Es ist ein Schnee gefallen und....
Der Winter naht nicht nur, sondern er ist in einigen Ländern Europas, Bundesländern unseres Landes und dortigen Regionen mit Vehemenz eingezogen. Gestern, am vorletzten Novembertag des vorletzten Monats im zweiten Jahr der zweiten Dekade nach dem Millennium, prasselten die Verkehrsmeldungen denn den gesamten Tag über Verkehrsbehinderungen aller Art auf den Autofahrer, den Pendler oder den Reisenden herein. Stau wegen Unfällen, Schneeverwehungen, Straßenglätte hier, Sperrungen aufgrund defekter LKW, quer stehender Fahrzeuge oder umgestürzter Bäume dort und natürlich auf Verspätungen bei den Öffentlichen Verkehrsmitteln, die in den betroffenen Gebieten eingesetzt wurden. Das galt - selbstverständlich - auch für die Deutsche Bahn ( DB ), von der ja böse Zungen behaupten, sie habe eigentlich nur vier Grundprobleme: Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Der reißerische Slogan: " Die Bahn kommt... " aus den vergangenen Jahren ließe sich bei solchen Wetterbedingungen denn sehr zügig in die Frage: " Nur, wann? " umstellen. Zugverspätungen von wenigen Minuten sind ja dort schon das Alltagsgeschäft. Ab einer halben Stunde muss der wartende Reisende dann schon mal die Augenbrauen hoch ziehen, wenn es - wenn überhaupt - aus dem meist übersteuerten Lautsprechern der DB heisst: " Auf Gleis X hat jetzt Einfahrt, der verspätete Y von Z; planmäßige Ankunft.... . Bitte Vorsicht am Bahnsteig! " Oft werden aber überhaupt keine Informationen zu die regelmäßig auftretenden Unregelmäßigkeiten im geregelten Zugverkehr der DB bekannt gegeben. Und - selbst wenn die technischen Bedingungen stimmen - ist von den erfolgten Durchsagen zu dem täglichen Fahrplan kaum etwas zu verstehen, weil die Bahnhöfe eher wie große Fabrikhallen ausgestattet sind und dort die Akustik miserabel und der produzierte Lärmpegel immens hoch ist. Hierzu zählt mit Sicherheit der halb fertige Hauptbahnhof der sächsischen Landeshauptstadt.
Die DB hat aber noch weitere Dauerbaustellen. Der Personennahverkehr, der seit einigen Dekaden, beginnend mit dem Privatisierungswahn der Bundesregierung ab Mitte der 80er Jahre, ein Stiefmütterchendasein fristet, ist inzwischen dafür prädestiniert, um das gesamte Repertoire aus dem Witzfigurenkabinett von Pleiten, Pech und Pannen aufwarten zu lassen. Hier zeigt sich all zu deutlich, dass die Grube´sche Alternative zum Autowahn in der Republik, in Wahrheit keine ist.
Als ab dem 25 11. 2012 die Wettervorhersagen für die darauf folgenden tage einen Wintereinbruch in den südlichen Teilen der BRD prognostizierten, legten die Verantwortlichen in den Verwaltungsetagen der DB ihre Hände in den Schoss und harrten der Dinge, die da auf sie zukommen werden. So verwunderte es nicht, dass nach ergiebigen Schneefällen im südöstlichen Landesteilen Sachsens alsbald nichts mehr ging. Viele Orte im Erzgebirge wurden förmlich von der Außenwelt abgeschnitten. Das gleiche galt für den Vogtlandkreis und auch rundherum der Landeshauptstadt war ab dem 29.11. 2012 das Chaos perfekt.
Da verwunderte es nicht, dass die Bahnstrecke von Chemnitz nach Dresden ab den frühen Nachmittagsstunden des 30. Novembers nicht mehr durchgängig befahrbar war.
In dem verschneiten Klingenberg - Colmnitz hatten sich von der nassen Schneelast zusammen gebrochene Bäume auf die dortige Schienen gelegt und die Oberleitung zerstört. So meldete der Internetdienst er DB am 1. Dezember 2012:
Zwischen Tharandt und Freiberg (Sachs) (RB 30, S 3, RE 3, IRE 1)
Weitere Bäume im Gleis führten zu einer erneuten Oberleitungsstörung zwischen Klingenberg-Colmnitz und Tharandt. Die Strecke ist zur Zeit wieder in beide Richtungen gesperrt. Voraussichtlich bis 01.12.2012 ca. 20:00 Uhr.
