Das Duell im Ersten.



Nachdem die alte Dame " Tagesschau " die kollektive Trauer um das abgegangene CL-Endspiel " dahoam " in der bayrischen Landeshaupstadt in epischer Breite gezeigt hatte, der Polizeiruf die Ödnis der bundesdeutschen Fernsehkrimi - Landschaft erneut unter Beweis stellte, gab " the Master of Talk " sein Stell-dich-ein. Dieses Mal durfte nicht aus Mündern, Kehlen und mit sechs Stimmen gleichzeitig wirr durcheinander geredet werden, sondern es kam zum Duell nach US-amerikanischem Muster. Geladen hatte Meister " Mister " Jauch den möglichen K-Kandidaten Peer Steinbrück und den sich noch in der gleichen Partei befindlichen Ex-Finanzsenator und das Ex- Bundesbank -Vorstandsmitglied Dr. Thilo Sarrazin.

Der landesweit bekannte Provokateur hat ein weiteres Buch geschrieben, das demnächst veröffentlicht wird und den viel sagenden Titel trägt " Europa braucht den Euro nicht ". Auch bei dem neuen Buch des studierten Volkswirtes werden sich die Geister scheiden. Sicherlich nicht in jener oft unversöhnlichen Art und Weise wie es bei seinem reißerischen Werk " Deutschland schafft sich ab " der Fall war, aber Sarrazin kann auch damit alle Male Staub aufwirbeln.

Da saßen sich denn die beiden Wirtschaftsfachleute gegenüber und blieben - trotz der gemeinsamen Parteizugehörigkeit - beim distanzierten " Sie ". Nun ja, es ist nicht zwingend vorgeschrieben, dass sich Genossen duzen; insbesondere dann nicht, wenn sie mit ihren Meinungen Lichtjahre voneinander entfernt sind. Wie bereits bei den Diskussionsrunden mit dem Rabulistiker Sarrazin vor 2 Jahren anlässlich dessen Buchveröffentlichung, gab es Proteste im Vorfeld und so gar vor den edlen " Gasometer " in Berlin. Dieses ist der Wahl-Berliner ja längst gewohnt und so argumentierte er auch ganz im Stil seines Buches " Europa braucht den Euro nicht ".

Das im " Kopp " - Verlag erschienene Machwerk umfasst 350 Seiten und ist regulär für 22.99 € zu erwerben. Der Verlag selbst bewirbt den Schinken so:

"  Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin meldet sich nach seinem Sensationserfolg von Deutschland schafft sich ab jetzt erneut mit einem provokanten Buch zurück: Europa braucht den Euro nicht.
Mit der drohenden Staatspleite einzelner Länder hat der Traum von der Europäischen Währungsunion seinen Glanz eingebüßt und seine Risiken offenbart. Angela Merkels Diktum »Scheitert der Euro, dann scheitert Europa« versucht die Währungsfrage in einen größeren Zusammenhang zu stellen.
Das tut auch Thilo Sarrazin in seinem neuen Buch, aber auf andere Weise und mit anderen Ergebnissen. Er zeichnet die verheerenden Resultate politischen Wunschdenkens nach und stellt die Debatte vom Kopf auf die Füße.
Thilo Sarrazin ist einer der profiliertesten politischen Köpfe der Republik. Seine fachliche Kompetenz in Finanzfragen gepaart mit dem Mut, unbequeme Wahrheiten auszusprechen, hat ihn in viele wichtige Ämter gebracht. Zuletzt war er Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Nach der Veröffentlichung seines Buches Deutschland schafft sich ab schlug jedoch das mediale Inquisitionstribunal der »Heiligen Political Correctness« wieder zu und Thilo Sarrazin musste diesen Posten räumen. "

- Zitatende aus: http://www.kopp-verlag.de/Europa-braucht-den-Euro-nicht.htm?websale7=kopp-verlag&pi=117134&ci=000134&ref=adwords&subref=europa%20braucht%20den%20euro%20nicht

Im gleichen Verlag vertreibt auch Eva Hermann ihren neusten Schwachsinn mit dem Titel " Das Medienkartell " sowie eher unbekannte Autoren, wie ein Bruno Banduleit u.a. das Buch " Gebt uns unsere D-Mark zurück! ". Neben allerlei Blödsinn aus den Bereichen der UFOlogie, der Esotherik und sonstiger Pseudo-Wissenschaften, schlägt der in Rottenburg ansässige Verlag eine klare Linie gegen die angeblich " linke " Meinungsmehrheit ein.
Dass Sarrazin dort bestens aufgehoben ist, dürfte unstrittig sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag

Zurück zu seinem Buch, das er inhaltlich auf eine Behauptung der Bundeskanzlerin Angela Merkel aufbaut, die einst propagierte " Scheitert der Euro, scheitert Europa !" und diese Hypothese mit dem üblichen Beiwerk von Zitaten sowie Statistiken zu sezieren scheint.

