Helmut, who?



Die Erinnerung ist eine wundersame Gabe der Natur, die es einem Menschen ermöglicht, durch den zeitlichen Abstand, Dinge so zu betrachten, wie eigentlich nie waren und einem die Möglichkeit zu geben, im gesetzteren Alter, auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können, auch wenn man ( Mann ) innerhalb dieser Spanne nur Scheiße gebaut hat.

Als am Freitagabend die Nachricht vom Ableben des einstigen Bundeskanzlers der BRD und Gesamtdeutschlands, Dr. Helmut Kohl gesendet wurde, hörte ich davon eher zufällig in einem Fernsehbericht . Mein erster Kommentar war deshalb: " Ist Kohl tot? " Wäre mir diese Meldung in der ARD - Tagesschau kredenzt worden, hätte ich vielleicht ein " Ach! Och! Och,nee!" dazu gesagt.

Gedacht habe ich wohl aber eher: " Dieser alte, bräsige Trottel!"

Während die Medien sich in gleichförmigen Lobhudel - Orgien zu den angeblichen Verdiensten des  Alt - Bundeskanzlers ergossen, titelte die " TAZ " mit " Blühenden Landschaften ":
Die Sparten - Zeitung wurde dafür öffentlich gerüffelt. Auch wenn sich der dortige Chefredakteur für den vermeintlichen fauxpas entschuldigte, hatte das einst alternative Organ der vormaligen Ökopaxe im Kern der Sache mehr als Recht.

Dabei war das unhaltbare Versprechen des selbst ernannten Kanzlers der deutschen Einheit nicht der einzige Fehltritt in dessen viel zu langer Regentschaft. Die Parteispenden - Affäre wog viel schwerer als das unhaltbare Versprechen von den blühenden Landschaften in Ostdeutschland. Diese stellte ein viel größeres Lügengebilde dar. Der " Bimbes " - Kanzler wurde deshalb von einigen Teilen der Medien öffentlich vorgeführt. Ob er ab 1990 noch hätte im Amt verbleiben können, war nach der Aufdeckung dieses Mega - Skandals nicht sicher.

Dann kam die Wende. Die einstigen DDR - Bürger wählten mehrheitlich Kohl. In Sachsen bekam seine CDU sogar die absolute Mehrheit. Vergessen waren die Parteispenden - Affäre und alle sonstigen kleinen und großen Schweinereien dieses Kanzlers und seiner Truppe aus CDU / CSU und FDP - Ministern. Sowohl das Privatisieren der damals noch staatlichen Dienstleistungsbetriebe, die vollkommene Liberalisierung der Rundfunk - und Fernsehlandschaft, als auch die gravierenden Einschnitte in das Krankenkassensystem, waren in dieser Form ein riesiger Fehler. Gleiches gilt für den Großteil der abgearbeiteten Treuhand - Aufgaben.

Kohl hatte das einmalige Glück, die geschichtliche Situation, nach dem Zusammenbruch des Warschauer Pakts, aufzugreifen und daraus ein vereintes Deutschland, das später neben Frankreich, das europäische Haus bauen sollte, zu modellieren. Es ist ihm und seinen politischen Freunden jedoch nur zum Teil gelungen.

Nun hat er sich für immer verabschiedet, der Kanzler der deutschen Einheit, der aus den 1980er - und 1990er - sowie  den ersten Nuller - Jahrgängen doch eine erkleckliche Zahl an Verehrern und Bewunderern besaß und wohl auch weiterhin besitzen wird. Da wird vieles verklärt, unvollkommen wieder gegeben und aus dem Zusammenhang gerissen.
Sei´s drum.

Ich habe von diesem Kanzler nichts gehalten, denn er war, wie es sein einst ärgster Widersacher aus den Reihen der Schwesterpartei CSU, der ehemalige bayrische Ministerpräsident Strauß richtig erkannt hatte: " vollkommen unfähig ".

Die genormte Politikermeute drischt indes artig die Beileidsbekundungsphrasen, wird an dem demnächst stattfindenden Staatsakt - ob nun auch auf europäischer Ebene - die übliche Gesichtspflege ableisten und dann zur Tagesordnung übergehen.

Ax Genrich & Band: " Blow Up " - 1975:









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