51er Kapitän oder: Wenn ein Schlachtschiff untergeht.

Die OPEL-Krise zieht weite Kreise um sich. Jetzt wird aus allen Ecken dieser Gesellschaft lamentiert, diskutiert und protestiert - was das Zeug hält!Dabei kommen so allmählich auch die Unzulänglichkeiten einer Reihe von angeblichen Wirtschaftsexperten oder solchen, die sich dafür halten, zu Tage.
Zunächst behauptete doch ein CDU - Bundestagsabgeordneter, er habe nicht geglaubt, dass OPEL die jahrelang erwirtschafteten Gewinne an die GM-Mutter abführen musste.
Bitte!
In welchem Land lebt dieser Mann eigentlich?

So fordern diverse Politiker aus sämtlichen Fraktionen, dass der kurz vor der Insolvenz stehenden OPEL GmbH mit staatlichen Finanzspritzen geholfen werden soll. Jene populistischen, weil unausgegorenen Stellungnahmen zu einem über Jahrzehnte an währenden Problem müssen zunächst - und zwar ausschließlich - vor dem Hintergrund der bevor stehenden Wahlen zu sehen sein. Jene Partei möchte sich als die Wirtschafts kompetentere heraus putzen. Nach dem die heiße Luft aus den produzierten Blasen dieser Experten abgelassen worden ist, verbleiben für einen interessierten Außenstehenden eigentlich nur drei zu beantwortetende Fragen:

1. Wieviel Geld wird bei einem tragfähig erscheinenden Konzept benötigt?

2. Wer garantiert, dass die Firma nicht doch nach Erhalt der staatlichen Hilfen in absehbarer Zeit vom Markt verdrängt wird?

3. Wie soll das Gleichbehandlungsprinzip beachtet und somit verhindert werden, dass nicht weitere Branchen und Betriebe nach Staatsunterstützung rufen?


Zu 1:

Bis dato wurde von Seiten der beteiligten OPEL GmbH und des US-Konzerns General Motors(GM) kein schlüssiges Konzept vorgelegt. Ebenso wenig ist der Finanzbedarf exakt definiert worden. Es geisterten nur vage Summen durch die Medien. Da war von einer Finanzspritze in der Größenordnung bis 3 Milliarden Euro die Rede; ein anderes Mal lautete die Summe über 3 Mrd. Euro. Ja, was denn nun?
So lange auch der wirtschaftsrechtliche Rahmen nicht erkennbar wird, kann, darf, ja muß die Bundesregierung keinerlei Finanzzusagen geben. Es besteht nämlich die latente Gefahr,dass die Unterstützungsbeträge ungefiltert in die US, zu der Muttergesellschaft abfließen und auf Nimmerwiedersehen dort versacken. Deutsche Steuergelder für einen maroden amerikanischen Konzern Eine Art verspätete Wiedergutmachung für die Care Pakte und Berliner Luftbrücke?

Es bedarf schon eines gerüttelt Maßes an Naivität, wenn die OPEL-Beschäftigten dieses fordern würden.

Der vor kurzem aufgekommene Vorwurf, wonach die Lizenzen für diverse OPEL- und GM-Konstruktionen bereits an die US-Regierung verpfändet, also zessioniert wurden,ist bislang von der US-Konzernleitung nicht dementiert worden. Diese unkommentierte Meldung schlummert seit Tagen in den Nachrichtblocks und wartet darauf, richtig gestellt zu werden.

Tatsächlich ergötzte sich der GM-Europa-Manager in einem TV-Interview daran, die Ursachen für die GM-Krise zu analysieren. Ja,ja, der Verkaufseinbruch in Europa, in Kanada, sogar weltweit, der sei schuld an der GM-Misere. Tatsächlich?

Fakt ist doch wohl eher,dass GM seit Jahrzehnten mit seiner Modell-Politik am Weltmarkt vorbei produziert. Überdimensionierte Limosinen, die viel Benzin fressen, nur mäßigen Komfort bieten und für der Import-Markt eigentlich zu teuer sind, wurden auf Halde gefertigt. Da stehen sie nun und warten, und warten, und warten und werden dennoch nicht gekauft.

Zu 2: Wenn die derzeit gegebenen Bedingungen - ceteris paribus - eine Entflechtung ermöglichen könnten, dann wäre OPEL zukünftig immer noch nicht überlebensfähig. Betrachtet ein Analyst die Statistik bei den Erstzulassungen der letzten 10 Jahre, so wird er konstatieren müssen,dass diese um über 50 % zurück gegangen sind. Wie will ein PKW-Hersteller auf dem Markt - der permanent umkämpft bleibt - existieren, wenn seine Modelle nicht absatzfähig sind?
Hier liegt der Hase im Pfeffer!

Ohne Absatz, kein Umsatz, ohne Umsatz kein Gewinn, ohne Gewinn, keine Rendite,ohne Rendite keine Aktionäre und Investoren. Kapitalismus ist doch so einfach zu verstehen.
Anscheinend setzen die ungezählten Experten und Partei-Trommler wohl eher auf das Prinzip Hoffnung. Es wird schon alles wieder gut. Nur mit Hoffnung im Gepäck, lässt sich keine Ökonomie gestalten, geschweige denn, ein angeschlagener Autohersteller wieder in die Spur bringen.
So bleibt denn nüchtern zu konstatieren, dass es keine Garantie gibt, wonach OPEL bei einer Loslösung von GM und nach Erhalt einer opulenten Geldsumme, auf Zukunft betrachtet konkurrenzfähig bleibt und jene Steuergelder auf Sicht zurück zahlen kann.

Zu 3:
Ungeachtet der oben genannten Problemfelder stellt sich die Kardinalfrage, ob es mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz in Einklang zu bringen ist,wenn einem angeschlagenen Automobilhersteller staatliche Hilfen gewährt werden, während ebenso kriselnde Branchen und Betriebe auf sich allein gestellt bleiben? Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierzu sind eindeutig. Wenn die öffentliche Hand über eine Gesetzgebung eine lex OPEL schafft, werden sich - unter Bezugnahme auf die Selbstbindung der Verwaltung -weitere Krisen geschüttelte Betriebe melden und um Staatshilfen ersuchen. Dieses führt zu einem Domino-Effekt, bei dem der Staat am Ende selbst in die Zahlungsunfähigkeit rutscht.

Ergo: Sollte OPEL sich selbst nicht aus der hausgemachten Krise lavieren können, wäre der Insolvenzantrag die logische Konsequenz. Der Staat darf nicht als Flickschuster eines maroden Wirtschaftunternehmens fungieren, in dem er Gelder dort hinein pumpt.

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