Rockmusik bis Mitternacht beim ZDF! Häh?



Der Samstagabend ist seit Jahren für mich fest verplant. Nach der " Tagesschau " verbringe ich die Zeit mit Lesen und Bloggen, Bloggen und Lesen im Netz. Nicht immer, aber immer öfter, Der Grund für diese, meine Passion, liegt selbst für einen Eisgrauen auf der Hand: Das teure, aber niveaulose Fernsehprogramm mit dem Mitklatsch - und Schunkel - Orgin im Erste, der Krimi - Tsunami im Zweiten und der Wiederholungs - Paternoster der Dritten, gepaart mit unsinnigen Müll in Werbe - Aspik bei den Privaten, lässt so manches Augenlid herunter klappen. Und ehe ich die statistische Anzahl der Lebensschlafstunden noch weiter steigere, kann der eigene Geist, jenseits der geistlosen TV - Unterhalt, sogar noch kräftig im Netz herum spuken.

Wohlan, so hatte ich eigentlich nach dem Genuss eines " Rotkäppchen " - Aufstiegssekts, den Fortgang in das Arbeitszimmer geplant. Doch das machte mir meine bessere Hälfte, die erneut und leicht frustriert in den viel zu vielen Kanälen herum zappte, einen kräftigen Strich durch die Rechnung.
Der Spartenkanal " ZDF.kultur " sendete tatsächlich Kultur, nämlich Musikkultur. Und dieses nicht zu knapp.

Hocherfreut behielt ich in meinem bequemen Ledersessel Platz und schaute mir ab zirka 20.25 Uhr, diese Sendungen bis Mitternacht an:














Jo, mei, das ist doch mal Musik!

Schade nur, dass ich den ersten Teil der Sendung " Later with Jools " und zwei Stücke der Band des Ex - " Led Zeppelin " - Sängers Robert Plant verpasst habe.der ja vor knapp 2 Jahren auch in Dresden gastierte.

So sah ich mir aber das - nicht  komplette - Konzert von " Queen " an. Tja, um es gleich vorweg zu nehmen. Ich war und werde wohl auch nie ein Anhänger dieser Band sein. Okay, Brian May ist ein exzellenter Gitarrist und Freddie Mercury konnte sehr gut singen und noch besser Klavier / Piano spielen, aber mit den Stücken von damals bin ich nie so richtig warm geworden. Dennoch: Der " Queen " - Auftritt am Heiligabend des Jahres 1975 ( vor mehr als 40 Jahren! ) hatte etwas. Mag sein, dass es jener Euphorie geschuldet war, die dann danach die Gruppe zur Super - Group hoch stilisierte. Mag auch sein, dass Mercury eben jenes Talent besaß, dass es ihn ermöglichte, einige Welthits zu schreiben, die auch einige Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung - Generationen übergreifend - immer noch einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen.
Allerdings - der eigenwillige - Stil der Band kam bei mir damals nicht gut an.

Was jedoch die Truppe um May und Mercury ( der bekanntlich 1992 an Aids verstarb ) an jenem Heiligabend auf die Bühne des alt - ehrwürdigen " Hammy - O. " musikalisch zelebrierten, war hörens - und sehenswert. Und dieses in einer nach gebesserten Qualität, die mehr als nur akzeptabel ist. Wer einmal überlegt, dass die technischen Möglichkeiten von vor 40 Jahren sehr begrenzt waren, kann den Verantwortlichen für die erst vor kurzem veröffentlichte Blue - Ray - DVD nur höchstes Lob zollen. Sicherlich gab es in jener Musikhalle, in der zuvor auf Bruce Springsteen eine Doppel - Live - LP einspielen ließ, schon hervorragende Techniken, aber diese waren eben sehr überschaubar. Auch danach traten eine Vielzahl von Band und Musikern auf, die ihre Musikstücke während des Konzerts mitschneiden ließen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hammersmith_Apollo

Als ich die vier spindel - dürren, langmähnigen Musiker von " Queen " auf der Bühne sah, wurde mir schlagartig klar, dass es zwischen Fettleibigkeit und falscher Ernährung wohl doch ein Zusammenspiel geben muss. Wie dem auch sei, Mercury sang göttlich - wenn es mich auch nicht aus dem Ledersessel hievte -, May spielte seine Riffs in der später weltbekannten Weise auf der Gitarre herunter und dieses reichte jeden Fan, um in Verzückung zu geraten. Dass neben den Streichholzmännchen auf dem Podium, wahre Milchreisgesichter im rappelvollen Saal eingeblendet wurden, brachte mich zum Grinsen. Junge, wat war´n mer jung!

Gleich danach ging es - allerdings fast 7 Jahre später - mit der Röhre Tina Tuner weiter. Tina kredenzte im " Hamm - O. " jene Stücke, die sie auch einige Jahre zuvor noch zusammen mit ihrem Mann Ike Turner gesungen hatte. Von " River Deep, Mountain High " über " Nutbush City Limits " bis " Proud Mary " röhrte sie jene Hits herunter, die sie bereits in den 1960ern und 1970ern bekannt gemacht hatten. Doch die Ausschnitte von nur 30 Minuten aus dem 1975 " Hamm - O. " - Konzert zeigten ganz deutlich auf, dass sie - immerhin schon zarte 42 Lenze alt - als ein unverkäuflicher " Altstar " einzuordnen war. Bis in die späten Nuller - Jahre war der weibliche Vulkan auf den Bühnen der Welt u bestaunen.