Ein Busnotverkehr kann aufgrund der widrigen Witterungsverhältnisse leider nicht eingerichtet werden.
Die Züge der IRE-Linie 1 und RE-Linie 3 werden vorerst weiterhin über Chemnitz und Riesa umgeleitet. Reisende mit direktem Fahrtziel Dresden oder Chemnitz werden gebeten, die umgeleiteten Züge zu nutzen.
Was sich hier wie eine Verkehrsinformation liest, wurde für die Zugreisenden am 30. 11. 2012 ab 15.30 Uhr auf dieser Strecke zum Super - GAU. Mitten auf der dicht befahrenen Strecke, die bekanntlich auch von Hof aus in die sächsische Landeshauptstadt führt, war an diesem Tag ab den Nachmittagsstunden die Welt zu Ende. Nichts ging mehr! " Der Zug endet hier! Ein Schienenersatzverkehr findet nicht statt!", so lautete die einmalige Durchsage. Dann blieben die Lautsprecher stumm. Zugbegleiter waren nicht zu sehen, Informationen nicht zu erhalten und Busse fuhren auch nicht. Was tun?
Der Anruf meiner besseren Hälfte erreichte mich mitten beim Freitagshausputz. Mit eilenden Schritten begab ich mich in die untere Etage, zog meine Arbeitsklamotten aus und einen Wintermantel zusätzlich an und programmierte das Navigationsgerät auf " Klingenberg ( Pretzschendorf ) ". Zügig zeigte mir das kleine Wunderding an, dass ich für 27 Kilometer etwa 53 Minuten benötigen würde. Also, dann los. Die Strecke zwischen der Stadtgrenze und Freital war schneefrei. Nur Nieselregen hatte die Straße nass gemacht. Kein Eis, keine Schneeglätte, kein Winter. Na, ja, vielleicht wurde auch in den Verkehrsnachrichten übertrieben. Kaum erreichte ich den Orteingang von Tharandt wurde der Boden ringsherum, wie von Zauberhand geführt, plötzlich schneeweiß. Doch Winter? Die laufenden Verkehrsmeldungen bei MDR Info verhießen auch nichts gutes. Auf der A 4 zwischen Nossen und Wilsdruff Stau. Wie? Weiter auf der A 4 14 Kilometer Stau, in der Gegenrichtung nach Dresden ebenfalls 9 Kilometer, dadurch auf der A 14 von Magdeburg / Halle / Leipzig ebenso Stau.
So fuhr ich durch Tharandt durch - alles weiß! Das Navigationsgerät - wie immer schlau einegestellt - hatte mir die kürzeste Route vorgeschlagen. Über Bad Hartha wollte mich " Ludwig " führen. Nun, gut, also Bad Hartha. So zuckelte ich mit unserem Mazda 6 Kombi ( selbstverständlich längst winterbereift ) in luftige Höhen zum Luftkurort vor Dresden. Nach einigen Kilometer, kurz nach der Kreuzung in Richtung Spechtshausen, war die Strecke gesperrt. Keine Chance, dort durch zu fahren. Damit hieß es: Zurück, die vielen Wendehinweise des Navis ignorieren und einen Umweg fahren. Und, tatsächlich nach wenigen Kilometern gab " Ludwig " auf und errechnete für mich eine andere Route. So führte mich der gute " Ludwig " entlang der Bahnstrecke in Tharandt bis Dorfhain und von dort nach Klingenberg. Immerhin waren die Straßen dort befahrbar, weil beräumt.
Mit mehr als einer halben Stunden Verspätung kam ich auf dem Bahnhofsgelände an. Dort erwartete mich das reine Schneechaos. Auf den nur spärlich frei geschobenen Parkplatz standen Busse und PKW. Ich schlängelte mich mit dem Wagen hindurch und gelangte endlich in die Nähe der Gleise. Dort warteten jene Menge Bahnreisende auf die Weiterfahrt, die allerdings an diesem Tag nicht mehr statt finden sollte. Kurz entschlossen nahmen wir dann drei weitere Reisende mit und versuchten den Rückfahrt anzutreten. Nach einigen Umwegen und Umleitungen hatten wir Tharandt erreicht. Jetzt sollte es bald wieder zügiger voran gehen. So gelangten wir gegen 18.00 Uhr nach Dresden. Die Mitfahrer danken es uns. Ohne die Hilfe wären sie von dort kaum nach Dresden gekommen.
