Lost and found - Wenn Musikstücke aus längst vergangener Zeit wieder auftauchen




Bei der Suche nach den vielen verflossenen Jahren wurde ich wieder einmal in meinem Musikarchiv fündig. Eine Kassette der Marke TDK FE,90 Minuten Spieldauer, geriet in meine Hände. Also: Umgehend in das Kassetten - Doppeldeck eingeführt und auf " abspielen " gedrückt.

Sie beginnt mit einem Titel von Santana der " Incedent at Neshabur " heisst und auf der einst als Triple-Album veröffentlichten " Last Days of Fillmore " erschien. Mir kamen einige Gedanken an jene Zeit, als ich dieses Album bei JPC in Wilhelmshaven kaufte und es auf dem alten Plattenhobel, den ich von meiner Schwester erhielt, regelmäßig dudelte.
Der Dual-Plattenspieler war längst technisch überholt. Er war, zusammen mit meinem "Quelle " - Universum 70 Watt- Verstärker und den Neckermann " Duo-Reflex-Boxen " aber noch gut genug, um darüber meine Musik zu hören. Das Dreifach-Album ist bestückt mit Aufnahmen aus den Zeiten des " Fillmore East ", dass von Bill Graham einst, nämlich in der Blütezeit des Rock der 60er und bis in die frühen 70er Jahre, jenen aufstrebenden Gruppen eine Bühne gab, auf der sie sich einem breiteren Publikum zeigen konnten. Dieses - vom Cover eher unscheinbare - Album begleitete mich denn durch die vielen Jahre meines Studiums, ehe es dann vorüber gehend in einem Ikea Regal bei meinen Eltern abgelegt wurde - so wie all die anderen LPs aus vergangenen Zeiten. Nein, die 90er waren nicht meine beste Schaffensphase. Erst ab 1998 wurde ich wieder wach und erkannte,dass das Leben auch andere Werte beinhaltete,als dem Hinterherjagen nach Geld.

" Incident at Neshnabur " ist aber auch aus einer Ära, in der die Selbstfindung kein Stigma war und nicht mit Verdummung durch Medien einher ging. Die Suche nach den tatsächlichen Inhalten des eigenen Lebens erfolgte über und durch die Musik. Die war damals nicht beliebig austauschbar.
Zu diesem Titel heisst es denn auch:

"Incident at Neshabur" first appeared on Santana's 1970 album Abraxas, but this treatment is more jazz-fusion in character. It begins the way any Santana jam did back then. Ingratiating Latin-tinged guitar and organ riffs propelled by Latin percussion dominate the introduction. Kermode plays a pleasing and familiar Santana-band trademark B-3 organ solo, after which things get more interesting. Santana's new jazzier and more technical musical personality emerges. The commercial hooks are dispensed with. He is effusive, tossing in quotes from "My Favorite Things" and "Afro Blue" as nods to Coltrane. The Japanese fans evidently have no clue. When he quotes the Beatles' "Fool on the Hill" a few minutes later, however, in a beautifully quiet section, they erupt into applause. (The fans, not the Beatles.) For the tune's coda, Santana plays the theme from the beautiful traditional hymn "Let Us Go Into The House Of The Lord," which appeared on Love Devotion Surrender. Lotus is a very successful album that marked the transition of a musician. "Incident at Neshabur" is its apex.

http://www.youtube.com/watch?v=yBExuLpTy3o

Der Titel findet sich - wie schon oben beschrieben - auf dem Santana -Album " Abraxas ", einem Meilenstein der Rockgeschichte, auf dem sagenhaften Triple-Album Lotus und auch auf dem " Last days of Fillmore ".
Der musikalische Abgesang einer untergehenden Ära, in der nicht nur Kommerz und Moneten eine Rolle spielten, sondern die Musik als Messenger, als Heilsbringer in einer sonst unheilvollen Zeit, die durch Unterdrückung der Jugendbewegungen und Vietnam-Krieg, durch Kalten Krieg und US-Imperialismus, sich auszeichnete.
Musik war die Droge, die viele Jugendliche einwarfen, um sich von dem Spießer-Leben der Erwachsenen, der Eltern und der Opportunisten in den eigenen Jahrgängen zu distanzieren.

Über Bill Grahmaś Fillmore East wusste ich einst nur so viel, dass dort eben jene Musiker, meine Idole, auftraten,die ich gerne selbst einmal live gesehen hätte.
Was waren dieses für Namen, die damals dort auftraten, in jenem legendären Musiktempel:

Fillmore East war der Name eines Musiktheaters in New York. Schon drei Jahre zuvor war das Fillmore West in San Francisco gegründet worden.

