" Alles Bestens ". Ein weiteres, nerviges Familienrührstück des ZDF für den großen Mülleimer.
Wenn der viel zitierte Blaue Montag auch als solcher empfunden wird, dann liegt dieses meistens daran, dass der Bundesmichel den Sonntag und das öde Programm der Öffentlich - Rechtlichen immer noch nicht ganz verwunden hat. Wie könnte er auch, denn die beiden Hauptkanäle, nämlich das Erste ( ARD ) und das Zweite ( ZDF ) überbieten sich in der Vorweihnachtszeit förmlich mit kitschigem Schwachsinn, der dann jeden Tag in Richtung Heilig Abend laufend, steigerungsfähiger wird.
Der Blaue Montag also, der Tag nach dem Sonntag, hatte für den frustrierten ÖR-Gezwungenen wieder ein besonderes Bonbon in der Tasche. Dieses Mal kam es vom ZDF und wurde dem Gebührenzahler in den Rachen geworfen.
Wenn sich das ZDF mit einer Hochsommer-Schmonzette in die Herzen der bereits frierenden Glotzer einschleimen möchte, dann nicht etwa, weil denen der Stoff oder - noch unwahrscheinlicher - das Geld ausgegangen ist, nein, die Lerchenberger Sängerknaben haben in Advent dieses Jahres einige Stücke eingeschmissen, die wärmen sollen : „Alles Bestens“ – der Titel ist Programm. Nur ist der Film leider alles anderes als bestens.
Weil längst Zimt und Sterne wieder en vogue sind und der Vorweichnachtswind uns runde, rote Schneemannsbäckchen in die Gesichter gepustet hat, was bei so manchem wandelnden Tuschkasten ab 12 Plus, zu einer zusätzlichen Hautrötung führt und auf dem unbehaarten Mittzwanziger - Schädel einen dezenten Juckreiz verursacht, dann sehnt sich der winterlich gestimmte Fernsehzuschauer doch mehr, als nach ein wenig Wärme für’s Gemüt? Er kann ja nicht immerzu Glühwein saufen am Christkindlmarkt vor dem U-Bahn-Abgang. Nicht nur deshalb nicht, weil das widerliche Gesöff gepanscht und überteuert ist, sondern vor allem, weil es auch noch heißen Zuckerpunsch gibt, der dann glatt die beste Vorbereitung auf dieses TV-Ereignis gewesen wäre – aber mit richtig viel Schuss.
Den den haben die Protagonisten des ZDF - Quatsches " Alles Bestens " nicht mehr gehört.
´Vom Zweiten , mit dem wirklich niemand besser sieht, ist der Zuschauer ja einiges gewöhnt an süßlicher Weltverdrehung, dieses öffentlich-rechtlichen Betriebs. Beim Thema Familie hakt es aber nun völlig aus. So niedlich, so putzig, und in homöopathischen Dosen sanft chaotisch geht es wahrscheinlich nicht mal in einem Prozent der deutschen Haushalte zu.
Wenn schon die nervige Ann-Kathrin Kramer ( die gebürtige, untalentierte Westdeutsche, aus der Stadt mit der berühmten Schwebebahn kommend, die vermutlich längst geliftet, jenseits der Menopause sich als reifere Frau versuchend und Ex-Gespielin des J.J. " Dr. Börne " Liefers, inzwischen mit dem Österreicher Harald Krasnitzer de jure verbunden ) als patente Mutter in der ZDF-Familie namens Meister auf den Bildschirm einschwebt, weiß der Betrachter sofort: Jetzt muss noch einen Humpen Glühwein her, aber pronto!
Ist das Gebräu zügig getrunken, lassen sich die talentlosen Dialoge aus der teuren Schmiede der Drehbuchwerkstatt des Zweiten, die für jene noch talentlosere Körpervermieter geschrieben sind und Einblilcke in die Welt der Talentfreien der Bundesschauspieleragentur für Arbeit geben, immer noch nicht ertragen. . Die Familie Mustermann kann aus gegebenen Anlass in „die Meistermanns“ umbenannt werden. Und was deren fiktives Leben im realen Kopf des Betrachters anrichtet, ist mit einem Kater nach abendlangem Glühweinexzess kein bisschen vergleichbar: Sohn Meister will Castingshow-Sieger werden und nervt die anderen Meistermanns mit dünnstimmigem Dauergesinge. Tochter Meister hält sich für unglaublich hässlich und nervt die anderen Meistermanns mit Endlosaufenthalten im Bad, was zu einem gekünstelten Dialog zwischen den Beteiligten führt. Außerdem schwänzt sie immer die Schule. Was beide Elternteile natürlich nicht bemerken wollen.