Die Aufnahmequalität der - ebenfalls nach bearbeiteten - DVD ist überdurchschnittlich. Das entschädigt alle Male dafür, dass eben jene Stücke bereits starke Abnutzungserscheinungen aufweisen; auch wenn Tina sie neu einstudieren ließ. Mit einer exzellenten Begleitband und zwei Tänzerinnen an ihrer Seite.

Gegen 22.35 gab es dann noch etwas zum Zunge schnalzen. Die inzwischen älteste - aber längst nicht mehr die härteste - Rockband der Welt, die " Rolling Stones " gaben 1971 ein Konzert im kleinen Londoner " Marquee " - Club. Dort traten sie bereits vor 9 Jahren auf. Inzwischen war das Gründungsmitglied Brian Jones an einer Drogenüberdosis verstorben. Seinen Platz nahm der Gitarrist Mick Taylor ein, der zuvor bei John Mayall´s Bluesbreaker die Gitarre zupfte.

Der " Marquee Club " galt für viele Musiker des " Swinging London " der 1960er Jahre als Karriere - Sprungbrett. Nur so wird erklärlich, weshalb das " Who is Who " der britischen Pop - und Rockszene dort aufspielte.

https://de.wikipedia.org/wiki/Marquee_Club


Das taten am 26. März 1971, also vor mehr als ( 45! ) Jahren auch die Rolling Stones. Die Band kredenzte den dort Anwesenden die Stücke:


  1. Live With Me
  2. Dead Flowers
  3. I Got The Blues
  4. Let It Rock
  5. Midnight Rambler
  6. (I Can’t Get No) Satisfaction
  7. Bitch
  8. Brown Sugar



http://www.rollingstones.com/2015/04/08/from-the-vault-the-marquee-live-in-1971-released-on-dvd-and-itunes/

http://www.setlist.fm/setlist/the-rolling-stones/1971/marquee-club-london-england-5bd6f7e4.html



Wie es längst üblich geworden ist, gibt es auch von jenem Auftritt einen Bild - und Tonträger, der vor knapp einem Jahr in den Handel kam. Wunderbar aufgepeppt, also mit neuster Technik überarbeitet, um dem zahlenden Anhänger der Uralt - Truppe auch etwas Feines auf die Klüsen und Augen zu pappen. Was diesen Auftritt angeht, so bleibt zunächst festzuhalten, dass die " Stones " ihr Album " Sticky Fingers "  nach fast 2 - jähriger Einspielzeit, etwa 4 Wochen später veröffentlichen würden.

Deshalb stellt die Band auch Stücke aus dem Album vor, nämlich " Dead Floweers ", " I Got The Blues ", " Bitch " und " Brown Sugar ". Einige der Gastmusiker standen dann auch im März ´71 auf dem " Marquee " - Podium, so der Pianist Nicky Hopkins, der Trompeter Jim Price und Bobby Keys am Saxophon.


Nach 35 Minuten war die Sendung vorbei; der Auftritt der Gruppe allerdings nicht, denn die wiederholten für einen - wohl sehr gut bezahlenden USA - Privatsender - einige Liedchen aus der Liste. Nun, ja, auch Geld spielte bereits eine gewichtige Rolle im Show - Biz.


Auf der, im Rahmen einer fünfteiligen Serie von " Stones " - Auftritten, die unter dem Titel " From The Vault " in den Verkauf gebracht werden soll, stellt der " Marquee Club " den dritten Akt dar.

Dank der exzellent aufgefrischten DVD, war die Sendung nicht nur ein Hingucker für eingefleischte " Stones " - Fans.


Zum Schluss gab es dann noch ordentlich Schwermetall zu hören. Allerdings nur ansatzweise. Als 5. Folge aus der Reihe " Metal Evolution " durfte der Glotzer reichlich Informationen über den Begriff " Glam Metal Music " aufnehmen. Was immer unter jener Wortspielerei sich verbirgt, es muss mit Gitarren lastiger Musik zusammen stehen. Und so war es denn auch. 


Die 12 - teilige, in Kanada im Jahr 2011 produzierte Dokumentationsreihe befasst sich mit den diversen Spielarten von Rock - Musik. ( 
https://de.wikipedia.org/wiki/Metal_Evolution )

Natürlich ist ein Großteil dessen, was hier dem Interessierten kredenzt wird, längst überholt, denn auch in diesen Genre zählen Zeitgeist und neue Informations - oder Kommunikationstechnologien dazu, aber, was nun " Glam - Metal " ist und was nicht, erschloss sich mir danach immer noch nicht so recht.

Vielleicht sollte damit nur aufgezeigt werden, dass sich mit schrillenden Gitarren - Soli, knackigen Beats und wummernden Bässen ordentlich Moneten verdienen lässt. Doch: Dem eingefleischten Musikfreund - abseits des Schlager - Drecks - dürfte es völlig egal sein, ob Bands wie " Iron Maiden " für eine halbe Millionen Dollar eine Laser - Licht - Show aufkarren lassen; ob Def Leppard ". " Riot " oder " Poison ", " Dokken ", Great White " und " Ratt " als Weicheier verschmäht worden und inwieweit " Mötley Crue " inzwischen mehr dem Hardrock zugeneigt ist sowie dass der " Metallica " - Bassist  Robert Trujillo vom Chef von´s Janze James Hetfield eine Millionen US - Dollar Einstiegsgehalt garantiert bekam, dürfte allenfalls als wissenschaftliche Randnotiz zu bewerten sein.


Wichtiger ist: Die Mugge muss in die Beine, Füße und Arme und ins Innere gehen - sonst bringt es nüschte!


Mehr als 4 Stunden Musik im ZDF, wenn auch auf einem Untersender: Mehr davon!




" The Rolling Stones " mit " Midnight Rambler " - Live at the Marquee Club 1971:



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