1965 eröffnete Bill Graham einen Rock-Tanzpalast in San Francisco an der Ecke Fillmore und Geary Street. 1968 zog das erfolgreiche Musiktheater in den ehemaligen Carousel Ballroom an der Market Street und nannte sich Fillmore West. Am 8. März 1968 nahm das Fillmore East in der New Yorker Second Avenue seinen Betrieb auf.

Über mehrere Jahre hinweg trat die Elite der Rock-Szene in den beiden Fillmore-Clubs auf. Als die Gagenforderungen immer weiter stiegen, schloss Bill Graham das Fillmore East am 27. Juni 1971 und später im gleichen Jahr das Fillmore West. Zu den vielen Rockbands und -musikern, die im Fillmore East oder West Live-Aufnahmen machten, gehören unter anderem:

* The Allman Brothers Band, Frank Zappa, Derek and the Dominos, Cream, Ten Years After, The Doors, Aretha Franklin, Jimi Hendrix, Procol Harum, Santana, Al Kooper und Mike Bloomfield, Country Joe and the Fish, Miles Davis, Grateful Dead, H. P. Lovecraft, The Byrds, Chuck Berry, The Who, Neil Young.

Nach dem Tod seines Gründers Bill Graham bei einem Hubschrauberabsturz 1991 wurde das Fillmore West an der Ecke Geary/Fillmore Street wiederöffnet. Es ist heute wieder eine der populärsten Konzertstätten San Franciscos. Besonders beeindruckend sind die mit Original-Konzertpostern aus vier Jahrzehnten Rockmusik geschmückten Wände an vielen Stellen des Clubs.

Diskografie

* Al Kooper & Mike Bloomfield: Live Adventures
* Al Kooper & Mike Bloomfield: The Lost Concert Tapes 12–13–68
* Aretha Franklin: Live at Fillmore West
* Country Joe and the Fish: Live at Fillmore West 1966
* Cypress Hill: Live at the Fillmore
* Derek and the Dominos: Live at Fillmore East
* Dredg: Live at the Fillmore
* Frank Zappa/The Mothers: Fillmore East – June 1971
* Humble Pie: Performance – Rockin’ the Fillmore
* Jimi Hendrix: Band of Gypsys
* Jimi Hendrix: Live at the Fillmore East
* Joe Cocker: Mad Dogs and Englishman
* King Curtis: Live At Fillmore West
* Lucinda Williams: Live @ The Fillmore
* Miles Davis: Live at the Fillmore East
* Mountain: Live Fillmore East
* My Morning Jacket: Okonokos
* Neil Young and Crazy Horse: Live at the Fillmore East, March 6–7–1970
* Quicksilver Messenger Service: Happy Trails
* Taj Mahal: The Real Thing
* Ten Years After: Live at the Fillmore East
* The Allman Brothers Band: At Fillmore East
* The Allman Brothers Band: Eat A Peach
* The Allman Brothers Band: Fillmore East Feb 70
* The Byrds: Live At The Fillmore February 1969
* The Grateful Dead: Ladies and Gentleman, the Grateful Dead
* The Grateful Dead: Live/Dead
* The Grateful Dead: Fillmore West 1969
* The Grateful Dead: Live at Fillmore East 2–11–69
* The Mothers: Fillmore East – June 1971
* The Who: Fillmore East 1968
* Santana: Live at Fillmore West


Bereits zum Ende der 60er wehte der Wind der gesellschaftlichen Revoluton nicht mehr so scharf in das Gesicht der Spießer-Gesellschaft. Die Jugend verzog sich in sich selbst. Sie suchte nach individuellen Wegen, um der Industrie - und Leistungsgesellschaft zu entfliehen. Die Spiritualität gehörte auch dazu. Verknüpft mit der populären Musik, war sie zum Inhalt vieler Aussteiger geworden. Politik wurde zunehmend nur durch Sektiererclubs, die sich hochtrabend Partei nannten, zelebriert.

" In a silent way ", so ist der Titel des zweiten Stücks auf jener Musik-Casette. Der Santana - Auftritt zeigt die vielen Facetten des Musikers, dessen Latino-Herkunft immer dabei durchdringt. Ein weitgehend unbekannter Titel, eine graue Maus, in dem riesigen reportoire des gebürtigen Meikaners, dessen eigener Lebensweg genauso kurvenreich verläuft, wie die der hypermodernen Computergraphiken zu seiner Musik. " Ups and Downs " eben!
" In a silent way " ist aber auch eine Homage an eine der besten Jazz-Rock-Formation dieser Jahre: " Weather Report ". Jene Formation, die grenzüberschreitende Musik produzierte,ohne sich selbst Grenzen zu setzen.

