Das Ende des Campertraums am Effelder Waldsee.
Der Stadtteil Effeld gehört zu Wassenberg, einer Stadt im Landkreis Heinsberg und dem Regierungsbezirk Köln zugehörig. Hier ist seit vielen Jahrzehnten das Landleben, dass sich am Rande der deutsch - niederländischen Grenze abspielt, sehr hoch im Kurs. Der einst, nach ´45 Geborene, malochte in der Blütezeit der westdeutschen Textilindustrie in Krefeld oder Mönchengladbach oder bei den Kölner " Ford " - Werken im 3 - Schicht - Rythmus. Da blieb oft nur der Urlaub oder die Parzelle, abseits der stinkenden Werke und der krachenden Städte übrig, um wirkliche Erholung zu suchen.
Die Idylle, die sich abseits der damaligen Indsutriestädte des nordrhein-westfälischen Ballungsgebietes von Dortmund über Bochum nach Köln entwickelt hat, ist längst dahin. Die nach 5 Dekaden des sukzessiven Niedergangs hoch verschuldeten NRW - Zentren suchen verzweifelt nach finanziellen Töpfen, aus denen sie die laufenden Haushaltsposten, ohne Aufnahme weiterer Kredite, bestreiten können.
http://www.wdr.de/tv/huh/sendungsbeitraege/2012/12/11.jsp
Was einst als Ausgeburt des Spießers galt, der Campingwagen als Dauereinrichtung vor den Toren der Stadt, die Parzelle als Zweitwohnung innerhalb der Grünflächen einer City oder das Frönen eines Hobbies, wie das Taubenzüchten, bekommt heute eher einen nostalgischen Anstrich, denn die Spezies ist am Aussterben. Die " hier und heute " - Reportage trägt denn auch denn Titel " Vertreibung aus dem Paradies " und zeigt nicht von ungefähr auf, dass es eben jene einfachen Lebensverhältnisse waren, die damals, vor einigen Jahrzehnten, die einfach strukturierten Bürger dazu bewogen, sich aus der Tristesse für einige Zeit zu verabschieden und ein freies Leben innerhalb eines reglementierten Umfelds zu suchen. Die so genannten Dauercamper sind es, die das Beengte innerhalb des eigentlichen Hauptwohnsitzes verlassen, um sich von den selbst auferlegten Zwängen eines selbst gewählten Lebens zu befreien.
So steht denn zu dem Bericht geschrieben:
" 40 Jahre lang haben Lilli und Willy Tischer jede freie Minute auf dem Campingplatz am Effelder Waldsee verbracht. Ihr Wohnwagen war ihr zweites Zuhause, die Nachbarn wie eine Familie. Doch jetzt ist alles vorbei. Das Ehepaar Tischer und die anderen etwa 130 Camper müssen den Platz räumen. Die Stadt Wassenberg übergibt die Anlage zum 1. Januar 2013 an einen neuen Pächter und der will alles neu und anders machen. Bis Jahresende soll der Campingplatz geräumt sein.
Für die Camper ein Schlag ins Gesicht, denn mal eben alles abbauen ist eine finanzielle und psychische Belastung. Nur einer profitiert von der Situation: Alfred Weger. Er entrümpelt Campingplätze und hat im Moment mehr als genug zu tun. "
- Ziatatende - aus: WDR " Verteibung aus dem Paradies " : http://www.wdr.de/tv/huh/sendungsbeitraege/2012/12/11.jsp
Was sich der CDU - Bürgermeister der Stadt Wasserberg im Rahmen des anberaumten Informationsabends so alles anhören musste, waren nicht nur Unmutsbekundungen, Protestrufe, und höhnisches Gelächter. Viele Menschen, die demonstrativ den Wassenberger Ratssaal verließen, waren mehr als verärgert über die Handhabung mit der Beendigung des Campingplatz – Idylls " Effelder Waldsee ". Dass die Wogen jetzt hochschlagen, musste sein, denn beim Informationsabend, zu dem Bürgermeister Manfred Winkens die Pächter der Campingparzellen am Effelder Waldsee für Dienstag Abend eingeladen hatte, wurden diese vor vollendete Tatsachen gestellt. Auch wenn die Stadt vorgab, die Dauercamper über die Pläne zur Sanierung des Campingbereiches und die Umgestaltung des Freizeitgeländes am Waldsee ab Beginn kommenden Jahres informieren zu wollen, war es eher der Versuch einer Rechtfertigung über den de facto - Rausschmiss.
Denn der Knackpunkt: ist nun einmal, dass bei den Sanierungsarbeiten sämtliche Parzellen geräumt werden müssen. Die gekündigten Pächter kritisieren denn auch völlig zu recht, dass diese Maßnahme: "Viel zu kurzfristig, zu teuer, kaum zu organisieren" ist. Die verärgerten Reaktionen vieler der rund 120 Teilnehmer des Info-Abends müssen auch für einen Außenstehenden als nachvollziehbar erkannt werden, zumal die Pläne der Stadt, grenzüberschreitend mit interessierten Investoren aus Deutschland und den Niederlanden, in Verhandlungen zu der weiteren Nutzung des Geländes zu gehen, nicht erst seit einigen Tagen bekannt sind. Die Freizeitbereiche am Effelder Waldsee soll schon ab 2013 umgestaltet und attraktiver machen sollen. Dazu gehört auch der Campingplatz.
Dieses Vorhaben war seit langem von den Verantwortlichen der Stadt abgesegnet worden. Die betroffenen Pächter indes wussten zunächst von nichts. Erst als in den vergangenen Wochen jede Menge Anfragen verunsicherter Dauercamper im Rathaus gelandet waren, bequemte sich Bürgermeister Winkens dazu, einen Informationsabend zu veranstalten. Hintergrund ist das Ende des Hauptpachtvertrages der Stadt mit der Geuertz KG, die bislang Strandbad und Campingplatz betrieben hat. Alle Dauercamper hatten Pachtverträge mit diesem Betreiber, nicht mit der Stadt. Die künftigen Investoren können zwar noch keinen unterschriebenen Vertrag mit der Stadt vorweisen, das Ziel der neuen Betreiber ist jedoch klar formuliert: Sanierung und Erhöhung der Pachtzinsen.
Zwar möchte die Stadt dass die Camper bleiben – als Pächter der neuen Betreiber auf sanierten Plätzen. Allerding ist das Interesse der Stadt, dass das Gelände saniert wird. CDU - Winkens brachte es auf den Punkt: "Wir wünschen uns Campingbedingungen nach aktuellen Qualitätsstandards, mit denen man auch touristisch werben kann.". "Es soll wohl ein Paradies für Leute entstehen, die Geld haben", sagt indes eine Betroffene. Die weit überwiegende Zahl der rund 130 Camper, darunter viele Ältere, die seit drei, vier Jahrzehnten Wohnwagen und Nebenanlagen in Effeld haben, könne sich das aber gar nicht leisten.
Von der Stadt und dem bisherigem Inhaber fühlen sich viele Betroffene offenbar falsch und zu spät informiert. "Man hat uns im guten Glauben gelassen, dass sich bis 2014 nichts ändert", sagt ein Camper. Immerhin hätten die designierten neuen Betreiber angeboten, sich um Ausweichstellplätze für die Bauzeit zu kümmern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wassenberg
So ist es eben, wenn widerstreitende Interessen vorliegen. Das Ende des Campertraums am Effelder Waldsee ist hierfür nur ein unrühmliches Beispiel.
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