Von der Abwrackprämie bis zur Absturzorgie - Wie ein Behördenpfusch zur Lachnummer wird.




Deutschland im Rezessionsherbst 2008. Die Autohäuser beklagen einen Käuferrückgang von über 50 %, Opel steht vor der Insolvenz und die Gebrauchtwagen auf Halde. Bon jour tristesse für des Deutschen liebstes Kind. Automobil beginnt bekanntlich mit A und endet mit L, wie Leere. Gähnende Leere in den Verkaufsräumen der ungezählten Autohäuser bedeutet aber auch, das der mobile Kunde zurück haltend reagiert. Er überlegt jetzt länger, ob er dem Nachbar tatsächlich zeigen soll, dass er es noch kann, die Finanzierung eines neuen PKW.
Merkelś Macher wollen der in den Abgrund fallenden Automobilindustrie durch einen Rettungschirm den Absturz erleichtern und rufen die Abwrackprämie ins Leben. Jeder, der ein mehr als 9 Jahre altes Fahrzeug abmeldet, verschrotten lässt und gleichzeitig ein Neufahrzeug erwirbt, den Kaufvertrag hierfür vorlegt und die Zulassung auf seinen Namen belegt,der bekommt einen Zuschuss von 2.500 Euro,
Viele Geld für eine alte Gurke!

So stürzen sich die Doppel - und Besserverdiener auf den gefüllten Subvensionstopf, um ihn in Rekordzeit zu plündern. Die eben noch darbenden Automobilverkaufsstellen lobpreisen die staatliche Wohltat in höchsten Tönen. Ein Verkaufsplus von mehr als 40 % seit der Einführung der Prämie kann regional und Marken bezogenen verzeichnet werden. So umständlich das Verfahren zunächst aussieht, so schnell hat der gierige Autokunde das Selbige verstanden. Wennś um Geld geht, vorallem jenens, was vom Staat kommt, ist selbst ein Begriffsstutziger schnell ein Genie.

Dieses aufgelegte Wirtschaftförderungsprogramm ist ein durchschlagender Erfolg. Der Topf droht alsbald geplündert zu sein. Deshalb wird - einige Monate vor den Wahlen zum Bundestag - noch flugs nachgelegt. Die Prämienzahlung soll bis zum Herbst gelten. Gleichzeitig wird ab dem 30. 03. 2009 ein neues Verfahren zur Reservierung jener Staatsknete eingeführt. Dieser Zuschuss muss ab diesem Datum über das Internet, genauer gesagt via Portal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie beantragt werden. Gesagt,versucht, gescheitert, denn:


Behörden-Internetseite zusammengebrochen
Zur Abwrackprämie führt nur ein Feldweg

Bei der Umstellung der Anträge für die Abwrackprämie auf ein Internet-Verfahren ist das System am ersten Tag weitgehend zusammengebrochen. Nur eine kleine vierstellige Zahl von Anträgen sei vom Computer-Server des Bundesamts für Wirtschaft (Bafa) registriert worden, gab die Behörde bekannt.

"Wir haben eine gigantische Datenautobahn geschaffen, aber die kann nicht befahren werden, weil der Weg dahin offenbar über einen Feldweg führt", räumte ein Sprecher ein. Die meisten Antragsteller konnten nicht einmal das Formular öffnen, das am Montagmorgen freigeschaltet worden war. Und selbst denen dies gelang scheiterten in der Regel vor dem entscheidenden Klick. Dabei hatte das Amt mit dem Ansturm gerechnet und im Vorfeld die Kapazität ihrer Server vervierfacht.
Wurde der Ansturm als Angriff gewertet?


Nach Bafa-Angaben arbeite ein nicht näher genannter externer IT-Dienstleister fieberhaft an der Lösung. Die Experten vermuteten, dass verschiedene Internet-Knoten die Flut von Anfragen als Angriff gewertet und die Daten deshalb nicht weitergeleitet hätten. Am Dienstag Vormittag will die Behörde Näheres mitteilen.

Die technischen Schwierigkeiten für die Antragssteller keine langfristigen Folgen haben. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums beschwichtigte: "Es wird keiner einen Nachteil davon haben, dass er heute morgen nicht sofort durchgekommen ist."

Der staatliche Zuschuss von 2500 Euro kann seit heute nur noch via Internet beantragt werden. Allerdings genügt dafür nun die Vorlage eines Kaufvertrages. Bisher mussten Autokäufer bereits beim Antrag nachweisen, dass ihr alter Wagen verschrottet wird und das neue Fahrzeug bereits zugelassen ist.
Onlineverfahren sollte schneller Bearbeitung dienen

Mit dem Internet-Verfahren sollte ein schnelle Bearbeitung der Anträge ermöglicht werden. Dafür muss online ein Formular ausgefüllt und eine Kopie des Kaufvertrages für das Neufahrzeug als pdf-Datei angefügt werden. Andere Formate will das Amt nicht mehr akzeptieren. (Das Formular ist unter www.ump.bafa.de zu finden.).

So fragt sich denn der Laie und der Experte wundert sich: Wie konnte so etwas nur geschehen?
Nun, auf dem zweiten Blick hinter dem Vorhang und den staatlich stattlichen Kulissen lässt sich deutlich erkennen, dass dort Stümper am Werk waren. Jene hoch dotierten und sehr gut bezahlten Web-Designer, Computerexperten und IT-Fachleute, die seit vielen Jahren in den Ämtern ihre Beziehungen walten lassen,wenn es um das Abgreifen lukrativer Aufträge geht. Es werden hier nicht die Besten, nicht die Günstigsten, sondern die Bekanntesten berücksichtigt.Wer schmiert, fährt besser - auch in den Amtsstuben der Ministerien! So, wie es in anderen Bereichen der Vitamin B-Welt auch der Fall ist.

Jene Pfeifen, die die Seite konzipiert haben, waren denn schnell mit einer Ausrede - medial aufgehübscht - zur Stelle: In der unenendlichen Weite des Worl-Wide-Web gibt es einen Engpass, den niemand kennt, den keiner voraussehen konnte und deren Existenz jedoch Probleme bereitet.
Aha!
Während Prämienjäger und Geldgeile schon ab 1.00 Uhr in der Nacht vor den Autohäuser sich die Beine ab froren und - analog zu dem ALDI-PC-Blödsinn - keine Rangelei und Rüpelei scheuten, um den nachbarlichen Konkurrenten auszuschlagen, brach die Internetseite schon wenige Minuten nach Freischaltung im Netz völlig zusammen. Die Händler fluchten, die Kunden blähten und das Ministerium machte dicke Pustebacken.

Alles Schrott oder Wrack?

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