Nach dem Ende der Irrfahrt mussten wir über unsere Witze, die uns zu dem Thema Bahn, Pünktlichkeit und Eigenwerbung einfielen allesamt lachen. Für die Zurückgebliebenen war der weitere Nachmittag indes nicht lustig. Sie waren auf den Weitertransport mit einem Taxi oder einen sie abholenden Privatwagen angewiesen. Ja, ja, die " Bahn kommt... ", " Die Bahn macht mobil. "
Besser wären aber:
Die Bahn – Verfahren – Verbremst – Verarscht
Die Bahn – Fleischtransport mit System
Die Bahn – Eine gute Immobilie ( Immobilie (lat. im-mobilis für eine nicht bewegliche Sache
Die Bahn – Nur mit dem Flugzeug, Schiff, Auto, Moped, Fahrrad oder zu Fuß geht`s noch entspannter
Die Bahn – Von A nach Ä
Die Bahn – Von A nach Ö
Der macht optisch-symbolisch mehr her.
Die Bahn – Spannende Momente
Die Bahn – That‘s Entertainment
Die Bahn – Hier werden Sie unterhalten
Die Bahn – Wie gebucht, so geflucht
Die Bahn – Urlaub von Anfang an
( Ein Original der Bundesbahn von 1975.
Ist mittlerweile wieder gut verwendbar. Wenn man erst mal in einem Zug der Deutschen Bahn sitzt, dann wird man da auch erst mal eine Weile bleiben. Beim Aussteigen merkt man dann: „Oh, Urlaub schon wieder vorbei, aber wie gut das ich immer noch da bin wo ich losfahren wollte.“ )
Die Bahn – Gute Überführung
Die Bahn – Wir machen Schwarzfahrer
Die Bahn – Mehr als fahren
( Ein Original von 1974 und zutreffender als jemals zuvor. Und was die Bahnkunden alles mehr bekommen. Wahnsinn! )
Die Bahn – Urlaub mal im Zug
Die Bahn - Wir wollen, daß Sie erholt ankommen
Die Bahn – Unsere Fahrpläne sind nur Vorschläge
Die Bahn – Fährt sogar bei Tageslicht
Die Bahn – Wir fahren anders als man denkt.
Die Bahn – Keiner redet vom Wetter, außer wir
Die Bahn – Gute Unterhaltung
Die Bahn – Das größte Wartezimmer der Welt
Die Bahn – Immer anders als man denkt.
Die Bahn – Immer etwas weiter
Die Bahn – Jede Woche eine neue Ausrede
Die Bahn – Die größte Verarschung seit es Schienenverkehr gibt
Die Bahn – Keiner regt mich mehr auf!
Die Bahn – Zeitlos reisen
Die Bahn – Der Baufahrzeugverkehr läuft, der Kunde auch.
Die Bahn – Weniger geht nicht
Die Bahn – Besser als gar kein Verkehr
Die Bahn – Nie war sie so nutzlos wie heute
Die Bahn – In weniger als 2 Sekunden auf die Palme.
Die Bahn – Heute hier, morgen immer noch
Die Bahn – Bist du schon da oder wartest du noch?
Die Bahn – Ostern einmal zu Fuß
Die Bahn – Ankommen können Sie woanders
Die Bahn – Kompetenz in…
Die Bahn – Ich fühl’ mich verarscht!
Die Bahn – In vollen Zügen genießen!
Die Bahn – Weltgrößte Unorganisation
Die Bahn – Zumindest ich lass einen fahr‘n
Die Bahn – Verspätungen sind unsere Stärke
Die Bahn macht labil!
Die Bahn – Ein bedauerlicher Zwischenfall
Die Bahn – Entschuldigung!
Oder international: The Bahn – Sorry!
Oder Slang: Da Bahn – Fuck!
Zutreffender war hier jedoch:
Die Bahn – Oh je, Schnee!
Und die Deutsche Bahn? Steht, und steht, und steht, und steht....................
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