Ein sichtlich bewegter Carlos Santana spielt jenen Titel, den auch einst John McLaughlin, mit dem er viele Jahre spirtuelle Musik gemacht hat, in seinem Reportoire aufgenommen hat,in Anlehnung an das Orginal von Weather Report im Jahre 2007 so:



http://www.youtube.com/watch?v=SITEdFZs_Bk

Wenn " In a silent way " auch als stiller Abschied von all jenen Musikern zu sehen wäre,die auch Carlos Santana einst begleiteten, so gilt der Name Joe Zawinul dabei als besonders heraus ragend:


http://de.wikipedia.org/wiki/Joe_Zawinul

Als das Album " The last days of Fillmore " längst - zusammen mit der Vinyl-Scheibe - seinen Abgang gefeiert hatte, blieb es dennoch für mich eines der die 70er prägenden Sammlungen von Rockmusik.

Das dritte - von mir einst aufgenommene - Stück musste denn die längere Fassung von " Incident at Neshnabur " aus dem Dreifach-Album " Lotus " sein. Jenem Zusammenschnitt aus den Auftritten von " Santana " in Japan. " Lotus " war zunächs für mich unerschwinglich, denn dieses Album kostete 44,-- DM. Später habe ich es dann für 39,-- DM bei " ear " in Bremen erworben.Später, dass hieß so 1978 in etwa. Damals, als ich wegen der Fortführung meines Studiums von Wilhelmshaven in die Hansestadt umzog.
" Lotus " lag - für mich sicht - und hörbar - das erste Mal bei einem Bekannten 1976 auf dem Plattenteller. Ein Musikfreund hatte ihm das Album geliehen. Ich fand soviel gefallen darn, dass ich es auf zwei Casetten überspielen ließ, die fortan in meinem lindgrünen R 4 lagen und die ich unzählige Male abspielte, vorallem auf dem Weg von Minden nach Kanbach/Münchehagen. Durch die Dörfer fuhr mein R 4 mit bis zum Anschlag aufgedrehter Stereo-Anlage.

Die Langversion von " Incident at Neshnabur " gefiel mir eh schon immer,weil Carlos hier so wunderbar die Gitarre singen läßt. In seiner unnachahmlichen Art, die er über Jahrzehnte hat beibehalten können. " Santana ", das war einst das weiße Album mit der Friedenstaube auf dem Cover, das war dann " Abraxas " mit dem psychaldelischen Bild auf der Frontseite,das war später dann auch " Borboletta " mit dem exzellenten Conga -und Schlaginstrumenteeinspielungen auf den letzten drei Titeln der B-Seite. das war eben " Santana ":



Santana und Band

Studio- und Livealben

* 1969: Santana
* 1970: Abraxas
* 1971: Santana III
* 1972: Caravanserai
* 1973: Welcome
* 1974: Borboletta
* 1975: Lotus (Live)
* 1976: Amigos
* 1977: Festival
* 1977: Moonflower (Live und Studio)
* 1978: Inner Secrets
* 1979: Marathon
* 1981: Zebop!
* 1982: Shango
* 1985: Beyond Appearances
* 1987: Freedom
* 1988: Viva Santana (Compilation und neue Songs)



* 1990: Spirits Dancing In The Flesh
* 1992: Milagro
* 1993: Sacred Fire (Live)
* 1994: Brothers (mit Bruder Jorge Santana und Neffe Carlos Hernandez)
* 1995: Dance Of The Rainbow Serpent (Compilation und neue Songs)
* 1996: La Fuente del Ritmo
* 1998: Best Of Santana
* 1999: Supernatural (Comeback)
* 2002: Shaman
* 2003: Ceremony (Remixes)
* 2004: Food for Thoughts (nur im Santana Online Shop zu bestellen)
* 2005: All That I Am
* 2005: Playing with Carlos
* 2007: Ultimate Santana (Hits und neue Songs)

