Die Spinne in der Dusche - The Spider In The Shower





Der Fluch, der auf einem alten Haus lasten könnte, ist nicht darin zu sehen, dass es darin spukt, wodurch sich einstige Bewohnern in Gestalt von Geistern bemerkbar machen, sondern, wohl eher darin, dass es ungebetenen, sechsbeinigen Gästen ständig Unterschlupf bietet.

Als ich vorgestern der Dusche im Badezimmer mit dem üblichen Waffenarsenal, bestehend aus " biologischer ? " Scheuermilch, einem Schwamm, einen ausrangierten Haushaltstuch und lauwarmen Wasser zu Leibe rücken wollte, krabbelte eine Spinne auf dem Duschwannenboden umher. Vergeblich und verzweifelt versuchte sie, die ca.10 Zentimeter hohe Stahl - Email - Umrandung zu erklimmen, um sodann das Weite zu suchen. Obwohl sie Dutzende Versuche startete, glitt sie ständig wieder ab und rutschte auf den Boden der Tatsachen zurück.
Es sah so aus, als habe Luis Trenker, wie einst mit ungeeigneter Ausrüstung, die Eiger - Nordwand zu bezwingen versucht.

Ich brach mein Reinigungsvorhaben ab und widmetet mich an häuslichen Pflichten, in der Hoffnung, der ungeliebte und ungebetene Sechsbeiner würde es irgendwie doch noch schaffen.
Nach einiger Zeit sah ich wieder in die Dusche und entdeckte die Spinne. wohl völlig erschöpft, zusammen gekauert in der linken Ecke der Duschwanne. Sie hatte ihre Rettungsversuch aufgegeben. Sie resignierte vermutlich, weil sie wahrscheinlich auch keine Kraft für erneute Besteigungsversuche besaß. Es sah wie eine Art Todeskampf aus, den das - immer noch sehr nützliche Tier - zu führen schien. Einen Kampf, den es nicht würde gewinnen können, weil der Duschwannenrand so glatt, wie eine Eisfläche war. Die in etwa nur 2 bis 3 Zentimeter große Spinne bewegte sich zuvor in dem 25 Mal so großen Areal, wie ein gefangener Tiger im Käfig. Es gab eben keine Fluchtmöglichkeit. Nur einige Meter weiter wartete die Freiheit. Bei einem offenen Badezimmerfenster, hätte das Tier sehr schnell und ohne Schwierigkeiten, die Wand hoch klettern können, wäre über den Fensterrahmen, dann innerhalb von ein bis zwei Minuten nach draußen gelangt. In der Duschwanne indes gab es keinen Weg in die Freiheit.

Deshalb drohte der Spinne in der Dusche der sichere Tod. Wenn nicht durch Verhungern, dann zu mindestens, von meinem wild geführten Putzlappen zerquetscht, vom Wasser in den Siphon gespült oder von dort aus den Ertrinkungstod erleidend, in das Abflusssystem weg gespült zu werden, hatte sie sich ihrem Schicksal ergeben.  Rene Never Plü?

Ich betrachtete die arme, dem Tode geweihte Kreatur und erinnerte mich an eine Episode aus dem gemeinsamen Urlaub in St. Georgen ob Murau, der wunderschönen Steiermark, an einem Junitag. Meine bessere Hälfte entdeckte bei dem Duschgang in dem unteren Badezimmer einen schwarzen Sechsbeiner. Nun, die erste Reaktion war die, dass sie - nur leicht bekleidet - meine männlich - heroische Unterstützung bei der Vernichtung des entdeckten Getiers einforderte - und zwar so lautstark, dass es auch unsere älteste Enkeltochter mitbekam.

Nachdem ich die Duschwand von dem Eindringling mittels Massagestrahl aus der Handbrause gesäubert hatte, konnte meine bessere Hälfte ihre Körperreinigung fort setzen.

Doch schon am nächsten Tag zeigte sich der renitente Eindringling wieder. Ich berichtete sogleich von meiner Entdeckung, was unter den vier weiblichen Miturlaubern, blankes Entsetzen verursachte. Eine Spinne im Bad? Nein, dass ist ekelig. Pfui, Spinne, eben!

Ich knetet ein Handtuch, öffnete die Duschwandtür und zielte, wie einst Uli Hoeneß im EM - Finale von 1976 gegen die Tschechoslowakei beim Elfmeterschießen. Der Schlag gegend as Untier ging daneben. Also, es folgte ein zweiter Versuch, den Hoeneß einst nicht bekam. " Krawumm ", der Hieb mit dem zur Wurst zusammen gedrückten Handtuch saß. Volltreffer! Das 5 bis 6 Zentimeter große Dusch - Monster flog auf den Duschwannenboden. Von dort aus entsorgte ich den Kadaver mittel eines Stück Toilettenpapiers in das Klo. Das war´s!

Einen Tag später, die " Riesenspinne " war eigentlich kein Thema mehr, fragte mich unsere höchst besorgte Enkeltochter, groß, in einem lupenreinen Englisch mit irischer Akzentuierung, als sie das Bad betreten wollte:
" Is there the spider in the shower? "

Ich konnte sie vor ihren Gang beruhigen und antwortet: " No! "

Nun hockte mein aktuelles Problem immer noch in der emaillierten Duschwanne. Ich überlegte nur kurz, ob ich mich dieses Problems durch Aussitzen - so, wie einst der Über - Knazler Kohl es zu handhaben pflegte - entledige; ob ich die Rambo - Brutalo - Methode mit dem Wischtusch anwende oder, ob ich den Lebensretter mime und der Spinne mittels Krabbelhilfe, die Freiheit schenkte? Der " Gutmensch " in mir entschied sich für die letzte Variante.

Ich nahm ein Blatt des drei-lagigen Toilettenpapiers, hielt es der Spinne vor die winzigen Beine und ließ sie auf den rauhen Untergrund krabbeln. Dann zog ich das Blatt Papier hoch, schritt zu dem offenen Fenster und wollte das Untier, die Bestie, das sechsbeinige Grauen, nach außen bugsieren. Das Tier hatte sich jedoch inzwischen erholt und schoss in Windeseile über das weiße Papier, kurvte erneut unten herum, nachdem ich ihre Absicht erkannt hatte und das Blatt drehte, krabbelte an meinem Handrücken bis zu meinem Oberarm und wollte sich in Richtung Schulterbewegen, ehe ich mit Hilfe des Papiers, den Flüchtling wieder einholen konnte.
Ich wedelte mit dem Blatt herum und ließ den ungebetenen Gast so nach draußen auf die Terrasse, in die Freiheit fallen.

Jetzt konnte ich meinem Putzfimmel wieder in aller Seelenruhe, ohne störende Spinnenanwesenheit fort setzen.
Es war keine Spinne mehr in der Dusche - " Free Spider ", eben!


" Lucifer´s Freind " und " Mary´s Breakdown " - 1974:







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