Die Wiederauferstehung der Untoten.



Während es draußen leise vor sich hin schneit, erlebt der Glotzer im noch jungen Jahr 2010 das Comeback der Alten. Jener Spezies von Darstellern und Selbstdarstellern, die auch mit weit über 60 Jahren das Mausen nicht lassen können. Die Bühne bedeutet für sie das Mithalten an dem immer schneller werdenden Schwachsinn im Musik - und Entertainment-Genre, dass längst ihre Kinder und Enkelkinder für sich eingenommen haben. Dennoch geben sich die eisgrauen Männer ohne oder mit Bart der Lächerlichkeit preiss und texten, plärren oder blödeln herum, was das Zeug hält.

Ob nun Herbert Gronemeyer, der Sprechsinger mit seinem seit vielen Jahren gleich förmigen Melodien, die inzwischen so abgenudelt sind, wie alte Revox-Bänder, ob Marius Müller-Westerhagen, der pseudo-intellektuelle Dünnbrettbohrer mit dem Feuermeldergesicht, ob Hartmut Engler von PUR ,der seine einstige Fransenfrisur mit einem adretten 90er-Jahre-Modeputz eingetauscht hat, - sie alle haben sich nicht ins gemachte Rentnerleben zurück gezogen. Immer noch aktiv, nerven sie mit ihren halb-poetischen Lebensweisheiten die einstige Fangemeinde, die selbst in die Jahre gekommen, ihre Bierwampen, Doppelkinne und oft 20 Jahre jüngere Drittfrau mit in die Konzerte schleppend, mit tränen-gefüllten Augen und verklärten Silberblick, den verflossenen Jahren und Jahrzehnten hinterher trauern.

Während sich die Deutsch-Popgrößen aus den 70er-90er Jahren zum musikalischen Gegenschlag versus der seit vielen Jahren eingetretenen Tristesse in der BRD-Szene versammeln, halten es die Vertreter der damaligen Unterhaltung mit Perma-Ausschaltfunktion der Radio- und V-Geräte so, wie es der größte Boxer aller Zeiten vormachte - sie kommen dennoch wieder.

So zeigte denn RTL-Blöd am frühen Nachmittag eine Aufzeichnung einer Veranstaltung mit dem Dödel-Friesen Otto. Auch an seinem Gesicht hat der Zahn der Zeit kräftig genagt. Trotzdem versuchte er das gemischte Publikum aus Jung und Subalternd mit einem Feuerwerk an Blödel-Liedern zu beglücken. Dieses gelang ihm einige Male. Die Mehrzahl seiner Kalauer und adaptierten Nonsenssongs entpuppten sich jedoch als Rohrkrepierer. Zum einen lag es wohl daran, dass die Mixture von Liedgut, dass er auf seiner Gitarre klimpernd, dem stoisch herein blickenden Zuschauern in der Halle, kredenzte, in die Kategorie Old - oder zumindest Newtimer einzuordnen war, zum anderen wohl auch daran, dass die i-pod-Plärr-Konsumenten mit der Kunst des Sketches und Wandergitarrenliedvortrags rein gar nichts anzufangen wussten.

So glotzten die eingeladenen Gäste aus den Jahrgängen 10 bis 30, wie die Ölgötzen, als er eingedeutschte Stücke der Kinks zum Besten gab. Nie gehört, nie gesehen, nie gesungen. Otto mühte sich redlich ab, um dem jüngeren Teil des Publikums den einen oder anderen Lacher aus dem geschminktem Schmollmund zu entlocken. Vergebens! Ergo: Otto, du warst einst der Blödebarde Nummer 1, nun ist auch deine Zeit gekommen. Ziehe dich lieber zurück, in deine Villa in Hamburg-Blankenese und geniesse die Altersteilzeit. Deine Zeichnungen kommen eh besser an, als die Versuche, aus einst guter Musik, einen Dauerbrenner zu machen.

Kurze Zeit später brachte N III eine Reportage über den Hasubootbewohnern Gunter Gabriel. Das zerfurchte Narbengesicht ließ in seine Vorbereitungen für sein x-tes Comeback hinein schauen. O,Mann, war das peinlich! Der vormalige Cash im Westentaschenformat ließ kein Fettnäpfchen aus, um dem Zuschauer zu zeigen, dass die Erde eiert, Alter vor Torheit nicht schützt und Geld nie stinkt.
Was in den 70er in den Nölsendern, wie NDR 2 - das schlechteste Programm im Norden warś trotzdem nicht - über die Mono-Kofferradios in der Küche meiner Eltern plärrte, gehörte auch zum Teil in die Abstellkammer des Grauens. Gabriel 's musikalische Kreationen zählten nicht nur einmal dazu. Während er den dann einsetzenden Pleiten,Pech und Pannen durch Zuhilfenahme von Hochprozentigem entgegen zu setzen versuchte, zerrann die Kohle in seinen Händen, wie Sand in der Wüste. Gabriel war der Pausenclown in den N III - Talkshows. Ein inzwischen geliebter Blödel - Dödel mit starkem Übergwicht und Schwindsucht im Geldbeutel. Der Mitleideffekt an seinem finanziellen Niedergang war so groß, dass er tatsächlich jene 500 Auftritte buchen konnte, die ihm je Engagement von 1.000 €, den Betrag von 500.000,-- € zur Begleichung seiner Steuerschulden einbrachte. Alle Achtung, G.G!

Nun ist er aber ständig älter geworden, die einstigen Fans - sofern sie nicht den Sargdeckel als letztes Möbelteil erhielten - aber auch. Seine C & W - Verschnitte nerven denn heute noch mehr, denn einst. Nonsens und pseudo-idyllische Verklärung eines Lebens, dass es selbst im Land der begrenzten Möglichkeiten nicht mehr gibt. Die Cowboys von damals haben inzwischen kaum noch Haare auf dem Kopf, der Stenson musste mindestens 3 Nummern größer sein, damit der aufgedunsene Schädel darunter passt und der Harndrang beginnt bereits nach 10 Minuten der G.G.-Show. Der 68 -jährige Barde gibt sich alle Mühe, den Obercoolen zu mimen, trotz der ungezählten Fiasko, die er aufzuweisen weiß.
Na, denn, Gunter lass's noch ma' so richtig krachen, auf'e Bühne, ehe die obligatorischen Alterswehwechen eintreten!

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Schönes neues Jahr!

Na endlich mal einer, der Mut hat, ein Bild von Gunter Gabriel in seinen Blog zu integrieren, haha!
Der Knabe ist wirklich die absolute Talfahrt. Obwohl, man weiß es nicht, vielleicht tut Blödheit ja gar nicht so weh, wie man denkt. Aber von der Sorte gibt es viele... auch 2010.

Schönen Dienstag!

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