Alle übrigen Meistermänner – Vater, Mutter, Opa – nerven jeweils über Kreuz. Im Vergleich zur echten Nerverei in vielen Familien dieses Landes sind ihre Nervereien dermaßen klischeehaft, dass der Zuschauer schon nach zehn Minuten mindestens so genervt ist. Ehestreitigkeiten – zwischen Papa und Mama ohnehin nur sehr andante ausgetragen – schlichtet das traute ZDF-Paar gerne mit einem Knuff auf die Brust. Schon ist wieder alles alles in Butter.
So spielt sich das wahre Leben nur in dem warmen Kuhstall des ZDF ab, wo die Gebührenzahler über die " Noch - GEZ " ordentlich abgemolken werden.
Zur häuslichen Nerverei kommt allerdings noch die berufliche von Mutti Meister. Ihre Sekretärin hat einen Vogel. Mit dem Wellensittich daheim kommuniziert die Dame vom Büro aus per Videokonferenzschaltung. Natürlich nervt auch ihre Chefin, eine Zimt- und Sterneziege von Graden. Um die Nervigkeit auf die Spitze zu treiben, fährt der genervte Papa Meister versehentlich auch noch die Tramperin Peggy über den Haufen. Und lässt sie aus Mitleid im Haus der Meistermanns mitwohnen.
Bei all der au gesetzten und aufgespritzten Nerverei ist es am Ende reichlich erstaunlich, wie sehr sich alles in Wohlgefallen auflöst. Der Sohn legt seinen ersten Star-Auftritt auf einem Firmenevent der Mama hin: Mit Rap-Reimen dieser Qualität: „Wir sind wie wir sind/Ehrlich und ungeschminkt./Denn wir können immer aufeinander bauen.“ Soviel Familienglück war lange nicht mehr – auch wenn im Winter so ein Film, der im Sommer spielt, reichlich daneben wirkt. Die hässliche Tochter hört zudem einfach mal so mit Schuleschwänzen auf. Puh, Hah, das ist ja noch mal gut gegangen. Und wie aus dem Nichts erfährt die auch genervte Tramperin Peggy mit ihren ZDF - Designerklamotten und den Utensilien von Globetrotter, Jack Wolfskin und Fjäll Raven, dass ihre angeblich gestohlenen Papier bei der Polizei wieder aufgetaucht sind. Na, klar, ihr Hampelmänner von Mainzer Lerchenzwerg, so spielt es wirklich, das totale Leben in einer nervigen Welt der Meisters.
Besser wäre es gewesen, die Meistersänger von Main bleibt Mainz, wie es singt und lacht und blödsinnige Familienfilme macht, hätten sich im Glühweindunst selbst aufgelöst.
Diesen ganzen Unfug hätte sich der Zuschauer ersparen können, hätte er doch nur den Dialog aus Sendeminute 32 ernst genommen. Anders als der tiefseriöse Drehbuchautor, der den Pseudo -68er Opa vor den Fernseher setzt und zürnen lässt: „Die ganze verkommene Überflussgesellschaft feiert sich selbst und merkt gar nicht, wie hirnverbrannt sie ist.“ Darauf antwortet Peggy den einzigen wirklich wahren Satz des Abends: „Na dann schalten Sie doch aus.“Das hätte ich ja nur zu gerne gemacht, dann wäre ich aber gezwungen gewesen, mir die ersten 7 Minuten des Sondermülls über die GEZ - finanzierte " ZDF - Mediathek " erneut anzusehen.
Ansosnten nervten, wie immer auf hohem Bürger-Niveau ( Papa Meister ist erfolgreicher Zahnarzt, Mutter Meister muss nur stundenweise jobben ) folgende Darsteller:
Sabine Meister - Ann-Kathrin Kramer
Jakob Meister - Stephan Kampwirth
Julia Meister - Marija Mauer
Carsten Meister - Finn Honold
Paul Rademacher - Dietrich Hollinderbäumer
Dr. Silvia Schulze-Lohmann - Catrin Striebeck
- u.a.
Kommentare