Kompilationen

* 1974: Greatest Hits
* 2002: The Essential Santana

Konzertalben

* 1970: Live at Capitol Theatre
* 1997: Live At The Fillmore 1968

Santana solo

* 1972: Live - Carlos Santana and Buddy Miles
* 1973: Love, Devotion, Surrender - Carlos Santana und John McLaughlin
* 1974: Illuminations - Carlos Santana und Alice Coltrane
* 1979: Oneness, Silver Dreams - Golden Reality
* 1980: Swing Of Delight
* 1983: Havana Moon
* 1987: Blues For Salvador
* 2002: Cry Baby Cry
* 2007: Into the Night - Carlos Santana und Chad Kroeger

Der vierte Titel nennt sich " Dreams " und ist von " Streetmark " eingespielt worden.Das Stück befindet sich auf der dritten LP der deutschen Rockgruppe " Streetmark ", die einst zu Beginn der 70er unter dem "SKY " - Label einige LPs heraus brachte. Neben der LP " Nordland "
" Eileen ", so ist der Titel jenes dritten Albums.
Hierauf befinden sich folgende Stücke:

1.Crazy Nation : A.-Crazy Nation (2:25)
/ B.-I Like You (3:40) / C.-All Day Long (1:47) 7:52
2. Passage 4:25
3. Sea Of Melted Lead 5:45
4. Tomorrow 1:11
5. Eileen 5:33
6. Dreams 12:17
7. Choral 3:08

Einst tourte die Gruppe durch Westdeutschland. Ich habe sie deshalb sowohl 1977 im " Pumpwerk " in Wilhelmshaven, als auch 1978 in Bremen gesehen.
Es waren jene Jahre, in denen viele Rockgruppen mit diversen elektronischen Schnickschnack arbeiteten. Der Moog, der " Synthi ", also der Syntheziser gehörten zusammen Equipment, wie auch die Orgel, das Mellotron und die Keyboards. Eine Zeit, in der sich die populäre Musik längst in unzählige Segmente aufgespalten hatte. " Streetmark " spielte Elektro-Rock in sogenannten " Krautrock "-Genre.
Im Sommer 1977, als das Album veröffentlicht wurde, war die Gruppe um Dorothea Raukes bei Winfrid Trenkler in der Sendung " Radiothek am Donnerstag " und durfte dort das neue Album vorstellen.
Ich habe das Interview, dass Winfrid Trenkler mit ihr einst führte noch gut im Ohr. Dorothea Raukes bat darin - mehrfach und fast flehentlich -, ob die Band noch einmal wieder kommen könne, um sich vorzustellen. Einem breiteren Publikum eben, dass sich damals um diese Sendung scharrte, so wie auch " Rock in ", jene legendäre Sendung von und mit Winfrid Trenkler eine Stammhörerschaft hatte. Winfrid wich aus und formulierte sinngemäß: " ja, gerne, wenn ihr ein enues Album vorlegen könnt. "
Knallhartes Business - schon damals.

Nun, die Formation um Dorothea Raukes blieb nicht lange zusammen. Der exzellente Musiker Wolfgang Riechmann wurde von Betrunkenen am Rheinufer in Düsseldorf angegriffen, schwer verletzt und verstarb wenige Tage darauf an den Folgen der Messerattacke. Traurig!

http://www.wolfgangriechmann.de/

Streetmark auf " Eileen " waren einst:


Knauf, Manfred (1) (bass)
Raukes, Dorothea (4) (keyboards, vocals)
Riechmann, Wolfgang (3) (vocals, synthesizer, guitar)
Riechmann, Wolfgang; Spirit Of Sound
Flaming Bess; Riechmann, Wolfgang
Schreiber, Thomas (3) (guitar)
Schweiß, Hans (4) (drums, percussion)

Weil mir dieses Album, neben " Nordland " von den vier veröffentlichungen der Formation am Besten gefällt, habe ich noch den Titel " Choral " mit aufgenommen - als Bonus quasi.
Ein seichtes, dahin floatendes Stück - Streetmark Mitte der 7oer eben.

Die Gruppe brachte dann mit dem Album " Dry " und " Sky raser " noch zwei weitere LPs heraus, ehe sie sich in Wohlgefallen auflöste - so wie tausende Formationen vor und nach ihr es getan haben. Die Halbwertezit jener Musik nahm im Verlaufe der Folgejahre ab. Der Markt wurde undurchsichtiger, die Interpreten austauschbar - so wie ihre Stücke. Computerisierte Melodien mit Textbausteinen versehen und in steriler CD-Studio-Atmosphäre produziert. Ist das noch Musik?

