Freud´sche Fehlleistungen?



In den glanzvollen Zeiten der Massenkommunikation mittels Sozialer Netzwerke und der technischen Wunderwerke im Westentaschenformat, gerät so mancher Held diverser, kognitiver Verrenkungen in die Bredouille, wenn er seine nicht vorhandenen Kenntnisse in der deutschen Sprache zu kaschieren versucht. In den Foren, den Kommentarspalten und auf den Millionen Seiten der " Social Networks " wimmelt es von Orthographiefehlern, deren Anzahl - in Millimetern bemessen - ausreichen würde, um den über uns thronenden Rechtschreibe - Papst Konrad Duden mittels einer Himmelsleiter einen Guten Tag sagen zu können.

Ehrlicher Weise muss auch ich mich viele Male an meinen Zinken fassen, wenn meine, permanent mit einer kritischen Grundeinstellung gelesenen Postings, durch meine bessere Hälfte förmlich in der Luft zerrissen werden. Tja, oft ist es die Tagesform, die dabei entscheidet, ob " Conny " Duden, in Gestalt meiner Angetrauten mit menschlich - irdischen Antlitz, mir verbal den Allerwertesten versohlt. Wird die Nachtruhe, durch einen nicht kastrierten und somit auf der ständigen Suche nach einer rolligen Katze, laut miauenden Kater unterbrochen, komme ich eher nur schleppend in Gang. Die Konzentration lässt dabei bereits beim frühmorgendlichen Aufstehen erheblich nach. Ein drohender Sturz über die noch in Funktion behaltene, warme Überdecke, kann dann nur durch ein reflexartiges Abstützen mittels der rechten Hand, vermieden werden. Auch sonst verläuft der frühe Tagesablauf nur bedächtig. Deshalb hilft zunächst ein kräftiger Schluck aus dem Bunzlauer Kaffeebecher, groß, gepaart mit der klamm heimlichen Freude, die eine Sportmeldung von MDR Info zu dem 2:0 der " Radkappen " aus Wolfsburg über die 0,5 Milliarden Euro - Mannschaft der " Königlichen ", der " Galaktischen ", von Real Madrid, in mir hochsteigen lässt.

So langsam beginnt der erheblich gestörte Biorhythmus, der durch die unsinnige Sommerzeit - Umstellung, außer Balance geraten ist, sich wieder einzupegeln. Sprich: Katzen füttern, Eier kochen, Frühstückstisch decken. Nebenbei wird eine ältere Ausgabe des " SPIEGEL " auf den Tisch gelegt. Und just jener Vertreter, der - laut besorgter Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker sowie rechter (  CDU/CSU / SPD / FDP )  AfD - NPD - Adapteten -  als Teil der " Lügenpresse " zu gelten hat, muss sich dann und wann auch zu den Anhängern der völlig freien Schreibkunst zählen lassen. Nicht das Print - Medium " DER SPIEGEL " und deren gedruckte Kleinstableger, wie " Kultur SPIEGEL ", sondern " SPIEGEL Online " ( " Spon "  ). Hier sind überwiegend die Angehörigen des angeblich " Neuen Deutschland " am Werk. Während das " Alte Deutschland " größtenteils in dem " Ur - SPIEGEL " seine Tätigkeit verrichtet.

Die Grundprinzipien der deutschen Rechtschreibung als systemimmanenter Baustein der deutschen Leitkultur und maßgeblicher Faktor für das erfolgreiche Bestehen eines Einbürgerungstestes für - zunehmend unerwünschten - Migranten, werden hier a priori verletzt.

Einst bläute mir mein Deutschlehrer nach den Goldenen Wirtschaftswunderjahren ein, dass " gutes " Deutsch nur dann als solches anerkannt wird, wenn der Satzbau übersichtlich wäre. Ergo: Subjekt, Prädikat, Objekt oder - für uns Volksschüler wurde es in  eingedeutschter Form vermittelt und heißt demnach ( Satz ) Gegenstand, ( Satz ) Ergänzung,  ( Satz ) Aussage. Lateinisch war einst nur für die Kinder aus den " besseren " Kreisen, die natürlich das Abitur zu machen hatten; oder mindestens den Realschulabschluss, der den Besuch der vormaligen Mittelschule, bedingte.

