Meilensteine der Rockhistorie: Wishbone Ash - Argus


Als ich im April 1972 meinen Kriegsdienst bei der Bundeswehr in Munster / Örtze oder besser bekannt damals als: Munster/Lager antrat, war das globale Feindbild der BW noch erkennbar - der Warschauer Pakt, vornehmlich die DDR, China, Nord-Vietnam usw. Der Dienst an dem Schießprügel machte deshalb - zumindest für die eingefleischten Zeit - und Berufssoldaten - noch Sinn. April 1972, dass hieß auch mit dem Zug von Bückeburg über Hannover nach Munster/Oertze fahren. Für mich, als Provinzei, eine halbe Weltreise. Als ich nach endloser Fahrt gegen 14.00 Uhr am Bahnhof eintraf, standen dort schon die Fleischtransporter in ihrer oliv-grünen Tarnfarbe. Es herrschte eine Kasernenhofatmosphäre, ein Gebrüll im Befehlston ergoss sich über das Häuflein Elend in Zivil. Aufsteigen auf die Ladefläche des LKW, absteigen und dann antreten. Es folgten: Einweisung in die Unterkunft,Kleiderkammer,Dienstplanvergabe. Alles im Laufschritt, in einer militärisch gedrillten Umwelt, mit der ich mich eigentlich nie so richtig abgefunden habe.

Die ersten Wochen vergingen im Fluge. Marschieren lernen nach Befehlen, Denken nach Befehlen, Sprechen nach Befehlen. Die Ausbildungskompanie 4/08, auch 4/0 Druck verhohnepipelt, war berüchtigt für Schliff,Drill, Schikane.
Eines Nachmittags riefen mich meine Mitstreiter in ihre Stube. Aus dem Radio schnarrte prima Rockmusik, unterlegt mit einer exzellenten Moderation, diese Sendung hieß: Popkarton und wurde von der Hansa Welle des Senders Radio Bremen ausgestrahlt. Ein Rundfunksender, der dank seiner schon damals enormen Leistungsstärke weit in die Lüneburger Heide hinein strahlte. Das war gut so, denn der NDR war als norddeutscher Konkurrent mit dem Club auch hoch im Kurs bei den jungen Leuten, auch bei uns Soldaten.

Die Hanse Welle, der Popkarton spielte damals, im Mai 1972 Stücke aus dem dritten Album der englischen Rockgruppe " Wishbone Ash " - herrliche Titel. Ich war so davon angetan, dass ich mir einige Tage später die LP " Argus " von meinem ersten Sold kaufte. Wishbone Ash'" Argus" ist mir bis heute treu geblieben - 37 Jahre danach steht diese Langspielplatte, wenn auch mit diversen Kratzern im Vinyl und Eselsohren am Hart-Cover immer noch im Schuber meiner LP-Sammlung. Allein das Cover ist eine Augenweide. Eine im Morgennebel stehende Hügellandschaft in die ein silber-farbiges UFO einfliegt.
Im Inlet sind die Bandmitglieder abgebildet. Smarte, junge Musiker mit der damals üblichen Langhaarfrisur.
Ähnlich mystisch, wie das Cover sind auch die Texte des Albums.

Der erste Titel der A-Seite heisst " Time was ".

I've got to rearrange my life,
I've got to rearrange my world.
I miss you, I need you.

I've got to keep my memories aside,
I've got to try to live again.

Time was when there were things around
To be afraid of.
I've got cause, i've even changed my mind
To turn the tables.

Time was when there was no need to stop
And rearrange it.
Now i've got a memory
And i don't want to change it.

And there's a time for waking up
And feeling down,
It's when you have to pick your feet
Up from the ground.

Time was when i had you around -
I was a strong man.
I need you to help make the change
And be a new man.

Takes more than a day and a night
For giving.
It's not so easy just to change your way
Of living.


Time was when there were things around
To bother me.
The crime was, i couldn't start
To change my history.

Ein Verliebter sucht sich selbst und möchte deshalb sein Leben neu aufstellen. a, ja, ein hoher Anspruch. Dafür sind die Gitarrenriffs und das Zusammenspiel der beiden Turnerś mit diesem Instrument einzigartig.

Der zweite Titel nennt sich " Sometime world " und ist von einem mehrstimmigen Intro geprägt, auf das ein wahres Gitarrenfeuerwerk folgt.
ier wird eine eher zufällige Begnung mit einem Gleichgesinnten betextet, der auch der Meinung ist, dass das Leben an ihm vorrüber rauscht und er deshalb von seinen Ärgernissen erzählen muss, weil jene Welt eben zu schlecht sei.


I met a man who felt the same way,
That the world had passed him by.
Told me all his troubles,
That the world had made him cry.

Life had kept him waiting,
Regretting his pain inside.
Had to feel underrated,
And hated, besides.

Life had kept him waiting,
Regretting his shame inside.
Had to feel underrated,
And hated, besides.

Sometime world, pass me by again,
Carry you, carry me, away.
(repeat twice)

Es folgt das dritte und letzte Stück auf der A-Seite, das " Blowin free " heisst.


I thought i had a girl
And all because i seen her.
I thought i had a girl
And all because i seen her.
Her hair was golden brown (yes it was)
Blowin' free like a cornfield.

She was far away
I found it hard to reach her.
She told me you can try
But it's impossible to find her.

In my dreams everything was all right -
In your schemes you can only try.