Nach " Streetmark " folgt ein Stilbruch. Es ist " Catch the rainbow " von der Band um Ritchie Blackmore, dem Ex- " Deep Purple " - Gitarristen zu hören - als Live-version, natürlich!
Blackmore wäre nicht Blackmore, zeigte er sich auch auf diesem Stück nicht in Höchstform. Rock vom Allerfeinsten eben. Ritchie Blackmore, dass war einst Deep Purple, das war Klassik-Rock in einer exzellenten Mischung, das war das Album "Deep Purple in rock ",das zu Beginn der 7oer für Furore sorgte. Ein Meilenstein in der Geschichte der Rockmusik. Es folgten viele Alben,die auch mein Archiv zieren. Es folgte die Trennung der Formation, die Wiedergeburt jener Gruppe in den frühen 80ern. Blackmore hatte allerdings längts Solo-Pläne realisiert. Seine Band "Rainbow" gehörte dazu.

Auf der Doppel-LP, die ich irgendwann zwischen 1982 und 1983 erwarb, findet sich eben jenes Stück, das er sinniger Weise " Catch the rainbow " nennt. Ein über 15-minütiges Opus, das melodiös, aber gleichzeitig heavy ist. Eine Mischung aus erruptiven Gesang,untermalt von Blackmoreś einzig artigen Gitarrenspiel.

Es war 1982. Der Bruder meiner damaligen Freunding studierte in Berlin - auch Jura. Er fühlte sich dort nicht sehr wohl. Ein Provinzei in einer Weltstadt. Eine Konstlation, die nicht gut gehen konnte. Wir besuchten ihn im September 1982. Ebenso wie einen ehemaligen Studienkollegen,der Rechtswissenschaften - so wie ich auch - als Zweitstudium betrieb. Horst,so hieß er, war ein völlig anderer Typ,als Uwe,der Bruder meiner Ex-Freundin. Deshalb gingen wir zwar gemeinsam in eine der unzähligen Kneipen, die in Berlin wie Pilze aus dem Boden schossen, wir besuchten die FU-Fete'auch gemeinsam. Dennoch übernachtete ich bei meinem Studienkollegen,meine Ex-Freundin jedoch bei ihrem Bruder.
Während wir in einer jener Studneten-und Szenekneipen saßen, legte der langhaarige Kerl hinter dem Thresen jene LP von Blackmore auf, die ich mir später selbst kaufte.Er spielte jenes Stück, das mich über viele Jahre begleitete; auf die ungezählten fahrten zwischen Elternhaus und Uni: " Catch the rainbow ". Hieran schwelgten eben jene Erinnerungen,an die Fahrt von Bremen nach Berlin, die über das Bremer Kreuz, die A 1, die A 27 zum Walsroder Dreieck, von dort auf die A 7 in Richtung Hannover, über das Autobhankreuz Hannover Ost, auf die A 2 in Richtung Berlin führte. Bei Helmstedt/Marienborn war dann zunächst Schluss. Die befestigte DDR-Grenze folgt. Mit ihr die schikanösen Kontrollen. Es hielt sich an jenem Freitagnachmittag mehr uniformiertes Personal in der Anlage auf, denn Reisende. Ein Umstand, der einst noch nicht einmal so außergewöhnlich war.

Nach der Reisepassvorlage folgte ein Grinsen des DDR-Grenzers, als er die beiden Einreisestempel aus dem USA/Kanada-Trip 1980 sah. Demonstrativ klemmte er denn den DDR-Stempel dazwischen. Der Staat hatte eben seine Daseinsberechtigung, wenngleich er mit dem Komplex des allmächtigen Bruders und Klassenfeindes permanent zu kämpfen hatte. Es ging weiter auf einer maroden, mit Schlaglöchern versehenen Autobahn in Richtung Berlin.
Vorbei an verwaisten Gebäuden, an Ruinen und Rübenäckern, auf denen NVA-Soldaten die wesentlich kleineren Feldfrüchte mittels Militärfahrzeugen ernteten. Real exisitierender Sozialismus eben!

