten beiden Schuljahre, die ich auf Volksschule in Heeßen absitzen durfte, ehe es in eine dreijährige kaufmännische Lehre ging. Von den Zigaretten, die ich wohl bei den Erwachsenen und einigen älteren Schülern gesehen hatte wusste ich nicht viel. Nur aus der Fernsehreklame, aus den Werbeanzeigen in einigen Zeitungen ud von Werbetafeln an den Geschäften, kannte ich einige Zigarettenmarken. Peter Stuyvesant ( Der Duft der großen weiten Welt ), HB ( Wer wird denn gleich in die Luft gehen ) oder Lux ( Nehmen Sie Lux Filter ) waren einige bekannte Marken.
Einst standen sie in den Tabakläden, bei den Einzelhandelsfachgeschäften in einem Regal oder im Kiosk zwischen der Eistruhe und den Zeitschriften - wie Paradesoldaten, fein säuberlich aufgestellt. Die 1DM-Schachteln von Juno, Reval,Ernte 23,von Attica,lucky-strike oder Overstolz.
Für uns Kinder oder Jugendliche unerreichbar und oft unerschwinglich.
Der Gang zu manchmal versteckt liegenden Zigarettenautomaten war auch nicht ganz unproblematisch. Heimlich musste er erfolgen, denn es könnte ja ein Nachbar, ein Arbeistkollege der ltern oder ein Mitschüler den kindlichen Zigarettenkäufer dabei beobachten, wie er etwas verbotenes tut: Unter 21 Jahren gab's eben keinen weißen Qualm aus den " Fluppen ", " Lungentorpedos ", " Kippen " den " Zichten ", " Mallen " oder " Retten ". Nach all der Heimlichtuerei kam dann - endlich - das Ende der Schulzeit, der empfundenen Bevormundung. Der Schritt in das vermeintlich so andere Erwachsenenleben erfolgte schleichend. Fast über Nacht. Als ich am 01. 04. 1969 meine Lehre begann, wusste ich nicht viel. Dennoch kannte ich jene Zigarettensorten, die mich dann eine zeitlang durch jene drei Jahre ( Leere ) begleiten sollten.
Da war die Peter Stuyvesant. Die es in einer Sorte zu kaufen gab, die angeblich für längeren, intensiveren Genuß sorgen sollte. Die " de Luxe " - Packung war mit einem gold-farbenen Folienpapier versehen, die eher teuer aussehende Packung musste deshalb - verkaufsstrategisch - Peter Stuyvesant 100 bezeichnet werden. Damals war ich eher Gellegenheitsraucher. Mehr als 2 oder 3 Zigaretten am Tag wollte ich nicht rauchen - weil ich zunächst zu geizig war.
Später stieg ich dann auf HB um. Die Stuyvesant war mir zu teuer.
Nach der ehre kam der Bund. Ich hatte zwischenzeitlich mit dem Rauchen ganz aufgehört, um körperlich fit zu bleiben und um die sportliche Prüfung bei der BW zu bestehen. Die Zeit verging, ich wurde in eine andere Kaserne versetzt und meine Stammkompanie musste Zimmer verlegen, damit die Mannschaftsdienstgrade dort unter gebracht werden konnten. Ein oldat, der als Koch für eine Einheit abgestellt wurde, kam auf die glorreiche Idee, mir nach einer von ihm durch zechten Nacht, den Rest seiner Zigaretten zu geben. Nach vielen Brimborium um jene halb leere Schachtel begann ich wieder zu rauchen.
Hörte dann aber wieder auf, weil ich kurz vor der Entlassung stand.
Der 31. 12. 1973 bedeutete das Ende meiner Dienstzeit. Ab dem 02. 01. 1974
war ich wieder bei meiner Ausbildungsfirma als Verkäufer angestellt. In dieser Zeit begann ich erneut zu rauchen. Das änderte sich auch nicht, als ich mit der BAS und FOS in Stadthagen mein Fachabitur ablegte. Aus den Zigaretten wurden Tabakpäckchen zum Selbstdrehen. Da lag dann " Samson ", " Van Nelle " oder " Drum auf dem Tisch. Die obligatorischen Blättchen gehörten dazu. Manchmal eine Zigarettendreher aus Plastik oder aus Leichtnmetall, der in der Tasche steckte, falls ich neue Zigartten drehen musste. Ansonsten wurde auf Vorrat produziert.