Viele Jahre später, ich quälte mich über den frisch eingeführten Zweiten Bildungsweg zum Fachabitur, trimmte uns unser Deutschlehrer, der als Schuldirektor in Personalunion, jenes wichtige - auch für einen angehenden Betriebswirt - Fach unterrichtete, zu einer etwas komplizierteren Verwendung der Muttersprache. Es durften schon mal Fremdworte sein. Herr Brachmann, so hieß er, war ein glühender Verfechter des aufgeklärten Sprachgebrauchs und begründete dieses mit den den unsäglichen sprachlichen Verrenkungen während der NS - Zeit, in der " undeutsche " Begriffe eben " eingedeutscht " werden mussten. Wie zum Beispiel die Dampfmaschine, alsbald " Kolben - Wärmekraft - Vorrichtung " bezeichnet werden sollte. Er hielt uns an, sich aber präzise auszudrücken und nicht die Grundstruktur des Satzbaus aus den Augen zu verlieren.

Noch viel später wurde ich dann darauf getrimmt, kurze Sätze zu formulieren. Ohne Schwulst und hochnäsigen Fach - Vokabular, das von der platten Bevölkerung, über die wir ja zu richten ausgebildet werden sollten, nur als Kauderwelsch bezeichnet wird. Eine ausländerrechtliche Maßnahme in Form einer Ausweisungsverfügung als Prüfungsarbeit musste ich mir somit mehrfach als viel zu kompliziert um die Ohren schlagen lassen. Obwohl der Herr Regierungsdirektor - selbst Volljurist - mit der Form, dem Inhalt sowie dem Ergebnis mehr als zufrieden war.

Tja, das ist nun schon sehr lange her. Inzwischen gibt es solche - nicht wegzudenkenden - Errungenschaften in der Kommunikation, die es ermöglichen, dass jede Frau, jeder Mann, jedes Kind, sich in der Öffentlichkeit zu Dingen erklären kann, die sie / ihn / es, auch nur peripher tangieren könnten. Das wirklich Schreckliche daran ist aber, dass diese " Aldi " - Abiturienten, diese " Bulimie " - Studenten, diese Ahnungslosen mit veramerikanisierten Hochschulabschlüssen, es auch massenhaft wahrnehmen. Da wird gepostet, was das Zeug hergibt, da wird kommentiert bis der Akku des genutzten Taschen - Computers leer ist und es wird dabei gehetzt, gelogen und sich an der angeblich so überlegenen deutschen Sprache versündigt, bis die Fingerkuppen wund und die Grabschaufel - Designer - Fingernägel Risse aufzeigen.

Zum überwiegenden Teil kommt bei der Fingerakrobatik nur geistiger Sondermüll heraus, der zudem noch in einer hanebüchenen Orthographie zum Besten gegeben wird. Die deutsche Sprache verkommt somit zusehends zum Sanierungsfall, weil auch anglo - amerikanische Begriffe von jenen  Flachdenkern in inflationärer Weise genutzt werden.
Dieser - bedauernswerte Zustand -  veranlasste 2004 den Autor Bastian Sick sein - wenn auch sehr umstrittenes - Werk " Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod " zu veröffentlichen. Nun, der Leser muss nicht alle kritischen Bereiche, die Sick hier auflistet, für bare Münze nehmen. Fakt ist jedoch, die Generationen 1980 Plus haben - trotz des Gymnasiums als Regelschule - kaum noch richtiges Deutsch auf dem Schirm.

Dieses zeigt sich denn auch zunehmend bei den Veröffentlichungen auf dem Mediensektor. Ob ein miserabel übersetztes Buch aus dem englischsprachigen Raum, ein Artikel auf einer Seite einer Online - Ausgabe oder sogar im Videotext einer Fernsehanstalt. Wer hier genau liest, kann oft nur den Kopf schütteln. Neben völlig falschem Satzbau, sinnentstellten Begrifflichkeiten, finden sich auch zudem Freud´sche Fehlleistungen.

Da las ich vor einigen Tagen im " Nordtext ", diese Meldung:



" Junge nach Unfall in Lebensjahr "?  Da ist wohl einem Redakteur der Gaul durch gegangen?
Nun, ja, das kann schon passieren. Einst rüffelte mich ein Zivilrichter des Amtsgerichts Bremen, weil ich in einer Streitsache einen Schriftsatz bei ihm eingereicht hatte, der nicht nur so von Rechtschreibfehlern wimmelte, sondern auch in der letzten Passage sich völlig konfus las. " Da ist ihre Mitarbeiterin wohl mit der Schreibmaschine Amok gelaufen? ", erklärte er mir grinsend und gab mir das Konvolut zurück. " Ich gebe ihn eine Nachlassfrist von 2 Wochen, dann entscheide ich die Sache. ", ließ er mit gestrengeren Ton verlautet. " Jawoll, ja! ", dachte ich bei mir.

So mancher angebliche Journalist sollte diese auch bekommen, um seinen veröffentlichten Schmus nachzubessern.
" Dem Dativ ist das Genitiv im Tod "? Oder, so ähnlich!



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