" Catch the rainbow " erinnert mich an Berlin; jene geteilte Stadt der frühen 80er, als ich als Jurastudent zu ersten Mal dort einreiste. Durch einen Staat, der bereits 7 Jahre später in seine Bestandteile zerfiel und sich dann 1990/1991 in Wohlgefallen auflöste. 40 Jahre geregeltes Sein. Trotzdem eine schöne Episode aus meinem Leben.
Eine Nuance aus dem Spektrum des Regenbogens:

When evening falls
She'll run to me
Like whispered dreams
Your eyes can't see
Soft and warm
She'll touch my face
A bed of straw
Against the lace

* We believed we'd catch the rainbow
Ride the wind to the sun
Sail away on ships of wonder
But life's not a wheel
With chains made of steel
So bless me come the dawn
Come the dawn

Ein herrlicher Titel.
Als ich ihn das erste Mal in einer dieser Szene-Kneipen in Berlin hörte, brüllte mein Nachbar den langhaarigen Barkeeper noch an: " Leiser!". Er war wohl genervt von dem Stück oder fühlte sich bei der Unterhaltung mit seiner Begleiterung gestört. Der " Tupamaro ", der " Großstadt-Indianer", so hießen jene langhaarigen Autonomen einst, ließ sich davon nicht abbringen und riß die Stereo-Anlage erneut auf. Blackmoreś Stimme dröhnte durch die leere Kneipe. Seine zerfetzenden Gitarrenriffs waren für mich wie Balsam auf den Ohren. Nachdem die FU-Fete eher Schmalkost brachte: Berliner Bands, die ich nicht kannte und deren Reportoire eher bescheiden war. So prägte sich der Titel in mein Gedächnis. Wenige Tage später kaufte ich mir das Live-Doppelalbum bei " ear " in Bremen. Es war ein kleines Plattengeschäft, dass ich bereits einige Jahre aufsuchte, um dort immer wieder einige Scheiben - vorallem günstige gebrauchte LPs - zu erwerben.

Da die Aufnahmezeit der Musikcasetten ja nun einmal nur 2 x 45 Minuten bemisst, habe ich den Titel auf der B-Seite vollständig aufnehmen müssen. Ein leichtes Knistern begleitet die ersten Töne dieses Stücks, das nach über 15 Minuten beendet wird.

Der Folgetitel wird von einer Gruppe mit Namen " Satin Whale " gespielt. Er heisst " Desert places ". " Satin Whale ", wo kommen die denn her?
Nun, ein Blick in das Internet gibt hierüber Aufschluss:


Die Gruppe Satin Whale entstand wahrscheinlich 1971 in der Kölner Gegend. Ihre erste LP "Desert Places" kam erst nach langem Suchen nach einer passenden Plattenfirma im Jahre 1974 auf den Markt. Damals gehörte noch Horst Schöffgen am Schlagzeug zu der Band, deren rauher Sound auf der Debut LP mich teilweise an den von Mc Church Soundroom erinnert. Ein Hauch von Underground eben. Bei dem Wettbewerb "Rocksound 74" wurden Satin Whale - vielleicht gerade deshalb - zur beliebtesten Gruppe Deutschlands gekürt. Nachdem Wolfgang Hieronymi zur Band kam wurde im Januar 1975 die zweite LP "Lost Mankind" eingespielt und man ging anschließend mit Barclay James Harvest auf Tournee. Das hatte Auswirkungen. Jetzt klang die Band schon etwas harmloser, hatte nun aber auch einen völlig eigenen Sound gefunden. Danach wurde es (was Veröffentlichungen angeht) still um die Band, die sich ganz aufs Touren beschränkte, bevor 1977 "As A Keepsake" veröffentlicht wurde. Während der Tournee 1977 entstand auch das wohl einfalls- und abwechslungsreichste Werk von Satin Whale, die Live-Doppel-LP mit Überlänge "Whalecome".
Hier bemerkt man auch endlich die Fähigkeit der Musiker, live einen ebenso perfekten Sound zu erzeugen, wie auf den Studioplatten. Man könnte beinahe vergessen, dass es in der Tat nur vier Musiker sind, die hier loslegen. Die Stärke der Band liegt in den langen, doch niemals zu langen Stücken, bei denen auch Platz für Improvisationen bleibt. Besonders die Livefassung von "Perception" und die 17 min Version von "Hava Nagila" haben es mir angetan.
Im gleichen Jahr erschien dann auch die nächste Studioplatte "A Whale Of A Time". 1979 wurde die Band noch einmal einem größeren Publikum bekannt, indem sie den Soundtrack zu dem Fernsehfilm "Die Faust In Der Tasche" (u.a. mit Ursela Monn und Tommy Piper) lieferte. Man erinnere sich: es gab damals nur drei Fernsehprogramme (ach, wie schön war doch die Zeit). Dieser Popularitätszuwachs sollte mit der nun folgenden Tournee und der neuen Platte "On Tour" noch weiter ausgebaut werden, was aber nur im Ansatz gelang. Obwohl 1980 noch eine weitere LP (programmatischer Titel: "Don't Stop The Show") gemeinsam mit dem neuen Sänger Barry Palmer (er war später bei Mike Oldfield) eingespielt wurde, blieb der gewünschte Erfolg danach jedoch aus. Die letzte Platte klang für viele nicht mehr nach den früheren Satin Whale, beinhaltete aber dennoch einige schöne und kompakte Songs, die dem Puls der Zeit angemessen waren. Den alten Fans war die Musik aber mittlerweile wohl zu stromlinienförmig geworden - die Platte blieb ein Ladenhüter. Zudem soll sich die Band auf ihrer letzten Tour völlig zerstritten haben. Schade für Satin Whale - aber, wie ich meine, auch für uns.