Ein wunderbarer, treibender, gitarrenlastiger Song. Mit einem mehr als nur einprägsamen Grundrhytmus. Er erzählt von einem traumhaften Mädchen, das es dann eher wohl nur im Traum gibt. Traumhaft dafür die exzellent gespielten Gitarren.

Die B-Seite wird eingeleitet durch den Song " The king will come ". Ein Intro, das von einem perfekten Wah-Wah-Effekt lastigen Zusammenspiel von Gitarren und Schlagzeug lebt, ehe der mehrstufige Gesang ergänzend zu dem Klangteppich eingeleitet wird.

In the fire, the king will come.
Thunder rolls, piper and drum.
Evil sons, overrun,
Count their sins - judgment comes.

The checkerboard of nights and days -
Man will die, man be saved.
The sky will fall, the earth will pray,
When judgment comes to claim its day.


See the word of the prophet
On a stone in his hand.
Poison pen revelation,
Or just a sign in the sand?


The checkerboard of nights and days -
Man will die, man be saved.
The sky will fall, the earth will pray,
When judgment comes to claim its day.


See the word of the prophet
On a stone in his hand.
Poison pen revelation,
Or just a sign in the sand?

Ein König kommt, der König der Könige - Ein klares Vorspiel zum dritten Teil der " Herr der Ringe "-Trilogie?

Mit " Leaf and stream " gehtś dann weiter. Erneut zeigen " Wishbone Ash " ihr geniales Gitrarrenspiel in Perfektion. Eine wirklich dahin schwebende Melodie, ein strömender Gesang dazu. Aller erste Sahne.

Find myself beside a stream of empty thought,
Like a leaf that's fallen to the ground,
And carried by the flow of water to my dreams
Woken only by your sound.
(repeat)

Alone i've walked this path for many years,
Listened to the wind that calls my name.
The weeping trees of yesterday look so sad,
Await your breath of spring again.

Far beyond the hills,
Where earth and sky will meet again,
Are shadows like an opening hand.
Control the secrets
That i've yet to find, and wonder at
The light in which they stand.
(repeat)

Auch hier zeigen sich mystische, ja melancholisch-angehauchte Textpassagen. Eine Symbiose zwischen Tagtraum eines Träumers und der Natur in Form einer heilen Landschaft führt zu einem wirklichen Candle-light-Song. Wunderschön!

Dafür kommt mit " Warrior " sofort das böse Erwachen. Krieg, Krieger, Kriegsspielzeug - dass, was ein Mann eben braucht, um ein solcher zu sein. Wohl nicht! Das Stück steht für einen klaren, harten Rhytmus, zu dem auch ein Thema " Krieg " und " Kämpfer " eben nur passt.

I'm leaving to search for something new,
Leaving everything I ever knew.
A hundred years in the sunshine
Hasn't taught me all there is to know.

In the valley, we will gather there,
Helpless in our surrender.
Tomorrow the plow becomes the sword -
Make us stronger in our danger.

Time will pass away,
Time will guard our secret.
I'll return again
To fight another day.

I'd have to be a warrior -
A slave i couldn't be -
A soldier and a conqueror,
Fighting to be free.
(repeat three times)

Für die Freiheitskämpfer hat dann " Wishbone Ash " noch den Ruf " Throw down the sword " parat, womit das Album sein finales Stück erhält.
Nieder mit den Waffen, wirf das Schwert weg, der Kampf, die Schlacht, der Krieg ist nun endgültig vorbei,


Throw down the sword,
The fight is done and over,
Neither lost, neither won.
To cast away the fury of the battle
And turn my weary eyes for home.

There were times when i stood at death's own door
Only hoping for an answer.

Throw down the sword,
And leave the glory -
A story time can never change.
To walk the road, the load i have to carry -
A journey's end, a wounded soul.

There were times when i stood at death's own door
Only searching for an answer.

Ein wunderbares Zusammenspiel von Gitarren und Orgel sowie Schlagzeug lässt das Stück ausklingen. " Wishbone Ash " zeigen nicht nur hier, dass sie mit dem dritten Album eines des Jahres 1972 gelandet haben.
Damit hebt auch der Plattenarm ab und bringt sich in die automatische Wartestellung.

Wer allerdings die viele jahre, ja Jahrzehnte, später " Argus " - CD im Archiv hat, der bekommt noch ein Bonus-Titel mitgeliefert.
" No easy road " stammt eigentlich vom vierten Album, welches " Wishbone four " getauft wurde. Leider hat diese LP nicht mehr die Qualität von " Argus ". dennoch habe ich sie mir 1973 ebenfalls gekauft, weil ich inzwischen zum " Wishbone Ash " - Fan mutiert bin. Jene, alte Liebe, zu ihren wunderschönen Gitarreneinlagen ist bis heute nie gerostet, deshalb schreibe ich eine Art Rezension über das " Argus "-Album in meinem Blog.

Wishbone Ash waren damals:


Ursprünglich bestand die Band aus Martin Turner (Bass, Gesang), seinem Bruder Glen Turner (Gitarre, Gesang) und Steve Upton (Schlagzeug). Mit dem Ausscheiden Glens, und nachdem die Band erfolglos einen Keyboarder suchte, kamen die beiden Gitarristen Andy Powell und David A. "Ted" Turner (nicht verwandt mit Martin) dazu. So wurde der unverwechselbare „dual lead-guitar sound“ der Band nicht zuletzt deshalb geboren, weil man sich zwischen Ted und Andy nicht entscheiden konnte.

Die Gruppe tourt auch heute noch herum und erfreut sich ihres - zwar inzwischen längst ergrauten - Freundeskreises.

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