Kaiserwetter - Kaisermania - Kaiserschmarrn

Das profane Leben hält für den Durchschnittsbürger viele Ereignisse bereit, auf deren Wiederkehr, er ( sie natürlich auch ) sich mit einer Sicherheit einstellen kann, die der des gestellten, nostalgischen Weckers gleich kommt, denn dieser ist ja nicht auf eine Stromquelle angewiesen, die eventuell ausfällt. Analog zu dem Circle of Life, den Vier Jahreszeit und dem Wechsel von Tag und Nacht, gehören jene Ereignisse dann in das Register des Unwiederbringlichen. Die Geburtstage zählen hierzu,denn sie sind jedes Jahr einmalig,der 1. Januar bis 31. Dezember eines jeden Jahres ist dazu zu zählen und - dieses gilt jedoch nur für die Stadt Dresden - der Auftritt des Bettelbarden mit dem bellenden Bariton - Roland Kaiser, mit bürgerlichem Namen Ronald Keiler, geboren am 10. Mai 1952 in Berlin ( West ).

" Rolly " Kaiser, einst angetreten die schlechte Welt durch noch schlechtere Lieder und mittels Wein, Weib und Gesangs zumindest für die noch wenigen Anhänger etwas besser zu gestalten, ist Dresden - Fan. Nein, nicht weil er die Frauenkirche, den Zwinger und die Elbterassen so sehr liebt, sondern weil er es genießt, dass hier seine vielen Tausend Fans ihn huldigen und sich, seine Begleitband und ihn selbst in einen kollektiven Freudentaumel versetzen.

Heia, Eia, Auweia! Da ist doch tatsächlich etwas zusammen gewachsen, was eigentlich nicht zusammen gehört. Schlageraffe und Kulursuchende? Aber, wo kein Kläger, da kein Richter. Womit es dem " Rolly " Kaiser vollkommen schnurz, piep - egal sein dürfte, wie er seine dringend benötigte Kohle zusammen klauben kann. Drei Auftritte im August in Dresden: Am 2., am 3. und - wer hätte es für möglich gehalten ? - ein Zusatzschmankerl für die Fans der flachen Poesie, am 9. August. Kaiserwetter gab´s auch noch gratis dazu, auch wenn die Eintrittspreise ab (!!! ) 41 Euro doch saftig sind,denn außer dem Herumstehen und dem Glotzen wie ein Ölgötze und dem obligatorischen Feuerwerk, gibt´s nix Neues vom Kaiser.

Dennoch: " Rolly " kam, sah und siegte, weil der Schlagerfan, die Schlagermamsel ihm in nostalgischer Verklärung der Nach - Wiedervereinigungswehen auf ewig dankbar sein wird, dass uns Roland ab den frühen 90er Jahren fort folgende, es geschafft hat, seinen seichten Nonsens - trotz schlechter Straßen. Verkehrsverbindungen, eher mäßiger Unterkünfte und alledem, in der dritt schönsten Stadt der Bundesrepublik, ergo: der schönsten Stadt Ostdeutschlands immer wieder aufzuschlagen. Da die Kaufkraft inzwischen erheblich gestiegen ist, kann auch ein Kaiser für seine " Open Air " - Darbietung ordentlich in die Tasche der Dresdner Schlager - Enthusiasten greifen und ihnen die Knete für das ewig alte und gleichtönende Gesinge heraus kitzeln. Die angeblich zuverlässigsten Kaiser - Fans aus der Landeshauptstadt und umzu ( es sollen auch Kaiser - Getreuen aus Berlin dabei gewesen sein ) sorgten deshalb dafür, dass beide Veranstaltungen mit 12.000 Besuchern ausverkauft waren.

So lobhudelten denn auch die " DNN " :

Neben Klassikern wie „Santa Maria“ und „Joana“, die erst gegen Schluss gespielt wurden, brachte Roland Kaiser seine Fans mit Liedern wie „Extreme“ und „Frauen wollen immer nur das Eine“ zur Ekstase. Je weiter der Abend voranschritt, desto mehr tanzten sie ausgelassen herum, sprangen hemmungslos in die Luft oder hüpften im Takt der Musik.

Auch die im vergangenen Jahr uraufgeführte Dresden-Hymne „Affäre“ mit Zeilen wie „Dresden du unbesiegte, Dresden du heiß geliebte“ durfte natürlich nicht fehlen. Dabei zeigte sich das Publikum äußerst textsicher und sorgte mit erleuchteten Wunderkerzen für eine romantische Atmosphäre am Elbestrand. Nach unzähligen Zugaben endete das Konzert nach fast drei Stunden mit dem traditionellen Schlusssong „Bis zum nächsten Mal“. "


- Zitatende aus: 

http://www.dnn-online.de/dresden/web/regional/kultur/detail/-/specific/Roland-Kaiser-versetzt-das-Dresdner-Publikum-in-kollektiven-Freudentaumel-2283555640

Hach, bis zum nächsten Mal! Wie schön, wenn der Kaiser bei Kaiserwetter zum 11 Mal seine " Kasiermania " kredenzt, auch wenn er längst nicht mehr singen kann und dafür eine Armada von Begleitakteuren benötigt, um überhaupt die alten Schmonzetten als solche erkennbar werden zu lassen
- so ein Schmarrn, äh, Kaiserschmarrn eben!


Kommentare

Octapolis hat gesagt…
Mein lieber Jürgen, bei aller Liebe, wenn er auch älter wird und schon lungentechnisch mit der zweiten Bereifung fährt, steht Roland Kaiser ja wohl außerhalb jeder Kritik, rein schlagertechnisch betrachtet. Man kann, nein, man sollte, wenn man ihn mit seinesgleichen vergleicht, feststellen, dass er, im Gegensatz zu manch anderen Wegbegleitern, wenigstens seiner Sache treu geblieben ist. Cordalis: kaputt operiert. Carpendale: Unwichtig. Maffay: unglaubwürdig. Das ließe sich ewig fortsetzen. Ich gebe es ohne Umschweife zu: ich habe den Knaben drei mal live gesehen (noch mit Erstbereifung) und war jedesmal geplättet, wenn man die Zuschauerreaktionen und die daraus resultierende Atmosphäre seiner Auftritte erlebt. Warum soll er also nicht in Dresden auftreten? Die Leute mögen ihn und so bekommt jeder, was er will - das Publikum ne geile Show und der Meister ordentliche Kasse, ist nur fair. Abgesehen davon glänzt der Rest des Konzertprogramms an der Elbe ja auch nicht gerade gülden.

Boah, jetzt hab ich, nach dem ich mich an selber Stelle schon mal für die Bee Gees in die Bresche gesprungen bin, auch noch endgültig als Schlagerfreund geoutet. Aber was soll´s. Metalvideos posten kann schließlich jeder Arsch... ;o)

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