Das Stück " Dessert places " stammt eben aus jenem Live-Doppelalbum und zeigt, dass es bereits zu Beginn der 70er gute deutsche Rockformationen gab. Ich hatte einst einen Ausschnitt aus diesem Album in der legendären Musiksendung " rock in ", die auf WDR II an jedem Mittwochabend
ab 22.05 Uhr lief, gehört. Der Moderator Winfrid Trenkler spielte einst gerade die Musik,die eben nicht die Masse hören wollte. Ein Insider-Tipp folgte hier dem nächsten. Seine Sendungen waren eigentlich ein einziges Musikstück. Über viele Jahre hin habe ich jede von ihnen mit Spannung erwartet.
Der WDR, mit seinem Hauptsitz in Köln, war der Sender schlechthin. So machte es denn auch Sinn, dass ich bei einem Besuch meines Bruders in Mönchengladbach einen Abstecher zu " Saturn ", einem Kaufhaus für Platten, das sich damals am Saturnring in Köln befand,einlegte. Ich erwarb dort einige LPs, so unter anderen auch jenes Doppelalbum " Whale come " von " Satin Whale ". Die Platten waren dort preiswerter, die Auswahl riesig und der Käuferandrang immens.Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich an einem verkaufsoffenen Samstag vor Weihnachten kaum die Eingangstür aufbekam, so voll war es dort.
Die Zeichen der Zeit standen schon damals auf billig. Ein Konzept, das " Saturn " zu einem Giganten in der Unterhaltungselektronikbranche aufsteigen ließ:


Seit 1969 konnten auch Privatkunden bei Saturn-Hansa einkaufen. 1971 eröffneten die Waffenschmidts das erste technische Kaufhaus in Köln mit der nach eigenen Angaben „größten Schallplattenschau der Welt“. Anfang der 1980er Jahre entstand eine große Filiale auf der Theresienhöhe in München, die nur noch Saturn hieß. 1985 folgte eine Filiale in Frankfurt am Main unter Beteiligung der Kaufhof-Gruppe. Saturn wurde 1990 durch die Holding des Media Marktes erworben, beide gingen in der Media-Saturn-Holding GmbH auf. Die Saturn-Märkte wurden wie Media Märkte dezentralisiert.

" Satin Whale " spielte prima Rockmusik, so wie auch " Omega " aus Ungarn. Jene Gruppe, die ich in den 70er mehrfach live gesehen habe. Ihr Markenzeichen war der Sowjetstern auf dem Plattencover. " Omega " war einst genauso Kult,wie ihre ständigen Auftritte in der BRD bei ungezählten Festivals.
Ich habe die beiden Titel " Help to find me " und " 2.000 years after the last war " aufgenommen. Hier spaced der Synthi so richtig zum Mitwippen. Dieses Stück habe ich einige Male live gehört. So u.a. anlässlich eines Konerts in der "Grille" in MInden, bei dem Omega auch einige neuere Stücke spielten.
Das ist nun fast 35 Jahre her.

Als weiteren Titel aus der LP habe ich "200 years after the last war" aufgenommen. Es ist das letzte Stück, der Albumtitel, auf der A-Seite jener legänderen LP. Die Gruppe existiert nun über 46 Jahre. Alt, aber wohl nicht zu alt, um auf dem Markt in der Versenkung zu verschwinden.
Das Omega als "Rolling Stones des Ostens " bezeichnet wurden, scheint nicht übertrieben,denn sie hatten in den 7oern und auch 80ern enormen Erfolg, wennglich dieser - wegen der Zugehörigkeit Ungarns zum Ostblock- nicht in klingende Münze umgesetzt werden konnte, so wie es die Stones eben durften.

