Dresden - Münchner - Schneewalzer.

Der Bahnkunde kann oft - soweit Vielfahrer, Pendler oder Urlaubsreisender - so allerhand erzählen, wenn die Tage kürzer und die Nächte länger sind. Manchmal sind die von unserem guten Karl May geschriebenen Wild - West - Romane dagegen amüsante Ausflugstouren durch die Prärie, wenn es um jene Erlebnisse geht, die einem Ahnungslosen auf der Strecke von A nach B über C widerfahren können. Darum galt mein Hauptaugenmerk bei dem kürzlich mit einer in unserer schönen Landeshauptstadt lebenden Verwandten nicht etwa den familiären Gegebenheiten, sondern viel eher jeder Schilderung über eine Bahnfahrt von Dresden nach München und zurück.

Tja, die Reise startete am Donnerstag, dem 6. 12. 2012 in den Vormittagsstunden vom Dresdner Hauptbahnhof. Der fahrplanmäßige Zeitaufwand sollte knapp 6 Stunden betragen. Doch, es kam denn alles völlig anders, weil die Deutsche Bahn einmal mehr dem Winterwetter ihren Tribut zollen musste. Der InterRegioExpress ( IRE) war bereits am hiesigen Hauptbahnhof so voll, dass es kaum noch Sitzplätze gab. Dieser unhaltbare Zustand verschärfte sich dann noch nach dem ersten Halt in Chemnitz bis Zwickau. Als in Hof die üblichen zwei Waggons abgekoppelt wurden, hatte der IRE bereits mehr als 1 Stunden Verspätung. Dass er überhaupt ankam, lag wohl eher daran, dass auf der so genannten Sachsen - Franken - Magistrale ab Hof bis Bayreuth nicht jene Schneemassen lagen, wie zuvor ab Chemnitz bis Hof.

Da macht das Bahnfahren auf einem Sperrsitz im nicht beheizten Gepäckwagen, neben High-Tech-Zweirädern, Kinderwagen ( natürlich leer, bei diesen Temperaturen ) und sonstigem Transportgut so richtig Spass. Immerhin lag dann in Nürnberg, dem Zielbahnhof des IRE nicht eine einzige Verspätung mehr an, die dazu geführt hätte, dass der Anschlusszug ( immerhin ein ICE ) längst gen bayrischer Landeshauptstadt entfleucht war, nein, er war dank ausgefallener Neigetechnik und den üblichen technischen Problemen am Triebkopf, noch mehr als 80 Minuten hinter der benannten Ankunftszeit zurück. Da jubiliert der Bahnreisenden denn, weil es ihm nunmehr völlig wurscht ist, ob dieser verspätete Zug noch weitere 5 Minuten Verspätung hat, weil - er ist ja sicher auf dem zugigen Bahnsteig angekommen und kann dort in aller Ruhe auf jenen ICE warten.

Endlich, endlich, kam er dann nach einer Gesamtreisezeit von 8 1/2 Stunden auf dem Münchner Hauptbahnhof an. Die reichlich gestressten Zugreisenden waren´s zufrieden. Hauptsache, überhaupt am Ziel angelangt. Tja, und dann kam nach 5 Tagen die Rückfahrt. Die Probleme waren identisch. Das Geschwindigkeitsmonster ICE 3 konnte wegen der Kälte und des weiteren Schneefalls von München nach Nürnberg nur etwas mehr als 80 Km/h fahren, die Neigetechnik war ohnehin außer Betrieb und auch die Massen an Fahrgästen, die sich hier hinein zwängten waren nun nicht gerade die Quell´der reinen Freude. Da ruckelte der schlafende Temporiese statt mit 280 Km/h nicht einmal mit einem Drittel der Geschwindigkeit dahin. Arme Deutsche Bahn!

In Nürnberg kam dann der Überschock. Wegen der reichlich halbstündigen Verspätung hatten die Bazi-Bahner einen Blecheimerzug aus uralten Waggons der 60er Jahre zusammen geklaubt und ließen die vielen " Ossis " dort einsteigen. Verschärfend kam hinzu, dass es in dem Nostalgie-IRE keine funktionstüchtige Toilette gab. Diese waren schlichtweg eingefroren. Die veraltete Technik hätte jedoch durchaus in Gang gebracht werden können, wären in den Toiletten Heizkörper installiert worden. Aber hierzu fehlt der DB offensichtlich das Geld. Da wird lieber ein Prestige-Objekt mit dem Namen " Stuttgart 21 " hoch gezogen, dass jetzt auch noch - wie sollte es anders sein, wenn staatliche Organe den Bauherren mimen ? - weitere 1, 5 Mrd. Euro ( in Zahlen: 1. 500.000.000 ,-- ) Mehrkosten verursacht. Aber keine zusätzlichen Heizungen in die Blechbüchsen aus der Nostalgie - Kategorie zusätzlich einbauen können!

Der IRE zuckelte in Richtung Hof. Die Notdurft der vielen Reisenden war groß und wurde groß und größer. Kein Zugbegleiter in Sicht, der den angestauten Frust übergekübelt bekommt. Alles potentielle Schwarzfahrer eben! Dann, endlich, in Hof an der Grenze zum Freistaat Sachsen, wurde ein zusätzlicher Waggon mit funktionierenden Toiletten angekoppelt. Aber, die Bahn wäre nicht die Bahn, diese technische Meisterleistung hatten einen Haken: Wer pinkeln wollte, musste bis zum nächst Bahnhof Zwickau weiter warten, denn die Übergänge zu dem Zusatzwaggon konnten nicht angeschlossen werden. Es waren schlichtweg zwei System miteinander verbunden, die jedoch nicht kompatibel waren. Warum das? Ja,ja, man/frau ahnt es schon! Die Zusatz-Gurke war West Germany, die übrigen Waggons East Germany. Da brat dem eingepferchten DB-Kunden doch Einer einen Storch. Nach über 20 Jahren?

Dann zog der Zug von Zwickau nach Chemnitz und von dort nach Dresden. Wieder mit Verspätung, jedoch mit Toilettenwagen und der Gewissheit, dass er dieses Mal nicht in Klingenberg - Colmnitz seine Fracht aussteigen lässt und in der verschneiten Wallachei nicht einmal einen Schienenersatzverkehr zustande bringt. Dann war Endstation. Unter dem defekten Dach des Dresdner Hauptbahnhofs mit dem Ambiente einer zugigen Messehalle ohne Stände. Auf Wiedersehen Deutsche Bahn in 2012! Danke für die Fahrpreiserhöhung von 3 % ab dem 09.12.2012 und die bereits jetzt geplante ab dem 09.06.2013 um 3,5 %. Danke für den nicht möglichen Toilettengang. Danke für die Verspätungen. Überhaupt: Vielen Dank, dass Du die vielen Reisenden, die sehr viel Geld für viel zu wenig Gegenleistung ausgeben müssen, überhaupt transportierst. Im Winter, wenn es draußen kalt, ungemütlich und ab 16.30 Uhr dunkel ist.
Vor lauter Freunde über so viel Entgegenkommen möchte der Zugreisende, der DB-Kunde, der Reisende, am Liebsten den Schneewalzer mit Dir tanzen.

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