Glückshormone?
Die Gastronomie ist ein hartes Geschäft. Auf diesem Feld tummeln sich allein in unseren Gefilden einige zehntausend Betriebe und buhlen um die Gunst des Kunden, des Gastes und Konsumenten. Da heißt es, irgendwie aus der breiten Masse der Beliebigkeit heraus zu stechen. Die Frage ist dabei allerdings " wie " ? In solchen Fällen muss Kreativität die Triebfeder des eigenen Willens sein. Und daran hapert es nun wahrlich nicht. So mancher Gastronomiebetreiber greift sodann in die berühmt berüchtigte Trickkiste und zaubert unter neuen Begriffen den ständig verkauften Wein in Alten Schläuchen hervor.
Was in dem Zeitalter der grassierenden digitalen Demenz als " Event " so alles verkauft wird, ist beim näheren Hinsehen jedoch eine Lachnummer aus der Rubrik " wenn Dummheit weh tun könnte ".
Neben den bereits Wochen vor diversen Feiertagen, wie dem demnächst anstehenden Weihnachtsfest, Ostern oder auch Pfingsten, ist ein allseits beliebter Anlass, dem Michel die Kohle aus der Tasche zu ziehen, ohne dass dieser eine adäquate Gegenleistung erhält, die Silvesterveranstaltung. Jenes " Event ", was die Creme´de la Creme´auf den Plan kommen lässt, um mit wenige Aufwand und geringen Kosten, die an sonst chronisch defizitäre Kneipenkasse aufzufüllen. Da werden allerorts " Silvester - Events " offeriert, die mittels hoch trabender Formulierungen und beinahe devoten Floskeln, wie " Wir erlauben uns Ihnen ab Mitternacht ein Buffet mit auserlesen Speisen zu kredenzen " oder " Unsere Silvester - Crew ist zum Jahreswechsel nur für Sie da " und in aller feinsten Denglisch " Piraten all you can eat Motto-Party " ( Man o man, da hat einer aber den Englischkurs im Schlafanzug besucht ). Insgesamt blasen an diesem Tag in diesem Jahr 1022 Veranstaltungen in der BRD zum großen Halali auf die Geldbörsen, die EC-Karten oder das Konto des Gastes.
Aber nicht nur bei solchen Anlässen wird sich ordentlich aufgeplustert. Um die Gäste ständig bei der Stange zu halten, werden auch zwischen den Feiertagen jede Menge Veranstaltungen angeboten. In den wärmeren Monaten werden beispielsweise jede Menge " Open Air " - Veranstaltungen angeboten, an denen sich ungezähltes an Beschallung versucht, was jedoch längst jenseits des Oberbegriffes " Musik " einzuordnen ist. Eine besonders freudige Begegnung mit diesem Genre hatte ich einst auf dem platten Land, als zur " 1. Open Air Disco - Fete " geladen wurde und die dafür aufgebauten Lautsprechertürme bis weit nach Mitternacht ihre 120 Beats je Minute bis in die Kuhställe hinein hämmerten. Nur Schwerhörigkeit ist noch schöner!
Auch die riesige Zahl an Live-Musik-Veranstaltungen sind in dieser Zeit immer wieder die reine Quell´der Freude. Zu astronomischen Preisen tingeln dann Interpreten aus sämtlichen Musikrichtungen durch die Lande, um dem nach Unterhaltung und Sensationen darbenden Rastlosen zu befriedigen. Eine andere Art der Kunst des sinnfreien Show-Biz sind die künstlerischen Einlagen aus der schlüpferischen Schublade. Jene " Events " bei denen Fleischbeschau in allen Variationen im Vordergrund steht. Auch hier gibt es - um es mit den Worten des Kleinkünstlers Hanns Dieter Hüsch zu formulieren - gute, weniger gute usw. Darsteller. Tja, und so sah ich mir - der pure Zufall wollte es eben - über einen Link eine solche Veranstaltung, die vor einigen Wochen in unserer unmittelbaren Nähe ab lief, einmal retrospektivisch via eingestellten Bildmaterials an. Abgesehen davon, dass die gefertigten, digitalen Fotografien überwiegend von einer hundmiserablen Qualität sind, waren dort ein Männlein ( alsbald nur noch im Slip bekleidet ) und ein Weiblein ( sodann ohne BH, die üppigen Brüste präsentierend ) zu erkennen. Rundherum eine geifernde Menge Männer, aufgelockert durch einige Besucherinnen, die sich das Mops-Gehopse, Angetatsche und gekünstelte Getue des Pärchens zu Gemüte führten.
So hatten die Ganzkörper - Tätowierten, zahnlosen Tiger aus den Jahrgängen 40 Plus denn ihre helle Freude an dem unterirdischen Auftritt des Paares ohne Hemmungen und Textilien. Immerhin brachte der Versuch das gezeigte Fleisch, ohne angedrohte Schlachtung und frei von Trichinen, dem gehemmten Besucher zu kredenzen, dem Veranstalter ein paar Moneten in die Kasse.
Bald ist Weihnachten! Mir schwant Böses. Was ist, wenn der Weihnachtsmann dort auftritt, sich jedoch als weibliche Unterart ohne weitere Textilien zu dem roten Mantel mit Pelzimitationsaufsatz tragend, entpuppt?
Eine noch fürchertelichere Vorstellung wäre die, der weibliche Weihnachtsmann im Mantel ohne etwas darunter singt auch noch, " Ihr Kinderlein kommet: ". Dann strömen doch wahre Glückshormone auf den Gast ab.
Kommentare