Der vorletzete Titel auf der MC heissr "Celloid heroes" von den Kinks. Ja, die Kinks, die hatten es mir in den 60ern schon angetan. Was waren das einst für klasse Scheiben: " Dedicated follover of fashion, Sunny afternoon, r. Pleasent,Dandy,Death of a clown,Dandy,Days,", um nur einige zu nenen, die ich auf dem Plattenteller hatte. Eine Gruppe, die in den 45 Jahren enorme Erfolge verbuchen konnte. Einige Titel hatte ich als Single im Schrank stehen gehabt, bis Anfang der 70er meine große Leidenschaft zu den LPs aufkam. The Kinks sind Kult.


Diskografie

Singles und EPs

Jahr Single USA UK D A CH
1964 Long Tall Sally {1} 129 ~ ~ ~ ~
1964 You Still Want Me {4}+{4a} ~ ~ ~ ~ ~
1964 You Really Got Me 7 1 39 ~ ~
1964 All Day and All of the Night 7 2 22 ~ ~
1965 Tired of Waiting for You 6 1 27 ~ ~
1965 Ev’rybody’s Gonna Be Happy {2} ~ 17 ~ ~ ~
1965 Set Me Free 23 9 ~ ~ ~
1965 See My Friends 111 10 ~ ~ ~
1965 Who’ll Be the Next in Line {2} 34 ~ ~ ~ ~
1965 Till the End of the Day 50 8 ~ ~ ~
1965 A Well Respected Man 13 ~ ~ ~ ~
1966 Dedicated Follower of Fashion 36 4 11 ~ ~
1966 Wonder Where My Baby Is Tonight {5} ~ ~ ~ ~ ~
1966 Sunny Afternoon 14 1 7 5 ~
1966 Dandy {5} ~ ~ 1 6 ~
1966 Dead End Street 73 5 5 ~ ~
1967 Waterloo Sunset ~ 2 7 10 ~
1967 Death of a Clown {7} ~ 3 3 ~ ~
1967 Mr. Pleasant {6} 80 ~ 12 ~ ~
1967 Autumn Almanac ~ 3 13 ~ ~
1968 Susannah’s Still Alive {7} ~ 20 27 ~ ~
1968 Wonderboy ~ 36 29 ~ ~
1968 Days (Ray Davies) ~ 12 28 ~ ~
1968 Lincoln County {7}+{4} ~ ~ ~ ~ ~
1969 Starstruck {6} ~ ~ ~ ~ ~
1969 Hold My Hand {7}+{4} ~ ~ ~ ~ ~
1969 Plastic Man {4} ~ 31 ~ ~ ~
1969 Drivin’ {4} ~ ~ ~ ~ ~
1969 The Village Green Preservation Society {3} ~ ~ ~ ~ ~
1969 Shangri-La {4} ~ ~ ~ ~ ~
1969 Victoria 70 33 ~ ~ ~
1970 Lola 9 2 2 2 4
1970 Apeman 45 5 9 2 7
1971 God’s Children ~ ~ ~ ~ ~
1971 20th Century Man {3} 106 ~ ~ ~ ~
1972 Supersonic Rocket Ship 111 16 ~ ~ ~
1972 Celluloid Heroes ~ ~ ~ ~ ~
1973 One of the Survivors {3} 108 ~ ~ ~ ~
1973 Sitting in the Midday Sun ~ ~ ~ ~ ~
1973 Sweet Lady Genevieve ~ ~ ~ ~ ~


Jahr Single USA UK D A CH

Obwohl ihre erfolgreichste Zeit in den 60ern lag, touren sie noch heute durch die Welt.

Die Casette endet mit einem Instrumental - Titel der Gruppe Mountain. Einer Hard-Rock-Formation der frühen 70er Jahre. Leslie West, der Gitarrist hat hier den bekanntesten Namen. Am Bass spielte Felix Papalardi, der einst Cream produzierte hat. Ein sehr melodiöser Titel, der einige Passagen des Stücks rückwärts abgespielt enthält.

So enden 90 Minuten Rockgeschichte; eine sehr schöne Zeitreise mit vielen unschätzbaren Erinnerungen.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

" Eine Seefahrt, die ist lustig. " - nur nicht in den 60er Jahren zum AOK - Erholungsheim auf Norderney.

" Oh Adele, oh Alele, ah teri tiki tomba, ah massa massa massa, oh balue balua balue. " und die Kotzfahrt nach Wangerooge.

Was ist eigentlich aus dem Gilb geworden?