" Beam me up, Scotty! " oder: Wie verhindere ich das rapide Altern?
Ein Vorteil der öffentlich-rechtlichen Dauerberieselungsprogramme ist, dass sie auf einen riesigen Fundus an " ollen Kamellen " aus ihren gigantischen Archiven zurückgreifen können, ohne erhebliche Qualitätssteigerung befürchten zu müssen. Zu den immer wieder gern wiederholten Kellerleichen zählen die Serien, die einst den schon reichlich Abgestumpften, in dessen Heiligtümern ( Wohn - oder Schlafzimmer ) hinein gesendet, diesem die Illusion vermitteln sollten, dass es neben seinen eigenen, auch andere Probleme gibt, die das Leben so richtig vermiesen, verschönern oder verändern können. Und davon gab es in den letzten Dekaden reichlich.
Waren es in den 80er Jahren, als das deutsche Land noch zweigeteilt war, solche Verdummungsdauerbrenner, wie " Dallas ", " Denver " oder der " Schwarzwälder Schinken " aus dem Glottertal, so hielten alsbald auch in den Programmen der Privaten Serien auf, die sich dort wie Hausschwamm einnisteten.
Wer aus den Generationen " Arschmade " bis GOLF I " nun glaubt, die goldenen 70er seien wesentlich besser gewesen, wird sofort enttäuscht. Im Gegenteil: Auch hier gab es Dauerlangweiler en mass.
Zu den ganz Großen in jener Zeit zählte zweifelsohne die Serie " Raumschiff Enterprise ". Die erste, synchronisierte Sendung wurde am 27. Mai 1972 vom damals noch nicht mumifizierten ZDF ausgestrahlt.
Die auf der damaligen USS " Enterprise " quer durch die Galaxien, die fremden Welten und Astroidenbänke jagende Besatzung bestand einst aus:
Captain James Tiberius Kirk , William Shatner,
Gert Günther Hoffmann Holger Hagen (Prolog) Thomas Danneberg (Video-Nachsynchronisation von Folge 31 39) Andreas Neumann (DVD-Nachsynchronisation)
Commander Spock, Leonard Nimoy
Herbert Weicker , Norbert Gescher (Folge 1 und DVD-Nachsynchronisation)
Lt. Cmdr. Dr. Leonard McCoy , DeForest Kelley
Manfred Schott (ZDF-Synchronisation) ,Randolf Kronberg (Sat.1-Synchronisation)
Joachim Pukaß (DVD-Nachsynchronisation ZDF-Folgen)
Lt. Cmdr. Montgomery Scott , James Doohan
Kurt E. Ludwig, Manfred Petersen (DVD-Nachsynchronisation)
Lt. Hikaru Sulu , George Takei
Fred Klaus
Lt. Nyota Uhura , Nichelle Nichols (Bis Folge 78)
Rose-Marie Kirstein (ZDF-Synchronisation) , Ilona Grandke (Sat.1-Synchronisation)
Sabine Arnhold (DVD-Nachsynchronisation)
Fähnrich Pavel Chekov, (Ab 2. Staffel, Ab Folge 31) Walter Koenig Elmar Wepper (ZDF-Synchronisation) , Martin Umbach (Sat.1-Synchronisation)
Christine Chapel, (Folge 5-77) Majel Barrett
Ruth Pistor (ZDF-Synchronisation), Dagmar Heller (ZDF-Synchronisation) , Frauke Sinjen (ZDF-Synchronisation) , Liane Hielscher (ZDF-Synchronisation) , Kathrin Ackermann (Sat.1-Synchronisation)
Janice Rand, (1. Staffel, Folge 2-15) Grace Lee Whitney Ilse Pagé (ZDF-Synchronisation),
Ingrid Capelle (Sat.1-Synchronisation)
Da die aufnahmtechnischen Möglichkeiten eher bescheiden waren, adaptierten die vielen Regisseure genauso viele Gags, Tricks und Plots aus der Hollywood-Küche, die 40 Jahre nach der westdeutschen Uraufführung eher lächerlich wirken. Auch die vorgespielte Zuordnung der, in der Serie untergegangen Alten Welt, zeigt sich als typisch amerikanisch. Das Raumschiff, die " USS Enterprise " ist ein amerikanischen Raumschiff ( United States Ship ), dass selbst verständlich unter dem Kommando eines US-Amerikaners in dem Weltraum herum kurvt. Gnädiger Weise haben die Amerikaner auch andere Welt - oder Weltraumbürger in ihrer Besatzung aufgenommen.