Sarrazin rechnet damit aber auch mit der gegenwärtigen Euro-Politik und den laufenden Rettungsmaßnahmen ab: „Wenn ein Land unter der Disziplin der gemeinsamen Währung nicht leben kann oder will, so soll es jederzeit frei sein, zu seiner nationalen Währung zurückzukehren.“, fordert der Autor und ist der Ansicht, dass durch die zahllosen vergeblichen Rettungsmaßnahmen längst „nach außen der Eindruck der deutschen Erpressbarkeit“ entstanden sei. Wenn die Währungsunion funktionieren solle, erfordere dies, dass sich alle Mitglieder „mehr oder weniger so verhalten, wie es deutschen Standards entspricht“.

Sarrazin analysiert in seinem neuen Buch aber auch die mutmaßlichen Lebenslügen der kriselnden Gemeinschaftswährung und erinnert  sich daran, wie es aus seiner Sicht zu dem angeblichen Desaster Währungsunion kommen konnte: Nach einer Serie von Vertragsbrüchen hätten die Rettungspolitiker um Kanzlerin Angela Merkel die Europäer mit einer Drohung auf ihre Seite zu ziehen versucht: „Scheitert der Euro, scheitert Europa.“ An dieser Behauptung verbeißt sich Sarrazin lustvoll – und will sie widerlegen. Das mag ihm vielleicht gelungen sein, denn Merkels Behauptung steht auf tönernden Füßen. Der Euro ist nur in einem Teil der EU Gemeinschaftswährung und hat bislang auch nur dort zu erheblichen finanziellen Verwerfungen geführt.

Sarrazin ist sicherlich ein  Finanzexperte, der weiß wovon er spricht. Er war 1990 im Bundesfinanzministerium verantwortlich für die Einführung der gesamtdeutschen D-Mark. Und er prognostizierte als einer der Ersten schon im Mai 2010, dass sich der Schulden-Dauersünder Griechenland als Problemfall erweisen werde: Die Sparpläne der Regierung seien „irreal“.
Er wehre sich deshalb  gegen die Tendenz, dass Deutschland jenseits des Euro auch noch die Schulden anderer Länder übernehme wegen der Schuld der Vergangenheit. Dieses alles behauptete Sarrazin den auch in der Diskussionsrunde bei Günther Jauch an jenem Sonntagabend.
Er forderte dort, dass zwischen den Finanzkrisen in den Ländern wie Griechenland und der Gemeinschaftswährung sowie deren Aufgabe als gemeinsames Zahlungsmittel und der angeblich vorhandenen Verpflichtung der BRD, für die Schuld der Deutschen aufgrund des Zweiten Weltkriegs differenziert werden müsse.

Während er mit dem Ex-Minister Steinbrück hierüber diskutierte,behauptete Sarrazin, dass schon Altkanzler Helmut Schmidt Ende 2011 auf einem SPD-Parteitag einen Bogen geschlagen habe von der deutschen Schuld am Holocaust bis hin zur gemeinsamen Währung. Steinbrück warf Sarrazin vor, Schmidt falsch zu zitieren. Schmidt habe gesagt, wenn die Ur-Motive der europäischen Integration und die deutschen Verpflichtungen aus der Geschichte nicht präsent seien, dann fehlten die politischen Voraussetzungen zur Lösung der derzeitigen prekären Lage in Europa. Dem stimme er voll zu, sagte Steinbrück: „Deutschland hat eine europapolitische Verantwortung.“ Daraus ergäben sich Solidaritätsverpflichtungen, um eine Erschütterungsdynamik in Europa zu verhindern.

Steinbrück warf Sarrazin eine platte ökonomische Analyse vor und nannte einige Thesen „Bullshit“. Der Euro bedeute nicht nur Binnenmarkt und Währung, sondern auch europäische Zivilisation.
Das eher komplizierte und komplexe Thema konnte in der Sendezeit natürlich nicht tief schürfend erörtert werden. Festzustellen bleibt aber dennoch, dass der Meister der Vereinfachung Sarrazin mit seinen nationalistisch angehauchten Forderungen und kaum belegten Behauptungen wieder einmal aus dem Dunstkreis der Stammtisch-Besucher jene Ressentiments hervor zieht und sie verkaufsträchtig unter seine vielschichtige Leserschaft streut. Was Sarrazin damit erreichen möchte dürfte auch klar sein: Griechenland oder auch andere schwächelnde Euro-Länder sollen aus dem Verbund heraus und damit den Euro selbst absolet werden lassen, damit die DM-Nostalgiker zum Zuge kommen.
Bei derart viel Naivität des Buchautors bleibt nur eins: Das Buch erst gar nicht kaufen!



Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Na das hat die Welt gebraucht - ein neues Buch des Thilo O.! Toll... Das eigentlich interessante ist aber, dass davon jedes Mal ganz ordentliche Stückzahlen verhökert werden... wer das wohl kauft? Kenne niemanden.

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