Hummelflug

Die jetzt Fußball lose Zeit macht einem Anhänger des populären Rasensports so richtig rastlos. Was soll er denn am Samstagabend ab 18.00 Uhr von der Sportschau erwarten, wenn kein Fußball in den Ligen gespielt wird? Wie sieht denn das Programm des ZDF - Langweilers ASS eine Stunde vor Mitternacht an diesem Tag aus? Oder welche Berichte finden sich denn am Sonntag in der ZDF - Sportreportage oder in der danach folgenden ARD - Sportschau?

Ruhelos zappte ich denn auch am Sonntagnachmittag in den Kanälen herum, ehe ich dann doch bei der ZDF - Sportreportage hängen blieb und die brachte unter anderem einen Bericht über das Formel1 - Rennen in Monaco, dem Fürstentum und Reichen - sowie Steuerhinterzieherparadies. Da jagten die hoch gezüchteten vierrädrigen Monster in den engen und dafür eigens abgesperrten Gassen und Straßen herum und herunter. Einer gegen Alle, alle gegen einen und natürlich für Geld.

Wüsste ich es nicht, dass es sich dabei um Sport handelt, so hätte ich doch erhebliche Zweifel, dass dieses um die Runde fahren, einen Wettkampfaspekt haben könnte. Die High - Tech - Geschosse, die für Millionen konstruiert und im Rennen - bestenfalls - nach einer bestimmten Anzahl von Runden die Ziellinie überfahren, sehen schon Furcht erregend aus. Wenn sie dann am Start aufeinander losgelassen werden, sich touchieren, drehen oder so gar überschlagen.

Da sind riskante Überholmanöver zu sehen und ausgeklügelte Boxenstopps. Vor den Augen der monegassischnen Fürstenfamilie zeigt der Renn-Zirkus jedes Jahr wieder, was in ihm steckt: viel Moneten, Prestige und Technik.

Tja, und während in dem stark verkürzten Beitrag des ZDF über den Großen Preis von Monaco nur kurz und knapp der Rennverlauf geschildert wurde, erinnerte ich mich an eine Schilderung eines Bekannten aus Ostfriesland, der Ende der 90er und in den ersten Nachmilleniumsjahren zu den Rennen auf den Nürburgring und der Strecke am Hockenheim fuhr, um den Motorzirkus dort live zu sehen.
Billig waren die Eintrittskarten schon damals nicht, beschwerlich war auch die Anfahrt, denn der ostfriesische Fan musste bereits in den frühen Morgenstunden mit dem Zug aufbrechen, um rechtzeitig vor dem Rennbeginn einzutreffen.

Da hatten es die Rennsportfreunde, die sich rülpsend und laut furzend nach und nach zu ihm gesellten besser. Die wohl beleibten Herren, mit leicht ergrautem, oft schon sehr schütteren Haar oder Halbglatze waren bereits eine Woche vor dem Großereignis angereist, kampierten auf dem Veranstaltungsgelände im Zelt, Caravan oder Wohnmobil, grillten, soffen und gröhlten dort lauthals die Deutsche Nationalhymne, als mal wieder Michael Schuhmacher das Rennen gewann.

Nun, lange ist´s her! Michael S. fährt immer noch - oder exakter formuliert: schon wieder -, allerdings jetzt hinter den anderen, wie Vettel, Webber oder Alonso, Rosberg und wie sie sonst noch alle heißen, hinter her.
Immer mit dem gleichen infernalischen Krach der Motoren, die derart hoch getunt sind, dass ihr Geräusch sich anhört, wie ein Schwarm Hummeln, die gerade zum Hochzeitsflug ansetzen.
Es gibt sicherlich andere Sportarten, deren martialische Ausübungsweise und deren undurchsichtige Regeln, einen Laien zur Verzeifelung bringen. Rubgy etwa, American Football auch oder Baseball, sind für mich Böhmische Dörfer. Und das einschläfernde Plop.Ploooop,Plooooop, manchmal kombiniert mit orgiastischem Gestöhne der weiblichen Kontrahentinnen oder lautem Gegrunze der männlichen Pendanten, dürfte neben dem Halsverrenkungsaktivitäten der Zuschauer zu den eintönigen Sportarten gehören, die sich der Interessierte bestenfalls am Rande ansehen sollte.

So summten denn die Herren in ihren motorisierten Raketen noch immer über den Bildschirm, während ich die Kaffeemaschine anwarf und diese in Kombination mit den eigenen Betriebsgeräuschen, eine wahren Technomusik - Rhytmik produzieren: " Mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmhhhhhhhhh,mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmhhhhhhhhhh,mmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmhhhhhhhhhhhhhhh,ratatatatatata,ratatatata,ratatatata!
Urheberrechtlich schützenswert ist dieser infernalische Lärm leider nicht, weil er nämlich - anders als der " Hummelflug " von Rimski - Korsakows, leider keine eigenen schöpferischen Gedanken wieder gibt. Muss er auch nicht, denn wenig später war der Gesumme eh vorbei!

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