" Was machst Du eigentlich Silvester? "
Photographer: Florian Rommerskirchenbei WIKIPEDIA
Jedes Jahr zum Jahresende das gleiche Elend. Da wird oft auf Krampf versucht am 31. 12. irgendetwas zu organisieren, was danach aussieht, sich von den anderen Veranstaltungen abzugrenzen. Viele dieser so genannten Events führen in ein Fiasko, Nicht nur finanziell - zumeist für den Veranstalter - sonder auch für die Teilnehmer. So mancher Feiernde findet sich einige Stunden nach Mitternacht, also im Neuen Jahr, in einem Krankenhaus oder im Delirium wieder. Manchmal endet das zwanghafte Kampffeiern mit einem Totalverlust der persönlichen Gegenstände, wie Autoschlüssel, Haustürschlüssel oder Geldbörse, Personalausweis, EC-Karte und ähnlichen Dingen.
Auch der Nachhauseweg gestaltet sich dabei als schwierig zu organisieren. Taxen fahren zwar massenhaft, nur sind diese leider besetzt. Vielleicht sollte der Event - Besucher dann schon lieber bis zum frühen Morgen warten, denn dann verkehren immerhin die Busse und Bahnen Allerdings auch nur in den Städten. Auf dem platten Land oder in der öden Pampa sieht es damit schlecht aus.
Da trifft es sich gut, wenn der Feierwütige eine Einladung aus der Nachbarschaft erhalten hat oder in den eigenen Vierwänden eine Silvesterfeier abhält. Die Strecken sind nur relativ kurz und - sofern es erforderlich wird - kann ein Filmriss durch sofortiges Hinlegen auf den Boden abgemildert werden. Einige Stunden Tiefschlaf wirken auch hier wahre Wunder.
Bei den mehr als 40 Silvesterfeiern, die ich bereits auf dem Buckel habe, waren denn auch einige dabei, die nach dem Genuss von einigen Glas alkoholischer Getränke zu leichten Magenverstimmungen führten; mit der Konsequenz, dass der Neujahrstag ein Pendelverkehrs zwischen Sofa und Toilette war. Um diese unangenehmen Auswirkungen der Flüssigkeitsaufnahme zu minimieren, hatte ich mir alsbald angewöhnt, bei erhaltenen Silvesterfeier - Einladungen die eigene Blechkarosse mit zu nehmen. Damit war ein nachvollziehbarer Grund vorhanden, dem Hochgeistigen in einem sehr eingeschränkten Maße zuzusprechen.
Zu manchen Jahreswechseln zog es mich auf den Bremer Marktplatz, an den Osterdeich oder zu Bekannten nach Oldenburg. Der Besuch auf dem Marktplatz wurde alsbald als zu gefährlich erkannt, denn bei dem kollektiven Sauf - und Knallvergnügen flogen regelmäßig Feuerwerkskörper in die Menschenmassen, wobei es dabei Verletzte gab. Da lobte ich mir die Besuche an den eher weitläufigen Osterdeich, rund um das berühmte Weserstadion. Die Gefahr von einem durch betrunkene Vollidioten geworfenen Böller oder eine gezündeten Rakete getroffen zu werden, war dort eher gering. Amüsant waren indes die Kneipenbesuche in Oldenburg. Die fast menschenleere Innenstadt mit ihrer Einkaufszone,die nur schwach besuchten Studenten - und Szenelokale und das eher aus der Ferne betrachtete Silvesterfeuerwerk hatten etwas anheimelndes. Ich fühlte mich irgendwie frei von jedweden Zwängen, auf Knopfdruck ein fröhliches Gesicht aufsetzen zu müssen, nur weil Silvester war.
Und so stellte sich Jahr für Jahr auch bei mir die existenzielle Frage nach dem Aufenthalt an jenem Abend vor dem Jahreswechsel dennoch.
Schon Wochen vorher, spätestens aber zu den Weihnachtfeiertagen wurde unter meinen einstigen Kommilitonen mit hoch wichtigem Gesichtsausdruck die Frage gestellt:" Was machst Du eigentlich Silvester? "
Diese dann zu beantworten fiel häufig nicht sehr leicht. Weil ich mir dazu nie wirklich ernsthafte Gedanken gemacht habe. So auch zum Jahreswechsel 2012 / 2013 nicht. Denn inzwischen lautet die Standardantwort wieder: " Nischt! " Oder doch: " Die von jüngsten Enkel wieder eingefangene Erkältung auskurieren ". Bei Volksmusik, heißen Tee mit Honig und einem Päckchen Papiertaschentüchern.
Trotz alledem: Allen Bloglesern hier einen Guten Rutsch und ein gutes Neues 2013!!!!!!!!
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