Während des Studium lagen die " Drum "-Päckchen manchmal halb angefangen in meiner " Buden ". Qualm, das bedeutete einen gewissen intellektuellen Touch. Das war einst zur Imagepflege erforderlich. Das Selbstdrehen gehörte zu vielen StudentInnen, wie die lange Haarpracht, die zerrissenen Jenas und der " Schlabberlook ". Zigaretten rauchen war ein Teil der so großen Freiheit, die es trotz oder gerade wegen der sonst spartanischen Lebensweise in Übermaßen gab. Die Diskussionen im miefigen Raum, in verräucherten Kneipen oder in der eigenen verqualmten Bude bis weit nach Mitternacht geführt wurden, waren begleitet von vielen Päckchen in verschiedenen Farben. Ob blau-schwarz, rot-blau oder blau - rot, in den PVC- eingeschweißten Einheiten lauerte mit jeder Zigarette, die daraus gedreht wurde, auch ein weiterer Sargnagel.
Es war im Frühjahr 1984. Ich hatte mir wieder einmal eine derbe Erkältung eingefangen. Husten, Schnupfen, Fieber. Dennoch wagte ich es mit einem Kommilitonen nach Hamburg zu dem Auswärtsspiel des SV Werder Bremen gegen den Hamburger SV zu fahren. Da saßen wir dann ab 20.00 Uhr und mussten mit ansehen, wie unsere Werderaner zwar gut mit spielten, aber trotzdem 2:0 verloren. Die Erkältung wurde jedoch nicht deshalb schlimmer, aber es hatte zumindest indirekt mit diesem Spiel zu tun. So quälten wir uns dann mühsam jene 110 Kilometer mit einer 0:2 Niederlage zurück.
Am nächsten Morgen ging es mir noch schlechter, als in den Tagen vor dem Bundesligaspiel. Den Donnerstag darauf verbrachte im im Bett. Eine Tasse heiße Zitrone mit Honig nach der Anderen trinkend. Der Freitag war ähnlich und als ich dann am Freitagmittag meine Taschen für die obligatorische Fahrt nach Heeßen zu meinen Eltern startete, ging es mir immer noch nicht besser. Das änderte sich auch nicht am Wochenende. Am Sonntagabend verließ ich am späten Nachmittag die heimatlichen Gefilde und kehrte am Sonntagabend zurück in das Studentenwohnheim. Irgendwann merkte ich, dass ich seit Donnerstag nicht eine igarette gedreht oder geraucht hatte. Mein Verlangen danach war nicht mehr vorhanden. Ich hatte mir quasi über Nacht das Rauchen
abgewöhnt. Am Montagnachmittag verschenkte ich meinen restlichen Tabak und die dazu gekauften Blättchen an eine Kommilitonin. Diese nahm die milde Gabe dankend an, weil sie noch knappere Finanzen hatte, als ich.
Die weiteren Tage, Wochen und Monate hielt ich den Nichtraucherstatus durch. Bis heute eben. Wnn ich mir überlege, welche Beträge ich dadurch gespart habe und das meiner Gesundheit damit ein mehr als guter Dienst erwiesen wurde, darf ich retrospektiv dem HSV dafür danken, dass er mir die Lust am auchen verdorben hatte und mit seinem maroden Volksparkstadion, den zugigen Sitzplätzen auf eiskalten Holzpritschen die bereits abgeklungene Erkältung so richtig wieder aufgefrischt hatte.
Als ich kürzlich vor der Kasse stand und mir die Tabakpreise ansah, kamen jene Erinnerungen an die blauen Päckchen von " Drum ", die einst 1,75 DM kosteten, aus denen sich 50 Zigaretten drehen ließ und die zusammen mit den 40 Pfennig Zigarettenpapier, pro " Fluppe " mit 4,3 Pfennig zu Buche schlugen. Mensch, was waren das noch für paradisische Zustände für Raucher.
Kommentare
Der HSV hat anderen Leuten auch schon ganz andere Dinge abgewöhnt. Uwe Seeler zum Beispiel das Wachsen, hehe...
Da fällt mir noch ein...
Smoke On The Water von Deep Purple
und...
Holy Smoke von Iron Maiden.
ersteres ein Klassiker, zweiteres um Längen besser!
Schönes Wochenende!
octa
Das Papa Staat so kräftig die Flosse auf hält, wenns um Steuern eintreiben geht, liegt eben daran, dass er für jeden Unsinn Steuern und Abgaben verlangt. Demnächst will ja Mama Angela und ihr Wester(n)-Willy die Frischluftsteuer einführen.
In disem Sinne: Bayern hat nur ein Punkt geholt! Freude, schöner Götterfunken!
Ebenfalls schönes WE - ohne Eis und Schnee!