Landflucht vor dem Massentourismus?


Das Bundesland Mecklenburg - Vorpommern ( Meck.-Pomm. ) existiert in der heutigen Form bekanntlich erst seit dem 9. Oktober 1990. 

https://de.wikipedia.org/wiki/Mecklenburg-Vorpommern

Zu einem prägenden Wirtschaftsfaktor entwickelte sich der Tourismus. Die statistischen Erhebung, bezogen auf das Jahr 2017 ergaben, dass die Fremdenverkehrsregionen 29,8 Millionen Übernachtungen registrierten; wobei 8,2 Millionen Buchungen auf die mecklenburgische Ostseeküsten fielen. Im Jahr 2020 haben 890.000 Touristen die Ostseeküste besucht. Dabei sind 4,9 Millionen Übernachtungen verzeichnet worden.

Ein Jahr später registrierten die Fremdenverkehrsbüros der Halbinsel Fischland - Darß - Zingst insgesamt 418.000 Besucher. 

Das liest sich nun nicht unbedingt so, als habe das nordöstlichste Bundesland mit einem wahren Ansturm von Urlaubern zu kämpfen. Auch dann noch nicht, wenn dessen Einwohnerzahl von 1,61 Millionen zugrunde gelegt wird. 

Wenn die Entwicklung der letzten 25 Jahre betrachtet wird, ergibt sich allerdings eine Verdreifachung der Touristenzahlen.  

 https://www.tmv.de/statistische-daten/

https://www.laiv-mv.de/static/LAIV/Statistik/Dateien/Publikationen/G%20IV%20Tourismus%2C%20Gastgewerbe/G%20413/2020/G413%202020%2012.pdf

Wie in vielen Bereichen hat diese Entwicklung nicht nur Vorteile. Wenn der wirtschaftliche Nutzen aus dieser Entwicklung einmal beiseite gelegt wird, sind mit jedem Anstieg der Besucherzahlen auch infrastrukturelle Probleme verbunden. Es gibt zudem eine Reihe von damit verursachten Belastungen der Natur. Aber auch die Bewohner der Feriengebiete müssen mit zusätzlichen Belastungen und Einschränkungen ihres Lebensraums rechnen. Auch der in Meck.-Pomm. seit den Nachwendejahren propagierte " Sanfte Tourismus " bedeutet keineswegs, dass hier keine Eingriffe in die Natur erfolgen. Ebenso wenig ist die Einnahmequelle für viele Tausend Beschäftigte und Firmen ein neutraler Faktur, der sich wenig oder gar nicht auf das Lebensumfeld auswirkt.

So wunderte es uns nicht sonderlich, als wir während unseres Aufenthalts auf dem Darß bei Gesprächen mit Einheimischen beiläufig erfuhren, dass einige Einheimische aus den gut besuchten Seebäder und Orten auf der Halbinsel dieser inzwischen den Rücken gekehrt haben, um auf dem weniger touristisch erfassten Orten des Festlandgürtel im wahrsten Sinne des Wortes in Ruhe zu haben. 

Massenflucht oder vielleicht auch Gentrifizierung dürfte diese Entwicklung wohl noch nicht sein, weil die vollständige Vereinnahmung durch den Tourismus, wie er an den abschreckenden Beispielen von Sylt ( 4,1 Millionen Besucher in 2021 ) oder gar Mallorca ( 16,4 Millionen Touristen in 2020 ) zu sehen ist, hier nicht statt findet, doch die ersten Anzeichen einer derartig ungesunden Entwicklung sind durchaus erkennbar. 

Noch hat das Land und die Landesregierung sowie der Bund und die Europäische Union dank der restriktiven Naturschutzauflagen der exzessiven Vermarktung der Gebiete einen Riegel vorgeschoben, Allerdings sollte nicht außer Acht bleiben, dass die aktuellen wirtschaftliche Entwicklung mit rasant steigenden Energiepreisen und damit einher gehenden Kostensteigerungen innerhalb der Freizeitindustrie durchaus dazu führen kann, dass auf einen kostspielig gewordenen Auslandsurlaub verzichtet wird und lieber Reiseziele innerhalb des Landes gewählt werden. Dann lässt sich der Massentourismus in Meck. - Pomm wohl kaum noch aufhalten.

Es könnte tatsächlich eine Landflucht von Einheimischen stattfinden.


OBSKURIA  -  Burning Sea Of Green  - 2011:


  


 

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