Michael Rook: " Ich bin doch nicht blöd! " Oder etwa doch?




Wer kennt sie nicht, die brüllende TV - Werbung des Elektronikhändlers aus der zweit größten Stadt Bayerns, aus Ingolstadt? In regelmäßigen Abständen offeriert der Media - Markt, der der Media - Saturn - Holding zuzuordnen ist, angeblich " Super - Angebote ", " Schnäppchen " oder " gnadenlos Preis reduzierte Artikel " von der Audio - Converter - CD über Leuchtmittel bis zum Zoom-Objektiv. Da wird in knalligen Farben, mittels markiger Sprüche sowie in einer extrem schnellen Bildabfolge dem Zuschauer suggeriert, dass der Handelsgigant nur für ihn die Super - Sonder - Preise kalkuliert hat. Neben dem " Geiz ist geil " des inzwischen in das Imperium mit aufgenommenen Konkurrenten Saturn - Hansa, blökt der Media - Markt die Feststellung heraus " Ich bin doch nicht blöd ".

Tatsächlich bringt es der oberbayrische Goliath auf satte 20, 3 Milliarden Euro Umsatz ( Zahl aus 2011 ). Da möchte der neutrale Betrachter den Glauben haben können, dass diese Zahlen und die dahinter stehenden Kunden nicht lügen. Die Realität sieht indes ein wenig anders aus. Wer sich einmal die Mühe macht, in den ersten Stunden nach Öffnung einer Filiale die dezent versteckte Ecke mit dem Namen " Reklamation " in Augenschein zu nehmen, wird sein blau-weißes Wunder erleben. Lange Menschenschlangen bilden sich dort und jeder Wartende hat mindestens einen Artikel in seiner Hand, unter dem Arm geklemmt oder schiebt diesen mit den Füßen in der Verpackung vor sich her. Die gekauften " Media - Markt " - Gurken funktionieren nämlich nicht oder nicht mehr.

Viel heiße Luft für wenig Substanz also. So, wie es in der Werbebranche eben üblich ist. Da wird sehr oft ein Popanz aufgebaut.

 http://de.wikipedia.org/wiki/Media-Saturn-Holding

Den Grüßaugust mussten zwei Ex-Manager dieses Konzerns jedoch nicht mimen als sie vor einer Strafkammer des Landgerichts Augsburg standen. In einem 6 Monate andauernden Prozess hatten sich hier nämlich der Ex - Media - Markt - Deutschlandchef mit dem Namen Michael Rook und ein ehemaliger Buchhalter des Konzerns wegen des Verdachts der Bestechung zu verantworten. Hintergrund ist eine
Schmiergeldaffäre bei Media Markt, die nunmehr sukzessive sanktionsrechtlich abgearbeitet wird. Zwar mahlen die Mühlen der bayrischen Justiz bei Halunken - Schurken - oder Provinzpolitikstücken nicht immer schnell, dennoch wurde im Fall des Elektronikriesen mit der Verarschungsreklame ganze Arbeit geleistet.

Am 9. November 2011 klingelten in den frühen Morgenstunden die Polizisten an der Wohnungstür des Deutschlandchef des Elektronikhändlers, Michael Rook, und verhafteten diesen sofort. Rook wurde in dem von der Staatsanwaltschaft Augsburg beantragten und von dem dortigen Haftrichter ausgestellten Haftbefehl gewerbliche Bestechung in 70 Fällen vorgeworfen. Laut damaligen  dringenden Tatverdacht soll er zusammen mit anderen Tatverdächtigen einem Anbieter von Verträgen für Breitband-Internetanschlüsse für insgesamt 3,5 Millionen Euro gezahltes Schmiergeld ,ihm  im Gegenzug ermöglicht haben, diese Produkte exklusiv in den Märkten der Kette verkaufen zu dürfen. Neben Rook , dem Buchhalter wurden zuvor fünf weitere Verdächtige verhaftet, die zu diesem Zeitpunkt bereits in Untersuchungshaft saßen.

Der verantwortliche Staatsanwalt Christian E. in Augsburg hielt nicht nur einen drigenden Tatverdacht für begründet, sondern unterstellte im Fall des Ex - Managers Rook auch  Flucht- und Verdunkelungsgefahr.
Der Media Mark - Konzern hatte den Deutschlandchef bereits Ende Oktober suspendiert und prüft seit dem, ob zivilrechtliche Regressansprüche gegen ihn geltend gemacht werden könnten.
Rook gehört seit 1987 der Unternehmensgruppe an und leitet seit 2006 Media Markt Deutschland. Seit diesem Jahr sitzt er zudem in der Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding.
Der Media-Saturn ist in dieser Zeit zu Europas größter Elektronikhändler aufgestiegen. Er gehört mehrheitlich zum Handelskonzern Metro. Minderheitsgesellschafter sind die Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals und Leopold Stiefel. Um die Machtverhältnisse bei Media-Saturn streitet sich Großaktionär Metro derzeit mit Kellerhals vor Gericht. Knackpunkt sind die umfangreichen Mitspracherechte der Minderheitsaktionäre, die die Metro gerne aushebeln würde.


Nach Presseangeben läuft es bei Media-Saturn indes auch an anderer Stelle nicht rund. Die Elektronikketten gehören zu den wichtigsten Gewinnquellen der Metro, gerieten aber zuletzt wegen der Konkurrenz der Internethändler unter Druck.

Das laufende Strafrechtsverfahren traf deshalb den Konzern in einer denkbar ungünstigen Zeit und führte mit Sicherheit zu einem Imageschaden, da Ermittlungen gegen 19 Mitarbeiter der Holding geführt wurden.

http://www.merkur-online.de/nachrichten/wirtschaft-finanzen/deutschlandchef-media-markt-verhaftet-1482423.html

Nun ist der Prozess nach sechs monatiger Hauptverhandlungsdauer zu Ende gegangen. Die beiden Hauptverdächtigen wurden wegen Bestechung zu einer Haftstrafe von 4 Jahren und 3 Monaten sowie im Fall des einstigen Deutschlandchefs von 5 Jahren und 3 Monaten. Dieser bestritt die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, die durch detaillierte Angaben innerhalb der von den übrigen Angeklagten abgelegten Geständnisse, bewiesen werden konnten. Rook sah sich indes als unschuldig Verfolgter und forderte über seine Verteidiger einen Freispruch. Die Große Strafkammer des Landgerichts in Augsburg sah dieses indes völlig anders und verurteilte ihn zu einer relativ hohen Haftstrafe. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, da Rook über seine Verteidiger Revision beim BGH einlegen kann. Ob der das Ergebnis aus diesem Verfahren anders sieht, steht auf einem anderen Papier. Wird das Rechtsmittel verworfen, ist auf dieser Ebene ernst einmal zappenduster.

Für den Ex - Deutschlandchef dürfte es danach noch knüppeldick kommen, sollten zivilrechtliche Ansprüche durch seinen vormaligen Arbeitgeber tatsächlich durch gesetzt werden, weil Rook dem Konzern einen materiellen Schaden beigebracht haben könnte. Geld, vor allem das an ihn und andere Beteiligte gezahlte Schmiergeld, hat der Manager längst nicht mehr. Die Knete wurde von ihm für Reisen, Hotelaufenthalte, Luxus-Fahrzeuge und eine gekaufte Zweitwohnung verbraten. Und weil ja bekanntlich einem nackten Mann nicht in die Tasche gegriffen werden kann, muss sich der in seiner Brüllwerbung als " nicht blöd " hinstellende Elektronik - Golitah etwas anders einfallen lassen, um Regressansprüche realisieren zu können.

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