So ist Montgomory " Scotty " Scott ein gebürtiger Schotte, Hikaru Sulu, ein Japaner und Nyota Uhura eine Afriaknerin. Der Fähnrich Pavel Chekov gehört dem russischen Kontingent der Besatzung an, was unterschwellig impliziert, dass die einstige UdSSR zu den Zeiten der " USS Enterprise " - Abenteuer nicht mehr existiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Figuren_im_Star-Trek-Universum#Commander_Spock
http://de.wikipedia.org/wiki/Raumschiff_Enterprise
So jagten sie ab dem 27. Mai 1972 im ZDF von Abenteuer zu Abenteuer. Das ZDF hatte vorerst von den vorhandenen 79 Folgen 26 für die Synchronisation ausgewählt. Als auch das deutsche Publikum nach einer Fortsetzung verlangte, entschied man sich für den Ankauf von 13 weiteren Folgen. Die verbleibenden 40 Episoden (darunter The City on the Edge of Forever, The Menagerie, The Devil in the Dark) lehnte die zuständige Redaktion als geschmacklos und zu gewalttätig ab. Nun, ja, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten; zumindest in dem Fall, als Kirk und Co..in der Episode Patterns of Force (Schablonen der Gewalt) mit einem faschistischen Regime zu tun bekam, das an die deutsche Nazi-Diktatur angelehnt ist. Wer´s dennoch in deutscher Sprache sehen wollte, erhielt hierzu ab 1999 Gelegenheit.Ein Privatsender aus den unendlichen Tiefen des terristischen Raumes strahlte den Quatsch erstmals in die bundesdeutschen Wohnzimmer ein.
Neben anderem Unsinn, sind allerdings auch einige Folgen zum Schmunzeln. So gibt sich das ZDF in dem Spartenkanal ZDFneo alle erdenkliche Mühe, um anlässlich des 40. Jahrestags der dortigen Erstausstrahlung noch einmal so richtig in das verstaubte Archiv herab steigen zu lassen und die dortigen Leichen auszugraben.
In der Episode " Wie schnell die Zeit vergeht ", lässt eine mysteriöse Krankheit einige Besatzungsmitglieder vom Raumschiff Enterprise ungewöhnlich schnell altern.
Während einer Routineproviantlieferung findet ein Teil der Crew der Enterprise auf dem Planeten Gamma Hydra IV die Leiche eines alten Mannes, der eine Stunde zuvor noch als junger Mann mit Captain Kirk Kontakt aufgenommen hat. Kurz darauf treffen sie auch auf zwei weitere Forscher, die behaupten, noch nicht einmal 30 Jahre alt zu sein, äußerlich aber bereits uralt sind. Bevor sie das Phänomen untersuchen können, erkranken weitere Mitglieder an dem rapiden Alterungsprozess. Als auch Captain Kirk im Zuge der Krankheit zusehends schwächer wird, übernimmt der völlig unerfahrene Commodore Stocker das Kommando auf der Brücke und steuert die Enterprise in das feindliche Imperium der Romulaner.
Brav und bieder sahen sie alle Male aus, die Weltraumkrieger aus den 70er Jahren, auch wenn sie plötzlich zu altern drohten. Aber selbst bei drohender Demenz, darf in den guten alten Klischees des US - amerikanischen Kino - und Fernsehfilms eins nicht fehlen: der gesunde Schuss Patriotismus und der ewige Glaube, dass das amerikansiche Leben doch auch jenseits des Heimatplaneten nie immer siegt. In diesem Fall auch über das Älterwerden. " Beam me up, Scotty! " - Aber klar doch!
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