20 Jahre nach den Eierwürfen von Halle oder: Warum Deutschland keine blühenden Landschaften benötigt.

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Was geschah am 10. Mai 1991?

In Randa, einem Ort im schweizer Kanton Wallis ereignet sich ein Bergsturz und führt dazu, dass der Ort evakuiert werden muss.
In Frankfurt am Main beginnen die 32. Deutschen Bodybuilding-Meisterschaften - ein Treffen der Anabolika - Steroidenfans.
In München tritt die Kölner Rockgruppe BAP live auf und der skandal-trächtige Film " In bed with Madonna " wird in Berlin uraufgeführt.

Und in Halle an der Saale, in "Dunkeldeutschland" ( Malocher-Jargon West ) hat sich der selbst ernannte "Kanzler der Einheit" Dr. Helmut Kohl zum Besuch angesagt.
Kohl möchte vor Ort den dortigen Bürgern des neuen Gesamtdeutschland, seinen ungezählten Wählern und der explosionsartig gestiegenen Zahl von Arbeitslosen seinen Dank aussprechen, dass sie - wie viele andere Menschen im so genannten Beitrittsgebiet ( Amtsdeutsch-West )ihn und seine CDU gewählt haben - und wie!

Was als Bad in der Menge, als Lobhudeleiveranstaltung mit Volksnähe und CDU-Propagandaveranstaltung geplant war, endete jedoch alsbald im Desaster.
Blicken wir zurück:
Der Marktplatz in Halle, einer Stadt mit einst 310.000 Einwohner,war zum Bersten gefüllt mit Neubürger des freien Deutschlands, als der Bundeskanzler Kohl am 10. Mai 1991 dort eintraf. Die Stadt zeigte sich damals noch grau in grau (Einheitsfarbe Ost )und war so weit weg von den in der euphorisierten Rede des BRD-Kanzlers versprochenen " blühenden Landschaften ", wie die Erde dem Saturn.


Kohl 1991 war voller Zuversicht, voller Tatendrang. Der Saumagen-Fan aus der Pfalz hatte es geschafft. Er war auf dem Zenit seiner politischen Karriere, als er bei einem Besuch dieser Stadt, die ihm Jahre zuvor wohl weder bekannt war noch sonst interessiert hatte, von jugendlichen Demonstranten mit Eiern, Tomaten und Farbbeuteln beworfen worden. Er ging daraufhin erbost auf die Angreifer zu, die Bilder von Halle gingen um die Welt.

Kohl tobte und titulierte die Werfer als "Plebs" und "Mob", von denen er sich nicht " klein kriegen lassen würde. " Ja, wer so groß auftrumpft, der muss sich auch nicht klein machen, wenn ihm des Volkes Zorn ins Gesicht schlägt.

Der entlarvte Einheitskanzler als verkappter Preisboxer?

Die Eierwerfer von damals sind längst in der breiten Masse der Einheitsgebeutelten oder vielleicht Wendegewinner zurück gekehrt.
Ihre Wut von damals hat sich - möglicherweise - längst gelegt und ist - möglicherweise - in Aparthie, Resignation oder Motivation umgeschwenkt.


http://einestages.spiegel.de/static/entry/helmut_kohl_verdruckster_patriarch/29076/eier_auf_kohl.html?o=position-ASCENDING&s=0&r=48&a=3982&of=9&c=1
Was noch zum Ende des Jahres 1989 und auch im Folgejahr 1990 in wahren Begeisterungsstürmen endete - nämlich ein Besuch des Kanzlers aus Bonn, schlug nach dem der Vereinigungsrausch verflogen war und eine Katerstimmung sich sukzessive breit machte, oft in Enttäuschung um.

Eierkopf-Kohl hat seine eigene Wut über die undankbaren aus der Ex-DDR, aus Ostdeutschland, aus dem Beitrittsgebiet schnell verarbeitet. Das Tagesgeschäft des "Bimbes"-Kanzlers sah wichtigere Termine vor, als jenen einst in Halle und mit Eierwerfern hatten sich vor und auch nach ihm andere Geistesgrößen zu beschäftigen:



Elf  politische Eierwürfe

10.5.91
Halle, Helmut Kohl
(Treffer :>> )
20.12.95
Berlin, Eberhard Diepgen
(Treffer :>> )
03.07.2001
Berlin, Edmund Stoiber
(Treffer :>> )
14.09.1979
Essen, Franz Josef Strauß
(Treffer :>> )
30.07.2002
Magdeburg, Edmund Stoiber
(verfehlt :( )
26.07.1993
Bayreuth, Edmund Stoiber
(Treffer :>> )
24.08.2004
Wittenberge, Gerhard Schröder
(verfehlt :( )
16.07.1992
Potsdam, Ali Akbar Welajati (iranischer Aussenminister)
22.10.1992
Dresden, Queen Elisabeth II.
(verfehlt :( )
28.08.1996
Leer, Jochen Borchert
(Treffer :>> )
15.04.2011
Wiesbaden, Bundespräsident Wulff,
(verfehlt,Personenschützer getroffen,Jackett bekleckst :( )

Rekordhalter: Stoiber - Fazit: versenkt

(Quelle: 1-10 ringels randnotizen, isbn 3-596-16848-1, s.fischer verlag, 2005 )

Ei,ei, ei, Verpoorten - Verpoorten aller Orten!
Quäkte in den 60er Jahre die Werbung aus den Fernsehlautsprechern der ARD. Im WiWu-Land gings noch aufwärts.
3 Dekaden später sollte dieses Konzept auch auf die Neuen Bundesländer übertragen werden. Blühende Landschaften sind es indes nicht geworden, wohl aber westdeutsche Verhältnisse und das ist immerhin auch etwas.

Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Armer Ede! ;o)

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